Die Belagerung von Paris 885/886 und 887
Einleitung
Ursprünglich wollte ich mich vor der Belagerung von Paris 885/886 drücken. Seltsame Quellenlagen, mit einem schrägen lateinischen Text eines Abtes Abbo und wenig Beachtung aus Ostfranken.
Nebenbei quälte ich mich unter bisher ungeahnten Schmerzen durch S03E08-10 von “Vikings”. Was ich dort sah, ließ mir die Haare zu Berge stehen, wurden doch Personen aus einem Zeitraum von gut 80 Jahren durcheinander gemixt und durch den Wolf gedreht. Nicht zu reden von der Austattung: Die Wikis sind ja schon grausam, aber die Karolinger mit ihren Elbenschilden und dem Kartoffelsack unter dem Normannenhelm ( sollte ich mich eigentlich freuen das kein spanischer Morion zu sehen war? ) sind eine Beleidigung fürs Auge. Ach und der unsägliche “Mittelalterfilter”… lassen wir das.
Auf jeden Fall las ich in der Wikipedia das Zitat von Michael Hirst, dem Showrunner von Vikings, zur Authentizität der Serie: “Ich musste mir besondere Freiheiten für ‚Vikings‘ erlauben, weil niemand genau weiß, was im Finsteren Mittelalter passiert ist. […] Wir wollen, dass sich die Leute das anschauen. Eine historische Nacherzählung würde ein paar hundert, vielleicht ein paar tausend Menschen erreichen. Wir wollen aber Millionen erreichen.“
Hätte ihm mal jemand den Bericht Abbos vor den Latz geknallt und er sich mal mit ein paar Leuten geredet, die sich generell mit der Thematik auskennen!
Was Wagner für den Hörnerhelm ist, ist Vikings für Wikinger/ Dänen/ Nordmann-Darstellung geworden!
Letztendlich hat mich das dann doch dazu bewogen den Text fertig zu stellen. Zumal Abbos Bericht doch interessant ist. So nennt er Belagerungswaffen wir Rammen, oder Schildkröten/Katzen, nennt Ballisten die in Paris zur Verteidigung genutzt werden. Und wird nicht müde darauf hinzuweisen das auch die Nordmänner Helme benutzten. (Ihm gefällt es wenn die in der Sonne glitzern…). Schilde sind nur nebensächlich, aber die Normannen nutzen wohl auch große Weidenschilde, die sie mit Leder geschlachteter Tiere bespannen, wenn sie sich auf die längere Belagerung einrichten. Auch der Abt Ebolus, eigentlich als Kleriker kein Kämpfer, kämpft an vorderster Front, gerne mit Lanze/Speer und greift auch schon mal zum Bogen und setzt gezielte Schüsse ab.
Aber fangen wir an. Zunächst möchte ich aber noch auf die Situation der Qellen, Politik und Gegebenheiten eingehen.
Die Quellen
Eine der Primärquellen für die Belagerung von Paris 885/86 ist Abt Abbo II von Saint-Germain. Der um 850 geborene Abbo erlebte die Belagerung in Paris selbst mit und verfasste darüber das De bellis Parisiacæ urbis. Dabei handelt es sich aber nicht um den Bericht eines Chronisten, wie man ihn etwa von den Fuldaer Annalen kennt. Vielmehr verbirgt sich dahinter ein in Versen (Hexameter) geschriebener Epos, der zwar vor der Gefahr der Nordmänner warnen will, aber auch noch Odo von Paris als Held preist. Dabei verwendet er eine Unzahl von Gräzismen, bzw. er entwickelt ständig neue, wohl um seine Bildung zu betonen. Er wird unsere Hauptquelle sein. Annalen von St. Bertin und St. Vaast ergänzen diese. In den Westfränkischen Annalen wird die Belagerung, wenn sie denn erwähnt wird, nur mit Nebensätzen bedacht.
Die örtlichen Gegebenheiten
Das Paris des 9. Jahrhundert hatte nur wenig von seinen Glanzzeiten behalten. War das ursprüngliche Lutetia als keltische Siedlung auf der Ile de la Cite entstanden, hatte es sich durch die Römer darüber hinaus ausgedehnt. Das römische Stadtzentrum mit Forum, Thermen, Theater usw. lag nun auf dem südlichen Ufer der Seine. Am Nordufer lag ein Brückenkastell, wie es sie so oft gab.
Unter den Merowinger war Paris zeitweise Hauptstadt des Reiches, doch wurde es 586 durch den “großen Brand” fast vollständig vernichtet. Ein strenger Winter mit folgender Hungersnot 764 setzte der Stadt weiter zu. Als Karl der Große dann Aachen zu seiner Hauptresidenz machte, begann Paris, trotz seiner nahezu perfekten Lage an der Seine mit Anbindung an die Nordsee, einen Dämmerschlaf.
Die Stadt hatte sich wieder auf die Ile de la Cite zurückgezogen. Nördlich und südlich der Insel gab es eine wohl lockere Besiedlung um die umliegenden Klöster. Im Süden lagen St. Germain-des-Pres, St. Serverin und St. Julien. Im Norden befanden sich St. Germain-le-Auxerrois, St. Oppertune und St. Merri.
Zwei Brücken ermöglichten den Zugang zur Insel. Im Norden eine Brücke aus Stein wo sich heute die Pont Notre-Dame befindet, so wie die kleinere, hölzerne Petit-Pont im Süden. Am Ende waren die Brücken mit Wachtürmen gesichert, während die Stadt auf der Insel eine Stadtmauer besaß.
Der Nord Turm, später bekannt als „Grande Chatelet” war wahrscheinlich weniger ein Turm als eine kleine Festung mit Innenhof und mehreren Türmen.
Das “Petit Chatelet“ war dabei einfacher gestaltet als sein Gegenstück im Norden. Ein einzelner Turm, zwar mit Steinfundament, aber mit hölzernem Aufbau. Der Bau der Türme geht auf Karl den Kahlen und die Belagerung von 845 zurück.
Die bauliche Situation innerhalb der Pariser Stadtmauern ist nicht ganz klar. Zum Teil finden sich widersprechende Angaben.Aber Notre Dame existierte noch nicht, stattdessen befand sich etwas westlich versetzt, auf dem heutigen Dom Vorplatz, der Dom St. Etienne ( St. Stefan) aus merowingischer Zeit.1 Die Idee das bereits eine karolingische Vorform von Notre Dame de Paris existierte, wie Jean Hubert sie propagierte, und damit einen Dombezirk aus mehreren Kirchen konstruierte, ist wohl fallen zu lassen.
Östlich von St. Etienne, am Ende der Insel, befand sich der Bischofspalast. Im Westen der Insel hatte sich zu römischer Zeit eine gallo-romanische Festung befunden, die dem römischen Präfekten als Sitz diente. Die Merowinger nutzten diese als ihren Sitz. Hieraus wird sich der Palais de Cite entwickeln, von dem Teile heute im Palais de Justice vorhanden sind. Wie der Zustand der Anlage im 885/886 war bzw. wie sie aussah, lässt sich nicht sagen, aber es existierte wahrscheinlich als Sitz des Grafen von Paris. So ließe sich erklären, wie Odo von Paris den Sturz eines Nordmannes vom Turm von St. Germain de Pres beobachten konnte.
Die Topographie
Paris liegt im sogenannten Pariser Becken, das wiederum geprägt ist von den Schlingen der Seine. Diese prallt im Südwesten von einer Hügelkette ab, an der heute Versaille liegt. Auch im Norden, nördlich von St. Denis finden sich weitere Hügelketten. Das Tal der Seine liegt ca. 200m niedriger als die Hügelketten.
Nördlich von Paris finden sich mit dem Montmartre (130m), der etwa 3,5km von der Ile-de-la-Cite entfernt ist, die höchste und markanteste lokale Erhebung. Sie wird noch eine wichtige Rolle spielen. Auch östlich davon findet sich mit dem Belville (129m) eine Erhebung, die aber nicht erwähnt wird. Zu Paris hin findet sich ein flache Ebene, genauso wie südlich der Seine.
Die politische Situation
Die Region Paris war ins Abseits geraten, nachdem Karl der Große Aachen als seine Lieblingspfalz nutzte. Maßgebliche Kraft in der Region waren die Grafen von Paris.
Seit spätestens 861 hatten die Robertiner, durch Robert IV genannt der Tapfere bzw. der Starke, dieses Amt inne. Sie waren die Gründer des Klosters Lorsch gewesen und hatte lange das Amt der Grafen des Worms- und Oberrheingau inne, in dem die Pfalz Tribur lag. (Oh, schön! Ein Bezug!)In merowingischer Zeit ließen sie sich noch in Neustrien nachweisen.
Im Dezember 884 war der westfränkische König Karlmann bei Les Andelys (sehr schöner Ort, war ich schon) verstorben. Da Karlmann und sein Bruder Ludwig III kinderlos geblieben waren, wäre der eigentliche Thronfolger Karl der Einfältige gewesen. Doch dieser ist mit 6 Jahren noch unmündig. Neuer König wird daher der nächstr Verwandte: der Westfränkische König und römische Kaiser Karl III später genannt der Dicke.
Noch im August 885 hält sich Karl III in Westfranken auf, zieht aber dann nach Ostfranken, hält sich in Frankfurt, Worms und Lorsch auf um Weihnachten in Regensburg zu feiern, während die Nordmänner Paris zu setzen. Im Frühjahr, wahrscheinlich Februar, 886 reist Karl III nach Italien da er vom Papst eingeladen worden war. Die Reis scheint bereits geplant gewesen zu sein.
Möglicherweise waren die Nordmänner über die Reisepläne informiert. Ohne den König im Nacken war in Westfranken mit wesentlich weniger Widerstand zu rechnen.
Der Anfang
Für die Pariser, wie dem späteren Abt Abbo begann 885 alles ganz plötzlich. Er beschreibt es lyrisch: Die Seine sei plötzlich verschwunden und durch einen Wald aus “Tanne, Eiche, Ulme und feuchter Erle” ersetzt worden, als die Nordmänner am 25. November mit 700 Schiffen von Norden auf Paris zu fahren. Sollen irgendwas um 30000 bis 40000 Mann stärke bessessen haben, was aber wahrscheinlich viel zu hoch ist, genauso wie die Zahl der Schiffe.
Wer jetzt glaubt, dass gleich das Gemetzel losbricht, hat sich getäuscht und hat die Rechnung ohne die Diplomatie und dem eigentlichen Ansinnen der Nordmänner gemacht. Die wollen nämlich gar nicht kämpfen!
Ihr Anführer Siegfried wird beim Pariser Bischof Gauzelin vorstellig. Er bittet darum Paris passieren zu dürfen, man werde alles mögliche tun, um Stadt und Reichtum zu erhalten und niemandem ein Haar zu krümmen. Das Problem für ihn sind die Brücken und deren Sicherung, die der Flotte im Weg sind. Diese waren in Folge des Edikts von Pitres als befestigte Brücken errichtet worden, um den Einfällen ins Landesinnere durch die Nordmänner Herr zu werden.
Der Bischof lehnt jedoch ab. Abbo sieht die Handlung als Zeichen der Treue zu Gott und König. Gauzelin stellt nun dem Nordmann Sigfried die rhetorische Frage, was dieser an seiner Stelle tun würde. Und der Nordmann antwortet, dass wenn er klein bei gebe, sein Kopf mit dem Schwert abgetrennt werden und den Hunden als Fraß dienen solle.
Nun sind die Weichen gestellt. Siegfried kündigt die Belagerung an, droht der Stadt mit dem Hungertod und kehrt zu den Seinen zurück.
Erster Angriff
Die Nordmänner beginnen die Belagerung mit dem Angriff auf einen Turm, wohl den nördlichen an der steinernen Brücke. Diese greifen sie von Flößen aus an und beschießen ihn mit Schleudern und Pfeilen.
Die Verteidigung wird geführt von Graf Odo von Paris, dessen Bruder Robert (II.), Graf Ragenar (Ragenarius / Ragnar, ja auch das wurde als fränkischer Name verwendet!), sowie von Seiten des Klerus durch Abt Ebalus von St. Germain-des-Pres, dem Neffen von Gauzelin. Ansonsten hatte Paris wohl ca. 200 Mann unter Waffen.
Bei den ersten Kämpfen wird Ebalus von einem Pfeil verletzt, erholt sich aber wieder, sein junger Gefolgsmann Friedrich allerdings, stirbt durch das Schwert. Doch auch viele andere starben auf beiden Seiten.
Mit Einbruch der Nacht endet der Angriff, der Turm hält, denn er hat gute Fundamente, so Abbo.
Nächster Tag
In der Nacht haben die Nordmänner einen Rammbock gebaut, mit dem sie sich im Morgengrauen auf den zu Turm bewegen. Abbo wird nicht müde, die Verteidigung und den Einsatz von Graf Odo und Abt Ebalus zu betonen, die mittlerweile die Angreifer mit einer Mischung aus Öl, Wachs und Pech begießen, das in großen, eisernen Kesseln erhitzt wird.
Zwar fliehen einige der Nordmänner, andere sterben in den Flammen und die Seine brennt von dem Höllengemisch, aber der Angriff dauert an. Die Franken verspotten die Angreifer. Ebalus soll mit einem Speer sieben Dänen auf einmal aufgespießt und im Scherz befohlen haben den Spieß zum Grillen in die Küche zu bringen.
Das Brandgemisch das die Franken auf die Nordmänner herab gießen hat auch Nachteile. Vor dem Turm brennt es. Das Feuer zerstört einen Teil der Mauern und reißt eine Bresche. Doch noch belauert man sich. Die Nordmänner dringen nicht ein. Die Lage im Turm wird verzweifelt. Man schmeißt sogar ein Wagenrad herunter. Derweil legen die Angreifer Feuer an den Toren.
Doch die Sonne senkt sich und beendet den Tag und den Angriff. Die Bresche im Turm wird nicht wieder erwähnt werden. Wahrscheinlich wurde sie geflickt.
Überwinterung
Nun richten sich die Nordmänner auf eine längere Belagerung ein. Man plündert im Norden um Saint Denis und richtet sich um St-Germain-l’Auxerrois im Norden ein, indem man Erdwälle errichtet und mit Steinen verstärkt. Wahrscheinlich war das Ganze vergleichbar mit dem Winterlager von Rapton in England, das ähnlich bei einer Kirche errichtet wurde.
Und obwohl sie doch angeblich soviele Angreifer besitzten, können die Nordmänner keinen wirklichen Belagerungsring um Paris errichten. Überall klaffen Lücken, so dass es gelingt Ausfälle zu starten und eine rudimentäre Versorgung aufrecht zu erhalten.
Rund um Paris wird nun geplündert, um die Versorgung der Angreifer zu sichern und die Belagerung aufrechtzuerhalten. Vieh wird geschlachtet, aus dem Leder der Rinder werden Zelte und Schilde hergestellt, zu demwerden für die Belagerung große Schilde aus aus Weide damit bespannt.
Nach Abbos Beschreibung scheint den Franken der Schreck in die Glieder gefahren zu sein, als sie eines Tages sehen, dass die Nordmänner nun drei riesige Schildkröten/Katzen herstellen. Aus Eichenholz, jeweils mit 16 Rädern, geschützt mit einem Dach, sollen sie jeweils 60(!) behelmte Krieger fassen können.
Zwei der Kriegsmaschinen werden fertiggestellt. Durch Beschuss vom Turm schaffen es die Franken, die Handwerker zu töten und die Fertigstellung der dritten Maschine zu verhindern.
In einem nächtlichen Ausfall sollen Franken dann die beiden weiteren Belagerungsmaschinen zerstört haben. Doch fand ich bei Abbo diese Angabe nicht.
Die Führer der Nordmänner sind der Meinung, dass sie, wenn sie den Brückenturm und die steinerne Brücke erobert haben, leichtes Spiel zu haben. Ende Januar werden drei Langschiffe aus der Seine gezogen und in großem Bogen um den Turm flussaufwärts geschafft. Hier werden sie wieder zu Wasser gelassen und angezündet. Brennend treiben sie nun auf eine der Brücken zu. Tatsächlich schreibt Abbo nicht um welche Brücke es sich handelt. Zwar würde die hölzerne Brücke im Süden mehr Sinn ergeben, wegen der Brennbarkeit, aber auch eine kalte Steinbrücke kann bei Frost durch ein großes Feuer beträchtlichen Schaden nehmen.
Doch nun verstärken die Nordmänner ihre Angriffe auch im Süden und errichten bei St. Germains des Pres ein zweites Lager. Dabei plündern sie auch die Abtei. Doch Gott hat seine schützende Hand über dem Gebäude, so Abbo. Ein Angreifer stürzt vom Dachboden der Kirche ab, ein weiterer fällt vom Turm. Einer versucht das Grab des hl. Germanus (Germain) zu öffnen und soll auf der Stelle tot gewesen sein. Ein anderer will das Grab von Germanus Vater, Eleutherius, öffnen, doch ein Stein bricht heraus und zerschmettert ihm die Brust. Laut Abbo bleiben die Gräber daraufhin von Plünderung verschont.
Graf Odo soll den Turmsturz selbst beobachtet und die Anwesenden darauf hingewiesen haben.
Der Februar
Am in der Nacht vom 6. Februar steigt das Wasser der Seine an. Die Flut reißt die hölzerne Brücke im Süden mit sich. Die Besatzung des Brückenturms ist nun abgeschnitten von der Stadt. Die Nordmänner greifen nun den Turm im Süden mit voller Macht an. Abbo nennt die Namen der Besatzung: Ermemfredus, Eriveus, Erilandus, Odaucer, Ervic, Arnoldus, Solius, Gozbertus, Uvido, Ardradus, Eimardus, Gozsuinusque.
Die Eingeschlossenen werden zur Aufgabe aufgefordert, doch keiner will seinen Posten verlassen. Am Turm wird Feuer gelegt und Teile des Aufbaus aus Eichenholz beginnen zu brennen. Wer nicht verbrennt, wird von den Dänen niedergestreckt.
Die Annalen von St. Bertin und St. Vaast berichten ergänzend das Gauziln durch den Tod der Männer so erschüttert war das er Graf Herlanger nach Ostfranken entsendet um Graf Heinrich um Hilfe zu bitten.
Plünderung und Gegenangriff
Nachdem nun die Brücke im Süden zerstört und der Turm keine Gefahr mehr darstellt, führt Siegfried ein Teil des Heeres die Seine hinauf, um im Gebiet zwischen Troyes bis Le Mans zu plündern.
Ebalus versucht diese Situation auszunutzen und führt einen Angriff auf das Lager bei St. Germain Auxerre an, wird aber zurückgeschlagen.
Hoffnung im März
Im März erscheint der Babenberger Graf Heinrich, Markgraf von Friesland, oberster Heerführer der Ostfranken mit Truppen vor Paris. Er schafft es, Vorräte in die Stadt zu bringen und in der Nacht ein Gemetzel im Lager der Nordmänner anzurichten, wobei es ihm gelingt, viele Pferde zu rauben. Dann muss er den Rückzug antreten ,da er und seine Leute massiv in Unterzahl sind. Die Nordmänner geben Paris die Schuld und greifen wieder an, können aber bei einem Ausfall zurückgedrängt werden.
Es kommt am Nordturm zu Verhandlungen zwischen Odo von Paris und Siegfried. Aber noch während der Verhandlungen kommt ein Trupp Nordmänner und will Odo gefangen nehmen. Die einzelnen Gruppen untzer den Nordmännern, mit verschiedenen Führern scheinen sich nicht immer Einig zu sein, ob ihrer Handlungsweisen und Plänen. Odo verteidigt sich und springt, wie Abbo schreibt, obwohl er mit Schild und Lanze beladen ist, über den Graben. Siegfried sieht dies wohl als Zeichen und weißt an, das Nordufer zu verlassen. Das Hauptlager wird nun an Saint Germains de Pres verlegt , dass inzwischen befestigt wurde. Die Annalen von St. Bertin und St. Vaast berichten dagegen das die Nordmänner das nördliche Lager erst mit dem Eintreffen Karls III aufgeben hätten.
Siegfried erhält, wohl als Ergebnis der Verhandlungen mit Odo, von den Franken 60 Pfund Silber, wofür er sich mit den Truppen zurückziehen will. Doch der Großteil weigert sich abzuziehen. Also weist er an das alles, was man hat, Paris angreifen soll, will aber nur Zuschauer sein und selbst nicht kämpfen.
Die 60 Pfund Silber behielt er aber, schließlich war er selbst ja nicht eidbrüchig geworden und zieht mit seinen eigenen Leuten ab. Die Führung übernehmen die anderen Heerführer Sinric und Rollo (wahrscheinlich der Rollo, der später als Rollo von der Normandie bekannt wird aka Hrólfr aka Göngu-Hrólfr )
Tod im April und Bitte um Verstärkung
Inzwischen war in Paris eine Seuche ausgebrochen. Ihr prominentestes Opfer wird am 16. April Bischof Gauzelin, der auch Erzkanzler des Reiches war. Aber auch weitere adelige Franken fallen der Seuche zum Opfer.
Wenn nun nichts geschieht, ist Paris dem Untergang geweiht! Graf Odo hat in dieser Situation einen wahnwitzigen Plan, um Hilfe von Karl III zu erbitten. Er und 6 seiner Männer tarnen sich mit Tracht und Waffen, als Nordmänner. Im frühen Morgengrauen überqueren sie die Seine und töten sieben, voll bewaffnete, aber eingeschlafene Normannen ( Warum machen die das immer? Können die nicht still und heimlich Verstärkung holen?? )
Die Tötungen im Lager der Nordmänner bleibt nicht unbemerkt, den leise Aktionen scheint kein Thema bei den Franken zu sein, denn die getöteten schreien wie am Spieß! Doch Ebalus gibt Odo und seinen Leuten Rückendeckung, in dem er 6 Reiter aussendet, die 7 Feinde töten können und somit dafür sorgen, dass Odo fliehen kann.
Abbo berichtet aber auch das einfache Einwohner von Paris des Nächtens immer wieder die Stadt verlassen und in Hit-and-Run Taktik Nordmännern die Kehle durchschneiden, die Leichen als Beweis oder auch Geiseln mit in die Stadt zurück nehmen. (Es geht also doch leise!) Doch 3 Tage nachdem Odo Paris verlassen hatte, drangen Nachts 300 Nordmänner in die Stadt ein. Es gelingt, alle zu töten, die Franken beklagen nur den Tod des alten Sigebert und des jungen Segevert.
Anmerkung: Das „laute“ vorgehen der Krieger um Odo steht in direktem Kontrast gegenüber dem „leisen“ Vorgehen der einfachen Bürger Paris. Wahrscheinlich wollte Abbo damit aufzeigen, das Odo, als Held und zukünftiger König Westfrankens, nicht die hinterhältige Art eines Meuchelmordes des einfachen Bürgers durchführt, sondern sich trotz allem auch dem offenen Kampf stellen würde. Wahrscheinlich aber hat Odo genauso gemeuchelt, die Toten wurden erst kurz darauf gefunden als Odo abgezogen war, und die Nordmänner sind getriggert und greifen erneut an.
Der Heldenauftritt
Einige Zeit später erscheint Odo auf dem Berg, der heute als Montmartre im Norden von Paris bekannt ist. Die Beschreibung seines Auftritts ist die eines klassischen Heldenauftritts. 3 Einheiten Verstärkung hat er bei sich. Als er erscheint, geht die Sonne auf, die Helme funkeln im Licht und die Strahlen der Sonne scheinen auf die Schilde, als wolle sich die Sonne vor Odo, dem zukünftigen König Westfrankens, verneigen. So schreibt es zumindest Abbo.
Auch den Nordmännern bleibt die Ankunft nicht verborgen (Bei dem Auftritt…) Sie setzten vom Südufer auf das Nordufer über und wollten ihm den Weg versperren.
Odo reitet im vollen Galopp durch die Nordmänner und schlägt so eine Bresche für seine Begleiter, während Ebalus die Tore offen hält für den Rückkehrer und verteidigt.
Graf Adalemus feuerte seine Leute an sich eher den Nordmänner zu stellen als, als das man untätig in der Landschaft rumsteht. Und so rasseln Schilde aufeinander und Pfeile fliegen und am Ende kann Adalemus du Nordmänner wieder über die Seine zurückdrängen. Unklar ist woher dieser Adelmus nun gerade kommt. Stand er mit Odo am Montmartre oder befand er sich in Paris?
Die langersehnte Hilfe kommt
Aus Italien zurückgekommen, zieht Karl III. mit einem riesigen Heer nach Westfranken. Odos Bitte um Verstärkung muss ihn also erreicht haben. Von Quierzy aus entsendet er seinen Militärbefehlshaber, den Babenberger Grafen Heinrich, nach Paris voraus. Da dieser bereits im März vor Ort war, sollte er die Situation einschätzen können.
Beim Kundschaften, am 28.8.886, reitet dieser jedoch in eine vorbereitete Fallgrube der Nordmänner, die diese um ihr Lager errichtet haben. Er stürzt, wird erschlagen und seiner Waffen beraubt. Graf Ragnear kann die Leiche nach einem harten Kampf bergen, berichten die Annalen von St. Bertin und St. Vaast. Heinrich wird später im Kloster Saint Medard in Soisson beigesetzt.
Aber auch der Führer der Nordmänner Sinric stirbt. Aber Valhalla bleibt ihm verwehrt, denn sein Boot, mit dem er die Seine überqueren will, sinkt und er ertrinkt mit 50 seiner Leute.
Der Finale Angriff
Die Nordmänner greifen nun erneut, mit aller Gewalt und von allen Seiten die Stadt an, denn viel Zeit bleibt ihnen nicht bis Karl III eintrifft. Mit Signalhörnern werden die Bewohner der Stadt zur Verteidigung aufgerufen. Die Stadt erfährt einen noch nicht erlebten Hagel aus schweren Blei- und Steingeschossen. Die Pariser antworten dagegen nur mit leichten Ballisten und Pfeilen.
Anmerkung: Abbo betont hier die Macht und Wucht des Angriffes (schwere Steine, schweres Blei, Steinsplitter die umherfliegen) und setzt Paris nur mit leichter Verteidigung mit leichten Ballisten und Pfeilen entgegen. Bei den Ballisten handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um die leichten, armbrustartigen Manuballista, sondern um stationäre Torsionsballisten, die auf Mauern oder Türmen errichtet sind.
Die Verzweiflung ist so groß, dass man die Reliquien der hl. Genoveva, der Stadtheiligen von Paris, und wohl auch des hl Germanus an den Toren platziert. Die Germanus Reliquien waren waren bei der Belagerung 845 nach St. Etienne gebracht worden. Somit wäre das frühere, versuchte Aufbrechen des Grabes in St. Germain eigentlich sinnlos gewesen! Und angeblich lenkten die Reliquien sie zumindest am Tor die die Pfeile ab. Doch an anderen Stellen der Stadt scheint die Verteidigung durchbrochen , denn überall ist Kampflärm zu hören. Das die Nordmänner doch zurückgedrängt werden können, schreibt Abbo dem heiligen Germanus zu.
Wie am Anfang legen die Nordmänner jedoch wieder Feuer am Fuß des Brückenturms ,den man nun fast aufgegebn hat. Nur auf der Spitze des Turms steht ein einsamer Mönch und hält ein Kreuz hoch. Da verlöschen plötzlich die Flammen . Der Angriff findet ein Ende.
Mittlerweile ist es September oder Oktober. Karl III ist erschüttert vom Tod Heinrichs und dem erneuten Angriff der Nordmänner. Ihm platzt die Hutschnur. 600 Franken erhalten nun den Befehl gegen Paris zu ziehen und einen Lagerplatz für den König und den Rest des Heeres zu sichern.
Die Spuren der Franken werden jedoch von den Nordmännern entdeckt und sie werden angegriffen, doch die Franken vernichten die Angreifer. Einige der Angreifer fliehen in Kirchen im Umland. Die fränkischen Brüder Theoderich und Aledram springen von ihren Pferden, rennen in eine dieser Kirchen und verlassen sie erst wieder, bis dahin nichts mehr am Leben ist. Am Ende des Tages bedecken 3000 Leichen die Ebene zwischen Montmartre und Seine.
Der König kommt
Obwohl Karl III in aller Regel nicht gut wegkommt in der Geschichtsschreibung, ist bei Abbo davon nichts zu lesen. Denn er schreibt: “Dann kommt der besungene Prinzeps Kaiser Karl, umgeben von Kriegern aller Nationen, so strahlend wie die Sterne, mit denen der Himmel leuchtet, und gefolgt von einer riesigen Menge von Völkern, die verschiedene Sprachen sprechen.” Sein Lager errichtet er auf halbem Wege zwischen dem nördlichen Brückenturm und dem Montmartre.
Seine erste Handlung ist die Ernennung von Anscharic zum neuen Erzbischof von Paris, damit die christliche Gemeinde wieder eine Führung hat.
Abbo preist nun die Güte Karls, als dieser den Nordmännern 700 Pfund Silber ausgehändigt und sie in Richtung Burgund abziehen lässt.
Davon, dass Karl im Streit mit Burgund liegt und die Nordmänner ausnutzt, damit sie den Burgundern eins auf den Deckel geben, ist keine Rede. Vielmehr ist Karl nach Abbo gnädig gegenüber den Nordmännern, denn es ist bereits November und die Welt in Eis gehüllt. Aber im März mögen die Nordmänner doch bitte in ihr “wildes Reich” zurückkehren.
Die Annalen von St. Bertin und St. Vaast sehen das vollkommen anders und bezeichnen das Ergebnis als “wahrlich erbärmlicher Ratschluß”.
Das Nachspiel
887 tauchen plötzlich Nordmänner wieder auf und lagern bei St. Germain, versuchten dort aber nicht zu plündern. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Gruppe die mit Siegfried abgezogen war, während die anderen Gruppen sich noch in der Ecke von Burgund aufhalten.
Eines Tages, um die Mittagszeit, als Bischof Ancharic und Abt Ebolus mit einer großen Gruppe Krieger bei Tisch sitzten, kommt plötzlich die Meldung, dass auch diese Nordmänner die Brücken in Richtung Burgund queren wollen.
Man greift zu den Waffen und deckt die Nordmänner mit einem Pfeilhagel ein. Abt Ebolus spannt seinen Bogen. Durch ein Loch in der modrigen Bordwand des ersten Schiffes gelingt es ihm den Kapitän des Führungsbootes mit einem Schuss treffen, der von Bord stürzt und ertrinkt. Die Nordmänner sind nun Kopflos und drehen ab.
Die Nordmänner aber die sich noch südlich von Paris aufhalten stellen Geiseln und handeln einen Friedensvertrag aus. Das Gebiet südlich der Marne, das die Franken als wichtigen Grenzfluss betrachten, wird von den Nordmännern aufgegeben, bzw soll nicht mehr geplündert werden.
Die Franken haben zunächst Angst, ob der Frieden hält, doch Abbo beschreibt es so: Plötzlich war alles friedlich und Freund und Feind trafen sich an denselben Orten, man teilte das Brot, Getränk, Bett und Häuser. Zum Erstaunen aller vermischten sich die Völker, als wäre es eins.
Als das Wetter und Wind gut sind, brechen die Nordmänner allerdings nach Süden in Richtung Sens auf. 20 Christen werden vom Ufer der Seine entführt und getötet, zum Teil an die Riemen der Boote gebunden und so ertränkt. Wieder wird an Marne und Seine geplündert. In Sens selbst werden 50 Nordmänner von den Bürgern in der Stadt entdeckt und zumindest übel zugerichtet.
Nun beginnt Abbo seinen Text langsam ausleiten zu lassen. Er nennt Abt Ebolus einen tapferen Krieger und Schriftgelehrten, der große Fähigkeiten besaß, wenn er denn nicht zu gierig gewesen wäre und sich zu oft den Freuden hingab.
Anmerkung: Interessanterweise ist Ebolus kein Laienabt, wie man vermuten könnte, sondern tatsächlich Priester, der es noch bis zum Amt des Erzkanzler schaffte , sich aber gegen Odo von Paris verschwor und von diesem getötet wurde. Er war Sohn des Grafen Ramnulf I. von Poitou.
Bischof Ancharic wird von Abbo kritisiert, weil er einen Vertag mit den Nordmänner aushandelte, anstatt sie töten zu lassen. In folge des Vertrages belagern die Nordmänner Meaux.
Karl III. war mittlerweile verstorben und in Westfranken war Odo König geworden. Abbo zählt nun noch die Situationen und Erfolge Odos als König auf, so wie die Nordmänner wieder an Paris vorbei ziehen und bekämpft werden, wie Odo bei Montfaucon zunächst 10000 (!) Kavalleristen und im Anschluss 9000 (!) Infanteristen der Nordmänner besiegt haben soll, wie er gegen Verschwörer vorging usw.
Die Karte die im englischen Artikel der Wikipedia verwendet (Siehe hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Siege_of_Paris_(885%E2%80%93886)#/media/File:Paris_in_9th_century.jpg) ist so nicht korrekt, vergleiche Grabungsplan hier https://www.medieval.eu/notre-dame-de-paris/ ↩
Super Bericht. Sehr spannend (während ich mich bei Vikings nur geärgert habe).
Aber mir sind dabei ein paar Fragen gekommen:
1. wie können die Nordmänner Paris überraschen? Von der Mündung bis Paris mäandert die Seine in vielen Schlaufen. D.h. die Schiffe der Nordmänner mussten beträchtlich weiter rudern als die Luftlinie. Ist da nicht zu erwarten, dass Paris von betrittenen Boten vorgewarnt wurde. Oder haben die Nordmänner an Land solche Boten abgefangen (z.B. zuerst die Grafen entlang der Seine überfallen)?
2. gab es damals keine Scara mehr oder was hat die in dieser Zeit gemacht? Selbst wenn Karl III weit weg war (Ostfranken oder Italien), so gibt es ja immer noch den Pfalzgrafen oder irgendeinen anderen Stellvertreter im Kern-Frankenreich, der die Scara hätte losschicken können. Oder waren die komplett mit dem Kaiserr unterwegs? Oder waren sie so wenige, dass sie keine Chance für sich sahen? Oder wurden sie absichtlich zurückgehalten, um Paris zu schwächen? Oder wurde der Überfall nicht also kritisch angesehen? Oder waren sie in dieser Zeit schon in anderen Konflikten gebunden?
3. normalerweise sind die Heerschauen ja im Mai; also sollte Karl III wohl im Winter in Italien nur mit einer kleinen Schar unterwegs gewesen sein. Woher hatte er dann das Heer, mit dem er in Paris auftaucht? Gab es zwischendurch eine Mobilisierung / Heerbann, z.B. in Westfranken, und Karl III hat die dort abgeholt und ist mit ihnen nach Paris gezogen?
4. irgendwie passt bei mir die Zeitleiste des Heerzugs von Karl III nicht zusammen. Sagen wir mal, die Heerschau war ausnahmsweise nicht schon im Mai sondern erst im Juli (und irgendwo in Westfranken)*. Dann kann das Heer im August vor Paris sein. Warum zieht sich dann alles noch bis Oktober bis zur Schlacht hin? Was haben die in der Zwischenzeit denn gemacht? *Alternative: die Heerschau(en) waren nicht (nur) in Westfranken („gefolgt von einer riesigen Menge von Völkern, die verschiedene Sprachen sprechen“), aber schon im Mai/Juni und es dauerte einfach, bis die alle sich vereinigt hatten und nach Paris gezogen waren.
Jetzt hab ichs noch gesehen da komm ich um eine schnelle Antwort nicht drum, sonst träum ich noch von…
Zu 1. Ich denke das die Überraschung tatsächlich nicht so groß war, wie Abbo uns weiß machen will. Wahrscheinlich hatte man aber gar nicht damit gerechnet, dass die Nordmänner bis Paris kommen, sondern nur nördlich davon Plündern. Die Nordmänner waren sich sicherlich bewusst das eine Belagerung von Paris kein Zuckerschlecken werden würde weshalb diese wohl auch nur gehofft hatten vorbei zukommen.
Ich bin vor einigen Jahren mal die Seine runtergefahren, von Honfleur, über Rouen, Les Andyles und noch weiter südlich, um dann wieder über Gisor in die Normandie zurückzukehren. Du fährst da Ewigkeiten an beeindruckenden Kalksteinklippen lang. Bis kurz vor Paris kannst du das kaum einsehen. Wenn die Pariser gedacht haben, die bleiben da oben, könnten die letztendlich doch sehr überrascht gewesen sein, wenn von St Denis die Nachricht kommt, dass die Seine plötzlich voll ist mit Schiffen.
Zu 2. Eine Scara wäre zu wenig gewesen. Odo kommt mit drei Einheiten, möglicherweise Scara, zurück und schafft es gerade mal nach Paris rein. Heinrich hätte Zugriff auf die Schar gehabt und ein Großteil der festen Kräfte war wohl im Rheinland gebunden und als Heinrich das erste mal im März bei Paris vorbeikommt, hatte er sicherlich dabei, was er im Osten entbehren konnte. Dazu kommt das Problem, dass niemand genau weiß wie groß eine Scara war und wie viele es davon gab. Wenn man sie nur im Sinne der engsten Palastwache ansieht, war die sicherlich mit Karl III unterwegs. Bonus Info: Als 882 bei dem Lager der Normannen durch den Sturm die Mauer des Königshofs einstürzt, habe ich geschrieben: Die eingestürzte Stelle soll so groß gewesen sein, dass eine Einheit der Reiterei hätte eindringen können(…) Einige übersetzten hier mit Scara oder Schar. Ich bin absichtlich vage geblieben. Ich weiß aber weder wie groß das Loch, noch wie Groß die Mauer war, aber für mich hört sich das nicht wirklich nach einer Hundertschaft an. 😉
zu 3 und 4 . Da hab ich ein wenig geschludert, stelle ich gerade fest, bzw. hab halt einfach nur Abbo zitiert! Daher Rolle ich gerade mal schnell die Zeitachse auf:
6.12.884 Stirb Karlmann, wohl erst im April 885 erhält Karl die Einladung zur Reichsübername Westfrankens, Ende April/Anfang Mai reist Karl nach Italien, 22.6.885 ist er in Etrepy (F), ab August in Ostfranken. Februar 886 gehts nach Italien, Ende April/Mai gehts über Burgund nach Westfranken. Juli ist er in Metz, August Attigny, Servais, (Wohl ausheben von Truppen) September Quierzy und am 24.10.886 Urkundet er erstmals wieder in Paris. Er schließt den 700 Pfund Silber Vertrag mit den Nordmänner weil er angeblich erfährt davon das Siegfried mit Verbündeten auf dem Weg nach Paris sein soll um seinen Verbündeten zu helfen. ( so die Ann. Vedast)
Bonus: Den Bischof den er für Paris ernennt, scheint er übrigens seit dem ersten Italien Besuch im Gepäck zu haben, der taucht hin und wieder mal in den Urkunden auf.
Italien war für Karl III wichtig, da hier schon der Aufstieg Berengars von Friaul beginnt, der mit dem Tod Karls König von Italien wird und 915 auch Kaiser. Heißt er muss Dominanz und Anwesenheit zeigen.
Herrschauen finden sich weder in den Annalen noch in Urkunden. Ich vermute das die Heerschau durch jenen Heinrich durchgeführt wurde, der auch, vielleicht auch genau deswegen, vor Paris auftaucht. Heinrich war princeps militiae, Markgraf der Franken und Heerfrüher für Neustrien, im Sinne von Westfranken. Er war für die komplette Verteidigung des Rheinlands verantwortlich und war es auch, der Duisburg wieder zurückerobert hatte und 885 den Godefried tötete, um den es beim Feldzug 882 ging. Bonus: Sein Geschlecht die Babenberger sind eine Seitenlinie der Robertiner. Er ist also mit Odo verwandt.
ups.. war doch etwas länger…
Super Antwort, vielen Dank!
PS: wenn Karl III zur Zeit des Überfalls auf Paris (November 885) noch in Ostfranken ist (ggf. Aachen, das ja wegen der heißen Quellen eine beliebte Winter-Pfalz war) und trotzdem keine große Hilfe entsendet, dann kann das aus meiner Sicht nur bedeuten: er kann gar keine große Hilfe aufbieten (Scara zu klein oder bereits gebunden und Heerbann erst wieder ab Frühjahr), oder Paris war ihm nicht so wichtig.
Für letzteres spricht, dass er erst im Herbst 886 mit Heer vor Paris auftaucht.
Wenn ichs richtig im Kopf habe war er in Worms, Lorsch, Salmünster und Weihnachten dann in Regensburg. Aachen wurde wohl wegen der Gefahr aus Norden ziemlich gemieden
Ja, hattest Du ja schon oben im Text geschrieben. Ich hatte es vergessen. Aber auch von dort hätte er rasch Hilfe schicken können, wenn er über welche verfügt hätte und dies wollte.