Politisches und kirchliches Werden südlich des Mains bis zum 9. Jahrhundert nach Demandt
Demand beginnt Ihr Buch mit der politischen und kirchlichen Erfassung des Gebiets zwischen Rhein, Main, Mudau und Neckar bis zum 7. Jahrhundert. Dabei sieht sie Odenwald und die bewaldete Dreieich als Siedlungsfeindlch an. Sie schlägt einen Bogen von Kelten bis zur fränkischen Landnahme.
Hier sieht sie das Main und Rheintal, sowie die Ebene um Dieburg dicht besiedelt, wobei der fränkische Siedlungsimpuls von Worms und Mainz gekommen sein soll. Sollte vor den Alamannen schon über Mainz der christliche Glaube in der Region Verbreitung gefunden haben, so sollte er mit den Alamannen verschwunden sein und erst wieder durch die Franken im 6. Jahrhundert Einzug gehalten haben, wobei diese im Umkreis von Mainz und Worms stattfand. Als Hinweis darauf sieht Demandt den Remigo Grabstein aus Goddelau. Eine gezielte Missionierung wäre daher erst ab dem späten 7. Jahrhundert zu sehen. Als Beleg wird die Weihe der Dionysiuskirche Nilkheim durch den Mainzer Bischof Rigobert (Rigibert) angeführt die das Vordringen des Christentums Main aufwärts nach Aschaffenburg im frühen 8. Jahrhundert belege.
Demandt versucht nun einen Blick auf die politische Situation nach dem 7. Jahrhundert zu werfen. Sie nimmt ein stärkeres fränkisches Interesse an der Region an, ausgelöst durch die politische Hinwendung der Hausmeier nach Sachsen und Thüringen. Als wichtigste Verbindung sieht sie die Linie Worms, Neckar, Kraichgau , Taubertal zum Main hin. Als Hinweis sieht sie hier Ortsnamen mit -heim und -stadt.
Sie widmet sich nun den Verwaltungseinheiten, deren namentlichen Ursprung möglicherweise aus römischer Zeit übernommen sein könnten (Lobdengau von Lopodonum für Ladenburg) und deren Entstehung sie im späten 7. und frühen 8. Jahrhundert sieht. (vergleiche oben)
Der Großteil der Region befand sich in königlicher Hand. Für meine Region bedeutet das die Entstehung des Rheingaus von Lorsch bis Lorch, der sich nördlich an den Lobdengau anschließt, wobei der nördliche Teil den Königssondergau (Kuningesssundera) bildet.Die Ostgrenze ist nur in Teilen nachvollziehbar. Der östliche Teil des Rheingaus bildet Langen (Belingen und Rodau sind bereits Maingau. Auch Heppenheim zählt noch zum Rheingau, wobei die Heppenheimer Mark eine Ausbuchtung darstellt, die, so Demandt, auf ein Bestehen vor der Gründung des Rheingaus zurückzuführen sei.
Sie Rekonstruiert daher die Ostgrenze des Rheingaus mit den Ostgrenzen der Marken Schwanheim, Langen, Gerau, Bessungen, Ramstadt und Heppenheim. Der erste bekannte Verwalter dieser Region ist der 764 als „illustris rhenensis pagi comes“ erwähnte Cancor, der Gründer des Klosters Lorsch. Cancor Graf im Rheingau stellt gegenüber den anderen Verwalttern der Gau eine besondere Persönlichkeit da, da sich sein Stammbaum recht genau verfolgen lässt. Er stammt aus dem Haus der Robertiner/Rupertiner , dem später auch Hugo Capet entspringen wird. (Siehe Wikipedia)
Parallel mit der politischen Erfassung des Gebietes erfolgte die Kirchliche, so Demandt. Hier verwundert mich etwas der Satz: „Mit der auflebenden politischen Aktivität der Karolinger wurde das Land rechts des Rhein bedeutsam (…)“, er kollidiert mir etwas mit der Bedeutungsteigerung unter den Merowingern. Naja, nach oben ist eben Luft und steigern kann man sich immer.
Sie geht von einer Missionierung entlang der Flüsse aus, wobei das Mainzer Stift verkehrgünstige und bedeutende mit Eigenkirchen besetzten Orte besetzt. (Hierzu würde auch Trebur zählen)
Weiterhin sollte die kirchliche Expansion für die Dreieich vomRhein und Main her, für den östlichen Odenwald von der Region um Groß Umstadt, entlang Mümling und Gersprenz erfolgt sein.
Die Mehrzahl der im der Region sollte durch das Königtum, verbunden mit dem Reichsadel, errichtet worden sein. Eine Verbindung von Pfarreien über den Lauf des Altneckars hinweg, über die Weschnitz oder den Föhrenwald zwischen Gernsheim und Virnheim bestand nie, was Hinweis auf die Wegsamkeit geben sollte.
Die Patronizien der Ursprünglichen Pfarrkirchen sieht sie alle in merowingisch-karolingischer Zeit (nicht mit Quelle belegt), verbunden mit einer gleichzeitigen Gründung mit frühen Kirchenbauten, so dass es keinen enfernten Mittelpunkt gab von dem man sich löste, wie etwa im Odenwald.
Die folgenden kirchlichen Erfassungen werde ich gesondert behandeln.
Anmerkungen meinerseits: Im Grunde würde ich diese Entwicklung so unterschreiben, doch ergeben sich einige Fragen für mich. Demandt sieht einen Anstieg der Bedeutung der Region nach dem im/nach dem 7. Jahrhundert mit der Hinwendung nach Thüringen und Sachsen ohne dies näher zu definieren. Thüringen war jedoch bereits seit 531, also dem 6.Jahrhundert in fränkische Hand gekommen. Womöglich bezieht sie sich auf die Chronik Thoringia (Fredegar IV, 40) bei der die Witwe Sigiberts I. Brunichild von Worms aus ihren Sohn Sigibert II und Hausmeier Warnacher mit Truppen nach Thüringen ziehen lässt (Jahr 613), sowie der Überschreitung des Rheins bei Mainz durch ein austrasisches Heer um einen Slawen- und Wendeneinfall in Thüringen entgegen zu wirken. (ca.Jahr 630) (Fredagar IV, 68, 75)
Unklar ist hier auch die Rolle Würzburgs, das erst spät Franken zugerechnet wird.
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in…
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…