Winter in Lauresham
Vergangenes Wochenende, bzw. Sonntag den 21.1.2024 war ich gemeinsam mit Hiwisca zu Gast in Lauresham bei der dortigen Familia Carolina. (Und habe mal wieder kein Reenactment oder Livinghistory gemacht đ Naja, irgendwie dann dochâŠ)Â
Es war eine Belebung des âFreilichtlabors Laureshamâ. Zur ErklĂ€rung, wer es nicht kennt, Lauresham ist der Nachbau eines Herrenhofs aus karolingischer Zeit. Alleine das ist bereits ein Alleinstellungsmerkmal. âFreilichlaborâ deswegen, weil hier unter Laborbedingungen ExperimentalarchĂ€ologie betrieben wird, d.h. das zum Beispiel Feuchtigkeit, Temperatur , CO, CO2 und so weiter in den HĂ€usern ĂŒberwacht wird. So wurde zum Beispiel schon entdeckt das ein Kohlebecken im Schlafzimmer des Herren zum WĂ€rmen im Winter zu recht ungĂŒnstigen CO Werte liefert. Er wĂ€re zwar nicht erstickt, aber zumindest mit einem gewaltigen BrummschĂ€del aufgewacht.
Auch die Rauchentwicklung innerhalb der HĂ€user wird beispielsweise untersucht. Wie wir merken konnten, zieht etwa das Herrenhaus nicht ideal ab und wer Atemwegsprobleme hat, wird das nach einem Tag durchaus merken. Zum GlĂŒck hatte ich dieses Problem nicht.
Das Thema des Tages war âWinter in Laureshamâ und besser hĂ€tte es nicht kommen können. Wer wie ich im hessischen Ried aufgewachsen ist, weiĂ das hier immer ein bisschen wĂ€rmer ist als anderswo. Wenn es dann schneit, dann schneit es eben, aber frostweiĂe BĂ€ume gibt es nur selten und im Regelfall ist der weiĂe Zauber meist auch schon vor dem Mittag vorbei .
Doch an diesem Wochenende war es tatsÀchlich anders. Das gesamte Wochenende lag Schnee, die BÀume waren weià vom Nebel und eine unangenehme KÀlte kroch durch alle Ritzen. Sonntag schien dann auch noch wie auf Bestellung die Sonne.
Auch ich habe das Labor fĂŒr einen Laborversuch genutzt. Ich hatte mir einen Klappenrock genĂ€ht und diesen mit langflor Textil als Alternative zu Pelz, wie er auch im Klerikegrab in Augsburg und Haithabu gefunden wurde, gefĂŒttert. UrsprĂŒnglich wollte ich es ja auf einer Wanderung testen, kam aber nicht dazu. Nun also hier.
Aus den Resten des groben Wollstoffes hatte ich mir eine Kappe nach einem Fund aus Aalsum genĂ€ht und mit weichem Wollstoff gefĂŒttert und der Rest wurde zu FĂ€ustlingen.
Minustemperaturen, Schnee und der Nachbau eines karolingischen Herrenhofes? Wo kann man das besser testen?Â
WĂ€hrend die anderen vor Ort ĂŒbernachteten kam ich dann erst gegen 8 Uhr Morgens an. Mein Auto zeigte -8°C als ich mich am Parkplatz in meine Kleidung schlĂŒpfte.
Als Kleidung trug ich eine wollene Thorsberg Hose, Wendeschuhe mit nadelgebunden Socken. Beinwickel, da ich sie bei dem Wetter fĂŒr angebrachter als protzige StrĂŒmpfe sah. zwei leinerne Untertuniken um das gröbste abzuhalten, darĂŒber meine Protztunika mit SeidenbesĂ€tzen, deren Wollstoff sehr dicht und warm ist und darĂŒber dann den Klappenrock, auf dem Kopf die Aalsum MĂŒtze. An HĂ€nden ziegenlederne Fingerhandschuhe und darĂŒber die FĂ€ustlinge und um den Hals noch einen Schal, den ich am Vorabend auf die Schnelle genĂ€ht hatte. So eingemummelt, mit einer Rolle mit aus einer Decke unterm Arm und zwei UmhĂ€ngetaschen, marschierte ich den Weg ĂŒber das Besucherzentrum in den Herrenhof, was etwa einem Kilometer entspricht.
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Schon hier merkte ich, dass ich, was die KĂ€lte anging, am Oberkörper und Kopf keine Probleme haben wĂŒrde, nur die Handschuhe hĂ€tten durchaus eine FĂŒtterung vertragen können. Auch Beine und FĂŒĂe waren in diesem Moment ebenfalls ohne irgendwelche Probleme.
Verwundert war ich, dass ich in den Wendeschuhen kein bisschen gerutscht bin, auch nicht auf den vereisten Teilen der StraĂe.
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Solange man sich bewegte, also irgendwo hin ging, war alles in Ordnung. Doch wenn man lĂ€nger an einer Stelle stand, wurden die FuĂsohlen unangenehm kalt. Ich hatte mir im Vorfeld ĂŒberlegt, Wollfilz als Einlegesohlen in die Schuhe zu packen, dies aber vergessen.
Das Problem wurde dadurch verstĂ€rkt, dass man sich doch öfters im Herrenhaus aufhielt. Zwar kann dieses, wie man uns sagte, im Idealfall auf 10 bis 15° C hochgeheizt werden, doch feuern wir die Feuerstelle erst am Morgen an, was zwar die Luft etwas erwĂ€rmte, den Stampfboden aber kalt zurĂŒck lieĂ.
Dazu kommt ein physikalisches Problem. Wer sich mal ein echtes Iglu angesehen hat, wird feststellen, dass es im Inneren drei verschiedene Hohe Ebenen gibt, bzw. geben sollte. Die oberste ist die Schlafebene, die mittlere zu Arbeiten, die Unterste ist der KĂ€tesumpf. Kalte Luft sinkt nach unten und dort fĂ€ngt sich die KĂ€lte. Dasselbe passierte im Herrenhaus, wobei die einzige höhere Ebene der erhöhte Platz des Herren war. Beim Essen legte ich meine FĂŒĂe auf das Podest, was tatsĂ€chlich das Problem ein bisschen verbesserte.
Mir wurde plötzlich klar, warum schreibende Mönche immer auf einem Podest sitzen oder FuĂschemel besitzen. Als Schreiber sitze ich lange, bewege mich kaum. Als erstes werden die FĂŒĂe kalt. Dazu muss es nicht einmal der tiefste Winter sein. KĂŒhlere Temperaturen und Steinboden reichen da vollkommen aus. Ein Schemel hebt da schon mal die FĂŒĂe vom kalten Boden weg und verhindert eine KĂ€ltebrĂŒcke, zudem bin ich aus dem KĂ€ltesumpf raus. Mit einem einfachen Kissen auf dem Schemel oder dem Podest könnte man die Situation ebenfalls nochmals verbessern. In einigen HĂ€usern stand hie und da ein Schemel , aber wir wollten ja jetzt nicht den Herrenhof umbauen.
Bleibt letztendlich festzuhalten, dass ein kaltes aber wunderschönes Wochenende in Lorsch mit wunderbaren Leuten war. Und ich glaube behaupten zu können, das wer das das Experimentallabor Lauresham an diesem Sonntag nicht besucht hat, wirklich was verpasst hat!
Hi, ist schon lĂ€nger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschĂ€ftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf GrĂŒĂe der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozÀnische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo ⊠Canossa war ja 11076 ⊠Ich finde den HolozĂ€nkalender jedenfalls einer Ăberlegung wert. GrĂŒĂe…
Ab heute mit Jahresangaben nach HolozĂ€n-Kalender? Ich finde das gut; ĂŒberlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…
GroĂartig! Und deprimierend. Ich habe den Artikel von Google News vorgesetzt bekommen, und er war völlig in style. Vom letzten…