Vielvölkerchaos im hessischen Ried des 5. Jahrhunderts
Am Wochenende erinnerte ich mich daran das der Alamannenkatalog ja bei mir seit ewigen Zeiten im Regal schlummerte ohne das ich diesen jemals genau unter die Lupe genommen hatte. Dafür war jetzt die passende Gelegenheit. Dabei bemerkte ich das ich einige Stämme völlig außer Acht gelassen hatte.Ab etwa 280 traten sich im Bereich des hessischen Rieds Alamannen und Burgunden mal den Römern, mal gegenseitig auf die Füße doch die Burgunden konnten sich festsetzten.
Bis 406 hat sich dann in der Region zwischen östlich des Rheins zwischen Mainz und Worms eine bunte ethnische Mischung angesammelt, darunter nicht nur Burgunden, sondern auch Alanen und Vandalen, die möglicherweise wie eine Bugwelle vor den Hunnen hergeschwemmt wurde. Nicht zu vergessen der kleinere Rest an Alamannen der sich noch in der Ecke befandet. 406/407 überquert der Multikultiverein den Rhein und erklärt den Römern nochmals genau den Begriff der Völkerwanderung.
Die Burgunden kommen nicht weit und bleiben auf der anderen Rheinseite hängen. Zu den Burgunden muss hierbei jedoch angemerkt sein, das die Bestimmung burgundischer Gräber anhand des Wiesbadener Fibelltyps hinfällig ist, wie Böhme erst in diesem Jahr nachwies. (siehe hier). Hier treten dann auch die von Jung in dem verlinkten Vortrag erwähnten Kämme auf, die wahlweise donauländischen oder (ost-)germanischen Charakter besitzen auf den Plan.
Es handelt sich dabei um Kämme mit halbrunder Griffplatte. Ein ebensochler befindet sich in dem Frauengrab aus Trebur, das auch in einem Nebensatz auch im Alamannenkataolg erwähnt wird. Auf S.177 ist dort unter „Spuren der hunnischer Expansion“ und der Aufzählung von Gräbern von Personen die in Folge der hunnischen Expansion an den Rhein gelangten, zu lesen:
Aber auch unscheinbare Funde, beispielsweise die kleinen Schnallen aus Grab 5 in Renningenoder aus Gondorf, weisen auf diesen Zusammenhang. Bereits aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts stammen die Gräber aus dem rheinhessischen Wolfsheim und dem südhessischen Trebur
Aus: „Vom Einzelgrab zum Friedhof – Beginn der Reihengräbersitte im 5. Jahrhundert“ von Dieter Quast in „Die Alamannen“ S.177
Gemeint sind in diesem Zitat Zuwanderungen durch das Volk das sich bald schon Thüringer nennen wird, während, wie oben angedeutet, andere Forscher in diesen Kämmen Nachweise für Burgunden sehen. Ebenso können aber auch andere Volksstämme für die Kämme verantwortlich sein.
Eine weitere Gruppe, die für die kurzzeitig in der Region vermutet wird sind die Hunnen selbst die 451 von Worms nach Mainz zogen. Ihr Verhältnis zu den Alamannen, waren sie Feinde, Verbündete oder Untertanen, ist nicht bekannt. Auch die Textquellen schweigen über die Alamannen in dieser Zeit. Ein Nachweis über die Hunnen aber im Bereich zwischen Worms und Mainz muss die Wissenschaft zur Zeit schuldig bleiben, wie es mal in einer Ausstellung hieß. Gleiches gilt übrigens auch für Vandalen und Alanen.
Nach dem die Burgunden und Co. abgezogen waren , war das südhessische Gebiet wohl recht leer, weshalb es danach zu einer erneuten Landnahme durch die Alamannen kam, die aber wohl bei weitem nicht mehr so dicht war wie die erste Besiedelungswelle, zumal auch der Vorbeizug der Hunnen nicht ohne Spuren geblieben sein dürfte. Für unsere Region bedeutet dies eine erneute kulturelle Durchmischung mit zurückgebliebenen Personen. Dadurch könnte das Treburer Grab auch die Folge einer frühen Durchmischung sein, aber auch Handel, Tausch und Beute kommen in Frage.
Klar ist jedoch das das hessische Ried nicht mehr das Kerngebiet der nördlichen Alamannia war, welches es wohl zu Teilen in den Glanzeiten der alamannischen Bucinobanten unter Makrian war. Es war verhältnismäßig leer und nur in einigen Siedlungsschwerpunkten bewohnt.
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in…
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…