Eine Kreuzfibel aus Trebur

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Eine Antwort

  1. Wolfram Giertz sagt:

    Lieber Herr Zwittmeier,
    falls das Problem nicht bereits gelöst ist, helfe ich Ihnen wunschgemäß gerne auf die Sprünge: Es handelt sich weder um eine Kreuzfibel, noch um ein karolingerztl. Artefakt, sondern m.E. um einen frühnztl. Riemenbeschlag des ausgehenden 16. bzw. des frühen 17. Jhs. Hierfür spricht die typische Groteskenfries-Ornamentik der Spätrenaissance mit Maskarons (hier jeweils von der Längsachse ’nach unten‘ ausgerichteter Frauen- und Löwenkopf auf den seitlichen ‚Kreuzarmen‘) in Kombination mit Rosetten und Voluten, wie wir sie z.B. als Roll- oder Beschlagwerkleiste von den Halsfriesen des Raerener und Aachener Steinzeugs aus dem späten 16./frühen 17. Jh. kennen. Die grafischen Vorlagen für den Steinzeugdekor wie auch für eine Vielzahl von metallenem Zierrat lieferten v.a. die in den 1580er und 1590er Jahren entstandenen Stichfolgen der niederländischen Ornamentstecher wie z.B. die des Abraham de Bruyn oder solche der Familie de Bry. Christel Bernard hat ein dem Treburer Stück gut vergleichbares – mglw. model-/werkstattgleiches – Exemplar dieses Beschlagtyps aus ihrer Grabung auf der Burg Kirkel im Saarland online gestellt: https://www.zeitensprung.de/kimetall.html . Funktional lassen sich diese bronzegegossenen Ösenbeschläge m.W. noch nicht eindeutig bestimmen. Infrage kommen wohl die Funktion als Ösenverschluss von einem Gürtel mit Haken-Ösenschließe, oder aber die Funktion als Bestandteil einer mehrteiligen Anhängekombination bspw. vom Waffengurt oder vom Reitzeug (vgl. https://www.europeana.eu/eu/item/2021609/objecten_78654 ). Fünf vollständig erhaltene dreiteilige Anhängekombinationen („Gordelsluitingen“) mglw. ders. Funktion aber mit rein vegetabilem Dekor des mittleren 16. Jhs. auf den paarig an ein Verbindungsstück angehängten Ösenbeschlägen stammen aus dem vor 1574 aufgeschütteten Schichtpaket im Bereich Kousteensedijk in Middelburg/NL (van Heeringen Hrsg., Geld uit de belt,1994, 45-47, Abb. 42-46). Angesichts der Ausrichtung der Öse halte ich die mgl. Funktion der beiden Ösenbeschläge aus Trebur und von der Burg Kirkel als Teil einer Buchschließe übrigens für unwahrscheinlich. Wenn Sie sich die Mühe machen wollen, werden Sie vielleicht weitere Exemplare bzw. Hinweise zu deren Gebrauch in den einschlägigen Funddatenbanken in England, den Niederlanden und Belgien finden (PAS; PAN; MEDEA). Ich denke, dass Frau Bernard sich über eine Mitteilung von Ihnen freuen würde.
    Mit besten Grüßen aus Aachen, Ihr Wolfram Giertz

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