Der letzte Karolinger in Trebur: Ludwig das Kind
893 hatteArnulfs Frau mit Ludwig einen legitimen Nachfolger geboren, weshalb er seinen ersten aber unehelichen 870 oder 71 geborenen Sohn Zwentibold in Lothringen gegen den Widerstand des Adels als König als König einsetzten lies.
897 hatte Arnulf wahrscheinlich in Worms die Fürsten den Treueeid auf sich und Ludwig leisten lassen. Als er Ende 899 steht Lothringen Kopf. Die Fürsten fallen erneut von Zwentibold ab. Am 4. Februar wird der erst 7 Jährige Ludwig in Forchheim zum König gewählt. Einen solchen Vorgang, die Wahl eines unmündigen Kindes, hatte es seit den Merowingern nicht mehr gegeben. Zumal diese Kind „offenbar von Natur aus kränklich, und zu eigenständigem Handeln nicht in der Lage“ war (Rudolf Schieffer – Die Karolinger, Kohlhammer Urban S.195).
Einen bedeutenden Anteil an der Wahl Ludwigs hatten wohl die Bischöfe Adalbero von Augsburg, der zeitweilig auch Abt von Lorsch war und, für uns besonders interessant, der wohl mächtigste Kleriker im Reich Hatto I. Erzbischof von Mainz , Abt des Klosters Reichenau, Vorsteher des Klosters Ellwangen, später Abt von Weißenburg, Abt von Klingenmünster und ab 901 Abt von Lorsch.
Schon kurz nach der Ernennung Ludwigs zum König huldigem ihm auch die von Zwentibold abgefallenen Lothringer. Ludwig reist daraufhin (April) nach Aachen, von dort nach Frankfurt, wo er eine Schenkung auf Bitten Adalberos durchführt , zieht nach Lothringen und hält sich am ab 8. Oktober in Trebur auf. Dort werden am 8. und am 12. Schenkungen durchgeführt. Von Trebur aus zieht man weiter und befindet sich am 31. Oktober in Straßburg. Aus dieser Zeit stammt auch eine Tauschurkunde, die aber später zur Schenkung verfälscht wurde, in dem die Anwesenheit des Königs hinzugefügt wurde.
Von Zwentibold ging für den Halbbruder übrigens inzwischen keine Gefahr mehr aus. Zwentibold starb bei einem Gefecht im August und wurde einer späteren Quelle zufolge in der Abtei Susteren beigesetzt.
Ende des Jahres taucht, nach dem sich die Normannen immer seltener im Land blicken lassen eine neue Gefahr auf. Nach dem sie bereits im Jahr zuvor in Italien eingefallen waren schicken die Ungarn unter dem Vorwand von Verhandlungen Kundschafter nach Baiern, ihnen folgt jedoch ein Heer von dem Regino von Prümm berichtete das es an einem Tag eine Fläche von 10×10 Meilen verheerte.. So schnell wie sie gekommen waren verschwinden sie auch wieder, als sie erfahren das sich ein Heer gegen sie auf den Weg macht.
Am 6. August 902 hält sich Ludwig wieder in Trebur auf, wo er dem St. Gallener Abt Salomo Bischof von Konstanz, ein weiterer Profiteur des jungen Königs ein Krongut schenkt.zudem erfolgt ein Tag später auf bitten Hattos die Privilegien Halberstadts.
Im Juni 904 hält sich Ludwig in Ingelheim auf, im August ist er in Frankfurt und im November in Trebur. Er zieht also einmal die kleine Runde um Mainz. Ab Ende Januar ist er in Bodman. Wo er Weihnachten verbrachte ist leider nicht überliefert.
Am 29 Juni 906 ist er wieder in Trebur, nachdem er aus Rottweil kommt und wieder einmal bestätigt er einem Kloster etwas nach „Beratung“ mit Aldalbero und Hatto. (Hier ist die Urkunde online!) Im Juli folgt dann in Trebur eine Reichsversammlung (Dazu siehe diesen und diesen Artikel)
Fast wie ein Uhrwerk taucht Ludwig am 22 Oktober 907 in Trebur auf, wo er wieder eine Schenkung auf Bitten Hattos durchführt und weiter nach Frankfurt und Aachen zieht. Am 9. Juli 908 ist er dann schon wieder in Trebur und wieder erfolgt eine Schenkung . Diesmal taucht Hatto nicht in der Urkunde auf, aber die stark beschädigt Urkunde wurde als eine Art Blankourkunde gefertigt bei der Gau und Ortsname von ungeübter Hand nachgetragen wurden.
Nach dem Ludwig im Anschluss (August) in Frankfurt ist, hält er sich bereits am 5. Oktober wieder in Trebur auf. In der Urkunde taucht wieder das altbekannte „auf Fürsprache des Erzbischofes Hatto“ auf.
Zwischenzeitlich treiben es die Ungarn immer bunter. Sie fallen in Sachsen ein und waren auch bereits in Alamanien.
Im November 909 beginnt Ludwig in Ingelheim die bereits die bekannte Runde um Mainz. Von Ingelheim gehts nach Frankfurt, wo er im Februar ist und dann wieder in Trebur am 6. April 910 Urkundet, Übrigens ist diese Urkunde die Ersterwähnung von Massenheim, Wicker, Groß Gerau und noch was…. (fällt mir gerade nicht ein) Von hier aus zieht Ludwig auf das Lechfeld bei Augsburg. Dort wo später Otto einen grandiosen Sieg über die Ungarn feiern wird, wird Ludwigs Heer vernichtend geschlagen.
Im Juni 911 ist Ludwig in Frankfurt, als er wahrscheinlich vom Abfall der Lothringer erfährt. Ende August ist er im Alter von gerade einmal 18 Jahren tot. Er wird, wie sein Vater in St. Emmeram in Regensburg bestattet. Die Linie der Ostfränkischen Karolinger hat aufgehört zu existieren.
In meinen Unterlagen findet sich eine Handschriftliche Notiz über einen Aufenthalt Ludwigs am 8. Mai 901. Diesen kann ich aber zur Zeit nicht verifizieren und muss hier noch einmal nachforschen. Zeitlich könnte dieser Aufenthalt passen, da Ludwig am 19.2. in Regensburg und am 7.8. in Altötting urkundet, dazwischen hat die Regesta Imperii und die dMGH eine Lücke.
Was natürlich an den Aufenthalten Ludwigs auffällt ist seine verhältnismäßig hohe Anzahl von Aufenthalten. Gerade die „Runde um Mainz“ sind in diesem Zusammenhang interessant. Wie sagte mir mal ein Geschichtsstudent: „Es ist auch wichtig wo sie eben nicht waren“. Ich habe übrigens keinen Aufenthalt in Mainz gefunden 😉
Der größte Teil der Aufenthalte steht in Zusammenhang mit Hatto von Mainz als Vormund des unmündigen Königs, der den König in seiner Nähe haben wollte und unter Kontrolle haben wollte. Jedoch muss bei dem letzten Aufenthalt im April 910 die Frage erlaubt sein ob Ludwig hier in Trebur bereits einen Teil des Heeres sammelte bevor er nach Augsburg zog.
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…
Ein kurzer Gruß von einem stillen Leser, mit den besten Wünschen fürs neue Jahr! Danke für dieses schöne inspirierende Blog!