Karolingische Bildung – Teil IV – Fragen und der karolingische „Bildungsbürger“
Leider wissen wir nur sehr wenig wie sich die Bildung auf die Personen in der Zeit Karls des Großen auswirkte. Und für mich gibt es immer noch offene Fragen, die ich nicht klären konnte.
Was mich interessierte, war die Frage, wie diese Bildung an kleineren Pfalzen/Königshöfen, wie es Trebur/Tribur war, verbreitet worden? Ganz abgesehen von abgelegenen Orten.
Im Falle Treburs ist es so, dass Mainz die nächste Stadt mit Kloster- und Domschule war. Dabei war Mainz aber etwa 15 bis 20 km entfernt. Ansonsten wäre Lorsch mit etwa 30 km Entfernung das nächste Kloster.
Nun wird ein Schüler kaum diese Strecke nach Mainz am Morgen per Boot oder zu Fuß zurückgelegt haben, um am Abend wieder zurückzukehren. Aber auch eine Unterbringung in Mainz scheint wenig wahrscheinlich, denn diese jungen Menschen hätten als Arbeitskraft vor Ort gefehlt. Dennoch erscheint dies im Moment als wahrscheinlichste Variante und wird auch so mehrfach in der Fachliteratur vermutet.
Gerade ein Königshof sollte aber mit gutem Beispiel in Sachen Bildung vorangehen, bzw. der König sollte darauf achten, dass seine eigenen Leute gute Vorbilder sind. Dabei versuchte Karl wohl selbst Vorbild zu sein, wie wir gleich sehen.
Aber zunächst gibt es eine Person, die zwar bereits vor der Bildungsreform mit ihrer Lehre begann, aber wohl ein Idealbild darstellte: Einhard!
Einhard ist aber ein perfektes Beispiel karolingischer Bildung. Viel wissen wir nicht von seiner Herkunft. Er war ein Adliger aus dem Maingau. Die Stellung seiner adeligen Eltern Einhart und Engilfrit ist unbekannt, aber sein Vater war sicherlich kein Gaugraf. Einhard lernte in Fulda, wurde aber kein Mönch. Er war als Urkundenschreiber tätig, was sein Wissen in Grammatik und Rethorik voraussetzte. Dass er auch die Dialektik beherrschte, zeigen auch seine Briefe. Daneben muss er sich mit den Autoren der klassischen Antike wie Sueton auseinandergesetzt haben, wie seine Karls Biographie zeigt.
Am Hof Karls des Großen trug er den Beinamen Beseleel, nach dem Baumeister des Jerusalemer Tempels, weshalb in ihm der Baumeister Karls des Großen gesehen wird und ihm mitunter die Mainzer Rheinbrücke, Teile der Pfalz Aachen und die Pfalz Ingelheim zugeschrieben werden. Dies würde Voraussetzen dass Einhard auch in Geometrie und Arithmetik bewandert war. Nur von Musik und Astronomie wissen wir nichts aus Einhards Biographie. Vielleicht waren dies seine “schwachen” Fächer.
Durch Einhard wissen wir aber auch von der Bildung Karls des Großen, wobei dabei anzumerken ist das Einhard einen Karl im Zustand um 795 und später beschreibt und somit selbst nicht weiß was Karl in seiner Kindheit/Jugend gelernt hat, was er auch im Text auch zugibt wenn er schreibt “Ich halte es für sinnlos von Karls Geburt, Kindheit und Jugendzeit zu erzählen, (…) , da bisher noch nie davon berichtet wurde und auch heute niemand mehr lebt, der Auskuft darüber geben könnte.” (Einhard will damit Ausdrücken, das er keine Vorlage hatte, die er abschreiben konnte, oder die ihm als Quelle dienen konnte.)
Nach Einhard sprach Karl der Große Latein wie seine Muttersprache, Griechisch verstand er besser als das er es sprach, er war rednerisch begabt, geriet aber leicht ins schwafeln. Er ließ sich noch im fortgeschrittenen Alter in den 7 Künsten unterrichten, wobei Petrus von Pisa (+799) ihn in Grammatik und somit auch Latein unterrichtete, während Alkuin die anderen Fächer übernahm. Einhards Beschreibung dieses Lernens fand also vor 800 in dieser Form statt. Sein größtes Interesse soll Dialektik, Rhetorik und Astronomie gegolten haben. Er bemühte sich auch im Schreiben, hatte dies aber nach Einhard erst spät begonnen, weshalb es ihm schwer fiel.
Lesen hatte Karl mit Sicherheit schon in seiner Jugend gelernt, das Schreiben als handwerkliche Tätigkeit war dabei aber wohl nicht, oder kaum berücksichtigt worden. Da er eher kriegerisch unterwegs war, und somit eher Lanze und Schwert in der rechten Hand führte, war die Muskulatur und das Gehirn auch nicht auf eine solche filigrane Tätigkeit trainiert, was das Schreiben sicherlich erschwerte. Dennoch scheint ihm viel daran gelegen zu haben es zu erlernen und somit auch Vorbild zu sein. Das Einhard nicht allzu sehr übertrieben haben kann, wird durch 2 prunkvolle spätantike Elfenbeinplatten bewiesen, die das Diptychon, also seine Wachstafeln, gewesen waren. Diese wurden später durch Ebo von Reims “entwendet” und für einen Bucheinband zweckentfremdet.
Sehr geehrter Herr Zwittmeier, zur Ortsnamen-Geschichte von Geinsheim hier ein paar Anmerkungen. Die Zuordnung der Namen Gemminesheim und Gemminisheim im…
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?