Mantelgedanken
Ich sitze einmal wieder im Hotel (seltsamerweise bekomme ich dann immer Anfragen die ich schlecht ohne meine Material zuhause beantworten kann) und mache mir immer noch Gedanken um Rechteckmäntel.
Grund ist natürlich das ich mir einen Neuen machen will und schon mal die Sachen zurecht legen möchte.
Ich habe mir in der Vorbereitung dazu noch einmal einige Abbildungen zu Gemüte geführt und dabei einige Feststellungen gemacht.
Der Stuttgarter Psalter hat einige interessante Abbildungen an Mänteln zu bieten. Sie sind so interessant das sie sogar verwirren. So sind immer wieder Streifen oder Quadrate auf den Mänteln zu sehen. Ihre Position entspricht denen des byzantinischen Tablion.
Das Tablion ist ein quadratisch oder rechteckiges Element auf byzantinischen Mänteln des Kaiserhauses, bzw. von Hofbeamten. Eine der bekanntesten Darstellungen eines Tablion ist am Mantel Kaiser Justinians auf den Mosaiken in San Vitale Ravenna zu sehen. ( siehe hier )
Doch auf einer karolingischen Abbildung byzantinische Mäntel? Und dann auch hin und wieder falsch dargestellt, denn das Tablion befíndet sich hin und wieder auch auf der Innenseite des Mantels, wie im rechten der beiden oberen Bilder.
Der Stuttgarter Psalter und der byzantinische Chludov Psalter greifen beide auf eine ältere aber unbekannte Vorlage zurück. Es ist nicht ungewöhnlich das man so vorging und zum Teil einfach Figuren appauste. Und das auch schon mal Spiegelverkehrt. Da aber Pergament nicht zum durchpausen gedacht ist, konnte schon einiges schief gehen. So rutschte wohl ein byzantinisches Tablion nach innen. (Interessant ist auch das diese Abbildungen nur im ersten Drittel zu sehen sind)
Farbwechsel und changierende Eigenschaften
Die genauesten bzw. detailreichsten Darstellungen von Mänteln sind sicherlich die Mäntel auf Herrscherabbildung. Als Beispiele seien hier das Lothar Evangeliar,und sämtliche Darstellungen Karls des Kahlen, wie Psalter, Evangeliar, Bibel von St. Paul und Vivians Bibel genannt.
An diesen Mänteln fällt vor allem ihre Farbgebung auf. Sie sind fließend mit elegantem Faltenwurf dargestellt. Ihre Farbe besitzt meist einen roten Grundton der im Faltenwurf golden erscheint. Es ist anzunehmen das es sich hierbei um Seidengewebe handelt.
Der Wechsel der Farben im Faltenwurf ist dabei kein Hexenwerk. Tatsächlich gibt es beispielweise indische Dupionseiden die in Kette und Schuss andersfarbige Seiden nutzen und einen solchen Effekt erzielen. Auch mit anderen Geweben sind ähnliche Effekte erzielbar.
Vor kurzem hatte ich mich mit Silvia Bestgen von ZeitenSprung Handwebereien unterhalten. Diese hatten für und auf Anregung des Schleyfischers Jörg Nadler ein Diamantköper Wollgewebe aus blauer und roter Wolle hergestellt. Dieses Gewebe hat unglaubliche changierende Farbeigenschaften. So reicht die Farbpalette von Rot über Lila zu Blau und wechselt die Farbe je nach Blickwinkel. Dabei hat es einen seidigen Glanz ohne aus Seide zu bestehen. Inzwischen habe ich ein ähnliches Textil noch einmal gesehen, aber wohl industriell gewebt, dwelches bei weitem nicht an diese Eigenschaften heranreicht. Auf Fotos geht dieser Effekt allerdings ziemlich verloren.
Kein Kontrast
Ein Gedanke den ich für meinen Mantel hatte war einen Kontrast hinein zu bringen. Also ein kontrastierendes Futter zum Mantelstoff zu wählen, aber ich musste feststellen das keine Abbildung einen solchen Kontrast lieferte. Sie erschienen immer gleichfarbig zu sein.
So ist dann auch der vermutliche Futterstoff des Reitermantels Heinrich II. genauso blau wie der Deckstoff, besitzt jedoch eine andere Webart die ein Wabenmuster erzeugt.
Dagegen ist der Rand farblich abgesetzt. Hier kann man oftmals lesen das es sich möglicherweise um Webborten im Textil handelt. Also eingewebte Brettchenborte beispielsweise. Wenn aber ein aber zwei Textilien, also Mantelstoff und ein Futterstoff verwendet wurden, macht eine solche Borte wenig Sinn. Vielmehr sollte dann ein andersfarbiger Saum aufgenäht gewesen sein.
Da ich meinen neuen Mantel als rein repräsentativen Mantel gestalten möchte sieht meine Planung nun wie folgt aus: Ich werde einen changierenden Dupionseidenstoff verwenden, wobei ich mir über die Farbe noch nicht sicher bin. Entweder wird es rot mit einem gelben Einschlag, oder aber rot einem blauen Einschlag. Träger wird eine dünner, roter Walkloden. Da der Mantel rein repräsentativ sein soll wird er nicht zum Umschlagen im oberen Drittel gedacht sein, aber er soll sowohl mit der Wollseite außen, als auch mit der Seidenseite nach außen tragbar sein. Also quasi ein Wendemantel.
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