DmiiW – Teil VII Erste Fehler in meiner Theorie…
Um an Weihnachten etwas „basteln“ zu können und dabei aber nicht die Nachbarn zu stören, habe ich am Donnerstag vor Weihnachten dzumindest ein Brett für die die Schwertscheide zurechtgesägt. Die Breite der Bretter, zumindest im Bereich des Riemendurchzugs und der oberen Beschläge ergibt sich durch die Nebeneinander angeordneten Beschläge, so mein Gedanke.
Die Beschläge sind jeweils ca.5,6cm lang, sie sind auf der Unterseite leicht gewölbt, wohl um sich der Scheide anzupassen. Der Bereich er Wölbung beträgt ca. 4cm. Das bedeutet die Scheide müsste im Bereich der Beschläge 2x4cm+x Breit sein. X ist dabei der Platz den der Knoten zwischen den Beschlägen einnehmen wird. (Darüber werde ich dann später mal ganz genau berichten!)
Meine Klinge ist am Scheidenmund ca. 5,5cm breit. Bedeutet das die Scheide im oberen Bereich gute 10cm Breit sein könnte!! Das wäre ein ganz schöner Brecher! Die Scheide fast doppelt so breit wie die Klingen?
Die Klinge meines Petersen H ist exakt in der Breite eines Originals gefertigt, sogar die Hohlkehle ist exakt nach dem gewünschten Vorbild, ebenso der Balancepunkt der Klinge. Das war mir bei dem Projekt wichtig. Hier konnte also kein Fehler liegen.
Es scheint sich ein Fehler in der Rekonstruktion meiner Aufhängung eingeschlichen zu haben, die auf der Breite der Scheide aufbaut. Das ist natürlich ärgerlich, aber genau deswegen mach ich das ja alles selbst! Um solche Fehler zu finden, die sich in der grauen Theorie eingeschlichen haben!
Mein ursprünglicher Plan sah vor, die zwei Enden des Weberknotens auf der Rückseite der Schwertscheide, analog zu späthmerowingischen Spathagurt nach vorn zu Schlagen, auf der Vorderseite die Beschläge annieten und die Lücke zwischen den Enden mit einem Riemchen, wieder analog zum merowingischen Spathagurt, zu schließen. Diese Geschichte funktioniert aber wie angedeutet nur mit einer extrem breiten Scheide, da sonst die äußeren Nieten in der Luft hängen.
Ich habe also die Sache noch einmal überdacht. Für mich steht dabei aber fest den Weberknoten auf der Rückseite zu behalten. Ich will unter keinen Umständen vom Überstand der Beschläge direkt auf den Hauptriemen gehen, so wie es Baumeister1 vorschlug.
Grund ist das ich da einfach unschöne und auch tragbar unangenehme Stauchungen bekomme. Alles wird damit sehr unflexibel. Der vordere Beschlag drückt mitunter in die Bauchregion des Trägers. Ich bekomme zudem die Ausrichtug auf das Kleeblatt nicht anständig hin. Die Abbildungen in illuminierten Handschriften zeigen auch keine Riemen die direkt von den Beschlägen ausgehen. Diese scheinen immer frei zu stehen. Zudem wurde bei der Rekonstruktion von Baumeister an den Beschlägen zwei Ösen angenommen, die aber nicht existieren.
Ich habe Burmeisters Rekonstruktion nun ein wenig abgewandelt. Jedoch bleibe ich bei dem Knoten zwischen den Beschlägen, im Bereich des angedachten Riemendurchzugs. Grund ist das ich den Zug regulieren möchte. Kräfte wirken durch dieses Konstrukt in Richtung der Rückseite. Ziehen die Beschläge aber auch über den Drehpunkt (Auflage der Beschläge auf der Scheide) nach hinten. Um dem gezielt entgegen zu wirken sehe ich den Knoten als elementar an. Meine Bedenken an der Konstruktion ist aber das das Konstrukt zu locker sein könnte und die Scheide nicht gut hält, bzw. das sie innerhalb der Nieten links und rechst schlackert. Wobei dies eigentlich durch den Riemendurchzug in einem gewissen Rahmen verhindert würde. Falls mir nichts besseres einfällt muss ich es einfach ausprobieren!
Zusätzlich habe ich noch einmal alle(!) verfügbaren Beschläge vermessen die den oberen beiden Beschlägen zu zuordnen waren, um ganz sicher zu gehen das ich bei meinen Beschlägen nicht einen statistischen Ausreiser habe. Aber das Bild ist überall ähnlich: etwa bei den Beschlägen des Fürstengrabs von Kolin hätte die Scheide ebenfalls 2*4cm+X breit gewesen sein müssen, bei den Beschlägen von Duesminde immer noch 2×3,5cm +X.
Und heute an Weihnachten, werde ich das Jubiläum der Kaiserkrönung Karls des Großen damit begehen mit ein bisschen Bindfaden und Pappe die Hebelkräfte über der Scheide zu simulieren…
Frohe Weihnachten, oder was auch immer Ihr feiert!
EDIT: Die Tests mit Bindfaden und Pappe waren erfolgreich. Mit genug Zug scheint das Konstrukt zu halten und nicht zu rutschen.
Baumeister, Martin, 1998: Grundsätzliche Überlegungen zur Rekonstruktion frühmittelalterlicher Schwertgehänge, in: B. Berthold et al. (Hrsg.), Zeitenblicke. Ehrengabe für Walter Janssen,
Rahden/Westf., 157–197 ↩
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in…
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…