Weitere Gedanken zum Wehrgehänge und eine erste Versuchsanordnung
Was nun die karolingischen Beschlaggarnituren angeht so können wir nocheinmal festhalten, das es einen Beschlag gab, der einen Riemendurchzug besaß, ein Beschlag ohne Durchzug, der auch Dachförmig sein konnte, sowie einem Riemenverteiler in Kleeblattform. Hin und wieder gab es auch 2 kleine Beschläge.
Keiner der Beschläge weist Spuren auf, die darauf hinweisen das sie direkt am Holz der Scheide befestigt waren, lediglich Lederreste konnten an einem Beschlagset festgestellt werden.
Auch die Bildquellen scheinen dies zu bestätigen. Jedoch scheint es
als müsse ich mich auch von früheren Aussagen distanzieren. Denn was ich oftmals als Steg einer Hölzernen Öse im oberen Teil der Scheide interpretierte scheint vielmehr die (echte) Nietreihe auf dem oberen Beschlag zu sein! Auf dem linken Bild als dunkler Strich auf dem oberen Beschlag zu erkennen.
Aber dieses Bild und auch eine Abbildung aus dem Prager Kapitular scheinen die Anordnungen der Beschläge zu bestätigen. Auch wenn hier nicht der untere, sondern der obere Beschlag über die Scheide übersteht.
Der Überstehende Beschlag ist als jener Beschlag zu interpretieren, der eine Durchzugsöse besitzt.
Was mir jedoch immernoch starke Kopfschmerzen bereitet ist die Position von Beschlägen und Riemenverteiler zueinander! Mein Ansinnen ist es Die Riemen so zu verbinden das sie nicht gestaucht werden und somit eine gerade Verbindung entsteht. Auf dem Bild links ist ein Versuch zu sehen. Die Schräge des oberen Gurtes würde durch einen Knoten auf der Rückseite erzeugt, während die untere Schräge zum Verteiler durch die Öse möglich gemacht wird. Ich finde diese Konstruktion nicht wirklich optisch ansprechend (wobei das egal sein muss!), kommt aber der Abbildung im Prager Kapitular sehr nahe.
Aber dann wären wir bei einem weiteren Punkt der mich zum Nachdenken anregt. Die meisten Abbildungen, wie etwa das Prager Kapitular stellen die Schwertscheiden und Gehänge spiegelverkehrt dar. Da heist als würden Sie auf der rechten Seite getragen, wahrscheinlich nur eine optische Spielerei um die Insignien, bei einem Schwert in den Abbildungen handelt es sich meist um solche, ins richtige Licht zu rücken.
Weitere Gedanken habe ich mir zum Stuttgarter Psalter fol. 158v, der Abbildung Davids und Goliaths, gemacht. Bei der besagten Abbildung sieht man zwei mal Goliath, bei male schaut man auf sein Schwert. Die Schwerter besitzen Ösen für einen Riemendurchzug am Scheidenmund, jodoch ist bei der oberen Scheide ein Beschlag mit eingezeichnet, bei der unteren jedoch nicht. Auch sieht man an der oberen Scheide die Vorzeichnung, bzw. Linienführung des Riemens der um die Scheide herum führen sollte, jedoch nicht coloriert wurde. Der Stuttgarter Psalter greift auf die selbe Quelle zurück wie der Chludow Psalter. Es handelt sich also um Bilder die in der ein oder anderen Weise auf einen aktuellen Stand gebracht wurden. Das der Illustrator selbst kein Schwertträger war dürfte voraus zu setzten sein. Möglicherweise hat er eine ältere Vorlage abgezeichnet, eine Vorlage mit Öse, diese aktualisierte er in einem Bild zusätzlich mit einem Beschlag ohne dies aber Konsequent fortzuführen. Oder aber die Beschläge hatten sich zu Entstehungszeit noch nicht weit genug durchgesetzt.
Übrigens gibt es zwei Schwerter die das Thema 2 Beschläge, einer mit Durchzug plus Riemenverteiler aufgreifen: Das Ballateare Schwert und das Cronk Moare Schwert.

Ballateare Schwert (oben) in einer anzuzweifelnden Rekonstruktion der Wehr und das Crank Moar Schwert
Beide Schwerter Datieren in eine Zeit von 850 bis 950 (je nach Angabe), könnten also noch von den karolingischen Wehrgehängen beeinflusst sein und sozusagen eine „billige Kopie“ darstellen.
Inzwischen habe ich auch das Material für meine Tests und werde heute damit beginnen.
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in…
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…