Sammlung von Schwertgurtbeschlägen der Karolingerzeit
Simon Ungerman hat in diesem PDF bereits die Arten von Beschlägen beschrieben und zusammengefasst. Dennoch habe ich im Vorfeld diesen Text erst einmal nicht wieder in die Hände genommen. Die Absicht war es selbst zu Verstehen und mir eine eigene Meinung zu Bilden, die ich danach mit Ungerman abgleichen konnte. Abschließen habe ich dann den Text im Bezug in kleinen Teilen mit auf Ungerman abgeglichen und ergänzt. Diese Ergänzung habe ich , um für mich selbst auch kenntlich zu sein, kursiv gesetzt.
Vorbereitende Begrifflichkeiten: Mehrfach werden in diesem Text der Begriff „Nieten“ fallen. Nicht immer handelt es sich dabei jedoch im Nieten im eigentlichen Sinn. Zwar verwendet die Literatur für beide Varianten den Begriff Niet oder Niete, sachlich gesehen ist aber zu differenzieren!
Die stiftartigen Verlängerungen auf der Unterseite von Kleeblatt beschlägen sind nämlich mit nichten Nieten.Es handelt sich um angegossene Ösen
Im Vorfeld der Recherche versuchte ich, neben möglichst vielen Varianten der Beschläge, auch mindestens einen Fundplan aufzutun der sowohl Beschläge als auch Schwert in situ zeigt. Dies erwies sich als schwierig. Im fränkischen Reich war die Sitte von Grabbeigaben längst aufgegeben, so das sich Beschläge in der Regel nur als Einzelfunde, irgendwann verloren, finden. Auch Flussfunde bieten hier keine Möglichkeit. Ein ausgebaggertes Schwer, an dem sich ursprünglich Beschläge fanden, rissen ab, bzw sind fort geschwemmt.
Die Funde aus dem skandinavischen Raum sind oft längst als Fibel umfunktioniert oder Hortfunde ohne Schwerter. Die Garnitur des Fürstengrabes von Kolin wurde dagegen im 19. Jahrhundert von Laien geborgen ohne davon Fundzeichnungen oder ähnliches anzufertigen. So stand mir am Ende tatsächlich nur ein Grab mit Beschlägen und Schwert in situ zur Verfügung (wobei es eindeutig mehrere wie etwa aus Milkucic gibt, von denen ich aber keine Grabungspläne fand )
Es handelt sich dabei um Grab 55 aus dem Gräberfeld des Burgwalls von Stará Kouřim. Und selbst dieses ist nicht frei von Problemen. Die Grabgrube scheint nachträglich mindesten einmal verändert worden zu sein , so das sie letztendlich ein Länge von 4,4m hatte. Auf Grund hohen Grundwasserspiegels sind keinerlei Knochen erhalten und auch der Knauf des einschneinigen Schwertes (Langsax), welcher zu einer besseren Datierbarkeit beitragen könnte ist nicht erhalten.
Das Grab stellt sich wie folgt dar. Am Fußende des Grabes befindet sich ein paar Sporen, deren Riemdurchzüge größtenteils vergangen sind. Auch fehlen Schnallen für diese. Darüber findet sich der Schuh eines Langszepters aus Bronze und Silberblech (S.49 Die Macht des Silbers), der aus dem fränkischen Reich stammt. Er wurde dem Toten wahrscheinlich für seine Dienste verliehen. Auf Höhe der Knie finden sich 2 Schnallen mit Riemenenden, sehr wahrscheinlich handelt es sich dabei Riemen zur Befestigung von Wadenwickeln oder ähnlichem. Zur Rechten des Oberkörpers fand sich ein Messer, am Kopfende ein Eimer.
Das Schwert lag zur linken des Toten, die Beschläge auf etwa der Mitte der Klinge auf engem Raum. Die Positionierung der Beschläge, bestehend aus einem Kleeblattriemenverteiler mit Nieten, einem ovalen Beschlag mit Nieten, einem halb vergangenen Beschlag mit Durchzug und einem Riemenende, deuten darauf hin das der Schwertgurt um die Scheide gewickelt war und somit die Positionierungen auf den illuminierten Handschriften darstellt.
Eine Schnalle fehlt, ebenso wie es keinerlei Hinweise auf einen Leibgurt des Toten gibt. Möglicherweise waren die die Gürtel geknotet oder die Teile sind vergangen.
Die Anzahl der Beschläge deckt sich mit denen aus dem Fürstengrab von Kolin. Dort fanden sich, neben einer Schnalle und keinem Riemenende, einem Kleeblatt, ein kleiner ovaler Beschlag mit Nieten und ein etwas längerer Beschlag der auf einer Seite Nieten und auf der anderen Seite einen Riemendurchzug besitzt. Das Schwert das stark fragmentiert gefunden wird als Petersen Typ X oder N beschrieben, deutet also darauf hin das die Beschläge lange Zeit in Gebrauch waren.
Ungermann und auch Andere gehen davon aus das es ursprünglich in beiden Gräbern jeweils insgesamt zwei kleinere ovale Beschläge gab, die aber vollkommen vergangen sind und gehen daher in ihren Rekonstruktionen von 2 Beschlägen aus und setzten diese in Beziehung zum Fund von Biskupija-Crkvina. Ich behandele diese später, da ich nach der tatsächlich gefundenen Anzahl der Beschläge vorging
Ähnlich den vorangegangen Funden aus Tschechien zeigt sich der Fund aus Östra Paboda in Schweden. Dort wurde in einem Hortfund eine komplette Schwertgarnitur gefunden die als Fibeln umgearbeitet waren, es sind daher über die Rückseiten keine Aussagen zu treffen. Dabei handelt es sich um Kleeblatt, zwei ovale Beschläge, Riemenzunge sowie das Fragment einer Schnalle. (Kunst und Kultur in der Karolingerzeit , Band II S. 754)
Eine mögliche frühe Weiterentwicklung der vorangegangen Beschläge erscheint das Set von San Vincenzo al Volturno (Italien) dar. Es ist nicht mehr so fein gearbeitet wie die frühen Teile. Die Teile scheinen (nur optische Prüfung durch mich) nur noch aus Eisen mit silbernen Tauschierungen zu bestehen. Ebenso wie zuvor erscheint hier ein Kleeblatt und zwei Beschläge. Ein Beschlag ist asymetrisch gestaltet und auf einer Seite mit einem Durchzug versehen, der andere Beschlag ist jedoch dachförmig und passt sich so der Scheidenform an.
Vom Ende des 9. Jahrhunderts stammen die Beschläge von der Wurt Marsum (NL). Hier existiert kein Kleblattbeschlag mehr, sondern ein rechteckiger Beschlag mit zwei Nieten an einer Seite und V-förmig angeordneten Durchzügen an der anderen Seite. ergänzt wird der Verteiler durch 2 Beschläge, einer dachförmig, ein Anderer kürzer mit Riemendurchzug, sowie einer Riemenzunge.
Vom gleichen Typus ist eine weiteres Set aus Loon bekannt. Hier sind jedoch die Durchzüge am Verteiler nicht V-förmig sondern parallel angebracht.
Die Ausrichtung der an den Beschlägen von Loom angebrachten Riemen scheinen identisch mit einer weiteren, recht ungewöhnlichen Beschlaggarnitur aus Biskupija-Crkvina (Kroation) die einen T-förmigen Riemenverteiler aufweisen. Diese Beschläge sind aber noch aus einem weiteren Grund bemerkenswert, denn ihnen hafteten Lederreste an. Leider wurden die Beschläge bei einem Brand mittlerweile vollständig vernichtet.
Dies und der Fakt das es hier 2 kleine Beschläge und einen größeren mit Riemendurchzug veranlasste Košta und Hošek 2008 zu einer Rekonstruktion die auf alle Beschlagsätze übertragen wurde, was ich für fraglich erachte. Schaut man sich die Darstellung der Rekunstruktion der Beschläge auf der Scheide bei Ungerman an (Abb.4), stellt man fest das die Beschläge im (echten) Nietbereich abgeflacht sind und einen treppenförmigen Absatz bilden um so besser an der Scheide anzuliegen. Die Fundzeichnungen daneben zeigen diesen Absatz allerdings nicht, sondern weisen eine glatte Unterseite auf!
Die Beschläge Biskupija-Crkvina sind ebenfalls in ihrer Formengebung einzigartig.Die Beschläge bestehen in ihrer Form aus zwei langezogenen Perlen mit drei Kreisen am Ende und zwei in der Mitte für Nieten, der Beschlage an seiner langen Seite aus drei, an der Kurzen Seite aus zwei Perlen.
Ergänzt werden diese Funde durch den Hortfund von Duesminde. Hier jedoch sind die zwei Beschlagsätze, von denen bei einem das Kleeblatt fehlt, mit 2 kleinen Beschlägen und einem längeren mit Durchzug ausgestattet. (Im Bild oberste Reihe und 2te von unten)
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…