Kapellen und der Theobald
Bum durchstöbern von des Buches „Die ottonische Stadt“ fiel mir eine Vielzahl von Kapellen auf, die sich mitunter in der ottonischen Stadt befinden konnten. So nennt Herzog Kapellen auf oder neben den Toren in den Immunitätsbezirk und nennt dazu u.a. Martinskapellen in Osnarbrück und Eichstätt, eine Laurentiuskapelle der Hablerstädter Domburg, aber auch eine Martinskapelle neben dem Osttor der Pfalz Goslar, die mir bisher unbekannt war.
Ebenso weist er auch auf Sitze der Kanoniker innerhalb dies Immunitätsbezirkes hin, deren Gebäude aller wohl mit einer Kapelle in der ein oder anderen Form ausgestattet waren, ebenso wie zahlreiche Adelssitze im Umfeld mit Kapellen.
Ganz zu schweigen von dem umgebenden Kirchenkranz aus Klöstern und etwaigen Marktkirchen.
Nun gibt es ja in Trebur immer noch das Gerücht einer weiteren Kapelle. Einer Theobaldskapelle. Einziger Haken an der Sache: Es gibt keinen Beweis einer solchen Kapelle, einzig ein Theobaldsfeld weist darauf hind, das heute überbaut und von der Theobaldsstraße durchzogen wurde. Der westliche Grabenabschnitt der das Dorf umgab wurde danach Theobaldsgraben genannt. Der Rheinische Antiquarius hingegen erwähnte einen anderen Namen der sich aber exakt auf Theobald bezieht:
Desgleichen findet man auch noch Kennzeichen von vier allda gestandenen Kirchen, als von St.Albani, St.Maria, dabey jetzt die St.Ewaldschule steht, und nach Rüsselsheim zu von St.Ewaldsfeld, imgleichen von der St.Laurenzkirche.
Die Schule hieß aber nie St. Ewaldsschule, nicht mal so ähnlich, sondern war immer nur die Knabenschule. Meiner Auffassung nach hatte der Autor mit dem lokalen Dialekt zu kämpfen und machte aus Theobald einen Ewald, was bei der hiesigen Neigung aus einem „b“ ein „w“ zu machen nicht schwer fällt.
Ich versuchte daher noch einmal alle Möglichkeiten für eine Theobaldskapelle durch zu spielen um zu erfahren ob diese ominöse Kapelle in einem Zusammenhang mit der ottonischen Stadtbildung in Zusammenhang steht. Mein Gedanken gingen dabei von Marktkirche bis zur Kapelle eines Adelshofes, ich konnte jedoch keinerlei Kontext bilden. Dies veranlasste mich dazu die potentielle Weihe zu überprüfen, also St. Theobald und St. Ewald.
Heilige Theobalde die grob passen könnten sind dabei Ubald von Gubbio (+1160), Thibaut von Provins (+1066), Thibaut von Vaux-de-Cernay (+1247) und Thibaud von Vienne (+1001). Sie stammten aus Italien (Ubald) oder aus Frankreich. Ihre Verehrung in unserem Teil des Reich hält sich in Grenzen und nur Thibaud von Vienne würde ins Zeitfenster passen.
Als Träger des Namens Ewald kommen nur Ewald der Schwarze und Ewald der Weiße in Frage. Zwei Angelsachsen deren Beinamen von ihrer Haarfarbe her rührt. Sie erlitten um 692 bei der Sachsenmission den Märtyrertod. Sie würden in den Zeitrahmen passen, jedoch beschränkte sich ihre Verehrung auf den Kölner und westfälischen Raum.
Die Prüfung sämtlicher Weihungen der Umgebung anhand von Barbara Demands „Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains“ verlief ebenso Negativ. Es finden und fanden sich keinerlei Ewalds oder Theobalds Weihungen in der Region.
Ich komme daher mehr den je zu dem Schluss das es gar keine Theobaldskapelle gab. Der Name Theobaldsfeld und Theobaldsgraben könnten daher her Verballhornungen eines vollkommen anderen Namens sein, oder aber nur besitzanzeigend sein. D.h. ein Theobald besaß dieses Feld und der Volksmund wies es später dem Heiligen gleichen namens zu.
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