Die Belagerung von Paris 885/886 und 887

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7 Antworten

  1. Marco Breiling sagt:

    Super Bericht. Sehr spannend (während ich mich bei Vikings nur geärgert habe).

    Aber mir sind dabei ein paar Fragen gekommen:
    1. wie können die Nordmänner Paris überraschen? Von der Mündung bis Paris mäandert die Seine in vielen Schlaufen. D.h. die Schiffe der Nordmänner mussten beträchtlich weiter rudern als die Luftlinie. Ist da nicht zu erwarten, dass Paris von betrittenen Boten vorgewarnt wurde. Oder haben die Nordmänner an Land solche Boten abgefangen (z.B. zuerst die Grafen entlang der Seine überfallen)?
    2. gab es damals keine Scara mehr oder was hat die in dieser Zeit gemacht? Selbst wenn Karl III weit weg war (Ostfranken oder Italien), so gibt es ja immer noch den Pfalzgrafen oder irgendeinen anderen Stellvertreter im Kern-Frankenreich, der die Scara hätte losschicken können. Oder waren die komplett mit dem Kaiserr unterwegs? Oder waren sie so wenige, dass sie keine Chance für sich sahen? Oder wurden sie absichtlich zurückgehalten, um Paris zu schwächen? Oder wurde der Überfall nicht also kritisch angesehen? Oder waren sie in dieser Zeit schon in anderen Konflikten gebunden?
    3. normalerweise sind die Heerschauen ja im Mai; also sollte Karl III wohl im Winter in Italien nur mit einer kleinen Schar unterwegs gewesen sein. Woher hatte er dann das Heer, mit dem er in Paris auftaucht? Gab es zwischendurch eine Mobilisierung / Heerbann, z.B. in Westfranken, und Karl III hat die dort abgeholt und ist mit ihnen nach Paris gezogen?
    4. irgendwie passt bei mir die Zeitleiste des Heerzugs von Karl III nicht zusammen. Sagen wir mal, die Heerschau war ausnahmsweise nicht schon im Mai sondern erst im Juli (und irgendwo in Westfranken)*. Dann kann das Heer im August vor Paris sein. Warum zieht sich dann alles noch bis Oktober bis zur Schlacht hin? Was haben die in der Zwischenzeit denn gemacht? *Alternative: die Heerschau(en) waren nicht (nur) in Westfranken („gefolgt von einer riesigen Menge von Völkern, die verschiedene Sprachen sprechen“), aber schon im Mai/Juni und es dauerte einfach, bis die alle sich vereinigt hatten und nach Paris gezogen waren.

  2. Jetzt hab ichs noch gesehen da komm ich um eine schnelle Antwort nicht drum, sonst träum ich noch von…

    Zu 1. Ich denke das die Überraschung tatsächlich nicht so groß war, wie Abbo uns weiß machen will. Wahrscheinlich hatte man aber gar nicht damit gerechnet, dass die Nordmänner bis Paris kommen, sondern nur nördlich davon Plündern. Die Nordmänner waren sich sicherlich bewusst das eine Belagerung von Paris kein Zuckerschlecken werden würde weshalb diese wohl auch nur gehofft hatten vorbei zukommen.
    Ich bin vor einigen Jahren mal die Seine runtergefahren, von Honfleur, über Rouen, Les Andyles und noch weiter südlich, um dann wieder über Gisor in die Normandie zurückzukehren. Du fährst da Ewigkeiten an beeindruckenden Kalksteinklippen lang. Bis kurz vor Paris kannst du das kaum einsehen. Wenn die Pariser gedacht haben, die bleiben da oben, könnten die letztendlich doch sehr überrascht gewesen sein, wenn von St Denis die Nachricht kommt, dass die Seine plötzlich voll ist mit Schiffen.

    Zu 2. Eine Scara wäre zu wenig gewesen. Odo kommt mit drei Einheiten, möglicherweise Scara, zurück und schafft es gerade mal nach Paris rein. Heinrich hätte Zugriff auf die Schar gehabt und ein Großteil der festen Kräfte war wohl im Rheinland gebunden und als Heinrich das erste mal im März bei Paris vorbeikommt, hatte er sicherlich dabei, was er im Osten entbehren konnte. Dazu kommt das Problem, dass niemand genau weiß wie groß eine Scara war und wie viele es davon gab. Wenn man sie nur im Sinne der engsten Palastwache ansieht, war die sicherlich mit Karl III unterwegs. Bonus Info: Als 882 bei dem Lager der Normannen durch den Sturm die Mauer des Königshofs einstürzt, habe ich geschrieben: Die eingestürzte Stelle soll so groß gewesen sein, dass eine Einheit der Reiterei hätte eindringen können(…) Einige übersetzten hier mit Scara oder Schar. Ich bin absichtlich vage geblieben. Ich weiß aber weder wie groß das Loch, noch wie Groß die Mauer war, aber für mich hört sich das nicht wirklich nach einer Hundertschaft an. 😉

    zu 3 und 4 . Da hab ich ein wenig geschludert, stelle ich gerade fest, bzw. hab halt einfach nur Abbo zitiert! Daher Rolle ich gerade mal schnell die Zeitachse auf:
    6.12.884 Stirb Karlmann, wohl erst im April 885 erhält Karl die Einladung zur Reichsübername Westfrankens, Ende April/Anfang Mai reist Karl nach Italien, 22.6.885 ist er in Etrepy (F), ab August in Ostfranken. Februar 886 gehts nach Italien, Ende April/Mai gehts über Burgund nach Westfranken. Juli ist er in Metz, August Attigny, Servais, (Wohl ausheben von Truppen) September Quierzy und am 24.10.886 Urkundet er erstmals wieder in Paris. Er schließt den 700 Pfund Silber Vertrag mit den Nordmänner weil er angeblich erfährt davon das Siegfried mit Verbündeten auf dem Weg nach Paris sein soll um seinen Verbündeten zu helfen. ( so die Ann. Vedast)
    Bonus: Den Bischof den er für Paris ernennt, scheint er übrigens seit dem ersten Italien Besuch im Gepäck zu haben, der taucht hin und wieder mal in den Urkunden auf.

    Italien war für Karl III wichtig, da hier schon der Aufstieg Berengars von Friaul beginnt, der mit dem Tod Karls König von Italien wird und 915 auch Kaiser. Heißt er muss Dominanz und Anwesenheit zeigen.

    Herrschauen finden sich weder in den Annalen noch in Urkunden. Ich vermute das die Heerschau durch jenen Heinrich durchgeführt wurde, der auch, vielleicht auch genau deswegen, vor Paris auftaucht. Heinrich war princeps militiae, Markgraf der Franken und Heerfrüher für Neustrien, im Sinne von Westfranken. Er war für die komplette Verteidigung des Rheinlands verantwortlich und war es auch, der Duisburg wieder zurückerobert hatte und 885 den Godefried tötete, um den es beim Feldzug 882 ging. Bonus: Sein Geschlecht die Babenberger sind eine Seitenlinie der Robertiner. Er ist also mit Odo verwandt.

  3. ups.. war doch etwas länger…

  4. Marco sagt:

    Super Antwort, vielen Dank!

  5. Marco sagt:

    PS: wenn Karl III zur Zeit des Überfalls auf Paris (November 885) noch in Ostfranken ist (ggf. Aachen, das ja wegen der heißen Quellen eine beliebte Winter-Pfalz war) und trotzdem keine große Hilfe entsendet, dann kann das aus meiner Sicht nur bedeuten: er kann gar keine große Hilfe aufbieten (Scara zu klein oder bereits gebunden und Heerbann erst wieder ab Frühjahr), oder Paris war ihm nicht so wichtig.
    Für letzteres spricht, dass er erst im Herbst 886 mit Heer vor Paris auftaucht.

  6. Wenn ichs richtig im Kopf habe war er in Worms, Lorsch, Salmünster und Weihnachten dann in Regensburg. Aachen wurde wohl wegen der Gefahr aus Norden ziemlich gemieden

  7. Marco sagt:

    Ja, hattest Du ja schon oben im Text geschrieben. Ich hatte es vergessen. Aber auch von dort hätte er rasch Hilfe schicken können, wenn er über welche verfügt hätte und dies wollte.

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