Gärten der Pfalzen
Was wissen wir über Gärten, bzw. die „Verschönerung“ der Freiflächen im zentralen Punkt der Pfalz, der Herrschaftsgebäude? (Ich geb die Antwort schon mal vorher: Nix!)
Auf Grund eines Telefonats am Dienstag Abend hab ich mir mal ein paar warme Gedanken zur Gestaltung der Freiflächen in einem Pfalzareal gemacht.
Das Grundsätzliche Problem ist das wir eigentlich nur 3 Quellen zu Gärten aus karolingischer Zeit haben:
1. Das Capitulare de Vilis, die Landgüterverordnung, in der uns gesagt wird welche Pflanzen im Idealfall anzubauen sind.
2. Der Klosterplan von St.Gallen, in dem Gärten eingezeichnet sind die wohl mit Pflanzen des capitulare bestückt sind
3. Das „Liber de Cultura Hortorum“ von Walahfrid Strabo aus dem Jahr 827, in dem 23 Pflanzenarten nach dem capitulare in Versform beschreibt, und die sich wiederum weitestgehendst mit dem Plan von St. Gallen decken.
Also gibts im Grunde nur eine Quelle und die in dreifacher Ausfertigung.
Die hier beschrieben Gärten sind Nutzgärten, die aber auch schon nach optischen Gesichtpunkten gebaut wurden. Sie sind in Kreuzform errichtet, die sich um einen zentralen Punkt gruppieren, wie man es etwa vom Kreuzgang kennt. Aber darauf will ich garnicht hinaus! Sicher besaß die Pfalz Trebur so etwas, vielleicht hinter der Apsis der Kirche aber wie gesagt, das meine ich nicht.
Worum es mir geht ist die Freifläche, die vor den Gebäuden entsteht. Eigentlich alle Pfalzen besitzen eine solche große Freifläche. Bei Aachen ist es der Katschhof, in Ingelheim der Platz innerhalb der Pfalz auf dem heute zum Teil die Saalkirche steht, in Duisburg der Burgplatz usw.
Waren dies nur Plätze für Aufmärsche? Hatte man vor der „Haustür“ genug „wildes Gemüse“ und sah die vielleicht planierte Freifläche als Errungenschaft der Zivilisation an? Oder orientierte man sich vielleicht an den einstigen Gärten römischer Villen? Mit kleinen gestutzten Buchsbaumhecken? Der einzige archäologische Fund den ich in dieser Hinsicht kenne stammt aus Frankfurt. Aus eben jener Freifläche vor den Pfalzgebäuden, südlich der Aula und der Salvatorbasilika. Dort ist zu einem unbekannten Zeitpunkt vielleicht 10. Jahrhundert, eine Schotter- oder Kiessschicht aufgebracht worden. Als ich das gelesen hab ist in mir das Grauen aufgestiegen! Jeder der einmal Wendeschuhe getragen hat weiß, das es nicht schlimmeres für die Sohlen gibt als Kies und Schotter, weshalb ich den Verdacht hege, da hat irgendein Verwalter einen Vetrag mit der Frankfurter Wendeschuhindustrie geschlossen, oder war das der Grundstein für die Offenbacher Lederindustrie? 😉
Spaß beiseite, mich würde die optische Gestaltung dieser Freiflächen wirklich interessieren. Man stelle sich vielleicht eine große planierte Fläche vor (eine Art Stampfboden wäre mir an so einer Stelle unbekannt oder zumindest nicht nachgewiesen), die Sonne knallt, zehn Mann laufen drüber, es gibt eine riesen Staubwolke. Es regnet und ich hab eine super Matschbahn. Bliebe die Möglichkeit Reisigbündel auszulegen, wie das in verschiedenen Burghöfen geschah, das erscheint mir aber zu profan und das Gelände höbe sich in kürzester Zeit extrem, wie man dies eben aus jenen Burghöfen kennt.
Hier findet sich ein längerer Vortrag über die Gartenbaukunst von der Antike bis zum Mittelalter und hier gibts Informationen zum Hortulus
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…
Ein kurzer Gruß von einem stillen Leser, mit den besten Wünschen fürs neue Jahr! Danke für dieses schöne inspirierende Blog!
Ja, hattest Du ja schon oben im Text geschrieben. Ich hatte es vergessen. Aber auch von dort hätte er rasch…
Wenn ichs richtig im Kopf habe war er in Worms, Lorsch, Salmünster und Weihnachten dann in Regensburg. Aachen wurde wohl…
PS: wenn Karl III zur Zeit des Überfalls auf Paris (November 885) noch in Ostfranken ist (ggf. Aachen, das ja…