Die Stat-Verteidigungslinie – Eine Ergänzung
Jörg hatte hatte schon vor einiger Zeit über eine mögliche Verteidigungslinie geschrieben und auch hier darüber geblogt. Ich fand die Theorie, die in unserer Region eher selten vorkommenden Ortsnamen die auf -stadt enden, könnten einst eine eine mögliche Verteidigungslinie während der fränkischen Landnahme gebildet haben, durchaus interessant und habe mir nun Zeit genommen diese nochmal etwas näher zu betrachten.
Ich habe Jörgs Karte dazu noch einmal nachgezeichnet, aber dabei einige Veränderungen eingebaut. Mir erschien es wichtig auch Fluß/Bachläufe einzuzeichnen die kleiner als als Rhein oder Main sind, da ich die natürlichen Gegebenheiten als wichtiges Schutzelement sehe.
Ich habe des weiteren einige Orte eingefügt die ich noch durch das LAGIS fand: Stockheim, Stockheim hat keine -stadt Endung aber das Wort Stock im Namen. Wie auch Stockstadt, desen Name ebenso wie Stockstadt am Main mit einem Grenzpfahl in Verbindung gebracht wird.
Weiterhin habe ich Kloberstadt eingefügt, das im 9. Jahrhundert erstmals erwähnt wird. Ebenfalls neu sind Altenstadt, das im heutigen Dieburg aufgegangen ist, sowie Stetteritz. Der Name Stetteritz hat mich etwas verwundert, erinnert er mich doch mehr an Brandenburg als an Südhessen. Leider konnte mir das Landesgeschichtliche Informationssystem (LAGIS) keine weiteren Information geben, da hier zur Zeit heftig geupdatet wird. Dennoch habe ich ihn übernommen, da er doch sehr an Stadt erinnert. Aus dem selben Grund habe ich auch Niederstettbach eingezeichnet.
Gehe ich nun davon aus das diese Orte wirklich einst Verteidigungsanlagen bei der fränkischen Landnahme bildeten, so sehe ich eine erste Linie um die Pfalz Trebur herum. Gebildet von Wallerstädten, Stockheim und Königstädten, eingefasst vom alten Mainlauf im Norden, der heute noch Wasser führt und als Horlache bekannt ist und einem Altarm bei Wallerstädten. Dies würde für einen Vorstoß der Franken von Mainz her sprechen.
Ein zweiter Vorstoß könnte dann über Frankfurt erfolgt sein bei dem die Besitzungen ausgedehnt wurden. Immer noch bildet Wallerstädten den Ausganspunkt, führt über Otterstadt nach Weiterstadt und Koberstadt. Zusätzlichen Schutz böten die Rodau im Osten und Hengst-/Gundbach, Apfelbach und Mühlbach.
Die nächste Vorschubslinie bildet dann die Linie von Stockstadt am Rhein nach Stockstadt am Main, wobei sich die Lücke die Jörg in seinem Text beschreibt mit Stetteritz und Altenstadt schließen würde. Auch hier sind wieder unterstützend Bäche beteiligt: Modau im Westen, wobei diese den Lauf des Altneckar quert und hier nachgewiesen ein großes Sumpfgebiet bildete (kleine Lücke geschlossen) und im Osten durch die Gersprenz unterstüzt.
Ob Niederstettbach mit Mixstadt eine weitere Linie bildetet oder Mixstadt zu einem weiteren Schutzverbund um den Königshof Gernsheim gehörte lasse ich offen.
Diese Theorie ist gewagt, wiederspricht sie doch einigen gängigen Lehrmeinungen, aber das Bild das sich ergibt ist faszinierend. Vielleicht sollte ich mir bei Gelegenheit die Zeit nehmen Archäologischen Fundbücher des Landes Hessen im Museum Trebur zu Gemüte führen, ob sich hier etwas herauslesen läst.
Ich bin eher skeptisch, ob man Altenstadt namentlich zu den stat-Orten zählen kann. Mit dieser Bezeichnung hat man ja lediglich nur zum Ausdruck gebracht, dass da schon eine alte Römersiedlung war. Es ist daher m.E. völlig offen, wann der Name „Altenstadt“ eingeführt wurde, das könnte auch deutlich später gewesen sein, als die Gründungszeit der stat-Orte.
Koberstadt hatte ich bisher noch überhaupt nicht auf dem Radar. Sitzt da sehr einsam im Nirgendwo. Lief da vielleicht die Straße nach Frankfurt entlang? Die Straße war sicherlich an mehreren Stellen geschützt (Darmstadt könnte ja auch dem Schutz der Straße gedient haben).
Stetteritz wirst Du wohl wieder streichen müssen. Soweit ich informiert bin, hieß ursprünglich nur der Berg bei Gundernhausen so, die gleichnamige Siedlung ist erst nach dem 2. Weltkrieg entstanden.
Dann bleibt aber noch „Engelstat“. Das wird im 15. Jahrhundert als an der Mündung der Modau gelegen erwähnt. Es ist mir nicht ganz klar, ob der Standort durch Änderung im Flusslauf heute evtl. irgendwo im Altrhein liegt oder ob die leider einzige Erwähnung des Ortes fehlerhaft ist. Georg Wilhelm Justin Wagner vermutet im 19. Jahrhundert gar, dass der Rheinlauf so weit östlich gewesen ist, dass Engelstat irgendwo in Rheinhessen gelegen hätte. Dahl dagegen verortet es südöstlich von Stockstadt. Ein ziemliches Rätsel also, aber wohl ein eigenständiger Ort, der trotz nur einmaliger Erwähnung definitiv irgendwo dort in der Gegend existiert haben muss.
Was Altenstadt angeht, hatte ich auch überlegt es mit einem kleinen Quadrat zu versehen, aber irgendwie vergessen. LAGIS erwähnt den Namen unter Vorbehalt um das 1000 als Altunstat.
Für Koberstadt, östlich von Langen, angeht, war es auf den Karten des LAGIS. Ich muss da noch mal in meinen alten Büchern nachschauen. An der Handelsstraße nach Trebur liegt es nicht, möglicherweise an der prognostizierten, aber noch nicht genau lokalisierten Römerstraße Frankfurt->Dieburg.
Hatte bei Stetteritz schon ein schlechtes Gefühl. Aber das der Berg so hies ist auch interessant. Bin heute durch Ober-Ramstadt gefahren und hab so bei mir gedacht, das man eigentlich mal alle Orte mal auf Sicht hin überprüfen müsste. Also von wo bis wo sähe man ein Signalfeuer. Diese Linie sollte man dann auf Flurnamen hin überprüfen, etwa ob es einen Wartberg oder so gibt.
Beim LAGIS hatte ich Engelstadt garnicht gefunden. Ich schau mal in meinen Büchern nach und geb Dir Bescheid.