Vortrag von Dr. Maurer und Dr. Von Freeden: Bewegte Zeiten
Vor dem Vortrag stellte mich Dr. Maurer Frau Dr. Uta von Freeden vom Deutschen Archäologischen Institut und der römisch germanischen Kommission vor . Sie wollte mich wegen meines kleinen, popeligen Blogs sprechen, welches sie von Dr. Maurer genannt bekam. Ich hatte schon das schlimmste befürchtet, aber nein! Sie wollte mich kennenlernen und mir ein Buch schenken bei dem Sie als Herausgeberin fungiert hatte, leider hat sie es aber nicht mehr in ihre Tasche bekommen, so dass ich ihre Adresse bekam um mich mit ihr in Frankfurt zu verabreden und es abzuholen.
Manchmal frage ich mich was ich hier anrichte und wer hier noch so alles mit liest. Ist schon so ein bisschen unheimlich…
Aber nun zum Vortrag. Wie ich schon prophezeit hatte hatte sich der kleine Clubraum sehr schnell gefüllt. Es mußten sogar zusätzliche Stühle aufgestellt werden. Durch Dr. Maurer kamen natürlich auch einige Mitglieder von Terraplana und irgendwie hatte ich auch meine Eltern überzeugt zu kommen.
Und selbst als Herr Körbel seine Einleitung hielt kamen immer noch Besucher.
Es begann Dr. Thomas Maurer von der Goethe Universität Frankfurt , Institut für Archäologische Wissenschaften. Er wollte nur eine 15- 20 minütige Einführung halten in der er die spätrömische Welt hier in der Region beschreibt.
Er erklärte die geographische Situation mit vielen Siedlungsplätzen entlang des alten Neckarbettes, zeigte den Rückzug der Römer auf die Regionen links des Rheins, aber betont auch das es noch zu dieser Zeit (4.Jh.) viele Fundstellen gibt, bei denen römisches Material gefunden wurde, welches wohl von Germanen genutzt wurde.
Um 300 war ein Brückenkopf in Mainz-Kastell eingerichtet worden, der uns bildlich auf der Lyoner Bleimedaille erhalten ist. Möglicherweise gehörte Trebur, bzw. das Umland zu diesem Brückenkopf.
Maurer betonte die Wichtigkeit der Funde Eugen Schenkels, ohne die er nichts aus der Region zeigen könnte.
Auf einer geologischen Karte führt Maurer zum Burgus von Astheim, zeigt die geophysikalischen Bilder der Anlage und erklärt seine Funktion und erläuterte wie die Grabungspunkte ausgewählt wurden.
Anschließend erklärte er Bilder der Grabung.
Als Klassiker des römischen Interesses an der rechtrheinischen Region bezeichnet er den Steinabbau im Odenwald. Zwar war das rechtsrheinische Gebiet nicht mehr offiziell römisch aber definitiv römisches Einflussgebiet.
Der Forschung stand zu Trebur ist: Man weiß nichts über eine mögliche römische Ansiedlung! Was nichts heißt das nichts war, es kann sein das man es nur (noch) nicht gefunden hat.
Im Bezug auf den Virodacti-Stein an der Laurentiuskirche weist er darauf hin, das Basalt im hessischen Ried sehr selten genutzt wurde, aber oft in Heddernheim.
Er führt nun weiter zum Tannböhl, wo es häufige römische Funde, aber keine Grabung und keine physikalische Untersuchung gibt. Es könnte hier einen germanischer Sitz gegeben haben, dessen Bewohner auch römische Material nutzten. Es gibt aber hier Funde von Auxiliarsoldaten wie Lamellen von Schuppenpanzern und Zwiebelknopffiebeln, die rechtsrheinisch recht selten sind.Man muss vorsichtig mit Deutungen sein, aber klar ist im 5. Jahrhundert spielte der Ort keine Rolle mehr! Lag der Grund in der „Barbareninvasion“? (406/407)
Linksrheinisch hielten sich noch bis etwa 450 Reste einer römischen Verwaltung.
Mit dem römischen Ende gab Dr.Maurer ab an Fr. Dr. von Freeden.
Von Freeden möchte er Frage nachgehen ob es schon im frühen Frühmittelalter hinweise auf eine bedeutende Siedlung in Trebur gibt und möchte ein Bild dieser Zeit und ihrer Bewohner zeichnen.
Auch von Freeden erklärte noch einmal die politische Situation in der Region und zeigte anhand einer Karte Siedlungen mit elbgermanischen oder donaugermanischen Einflüssen.
Sie umreist die Situation der Kämpfe zwischen Franken und Allamannen und die Inbesitznahme der Region .
Der Landgraben sollte auch noch im fränkischer Zeit eine nutzbare und wichtiger Schiffahrtsweg gewesen sein führte sie aus und betont das Trebur bereits an einer neuen wichtigen Straße von Mainz kommend lag.
Die Funde zeigen eine recht dichte Besiedelung unserer Region. Trebur war an das Verkehrsnetz angebunden, Wasser- und Landwege, und hatte hohen „Freizeitwert“ durch die Jagd in den Wäldern der späteren Dreieich.
Frau Dr. von Freeden erklärte nun wie Funde an einen Platz kommen können: Durch Raub, Schenkung, Tausch und Handel usw.. Wer stellte die Funde her? Ein einheimischer Hersteller? Hatte er vor Ort oder in der Fremde gelernt?
Es wurden nun Männergräber der Region vorgestellt. Ein Grab eines Jungen von 11. Jahren aus aus dem 5.Jahrhundert aus Groß Gerau. Er war mit einem Halsreif bestattet worden, der ihn als Mitglied einer osteuropäischen Kriegerelite ausweist. Er hatte ebenfalls eine Axt in entsprechend angepasster Kindergröße im Grab.
Möglicherweise verlor Groß Gerau seine Anbindung ans Wasser mit der Zeit, denn nun setzt Fundarmut ein und in Trebur beginnen Grabfunde aus dem 6. Jahrhundert, wie der Westlandkessel und gläserne Gefäße.
Vom 6.-7. Jahrhundert zeigte sie ein Grab aus Wallerstädten: Im Mund des Toten befand sich eine Münze für den Fährmann. Der Tote trug einen Gürtel mit Sax und Tasche in der sich Stahl und Feuerstein befanden. Er hatte volle Bewaffnung dabei und eine Feinmetallwaage. Da sich auch Kratzer mit Goldablagerungen an der Waage fand, konnte er als Goldschmied identifiziert werden.
Damit dieser sein „elitäres“ Handwerk ausüben konnte, musste es aber Voraussetzungen gegeben haben. Etwa wohlhabende Franken im 4km entfernten Trebur.
Sie geht nun zu Gräbern aus Astheim über und erklärt Gürtelbeschläge und Saxscheiden.
Sie zeigte nun die die goldenen Riemenbeschläge und erklärte das die Zuordnung zu Trebur heute in Frage gestellt wird, da der Antiquar Broh, der die Stücke nach Mainz verkauft hatte, bekannt war dafür war auch Diebesgut aus Raubgrabungen zu vertickern und falsche Fundorte nannte um die Herkunft zu verschleiern.
Sie zeigte langobardische Vergleichsstücke und von Broh war bekannt, das er italienische Stücke verkaufte! Möglicherweise kam das Stück gar nicht aus Trebur!
Was bedeutet es aber, wenn das Stück wirklich aus Trebur kam? Vergleichbare mehrteilige Gürtel wurden vom fränkischen König an Personen in seinem Dienst vergeben. Für Trebur würde das bedeuten, das es bereits um 650 einen engen Vertrauten des fränkischen Königs gab!
Sie geht nun über zu den fränkischen Funden vom Burgus, speziell den Fund des Kriegers mit Langsax und Spatha.
Sie betont, das es sich um eine Sonderanfertigung handelt, und fragt warum aus Silber und erläutert die steigende Beliebtheit des Silbers ab Mitte des 7. Jahrhunderts.
Nun beginnt Frau von Freeden die Ausstattung von Frauengräbern zu beschreiben. Wie auch schon bei den vorher beschriebenen Männergräbern ein gefundenes Fressen wenn man sich für Kleidung interessiert!
Was mir hier neu war, war das im 6. Jahrhundert Fibeln bei Frauen nicht mehr durch den Stoff gestochen wurde, sondern extra Schlaufen an Mäntel angebracht waren durch die die Fiebeln gesteckt wurden!
Erst im 8. Jahrhundert kam es zur vollen Beigabenlosigkeit. Es ist aber nicht auf die Religionszugehörigkeit an Hand der Beigabenlosigkeit zuschließen, wie sie noch einmal betont.
Nun zeigt sie die weiten Handelsbeziehungen die bis nach Indien führten und zeigt dazu einen Elfenbeinkamm aus Griesheim, dessen Elfenbein aus Indien kam und in Byzanz mit Abbildungen der Hochzeit von Kanaan verziert wurde. Trebur war vielleicht auch ein wichtiger Handels- und Umschlagsplatz in der Region. (Hi hi, das Haithabu des hessischen Rieds…)
Sie beschreibt nun das einfache Alltagsleben, zeigt Gläser und Knickwandgefäße, Holzeimer (Oberflacht als Beispiel) gedrechselte Gefäße, Schalen, Daubenbecher…usw. Sie zeigt die Trossingener Leier und Möbel aus dem Kölner Knabengrab.
Es folgen Bestattungsrieten wie Baumsärge und Frau Dr. von Freeden zeigte auf Bildern aus Frankfurt Harheim was im Boden davon noch zu sehen ist und präsentierte die erhaltenen Särge aus Oberflacht.
Hier schlug Frau Dr. von Freeden wieder dieBrücke zu den Funden aus Trebur und bedauert das die Fundzusammenhänge unbekannt sind.
Die Astheimer Funde erhöhen aber die Wahrscheinlichkeit das ein so bedeutender Mann in Trebur gelebt haben könnte, das er einen solchen goldenen mehrteiligen Gürtel besaß.
Nach Abschluß des Vortrages standen Dr. Maurer und Dr. von Freeden noch Interessierten Frage und Antwort.
Hört sich nach einem sehr interessanten Vortrag an.
Eigentlich gehört so etwas auf youtube, damit alle etwas davon haben 😉
Zu römischen Funden rechts des Rheins, als die Herrschaft Roms dort eigentlich schon beendet war:
Über Trebur selbst weiß ich zwar nichts genaues, sondern bloß über Bayern, aber aufgrund der vergleichbaren Fundlage, dürften durchaus Parallelen vorhanden sein. Deshalb darf ich darauf aufmerksam machen, dass z.B. in Salzburger Urkunden des 8. Jh, noch jeder 3. Name auf romanische Vorfahren verweist.
Soll heißen, die provinzialrömische Bevölkerung hat zu nicht unerheblichen Teilen, vor allem in der Nähe von städtischen Zentren, unter germanischer Herrschaft weiter gelebt und ihr Handwerk, im kleinen Maßstab (also keine Manufakturen mehr), weiter ausgeübt. Deshalb wohl auch die „römischen“ Funde in nicht mehr römischen Gebieten. Und wie gesagt, vielleicht wars im Raum Trebur ähnlich.
Ganz ehrlich denke ich über das hochladen bei Youtube schon seit Anfang der Vorträge nach! Aber ich hab keine Videokamera und mit meiner Webcam wäre es wohl eher murks… Vielleicht finde ich aber doch noch eine Lösung!
Vor allem wären solche Videos von Vorträgen auch eine Klasse Werbung für Trebur und das Museum.
Eine brauchbare Kamera gibts heutzutage übrigens schon für einen Apfel und ein Ei – naja, fast – je nachdem was man für Ansprüche hat.
Ich bin mit meiner Canon PowerShot SX30 IS jedenfalls sehr zufrieden, die macht absolut akzeptable 720p-Videos, auch bei mittelprächtigen Lichtverhältnissen.