Die Pfalzkapelle zu Aachen
In nächster Zeit will ich mich mal vermehrt der Laurentiuskirche widmen, die ja die Pfalzkapelle der Pfalz Tribur war. Um das Einzuleiten, werde ich auch immer mal Blicke auf andere Pfalzkapellen richten. Was würde da näherligen, als mit der Pfalzkapelle schlechthin zu beginnen: der Pfalzkapelle in Aachen, dem heutigen Dom oder Münster zu Aachen.

Die Pfalzkapelle Aachen im Vergleich zu San Vitale, Ravenna (526-47) und Sergios und Bacchos, Konstantinopel, 527-36 (Quelle: Aachen im Bild IX, Museum Burg Frankenberg Aachen)
Die Aachener Pfalzkapelle, der heiligen Maria geweiht, ist wohl das beeindruckendeste Stück erhaltener Baukunst aus der karoligischen Epoche.
Auf dem Ort an dem sich noch heute das Oktogon erhebt, befanden sich in römischer Zeit Thermen, die durch Ziegelstempel auf das 89 n. Chr. datiert werden.
In den Resten der Thermen entstand spätestens im 6Jh. eine Kapelle mit Reliquienaltar, die die Räumlichkeiten der ehmaligen Therme respektierte. Der Altar (ein Reliquienaltar) der Kapelle wurde in die von Karl dem Großen erbaute Pfalzkapelle integriert und wurde ihre Altar, wobei er ummantelt werden mußte da da die Pfalzkapelle genau geostet ist und gegenüber der alten Kapelle um 43° gedreht ist.
Wahrscheinlich war die frühere Kapelle diejenige, die Pippin 765 besucht hatte. Ein in dieser Kapelle gefundener Baumsarg wurde auf 734 +-8 Jahre dendrodatiert.
Vorbild für das Oktogon war wahrscheinlich San Vitale in Ravenna, die im 6. Jahrhundert durch Theoderich erbaut wurde und sich an byzantinischen Vorbildern (unten im Bild) orientierte, deren Vorbild wiederum die Grabeskirche oder der Felsendom in Jerusalem waren.
Theoderich war für Karl den Großen ein ausgesprochenes Vorbild, er soll sich aus Ravenna nicht nur Säulen für den Dom beschafft haben sondern auch ein Reiterstandbild von Theoderich und es in der Pfalz aufgestellt haben. Auf die Hintergründe dieses „Theoderichkults“ werde ich noch einmal separat eingehen.
Das Oktogon selbst ist von einem 16 seitigen Umgang umgeben, der im unteren Stockwerk mit Kreuzgrat und Dreistrahlgratgewöben und in der drüberliegenden Empore von ansteigenden Tonnengewölben überspannt wird. Darauf ruhen einfache Pultdächer. Der Schub der Gewölbe wurde durch Holzanker abgefangen die auf das Jahr 776+-10 Jahre datiert wurden.
Nördlich und südlich des Oktogons schlossen sich zwei rechteckige Anexbauten an, die jeweils mit einer Apsis ausgestattet waren. Ihre Funktion ist unklar. Ihr Grundriss ist aber im Straßenbild kenntlich gemacht.
Von aussen war die Kapelle ursprünglich rötlich geschlämmt. Die rote Färbung entsand durch Ziegelsplitter die dem Kalk beigemischt worden ware. Zum einen machte dies den Verputz haltbarer, zum anderen vermutet man eine symbolische Bedeutung der Farbe als Herrschaftssymbol.
Die Front wird durch das Westwerk geprägt, and das sich das Atrium anschloß, das heute noch durch die Wohngebäude sichtbar ist. Das Westwerk ist das erste Westwerk überhaupt und damit ein Prototyp einer karolingischer und mittelalterlicher Herrschaftsarchitektur. Durch die Treppentürme des Westwerks erfolgte auch der Aufgang zur Empore über eine 1,30m breite Treppe. Der nördliche Treppenaufgang führte zudem noch in den Portikus der Aula und Kapelle verband.
Im Süden des Westwerks befindet sich die Taufkapelle aus dem 18. Jahrhunderts. Seteht auf Teilen des Atriums. In ihr ist eine römische Schrift-Spolie vermauert (siehe hier). Ob diese Spolie an originalstelle aus karolingischer Zeit sitzt ist auf Grund der Umbauten schwer zu sagen. Interessanter Weise ist Aachen damit die dritte Kirche mit einem Westwerk, die an ähnlicher Stelle eine Schriftspolie besitzt. In Trebur sitzt im süd-westlichen Teil des Westbaus der Virodacti-Stein und im Riesentor des Stephansdoms in Wien (13. Jh.) findet sich an ähnlicher Stelle ebenfalls eine ähnliche Spolie. Betrefflich einer Intention dieser Spolien möchte ich mich nicht äussern, da ich nicht mal weiß ob es hier ein System gibt, aber alle Spolien sind so verbaut das sie (zumindest heute) lesbar sind.
Die Form der Kapelle ist im innerne größtenteils erhalten, jedoch verändert durch die Auschmückungen des 19. Jahrhunderts. Unter dem Thron auf der Empore, der wohl ursprünglich im Zentrum des Oktogons stand, hat sich noch der Fußboden des 9.Jahrhunderts erhalten.
Die Pfalzkapelle in Aachen war Vorbild für eine Reihe weiterer Kirchen, wie der Pfalzkapelle St. Nikolaus in Nijmwegen oder der Kirche in Ottmarsheim, diese wurden jedoch erst nach 1000 errichtet, was die Pfalzkapelle in Aachen zu einem einmaligen Bauwerk in der Pfalzenarchitektur ihrer Zeit werden lässt.
Quellen: Günther Binding, DT. Königspfalzen; Museum Burg Frankenberg, Aachen im Bild IX; Wikipedia
Eine Antwort
[…] Kapelle von Sergius und Bacchus hatte ich schon mal am Rande, nämlich bei der Pfalzkapelle Aachen, für die Sergius und Bacchus eine mögliche Vorbild Funktion besitzt. Die Sergius und Bacchus […]