Tatsächlich Gebäude
Zu unserem Fund-Acker gibt es nun schon erste ernsthaft Erkenntnisse zu vermelden. Einer unserer Begleiter war ohnehin auf dem Weg zu Dr. Holger Göldner von der Denkmalpflege, der seinen Sitz im Darmstädter Schloss hat. Er bereitete Dr. Göldner schon einmal auf die Funde vor, worauf man einen Blick in die Akten warf.
Tatsächlich gab es für diesen Acker bereits einen Vermerk. Wohl aus Luftaufnahmen und frühern Funde weiß man, dass sich hier ein römisches Gebäude mit Nebengebäuden und Abfallgruben befindet. Der Zweck der Bebauung ist jedoch unbekannt, es könnte sich vielleicht um eine der in der Region verbreiteten „Kleinvilla“ handeln.
Man muss hierzu wissen, das es im hessischen Ried zwar eine gewisse Dichte von Villa Rusticae bestand, diese entsprechen jedoch, so weit bekannt, nicht dem bekannten Typen der Villa Rusticae (großes Gebäude mit Eckrisaliten oder so). Einzig in Kelsterbach wurde ein kleineres Gebäude ergraben, aber da sich im inneren eine Kultgrube befand ist der Zweck des Baus nicht wirklich klar (hier die Seite der Goethe-Uni zu der Grabung).
Nun wissen wir also sicher das sich hier ein römisches Gebäude befand, aber es gibt noch Fragen. Sind die Knochen nur Teil der Abfallgruben oder Begräbnisse, denn es wurden dort ja auch schon menschliche Gebeine gefunden. Und was machen die mittelalterlichen Funde auf diesem Acker? Wurde hier weiter gesiedelt oder verlor man sie beim Steinbrechen, also dem Abtransport von Steinen?
Was bisher geschah:
Teil 3 Und wieder auf dem Acker…
Teil 2 Nach dem Survey ist vor dem Survey
Teil 1 Das gehört da nicht hin!
Habt ihr demnach auch das Problem, dass man alte Funde quasi wiederfindet – also
doppelt moppelt?
Geld für eine öffentliche Datenbank gibts wohl nicht, wo jeder reingucken
kann, um es sich im Vorfeld zu ersparen, sinnlos Energie in etwas zu stecken,
das schon bekannt ist?
Das ist hier in Österreich derselbe Bogus.
Findet man etwas, z.B. über Google Earth, muss man sich umständlicht ans Denkmalamt
wenden, die das überprüfen und einem nach oft langer Wartezeit sagen – kennen wir
schon, oder kennen wir noch nicht.
Irgendwie alles eine ziemlich ineffiziente Sache.
Andererseits hege ich ja den Verdacht, dass man absichtlich ein Geheimnis um
potentielle Fundplätze macht und die Nebenwirkungen billigend in Kauf nimmt.
Peinlich und vor allem astreine Steuergeldvernichtung ist es natürlich,
wenn nicht einmal Archäologen wissen, dass sie an einer Stelle graben,
die bereits wissenschaftlich untersucht wurde.
Kenne da z.B. eine lustige Episode aus Oberbayern… aber das ist eine
andere Geschichte 🙂
Nun, es gibt einmal im Jahr die Fundbücher. Da stand ja auch der Acker drin. Die Luftaufnahemn scheinen auf Grund der Funde entstanden zu sein und wurden dann nicht weiter erwähnt. Werden zuerst die Luftaufnahmen gemacht steht dann da: „Trebur: Bei 6016: 12345/12345(nur Beispiel) in einer Luftaufnahme wurden Gebäudestrukturen entdeckt. Bei einer anschließenden Begehung konnte durch Xyz mehrere bandkeramische Scherben gefunden werden“
Leider gibt es auch Jahre in denen nur Aufsatzbände erschienen sind. 1971 ist so ein Jahr und ausgerechnet da wurde in Trebur der römische Brunnen am Schwimmbad freigelegt…
Ich stimme deinem Verdacht zu, dass hier stellenweise Sachen geheimgehalten werden. Wobei Geheim fast ein bisschen zuviel gesagt ist. Ich würde es eher „verschwiegen“ nennen, was aber auf das Selbe hinausläuft. Der Verdacht könnte sich sogar bewahrheiten, da einige Fundplätze in den Fundbücher um fast einen halben Kilometer „unrichtig“ angegeben sind.
Was eine Datenbank angeht, wäre das für registrierte Sucher sicher eine feine Sache, aber ich hege da wenig Hoffnung. Man muss sich nur mal die Internetseite der Hessischen Denkmalpflege ansehen. Ich kriege jedesmal einen Schreikrampf wenn ich versuche dort einen Termin zu finden. Den Termin für den Hessenarchäologietag finde ich meist erst wenns zu spät ist, oder mir es jemand sagt!
Ich hab in letzter Zeit auch sehr sehr viele Sachen gehört und erlebt die zum Heulen sind in dem Bereich und ich glaube ich kann deine, ich nenns jetzt mal Skepsis zu den Vereinen, besser verstehen. Ist aber auch eine andere Geschichte. 😉
Was ich ja klasse fände, bzw. wovon ich träume, wäre,
wenn es eine Art Fund-Wikipedia gäbe, wo jeder seine Entdeckungen
reinschreiben kann (natürlich auch die aus den offiziellen „Fundbüchern“).
Was da für eine wertvolle Datenbank entstünde, die man z.B.
mit Google-Maps verknüpfen könnte!
Vor allem würden sich da Zusammenhänge erschließen lassen,
die so ja auch den Archäologen meist vollkommen verborgen bleiben.
Fundbücher und Akten zu wälzen ist ja nicht nur deshalb unzulänglich,
weil niemand alle Unterlagen besitzen kann, sondern auch weil es
natürlich viel zu zeitaufwendig ist.
Es benutzt heute ja auch niemand mehr einen papierenen Brockhaus.
Aber bei der Dachshaarpinsel-Fraktion, beißt man mit solchen Meinungen
und Ideen irgendwie ständig auf Granit.
PS: Es ist auch irgendwie komisch, dass alle archäologische Funde und
Grabungen nicht zentral über ein Internetportal – zeitnah – publiziert werden.
Ich bin deshalb auch sehr froh, dass es hier die „Archäonews“gibt.