Schwarmintelligenz gesucht: Egmond Evangeliar
Bei meiner Recherche zu illuminierten Handschriften kam ich irgendwann auch zum Egmond Evangelia. Einer Handschrift aus dem zweiten Drittel des 9. Jahrhundert, die um 900 einige Illuminationen erhielt. 975 wird das Evangeliar vom jetzigen Besitzer Dietrich II, Graf von (West-)Friesland dem Kloster Kloster Egmond gestiftet. Zu diesem Anlass erhält das Evangeliar weitere Illuminationen. Eine Vermutung ist das Dietrichs Sohn Egbertt daran beteiligt war. Dieser wird als Bischof von Trier den Egbert Codex schaffen.
Aber zur Bekanntesten der Abbildungen habe ich Fragen!
Vorher muss ich aber etwas erklären.
Vom karolingischen 9. Jahrhundert zum ottonischen 10. Jahrhundert hat sich die Kleidung nicht allzu stark geändert. Königliche Kleidung wird nun fast immer Bodenlang dargestellt , etwa bei Otto II. Eine Sitte die man sich aus Byzanz abschaute und wohl nicht zuletzt durch Theophanu beeinflusst war. Der “gemeine” Graf aber ähnelt den karolingischen Darstellungen. Am bekanntesten ist sicherlich die Darstellung Heinrich II von Bayern, bei dessen Kleidung man wohl stark von Seide ausgehen muss. ( Abbildung Wiki Commons hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_II._(Bayern)#/media/Datei:Henry_II_of_Bavaria2.jpg )
Ein Bild das wahrscheinlich die die starke Ähnlichkeit zur karolingischen Tunika zeigt, hängt im Stift Gernrode und zeigt den Stifter Graf Gero. ( hatte hier mal drüber geschrieben http://www.tribur.de/blog/2010/08/18/gero-vs-wilhelm-2-bilder-mit-geschichten/ ) Auch wenn das Bild im 16. Jahrhundert entstand, beim Abriss der originalen Grabtumba, geht man davon aus das diese wohl im Original aus dem 10. Jahrhundert, so aussah wie es das Bild darstellt (Natürlich mit kleineren Einschränkungen)
Kurz zusammengefasst kann man sagen das die Tuniken wohl noch die zentrale Clavi besaßen, aber vielleicht ein paar Zentimeter länger wurden und weiter fallen. Sonst aber gleicht sie der Karolingischen oder zumindest ähnlich. Und jetzt zurück zum Egmond Evangeliar.
Im Stifterbild de Grafen Dietrich II. reicht dieser, gemeinsam mit seinr Frau, dem Stift symbolisch eben jenes Evangeliar ( fol. 214v ) Auch seine Tunika sieht relativ “normal” aus. Wäre da nicht die Clavi. Sie weht wie ein Schal nach links!
Als ich das Bild zum erstmal sah, es zeigte nur Dietrich ohne den Rest, dacht an eine Person auf der Flucht, vielleicht angegriffen, deren Eile und ein Angriff durch die abgerissene Clavie dargestellt wird.
Aber wie gesagt ist es eine Stifter Darstellung.
Mir wäre auch nicht bekannt das Dietrich II sich durch irgendeine Flucht- oder Gefahr-Geschichte ins Gedächtnis eingeprägt hätte, durch den er sich die Kleidung zerriss.
Ich las das auch ein byzantinischer Einfluss diskutiert wird. Dann wäre die Clavi eher als byzantinischer Loros zu verstehen. Der ist aber eigentlich dem byzantinischen Königshaus vorbehalten und hat eigentlich auch nicht einen solch festen Kragen.
Wenn da jemand etwas weiß würde ich mich über Mail oder Kommentar freuen.
Hallo Markus das Bild war mir auch schon immer ein Rätsel. Momentan tendiere ich dazu es für ein Pallium zu halten. In Zusammenhang mit der edlen Stiftung, könnte es Symbol für eine Auszeichnung durch die Kirche bedeuten. Soweit ich weiß wurde das Pallium damals noch an herausragende Kirchenleute vergeben nicht nur an Bischöfe.