Museumschließungen – der Schnitt in die Bildung!
Mich ärgert es ungemein. Das Alamannenmuseum Ellwangen scheint nur die Spitze des Eisberges zu sein. Fast täglich hört man neue Meldung von Museen die schließen müssen oder sollen oder unter starken Einsparungen leiden. Von Paderborn (LWL Museum in der Kaiserpfalz) ist die Rede, Hamburg Altona und Leipziger Naturkundemuseum sind nur die Größeren. Bibliotheken müssen Einsparungen durchmachen (hier die FAZ zum Thema).
Für einen anderen Artikel arbeite ich gerade den hessischen Lehrplan für Geschichte durch . Die Themen sollen mit CD-Roms und Museumsbesuchen ergänzt werden. In welchen Museen den bitte schön? Darmstadt? Das Landesmuseum ist seit einigen Jahren wegen Umbau geschlossen. Frankfurt? Ein Großteil der Daueraustellung des historischen Museums ist wegen Sanierung ausgelagert. Wohin sollen denn die Schüler hier aus dem Rhein Main Gebiet denn hin? Nach Gießen oder Marburg? Die Eltern schlagen den Lehrern die Schädel ein ob der Fahrtkosten. (Mainz und Mannheim fallen übrigens raus, weil nicht Hessen!)
Ein Kommentator schreibt gerne das Geschichte Luxus ist (ich glaube/hoffe er meint das ironisch bis sarkastisch) . Geschichte wird zum Luxus gemacht, so wie das gesamte Wissen zum Luxus gemacht wird! Ein Luxus den sich bitte nur eine konservativ, bourgeoise Gesellschaft leisten soll.
Schaut man sich den Lehrplan an, ist man gezwungen den Kopf zu schütteln, wegen der Menge Stoff die da durchgenommen werden soll in 22 Schulstunden. 22 x 45 Minuten sind nämlich für das gesamte Mittelalter reserviert! Wenn man es schafft innerhalb dieser Zeit das Pensum durchzuackern, darf man mal die Ottonen oder die Staufer als Bonus durchnehmen! Aber insgesammt bitte nicht mehr als 22 Schulstunden ! Nicht das die Ottonen wichtig währen, so von wegen Verständnis von hl. röm. Reich, sacerdotium und regnum, Beginn des Ministerialenwesens und so einem Käse. Nein das darf sich der Schüler in der Freizeit aneignen oder er darf sich irgendeine Staubtrockene CD-ROM von 2001 zu Gemüte führen, wobei nach meinem 8.-Klässler Spitzel (in dem Alter steht das im Lehrplan) so etwas in seiner Schule garnicht existiert! Der Ausflug ins Museum wurde aus obigen Gründen gestrichen und den Schülern gesagt man solle sich doch mal selbst informieren. Die Mediathek der Schule hat übrigens nichts Brauchbares, weshalb ich schon hergehalten hab.
Aber hat denn jeder in seiner Familie oder Bekanntenkreis jemanden der ihn oder sie mit passender Literatur versorgen kann und sie gegebenenfalls auch erläutern kann wenn es Fragen gibt? Ich denke nicht. Und da sind wir wieder beim Museum. Den Schülern wird nahegelegt mal ein Museum zu besuchen. Viele große Museen haben entsprechende pädagogische Angebote, doch diese kosten Geld. Wenn ein Museum überleben will ist es gezwungen einzusparen. Fachlich geschultes Personal kostet nun mal Geld.
Weg damit!
Wer darunter leidet ist nicht derjenige der schon Ahnung von Geschichte oder einem x-beliegen Fachthema hat, sondern der der eben keine Ahnung hat. Es sind die Schüler, und da von Anfang die Schüler die nicht aus dem Bildungsbürgertum stammen. Woher sollen die wenn überhaupt ein Wissen sammeln (ich rede nicht nur von Geschichte). Aus Sendungen wie Galileo?
Gleichzeitig jammern aber die Politiker lieber über die Symptome, doktern eher mit zweifelhaften Ideen daran herum, als das sie mal an den Ursachen auf den Grund geht! Es ist ja auch viel einfacher sich über Kopftücher und Porno MP4´s auf Smartphones aufzuregen und in Fernsehsendungen oder im Radio sich über die Blödheit anderer, mit Einspielern wie „der Dummfrager“ bei FFH, lustig zu machen.
Recht hast Du Markus,
im Moment wird zb. das Institut für den wissenschaftlichen Film abgewickelt. Zwar kein Museum, aber ein Produzent und Archiv von hervorragenden Wissenschafts-Medien die grossen Teilen frei per Internet, und bezahlbar für Schulen und Hochschulen zugänglich war.
Der Laden wurde zunächst nach ökonomischen kriterien kaputt saniert und dann stellte die Gremlins fest, daß sie das umgebaute Institut so nicht mehr gebrauchen können. -> Abwicklung…
Man braucht ja keine Filmarchive mehr … es gibt ja youtube.
http://www.iwf.de
Kann dem nicht so ganz zustimmen.
Geschichtswissen gehört, wenn man nicht gerade darauf spezialisiert ist, größtenteils zu dem, was man umfassende Allgemeinbildung nennt.
Und bitte nicht böse sein, aber eine gute Allgemeinbildung zu vermitteln, gehört nicht zur Hauptaufgabe einer Schule (dafür ist man selbst verantwortlich), denn dazu fehlt definitiv die Zeit. Es sei denn man möchte Kinder dazu verdonnern, 10h täglich nur mit dem Wälzen von Büchern zu verbringen.
Wichtig in der Schule muss heute sein:
Englisch, Informatik (Medienkompetenz), Mathematik (letzteres, weil es damit die mit Abstand größten Schwierigkeiten gibt).
Geschichte, Geographie, Biologie und Chemie, gehören natürlich auch zum notwendigen Stoff, aber da das Zeitkontingent endlich ist, muss man hier eben Abstriche machen, um den Prioritäten unserer Zeit Rechnung zu tragen. Gerne noch mehr als bisher, meiner Meinung nach.
Man sollte auch nicht den Fehler machen, seinen eigenen Interessen einen überhöhten Stellenwert beizumessen und andere Menschen dann damit zu penetrieren. Das ist wie beim Halbwüchsigen, der den ganzen Straßenbahnwaggon mit seinen Handy-Klingeltönen zwangsbeglückt 😉
Ich interessiere mich seit meiner frühesten Kindheit für Geschichte.
Aber dieses Interesse hat sicher nicht die Schule in mir geweckt, sondern vollkommen andere Aspekte. Und sind wir doch ehrlich: Die Schule taugt heute überhaupt nicht dazu, irgendwelche Interessen zu wecken.
Meiner Meinung nach machen viele Museen deshalb dicht, weil sie einfach zu wenig bieten.
Fünf Vitrinen und ein paar Schautafeln – das taugt bestenfalls für ein paar speziell Interessierte. Nur damit alleine, wird man kaum genügend Besucher anlocken können um kostendeckend den Betrieb aufrecht zu erhalten. Viele Museen, das sage ich auch aus eigener Erfahrung, scheinen sowieso eher Selbstverwirklichungsprojekte von Einzelpersonen oder kleinen Personengruppen zu sein, denen ein Bürgermeister nach längerem Betteln eine unzulängliche Summe Startkapital und billige Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat.
Letztendlich ist es doch so: Wer heute Geschichtsinteresse wecken möchte, z.B. fürs Mittelalter, der muss richtig etwas bieten. 1000 Winzig-Museen, weit übers Land verstreut, werden das nicht erreichen.
Ein paar gut gemachte, filmische Historien-Action-Spektakel hingegen, bewirken wahre Wunder!
Alleine was der Film „Gladiator“ mit Rüssel Krähe erzeugt hat, ist gewaltig. Fachbücher zum Römischen Reich gingen plötzlich weg wie die warmen Semmeln, einschlägige historische Romane kamen in den folgenden Jahren dutzendweise heraus, Römer-Zubehör wird in zig Online-Shops feilgeboten und Dokus zu der Thematik sind bis heute ein absoluter Renner. Auch wurden viele neue Reenactment-Gruppen oder Living-History-Vereine zu diesem Themenkomplex gegründet (bei einem bin auch ich dabei).
Tja, so funktioniert das heute 🙂
Das was du ansprichts mit den Museen hab ich nachher noch einen Link, der genau das abhandelt!
Du wirst lachen, aber mit der Allgemeinbildungssache stimme ich Dir voll zu. Nur gibt es da im hessischen Lehrplan einige Diskrepanzen und Aussagen die ich für Grundfalsch halte. Ich wollte das hier auch nicht ausweiten sondern nur anschneiden und werde das in einem separaten Artikel behandeln.
Würde gern noch mehr schreiben, bin aber im Moment verdammt in Eile ….