Das (Raub-)Fundgut von Bingerbrück
Es war eine Nachricht im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen und der Welt die am vergangen Freitag fast unterging. In Bingerbrück hatte ein Rentner begonnen Gerümpel aus einer alten Kalkfabrik, einem Abbruchgebäude, zu räumen. Dabei stieß er auf modrige Bananenkisten. In diesen entdeckte er bergeweise Keramik. Mittelalterliche Keramik. In den Töpfen befanden sich Zettel mit Jahr und Fundort, fein säuberlich notiert. Und mehr noch. Die Kopie eines Versteigerungsvertrages des Auktionshauses Sothebys von 1990 über die Versteigerung eines römischen Kindersargs. Der Rentner war auf das Lager von Raubgräbern, der sogenannten „Viererbande“ gestoßen, die in den 70er Jahren in Mainz gezielt Baugruben abgegrast hatten. In einem Beitrag vom 11.2. spricht die Frankfurter Allgemeine nun ein wichtiges Problem an:
Trotz einer vergleichsweise großflächigen Altstadt und entgegen dem Wissen, dass dort unter der Erde jede Menge Funde zu erwarten sind, hat die Stadt keinen Stab für Mittelalterarchäologie. Vor allem aber sind Archäologie und Denkmalpflege hoffnungslos überlastet, denn wie jede deutsche Großstadt weist auch Mainz in seinem Zentrum fortwährend Baustellen auf, werden an den Straßenrändern der Innenstadt permanent Kanäle ausgehoben oder neu verlegt – ein Paradies für Hobbyarchäologen, das niemand wirklich bewacht.(Quelle)
Doch ganz so klar wie zunächst vermutet scheint der Fund nun doch nicht zu sein, denn viele der Funde tragen Inventarnummern. Möglicher Weise waren sie entwendet worden als das Landesmuseum zwecks Renovierung geschlossen hatte mutmaßt die Frankfurter Allgemeine. Auch die Welt mahnt an sich mehr um die heimische Archäologie, und auch dem Mittelalter zu zuwenden. Wobei hier aber immer wieder Punkte vermischt werden.
Zum Einen haben wir ein Problem mit sogenannten „Raubgräbern“, wobei in diesem Fall wohl auch profaner Diebstahl eine Rolle gespielt haben könnte. Dann haben wir den althergebrachten Mangel am Mediävisten. Und allem vorran kämpfen Museen, Universitäten, Denkmalpflege und Wissenschaftler allgemein mit akutem Geldmangel.
Erst mit dieser Kombination, gepaart mit Desinteresse, ermöglichte es einer Gruppe von Personen kistenweise Fundgüter zusammen zuglauben, zu horten und wohl auch zu verkaufen.
Mit Sicherheit handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs. Wer weiß schon was in Mainz oder anderen Orten bereits zusammengerafft wurde, verhökert wurde oder noch in Kellern vor sich hin rottet. Es wird enflich Zeit das man sich diesen Vorfall mal zu Herzen nimmt und etwas ändert. Leider vergammelt aber die Nachricht auf Lokalzeitungen und in den Feuilleton deutscher Zeitungen.
Den Dank mich auf diesen Fall aufmerksam gemacht zu machen gebührt Peter Brunner
Wenn man Archivalia liest, braucht man keinen Hinweis von Brunner:
http://archiv.twoday.net/stories/664972980/
Danke für die Blumen, aber tatsächlich verdient gemacht hat sich da nur der auch sonst verdienstvolle Dieter Bartetzko, der das für die FAZ recherchiert und berichtet hat. Und ein Bericht im Feuilleton der FAZ ist auch an einem ziemlich prominenten Ort und nicht „vergammelt“.
Graf las ich grade erst – es schadet nix, ständig Archivalia, die FAZ, geschwisterbuechner.de und unsere Posts in G+, twitter und facebook zu lesen – deshalb schreiben wir’s ja …