Der Weg zum Wehrgehänge
Wenn ich mich erneut mit dem karolingischen Wehrgehänge auseinandersetzen will, so habe ich mir überlegt das es wenig sinnvoll ist einfach nur herum zu probieren. Vielmehr sind einige Dinge zu beachten und zu erörtern um zu einem realistischen Ergebnis zu kommen.
Ich habe mir daher an dieser Stelle eine Liste erstellt, die ich versuche so gut wie möglich abzuarbeiten.
1. Existierte das karolingische Wehrgehänge als solches überhaupt? Diese Frage erscheint auf den ersten Blick etwas seltsam, dennoch gibt es einige Wissenschaftler die vermuten , das das Wehrgehänge mit (Kleeblatt-)Riemenverteiler gar nicht als Schwertgurt genutzt wurde, sondern lediglich zu Repräsentationszwecken in der Hand getragen wurde. Demnach wäre ein praktikabel tragbare Lösung gar nicht möglich. Die Idee beruht (stark vereinfacht) auf der Sichtbarkeit der Kleeblätter in Abbildungen wie in der Vivian Bibel und der Annahmen wenn denn die Helme gar nicht existieren sollten, warum sollten es dann die Schwertgurte tun, zudem sieht man diese nur bei in der Hand gehaltenen schwerter, nicht jedoch bei umgürteten Schwertern.
Diese Frage halte ich für einfach zu beantworten und tue es daher gleich. Die Anzahl der Funde, auch wenn diese auf den ersten Blick nicht hoch erscheinen mögen, sprechen gegen ein exklusives Repräsentationsteil das bei Hofe getragen wurde. Zu dem fanden sich auch einfache Kleeblattfibeln die sich klar als Gebrauchsgegenstände ausweisen. Dies spricht für ihre tatsächliche Nutzung.
2. Ist das Wehrgehänge mit (Kleeblatt-)Riemenverteiler eine originär karolingische Erfindung im Sinne einer Weiterentwicklung aus dem merowingischen Spathagurt oder fand eine Beeinflussung von Außerhalb statt?
Auch diese Frage erscheint vielleicht profan. Vielleicht kann sie aber Hinweise auf die Konstruktion geben. Das merowingische Wehrgänge könnte durch äußere Beeinflussung, etwa durch Kontakte mit Mauren und Awaren „mutiert“ sein zu dem was wir heute suchen. Diese Idee verfolgt mich sein einigen Jahren, seit dem ich diese sassanidischen Schwertgurtrekonstruktion sah.
3. Genaue Betrachtung der einzelnen Bauteile und deren Beschaffenheit.
Die Bauteile des Schwertgurtes erscheinen den meisten recht gleich. Kleblatt, zwei Beschläge fertig. So einfach ist das allerdings nicht, denn es es fanden nicht nur Kleeblätter Verwendung. Es gibt auch rechteckige Beschläge mit die Riemendürchzüge in drei Richtungen auf der Rückseite aufweisen, auch T-förmige Riemenverteile gibt es. Es gibt Beschläge die gebogen sind um sich dem Verlauf einer Scheide anzupassen, Beschläge mit Durchzügen und/oder mit Nieten, mit Ausbuchtungen um Riemen zurückzuführen, mehr als zwei Beschläge usw.
Erst wenn diese Liste, also die Punkte 2 und 3 abgearbeitet sind, werde ich beginnen etwas zu improvisieren und auf Tragekomfort und Tragbarkeit prüfen.
Hallo,
Ich schlage mich mit dem selben Problem herum. Nun habe ich zwar einen Riemenverteiler in Kleeblatform http://www.peraperis.com/Mittelalter-Museumsrepliken-Gesamtsortiment/Riemenverteiler-Wikinger-Kleeblatt.html
Es gibt aber scheinbar keine wirklich sinvolle Verwendung dafür…
Ich habe mich zwei Tage lang damit herumgeschlagen, eine sinnvolle Verwendung dieses Riemenverteiles am Schwertgehänge zu finden – ohne Erfolg.
Aufgrund des dreischenkeligen Dreiecks werden entweder die Riemen unschön abgeknickt oder aber das Schwert muss fast parallel zum Boden baumeln, was außerordentlich unpraktisch ist.
Eine Überlegung wäre evtl. noch, ob dieses parallel zum Boden vielleicht zumindest für Reiter Sinn machen würde, da kenne ich mich aber nun leider überhaupt nicht aus. Das wäre vielleicht ein Lösungsansatz. Für Fußkrieger scheint mir ein Wehrgehänge mit Kleeblattverteiler vom funktionalen Standpunkt jedenfalls ausgeschlossen zu sein.
Für eine ähnliche Trageweise mit weit nach hinten weisender Klinge könnte das Rapier herhalten, aber hier hat man genau aus diesem Grunde ja auch sehr breite Gehänge, die das um die eigene Achse Rotieren vermeiden.
Wie auch immer, falls Dir hier mal ein zündender Geistesblitz kommen sollte, so bin ich für jede Anregung dankbar.
Beste Grüße,
Peer Carstens / Pera Peris