Die Hirsauer Annalen und Trebur und doch keine Mauern
Daher, dass ich versuche alles bisher erfahrene in eine sinnige Reihenfolge für ein Buch oder was auch immer zu bringen, hab ich mir nochmal die Hirsauer Annalen vorgeknöpft. Das schöne ist ja auch, das zur Zeit Google eine Latein Übersetzung anbietet, die zwar wie immer ziemlich Chaos produziert, aber immer noch besser ist als mit dem Wörterbuch da zu sitzen.
Ich hatte mich bereits einmal mit der Aussage der Hirsauer Annalen befasst (hier), aber die Quelle die ich zur Verfügung (Wenck) hatte scheint auch nur Stuss gewesen zu sein, da Wenck selbst das Jahr 904 der Annalen angibt, unter diesem Jahr nichts mit Trebur zu finden ist. Der verwendete Text stammt dagegen aus dem chronicon insigne monasterii hirsaugiensis von Trittenheim.
Bei Google Books (Ich liebe es!) eine gedruckte Fassung der Annalen von 1726 gefunden in der auch die Aufzählung der Bischöfe und Äbte vorkommt. Dort findet sich auf Seite 49 der Eintrag mit Trebur (Hier der Link). Hier habe ich das ganze rauskopiert und die Fehler die die Texterkennung von Google gemacht hat weitestgehenst ausgemerzt (also statt „s“ „f“ erkannt und Wörter zusammen gezogen) , habe das ganze mal durch die Übersetzung gejagt und was interessantes entdeckt. Hier aber erstmal der lateinische Text:
Anno Harderadi Abbatis fexto, Indictione Romanorum 14. magna synodus 16. Episcoporum, et multorum Abbatum celebrata fuit in villa Triburiensi prope Moguntiam juxta Rhenum : Cui multi Principes et Pontífices interfuerunt ex Germania et Gallia, qui multa utiliter statuerunt. Comparuit in eodem Consilio ex Monacho nostri Ordinis Hatto Moguntinensium Archiepiscopus, Ratbodo etiam nostri Ordinis Archiepiscopus Trevirensis, Hermannus Archiepiscopus Coloniensium, Adelgarius ex Monacho Archiepiscopus Bremensium, Sigismundus ex Monacho hujus Coenobij Episcopus Mediae; civitatis, id est, Halberstat, S. Ratbodo Episcopus Trajectensis, Sigehardus ex Monacho Episcopus Hildensheimensis, Luthelmus ex Monacho S. Maximini Episcopus Tullensis, Adelbero Episcopus Metensis, Rudolphus Episcopus Herbipolensis, Salomon ex Monacho Episcopus Constantiensis, Bernardus Episcopus Spirensis, et alijnumero quatuordecim, quorum nomina memoriae; non occurrunt. Ex Abbatibus vero nomina istorum signata invenimus. Hugo qui et Hesigerus Abbas Fuldensis, Harderadus Abbas hujus Cœnobij Hirsaugiensis, Harderadus quoque Abbas Hirsfeldensis, Murhardus Abbas Selgenstattensis, Adelbertus AbbasCorbejensis, Wilhardus Abbas S. Albani Moguntinensis, Bertolfsus Abbas S. Ferrucij Blidenstatensis, Regino Abbas Brumiensis, Hiltvvinus Abbas Lobiensis. Et alij multi, quorum vocabula non tenemus. Et notandum, quod villa praenominats Triburia inter Rhenum et Moganum sita non procul à Moguntia in descensu fluminis ab Oppenheim ad manum dextram, olim magna nobilis et inclita fuit, in qua Reges frequenter Conventus celebrare Principum consueverunt: fed nunc parvula est, et nullius aestimationis, nullum que cernitur prioris pulchritudinis remansisse vestigium, praeter muros Castelli, quod vocant Burgum Bohemorum , pauculos, qui et ipsi quotidie imminuuntur.
Anno praenotato Formosus Papa injuriatus à Romanis Alemannorum Regem Arnulfum vocavit in Italia, a quo in pristinam dignitatem restitutus multis Romanorum occisis, Imperij corona illium donavit.
Der Anfang ist im Großen und Ganzen der Text mit der Zusammenfassung der Bischöfe, Äbte usw. Der letzte Satz bezieht sich auf Papst Formosus der Arnulf gekrönt hatte und der ja später in der Leichensynode abgeurteilt wurde. Interessant ist jetzt der Teil ab „Et notandum“. Hier mal meine nachgearbeitete Übersetzung:
Anzumerken ist, dass die Stadt Triburia zwischen Main und Rhein lag und sie lag nicht weit Mainz, rechter Hand des Flusses von Oppenheim, und herrlich von edler Geburt war, in denen die Könige häufigen Versammlungen abhalten zu pflegten: Nun ist nichts mehr zu sehen, und nichts lässt sich erahnen von der der einstigen Schönheit, man sieht nur Spuren der Mauern der ehemaligen Burg, wie sie es nennen die Burg der Böhmen, aber es sind nur eine Handvoll Steine, die auch jeden Tag weniger werden.
Und Bumm! Na, ist den aufmerksamen Lesern was aufgefallen? Es heist ja immer zu Trittenheims Zeit hätte es noch verfallenen Mauern der Pfalz gegeben. So wird es zumindest gerne erwähnt. Aber es ist die Rede von der „Burg der Böhmen“, und die gabs auch, hat aber mit der Pfalz nichts zu tun. Sie ist besser bekannt unter dem Namen „Böhmische Burg“, lag 2km nordwestlich von Astheim und war eine Zollburg Karls IV. (daher das böhmisch) und wurde 1454 niedergebrannt und fiel dann dem Steinraub anheim. (Zur Burg demnächst mehr). Folglich scheint es in Trebur zu Trittenheims Zeiten gerade mal garnichts gegeben zu haben! Keine Mauern!
Und wieder einen Mythos demontiert! Ich komm mir langsam vor wie die Mythbuster!
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?
Pfalz Derenburg, es fehlt mi ein gesicherter Lageplan der Pfalz und der Vorburg