Das Gräberfeld von Kirchheim
Das Gräberfeld von Kirchheim war Thema eines Vortrages in Kirchheim zur Eröffnung des Kirchheimer Jubiläums Jahres. Das Gräberfeld wurde 1970 beim Bau einer Schule entdeckt und bestand aus 170 Gräbern, insgesamt beträgt die Fundzahl der Gräber 350 Stück, aus einem Zeitraum vom 5. bis 7. Jahrhundert.
Zu den auffälligen Grabbeigaben gehören vollständige Bewaffnungen, aber auch Pferdezaumzeug und andere Reitutensilien als Symbol für einen berittenen Krieger. Mitunter wurden sogar Pferde in der Nähe von Kriegern bestattet. Außer diesen eher martialischen Grabbeigaben finden sich aber auch Schmuckstücke, in einem Fall sogar Schuhe mit Silberschnällchen, Tongefäße und diverse christliche Gegenstände. Am auffälligsten diesbezüglich sind die Goldblattkreuze, die manchen Toten auf einem Schleier über das Gesicht gelegt wurden.
Intressant ist das Dr. Horst Wolfgang Böhme aus Mainz, emeritierter Professor für Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie an der Philipps-Universität Marburg, der den Vortrag hielt eine neue Theorie formulierte:
Bei allen herausragenden Bestattungen im Rauner lassen sich Paarbeziehungen zuordnen. Bei einer etwa 50-jährigen Frau dagegen, der Böhme ein fünfjähriges Mädchen mit auffallend reichen Grabbeigaben zuordnete, fehlt der Mann. Er könnte natürlich in der Fremde gestorben sein oder an einer anderen Stelle in Alamannia begraben liegen. Er könnte aber auch – so die Spekulation des Referenten – in der heutigen Martinskirche bestattet worden sein: „Dort wurde ein knapp 50-jähriger Mann in einer sorgfältig aus Stein gebauten Grabkammer zur letzten Ruhe gebettet.“
Sollte diese These richtig sein, würde das bedeuten, dass es unterschiedliche kultische Auffassungen sogar innerhalb einzelner Familien gab. Zum Ausdruck kommen sie darin, dass man sich als Angehöriger der Oberschicht zur selben Zeit entweder mit Goldblattkreuz in einem Reihengräberfeld bestatten ließ oder in einer Kirche. Das Goldblattkreuz steht für die alamannisch-langobardische Tradition, das Begräbnis in einer Kapelle ist ein Zeichen der neuen fränkischen Kultur. „Wohl kaum zufällig“, stellt Horst Wolfgang Böhme in einer Kurzbeschreibung seines Vortrags abschließend fest, „war dieser erste christliche Sakralbau am Ort, der daher schon bald Kirchheim genannt wurde, dem fränkischen Nationalheiligen Martin geweiht.“
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in…
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…