Fiktive Wallanlagen am Rand des Vogelsberges
Nach dem ich nun knappe 4 Wochen täglich am Heft zu den Karolingern in Trebur geschrieben habe ist mein Kopf etwas matschig, beruflich bin ich im Moment auch andauernd im Hotel und langsam brauche ich meinen Jahresurlaub, der demnächst ansteht. Da ich diesen in Vorbereitung einer größeren Wanderung im nächsten Jahr zum Teil wandernd verbringen werde, musste ich wieder ein wenig meine Wanderfähigkeiten aufbauen und war in letzter Zeit ein wenig in der Landschaft unterwegs.
Bei der Vorbereitung einer Tour, sah ich auf der Strecke bei Goggle Maps einen Eintrag. Dort stand „Plateau Ruine“ versehen mit dem Symbol für historisches Monument. Der wohl Eintragende kommentierte darunter „Sehr interessant!! Hier oben stand auf jedenfall mal was. Vermutlich prähistorisch. Die Anlage ist auf dem gegenüberliegenden Berg vom Menhir von Eichelsdorf!“
Dies war eigenartig, denn ich wohne seit meinem Umzug vor einigen Jahren in die Wetterau nicht allzu weit entfernt, hatte aber noch nie von einer Ruine dort gehört.
Auch Rudolf Knappe in „Mittelalterliche Burgen in Hessen“ notierte zu dem „Eichsköppel“ bei Eichelsdorf nichts, genauso wenig wie entsprechende Literatur für Kelten oder zu steinzeitlichen Fundstätten wie etwa der Michelsberger Kultur.
Bei dem sogenannten Eichsköppel handelt es sich im einen Basaltrücken vulkanischen Ursprungs. Die Vulkanausbrüche des Vogelsberg haben Sternförmig vom Hoherodskopf ausgehend dicke Basaltablagerungen hinterlassen in deren Täler sich die lokalen Flüsse und Bäche wie Nidda und Nidder und viele weitere Bäche eingeschnitten haben. Der Eichsköppel ist nach Norden, und Westen recht steil, nach Süden etwas flacher und geht nach Osten sanft in die anderen Erhebungen über. Seine Spitze ist abgeflacht und bildet ein in Ost-West-Richtung laufendes Plateau. Spuren der vulkanischen Tätigkeit sind auch am nördlichen Hang zu finden, wo sich die Drachenhöhle befindet. Wobei Höhle ein bisschen viel gesagt ist. Es ist ein Loch von 30cm Duchmesser und etwa 3m Tiefe, wahrscheinlich ein Lavatunnel. Zur Zeit ist das Loch aber nicht zu erkennen, da Erde vor das Loch geschwemmt ist. Auch die zugehörige Sage vom Drachen kennt keine Burg unter der der Drache lag.
Ich begab mich also nach Eichesldorf und wanderte dort auf den Hügel. Von Westen komment durchquert man ein lichtes Wäldchen und schon hier liegt alles mit bemosten Basaltbrocken voll. Was jedoch auffällt ist das diese Seite terrasiert ist und die Steine sich immer an den Kanten der Terassen befinden. So etwas sieht man in Wetterau und Vogelsberg häufig. Die Hanglagen waren terrassiert worden um hier Wein und Obstbäume zu bewirtschaftetn. Nachdem die Bewirtschaftungen im 19. Jahrhundert aufgegeben wurden verfielen die Trockenmauern und verteilten sich über die Terrassen.
Auf dem Gipfelplateau zeigte sich etwas anderes Bild. Zunächst lagen auf der Wiese einzelne Brocken tief im Gras. Nach Süden waren wieder einige Terassen erkennbar, da aber die Hangneigung geringer ist finden sich hier kaum Steine, da diese nicht zur Befestigung benötigt worden waren. Nur weiter Östlich scheint sich ein Steinwall entlang zu ziehen. Würde es sich jedoch um die Reste einer vorgeschichtlichen Anlage handeln, etwa eines Murus Gallicus, wäre zu erwarten das diese über die Jahrhunderte mit Erde bedeckt gewesen sein müsste. Aber auch dies war nicht der Fall. Die Steinwall lag offen, lediglich mit einer dicken Schicht Moos bedeckt. Da es aber keine Grabungen gegeben hatte, die diese freigelegt hätten, kann ihr Alter nicht sonderlich hoch sein.
Wieder zuhause sah ich mir zusätzlich ein frei verfügbare Lidar Karte des Gebiets an, dabei fielen mir mehrere „Löcher“ oder „kraterartige Strukturen“ auf. Mittlerweile kenne ich diese. Es handelt sich um alte, offengelassene Steinbrüche.
Also ging ich nochmals auf den Hügel. Und Tatsächlich befindet sich auf dem Gipfelplateau nach Süden ein ehemaliger Steinbruch, der jetzt im Sommer durch eine dichte Hecke kaum sichtbar ist, aber zumindest vom Fußweg mit einem hölzernen Geländern separiert ist. Um ganz sicher zu gehen umrundete ich nun den gesamten Hügel.

Sollte es sich um eine Befestigung, egal welcher Zeitstellung, handeln müsste der flach auslaufenden Osten über Gräben und Wälle gesichert gewesen sein. Ganz ähnlich wie auf dem Glauberg, dem Christenberg oder vielen anderen vorgeschichtlichen Wallanlagen. Schon auf der Lidar Karte hatte ich eine solche Konstruktion nicht feststellen können und auch vor Ort waren weder Gräben noch Wälle erkennbar.
Beim Rückweg über die Nordseite kam ich an einem weiteren Steinbruch vorbei, der von Anfang bis Ende der1920er Jahren genutzt wurde, wie ich später herausfand.
Selbst wenn der Eichsköppel, der heute auf Grund seiner Ökologie Naturschutzgebiet ist, besiedelt gewesen sein sollte, sind die Steine die sich auf, an und um ihn herum befinden und den Eindruck einer Befestigung erwecken mit Sicherheit kein Teil von Bauten oder Befestigungen.
Die Erdschicht die den Eichsköppel bedeckt ist extrem dünn, so das an vielen Stellen der Basalt hervortritt. Steinbrüche haben das Gebiet mit Basaltgeröll überzogen, welches auch für die Terrassierung aus der Neuzeit genutzt wurde. Zwar gibt es auf dem gegenüberliegenden Hügelzug einen Menhir, ob dieser aber in einem Bezug zum Eichköppel liegt ist eher fraglich. Zwar hat Eichelsdorf auch Hügelgräber, die aber liegen auf dem Alteberg, auf der anderen Seit der Nidda, quasi auf dem übernächsten Hügel nach Nord-Osten. Somit ist die Besiedelung doch wohl eher Wunschdenken.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…