Karls Thorax, ein Klappenrock und der fusselige Flokati
Im Grunde hat ich vieles hier schon geschrieben. Das habe ich aber erst gemerkt als ich diesen Post schon fast fertig hatte. Weil doch ein paar mehr Informationen enthält, veröffentliche ich ihn trotzdem.
Kürzlich konnte ich ausmachen wo viele Händler ihren gewebten, dicken Lodenstoff herbekommen um daraus Kampftuniken/Klappenröcke zu nähen. Da ich mir ohnehin etwas für den Winter machen wollte und mir vielleicht selbst so etwas zulegen wollte, kaufte ich mir ein paar Meter und begann zu schneidern.
Da der Stoff (680gr/qm) doch recht rau ist, musste ein Futter her. Zunächst hatte ich schon ein komplettes Leinenfutter vorgenäht und begann nun den Korpus zu nähen. Just in diesem Moment überkamen mich Zweifel an meinem Tun und ich begann noch einmal zu recherchieren, bzw. erst noch mal bei Einhard nachzuschauen.
Das ganze Dilemma Kleidung anhand eines Textes zu rekonstruieren zeigte sich dann auch in der Beschreibung der Winterkleidung Karls des Großen1 und deren Übersetzungen (Hervorhebungen von mir) :
Das Original von Einhard berichtet in Latein:
(…) et ex pellibus lutrinis vel murinis thorace confecto umeros ac pectus hieme muniebat (…)
Wörtlich übersetzt in etwa:
(…)und aus den Fellen von Ottern und Mäusen (hier ist Nagetier allgemein gemeint) schützte er im Winter mit einem “Thorax” Schultern und Brust (…)
Daraus macht dann die englische Übersetzung von W. Glaister 1877
In the winter he protected his shoulders and chest with a vest made of the skins of otters and sable
bei Samuel Epes Turner von 1880 wird daraus:
- (…) and he protected his shoulders and chest in winter by a close-fitting coat of otter or marten skins
Bei A.J. Grant 1907 wird dagegen:
In winter-time he defended his shoulders and chest with a jerkin made of the skins of otters and ermine.
Die deutsche Übersetzung bei Reclam:
Im Winter schützte er seine Schultern und Brust durch ein Wams aus Otter- oder Marderfell
Der Originaltext nennt das Kleidungsstück “thorace”, Ablativ Singular ( womit oder wodurch ) von Thorax. Thorax selbst bezeichnet zunächst den Mittelteil des Körpers, also den Brustkasten, bzw. alles zwischen Kopf und Beinen, und findet daher auch Verwendung als Begriff für Brustpanzer. Es ist also ein recht flexibler Begriff.
Mir erscheint es, als habe Einhard diesen lateinischen Begriff verwendet, um etwas zu beschreiben, für das er kein lateinisches Wort fand oder parat hatte. Die modernen Beschreibungen als Wams, Weste o.ä. beziehen sich rein auf die Angabe, Karl habe dies zum Schutz von Schultern und Brust genutzt, da dies in aller Regel die Bereiche sind, die ich mit einem Wams oder Weste schütze.
Auch das Nagetierfell, das neben Otter genannt wird ist nicht direkt als Spezies bezeichnet. Es werden daraus Marder, Hermelin und Zobel. Neuere Übersetzungen nutzen durchgehend Marderfell, da man Karl dem Großen eine gewisse Genügsamkeit und Volksverbundenheit attestieren wollte und man daher, statt explizit prunkvollen Zobel und Hermelin, die auch Marderarten sind, eher allgemein von Marder spricht.
Ein weiteres Problem entsteht, wenn man darüber nachdenkt, welchen Karl, bzw. auf welche Zeitspanne Karls des Großen Einhard betrachtet.
Einhard kam 794 aus Fulda nach Aachen. D.h. Einhard kennt aus eigener Anschauung Karl einen Zeitraum von etwa 20 Jahren. Gleichzeitig trifft Einhard somit zu einer Zeit in Aachen ein in der die “Wilde Zeit” des kommenden Kaisers vorbei ist. Die Awarenkriege waren vorbei und auch die Sachsenkriege waren bis auf zwei Feldzüge durch. Folglich traf Einhard auf einen Karl der begann, es sich in Aachen gemütlich einzurichten. Wir erfahren also nicht die Kleidung eines Karl des Großen der bei Wintereinbruch über Pyrenäen und Alpen zieht, oder durch 1m Schnee im Harz stapft. Es ist eher der Karl, der gerade aus den warmen Quellen kommt, dem Gelenkbeschwerden zu schaffen machen und der in der Aachener Pfalz etwas fröstelt. Woraus natürlich folgt, dass wir nicht wissen, was er bei -10 Grad und Schneetreiben trug.
Dieses Problem führte dazu, dass ich mir den “Klappenrock” noch einmal anschaue.
Ganz kurze Geschichte des Klappenrocks
Spätestens mit den Hunnen kam vor dem Jahr 450 der Klappenrock nach Zentraleuropa. Möglicherweise aber war er auch schon früher durch Skythen oder Alanen in den Westen geschwappt. Generell war es eine Kleidung der Reiternomaden. Für diese war ein Klappenrock als Oberbekleidung auf dem Pferd wesentlich effizienter als etwa ein Rechteckmantel, der beim Bogenschießen behindert hätte. Hier wird der Klappenrock auch als Reitermantel angesprochen.
Sie scheinen danach gut und schnell akzeptiert worden zu sein, und das sowohl bei Franken, Angelsachsen und der Vendelkultur. Aus letzteren beiden kommen auch Pressbleche die Krieger mit Klappenröcken zeigen, weshalb sie oftmals als Kriegermäntel angesprochen. Auch bei den Merowingern findet der Klappenrock Verbreitung. Am Ende der Merowingerzeit tauchen immer wieder Darstellung von Frauen in Klappenröcken auf. Ganz ähnlich wie Wisigarde mit einem klappenrockähnlichen Oberkleid rekonstruiert wird. Diese Klappenröcke sind bei Männern etwa Knielang, bei Frauen reichen sie bis an den Knöcheln.
Für das 10. Jahrhundert werden sie für Haithabu aus Stofffragmenten rekonstruiert, auf die noch einzugehen sein wird. In Birka hingegen macht sich neuer östlicher Einfluss breit und der Kaftan wird der Nachfolger des Klappenrock, der sich im Westen jedoch nicht durchsetzt.
Ein Mantel aus Augsburg
Wenn man aber nun von Reitermantel und Kriegermantel spricht, darf ein Befund nicht fehlen. Die Überreste von Grab 1 in St. Ulrich und Afra in Augsburg, eines unbekannten Bischofs aus dem 7. Jahrhundert. Dieses Begräbnis weist den Verstorbenen auf Grund von Sporen und Reiterstiefeln explizit als Reiter aus. Auch fanden sich Überreste eines Mantels der ebenso als Reitermantel angesprochen wird. Nur leider ist von diesem Mantel nicht viel erhalten. Jedoch kann man Aussagen über die Beschaffenheit des Textils machen, aus dem der Mantel gemacht war.
Dazu schreibt France-Lonard (Übersetzt aus dem Französischen )
Dieses Textil ist in der Antike bekannt und hat in verschiedenen Ländern überlebt. Es ähnelt dem „Kaunakès“ von Mesopotamien, wie der „Flokati“, der bis heute in Griechenland hergestellt wird.
Wir können zugeben, dass es sich bei der Kleidung aus diesem Grab, deren sehr charakteristische Überreste überall am Körper zu finden sind, von den Schultern bis zur Höhe der Schienbeine, und die die Überreste zu umhüllen scheint, um eine Art Mantel aus grober Wolle mit langen Haaren handelt .
Dieser Mantel scheint dem zu entsprechen, der in der Regel des Heiligen Benedikt unter dem Namen Floccus erwähnt wird, an anderer Stelle Floccata Cuculla genannt. Dies wäre wiederum ein Kleidungsstück, das von religiösen Menschen getragen wird.2
Die Beschreibung des Stoffes selbst lautete:
Es handelt sich um ein grobes, flockiges Gewebe aus Langhaarwolle in regelmäßiger Köperbindung, bei dem die Schußfäden in Abständen von 4-5 mm auf 7-8 cm Länge als Zotteln aus dem Stoff heraustreten3
Und tatsächlich ist dieses Textil nichts anderes als ein Flokati. Nun lässt sich leider nicht mehr sagen, wie dieses Textil einst aussah. Es gibt Rekonstruktionen, die ihn als halbrunden Fransenmantel zeigen. Es könnte aber genauso gut ein Klappenrock gewesen sein. Auch France-Lonard bezeichnet ihn daher als Mantel oder Cape ( manteau ou cape S.194), auch wenn er klar zu einem religiös konstatierten Textil tendiert. Der Floccata Cuculla, die France-Leonard nennt, ist im Übrigen die Kukulle, ein weites, langes Gewand mit weiten Ärmeln und Kapuze wie es eben Mönche tragen. Sie wird auch Flocke genannt.
Aber sie ist auch verwandt mit der tunika pelliceas, die ich bereits in den Testamenten des Eberhard von Friaul und Ekkard von Macon erwähnt hatte. Einem wärmenden Rock für Chorherren im Hoch und Spätmittelalter. In dem betreffenden Testament tauchte eine pellicia meliora auf, ein “besserer Pelz”. (siehe hier http://www.tribur.de/blog/2023/03/09/der-weg-zur-karolingischen-ruestung-teil-i-zwei-testamente/ ) Möglicherweise gibt es Verwandtschaften zwischen all diesen Kleidungsstücken in ihrer Beschaffenheit.
Ich werde nun, immer wenn ich diese Art Textil erwähne von Flokati oder flokatiartig sprechen, auch wenn es leichte Unterschiede in der Art der Herstellung gibt (zum Beispiel eingeknotete Wolle, aufgeschnittene Kette, aufgeschnittener Schuss etc. )
Es ist aber nicht das einzige mal dass mir im Zusammenhang mit Klappenröcken ein flokatiähnlichees Textil begegnen wird.
In Haithabu
Er begegnet uns in Haithabu wieder. Inga Hägg4 führt hier Fragment 19 an. Hier befindet sich an einem groben Kreuzköper ein Gleichgratköper. Die Verbindungsnaht ähnelt einer Pelznaht. Und genau dieses scheint der Gleichgratköper zu immitieren mit seinem extrem langen Flor. Es ist nichts anderes als ein Streifen Flokati, der hier wahrscheinlich als Randbesatz eines Klappenrocks diente.
Hägg notiert hierzu :
Diese zottigen Besatzteile stellten eine Art Pelzimitation dar, die die Gewandsäume schmückten, gerade wie die fürstlichen Trachten mit den kostbaren Fellen von Biber, Marder oder Zobel besetzt waren. Echte Felle dieses Typs befanden sich bekanntlich an entsprechenden Gewandstücken in den Gräbern von Birka, und zwar an Gewandstücken, die selbst bereits aus kostbaren Materialien, beispielsweise Leinen und Seide, hergestellt waren.5
Inga Hägg schrieb dazu unter dem Stichwort “Lodenwams”, das sie separat vom Klappenrock behandelt, 6:
(…) Eine Anzahl der Fragmente zeigt außerdem Spuren einer Walkung.
Wie schon erwähnt, eignen sich die dichteren Gewebe dieser Art (..) am Körper kaum drapieren läßt. Einige Fragmente mit erhaltenen Schnittkanten und Nähten weisen auf ein wamsartiges Gewand hin, das den Körper eng umschließt (vgl. Abb. 42-44). Es dürfte bis etwa auf die Hüften gereicht haben. Bei einem Stück konnte vom eine von oben nach unten durchgehende Öffnung nachgewiesen werden. Größe und Zuformung einiger Stoffteile weisen vermutlich auf ein Männerwams hin. Daß dieser vor allem bei kaltem und schlechtem Wetter getragen wurde, läßt sich unmittelbar aus der Stoffqualität schließen, die einem modernen Lodenstoff sehr ähnlich ist. Da es sich den Körperformen eng anschließt und mit seinen weiten Ärmelöffnungen andererseits eine freie Bewegung erlaubt, wäre das Schnittmuster für ein Arbeitswams gut geeignet. (…)
Was Hägg hier beschreibt, gleicht zunächst einem kurzen, ärmellosen Klappenrock, oder einer Weste. Gerade ihre Nennung als Arbeistwams weckt in mir Assoziationen zu Zunftwesten, die es in der Wintervariante auch mit Lammfellfutter gibt. Im Bezug auf den eingangs erwähnten Thorax Karl des Großen könnte es sich um ein ähnliches Kleidungsstück handeln. Damit wäre die Erwähnung eines solchen Kleidungsstück bei Karl dem Großen wieder ein Stilmittel Einhards gewesen mit dem er uns Mitteilt, wie er es ja im der ganzen Vita tut, dass Karl ein einfacher Mann ist, der sich wie ein einfacher Franke kleidet, auch wenn er dieses einfache Wams aus kostbarem Fell besitzt, oder dies damit gefüttert ist.
Zum Lodenwams und der nordischen Kleidungsstück “loðkapa” und seiner zum Teil weiche aufgeraute, wärmende Struktur der Innenseite führt Hägg aber weiter aus:
Nach H. Falk (1919, S. 52) ist in dem „loð” in Zusammensetzungen wie loðkapa und loðölpa ein Lodenstoff mit eingewebten Wollbüscheln zu erblicken, wobei er sich auf die mittelalterliche Etymologie von loðe (= Zotte), loðinn (= zottig) und synonym verwandte Wortbildungen – etwa roggvar oder raggaðarklcæði, also ebenfalls zottige Gewebe – stützen kann.
Hier taucht also wieder der Flokati des Frühmittelalters auf.
Jedoch sieht sie hier keine direkte Verbindung zu den erstgenannten, gewalkten Textilien, zumindest was den Befund angeht. Sie sieht eine Verbindung mit dem loðolpa, das ein ähnliches “warmes und grobes Kleid”, oft mit langen Ärmeln und Kapuze bezeichnet und mit Fellen versehen war. Hägg stellt die Theorie auf, dass bisweilen kein Fell, sondern zottige Wollgewebe genutzt wurden, um Fell zu imitieren. Diese konnten auch Rüstungseigenschaften besitzen da sie Schläge dämpften, so Hägg
Den Klappenrock selbst führt Hägg auch auf. Wie auch das Lodenwams sind diese im Haithabu des 10. Jahrhunderts recht kurz, in der Länge wohl im Bereich Taille bis Hüfte und somit wie fast alle Textilien aus Haithabu körperbetont. Der Klappenrock scheint Statussymbol gewesen zu sein und auch als Rüstungsalternative zu Brünne gedient zu haben, konnte aber auch genauso dämpfend darunter getragen worden zu sein. Die vorhergehend erwähnte loðkapa scheint hier die Verbindung zwischen dem Wams und dem Klappenrock darzustellen. Ein gefüttertes Textil aus Haithabu könnte auf die Beschreibungen der loðkapa zutreffen.
Auf S. 201 nennt Hägg ein weiteres “zottiges” Gewebe. Und zwar das in karolingischen Quellen erwähnte villosa-Gewebe, das in Verbindung mit friesischem Handel steht, wobei hier wohl ein Lodentuch gemeint ist.,so Hägg. Brandenburgh hingegen sieht darin ein Textil in Florbindung, also angeknüpfte Schlaufen.7 Eine weitere Übersetzung bietet dann Joachim Werner im Bezug auf das Testament des hl. Caesarius von Arles (+542) mit dem Begriff der casula villosa (meliore ), die Werner als “grobe Kasel” übersetzt.8 Eine englische Übersetzung nennt es “the better rough/shaggy hooded cloak” Wobei hier durchaus wieder der Bezug zur Floccata Cuculla und den anderen ähnlichen Kleidungsstücken hergestellt werden könnte. (shaggy wird als adjektiv auch gerne im Zusammenhang dem Flokati benutzt)
In die Ecke der Gewebe mit langem Flor aus Haithabu zählt zudem auch ein Ryagewebe. Da aber Hägg diesen Textilrest auf Grund seiner Steifigkeit als Teppich interpretiert, geht sie in den mir vorliegenden Büchern nicht weiter darauf ein. Rya bezeichnet in Skandinavien einen schweren geknüpften Teppich, bei dem auf einem Grundgewebe lange Schlingen eingeknüpft werden. Er ist somit wieder dem Flokati, bzw dem geknüpften Flokati ähnlich. Der Rya Teppich soll über Byzanz in den Norden gekommen sein und islamische Vorbilder kopieren.
Es bleibt zunächst zusammenzufassen, dass es Textilien gab, die mit aufgerauter Oberfläche und / oder herausgezogenen Fäden versuchten, Fell zu imitieren. Länge der Fäden und Beschaffenheit können sich unterscheiden. Dies reicht von kurzen und dichten Stoffen, die dann irgendwo zwischen Wollsamt, Wollplüsch und Wollfrotte rangieren hin zu dem langflorigen und verhältnismäßig lockeren Flokatistoffen.
Jetzt hatte ich einen Überblick über verschiedene, auch wärmende und dämpfende Stoffarten des Frühmittelalters. Es blieb jedoch die Frage, ob diese Stoffe auf der Außenseite oder auch als Futterstoff eingesetzt wurden.
Hier kann Hägg leider keine genauen Antworten geben. Anhand einiger Stoffe kann immer wieder Futter vermutet werden, doch dieses ist nicht vorhanden, da die Textilien vor dem Entsorgen auseinander genommen wurden.Einige Futterstoffe konnten jedoch ausgemacht werden. Zu einem Futterstoff schreibt sie etwa:
Die Futterreste sind auffallend weich und locker, mit einer wolligen Oberfläche, die eventuell von einer ursprünglichen Rauhung herrühren könnte. Da sie stark abgenutzt scheinen, könnte diese Wirkung auch durch intensiven Gebrauch entstanden sein. Jetzige Stärke 0,3 cm. 9
Auch sonst scheinen durchaus Futterstoffe mit langem Flor existiert zu haben
Unter einer heute nicht mehr funktionierenden URL10 (Häute und Pelze in der späten Eisenzeit und Wikingerzeit ) hatte das Dänische Nationalmuseum in Kopenhagen Informationen zu Kleidung der Wikingerzeit. Demnach wurden, und diese Angabe deckt sich wieder mit Inga Hägg, Pelze und dementsprechend seine Imitationen nur noch als Beläge und als Futterstoff genutzt, nicht jedoch als Obermaterial. Hier nimmt man Bezug etwa auf die Funde von Mammen (ca. 970-971), wo sich ein mit Murmeltierfell gefütterter Mantel fand.11
Main Fazit
Dem folgend dürften auch Fellimitationen jeglicher Art als wärmender, oder dämpfender Futterstoff verwendet worden sein.
Für meinen Mantel/ Klappenrock folgte daraus, dass ich durchaus etwas anderes als Leinen verwenden konnte. Da aber die aufgerauten Wollstoffe, solche die mit ihrem kurzen Flor etwa Otter oder Robbenfell imitieren zu versuchen, nicht ganz so leicht zu finden waren, bzw. ohne direktes fühlen schwer zu entscheiden war ob man damit etwas anfangen konnte, entschied ich mich für den radikaleren Schritt.Echter Wollflokati wurde dafür geordert. Dafür nahm ich einen recht einfachen Flokati mit einer Grammatur von 1000gr. Wolle auf den Quadratmeter. Qalitativ hochwertige Flokati gehen da gerne mal bis 4000gr./qm12 Er sitzt nun im Bereich von Rücken und Brust, dort wo der Klappenrock sich weitet, bzw. in den Ärmeln, habe ich die Teile des Leinenfutters zweitverwendet.
Im Moment wirkt das ganze recht bullig, was aber daran liegt das ich zum Schneiden die Wollfasern immer aufgekämmt habe um beim Zuschnitt gut an das Grundgewebe zu kommen, was nun alles recht fluffig macht.
Ob ich die Frontbeläge des Mantels auch mit dem Flokati belege, wie im Fundbeispiel von Haithabu weiß ich im Moment nicht. Ich hatte es zwar vor, aber im Moment bin ich etwas genervt von der Sauerei mit den Fusseln, wobei ich aber auch zugeben muss, das das Gewebe doch recht beständig ist. Ärmel und unteren Saum werde ich auf jeden Fall mit einem Diamantköper Wollstoff verzieren, den ich noch zuhause habe.
Zur Zeit neigt sich das Leinengarn dem Ende zu, weshalb die Näherei erst mal ein paar Tage ruht.
Sorry das ich das nochmal durchkaue ↩
A. France-Lonard „ETUDE DU MOBILIER DES TOMBES 1,8 ET 9“ in Ausgrabungen in St. Ulrich und Afra S194 ↩
Die Ausgrabungen in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961-1968 S143 ↩
Inga Hägg Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu 20 – Die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu S76ff ↩
Inga Hägg Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu 20 – Die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu S95 ↩
Inga Hägg Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu 20 – Die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu S.183 ↩
C.R. Brandenburg Early medieval textile remains from settlements in the Netherlands. An evaluation of textile production S. 65 und C.R. Brandenburg Clothes make the man S121 ↩
J. Werner Zu den Knochenschnallen und Reliquienschnallen des 6. Jahrhunderts – die Jonasschalle aus Augsburg Grab 9 in Die Ausgrabungen in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961 – 198 S277 ↩
Inga Hägg Berichte über die Ausgrabungen in Haithabu 20 – Die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu S89f ↩
Wayback Machine: https://web.archive.org/web/20091228173639/http://oldtiden.natmus.dk/livet_i_oldtiden/hvordan_gik_de_klaedt/dragter_fra_yngre_jernalder_og_vikingetid/skind_og_pels_i_yngre_jernalder_og_vikingetid/ ↩
dazu hier https://en.natmus.dk/historical-knowledge/denmark/prehistoric-period-until-1050-ad/the-viking-age/the-grave-from-mammen/the-costume/ ↩
entsprechend werden diese als Flokati z.B. 1000, Flokati 2500, oder Flokati 4000 verkauft ↩
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