Die Höfe Dreihausen
Mehrfach hatte ich hier im Blog schon die Höfe Dreihausen erwähnt und mehrfach hatte ich versprochen sie auch zu besuchen. Nun endlich hab ich es auch geschafft!
Im Ebsdorfer Grund, bei dem Ort Dreihausen befindet sich eine Burganlage der Karolingerzeit. Für den hier bereits mehrfach erwähnten Willi Görich waren die Höfe ein Prototyp für seine Curtistheorien. Sie entsprach exakt der Vorstellung, die Görich von einer Doppelrechteck-Curtis hatte.
Doch zunächst möchte ich auf die Topographie eingehen. Der Name Ebsdorfer Grund wird heute meist für die Großgemeinde verwendet, zu der auch Dreihausen gehört, bezeichnet aber auch den südlichen Teil des Amöneburger Beckens. Der Ebsdorfer Grund verläuft dabei in nord-östliche Richtung und liegt südlich von Marburg. Es ist ein weites Tal wie ich feststellen konnte, das nur sanft am Südrand ansteigt.
Wenn man nun von Dreihausen aus nach Süden auf den Waldrand zu läuft, gibt es eine leichte, sanfte Steigung. Am Waldrand aber, heute durch Bewuchs kaum erkennbar, steigt das Gelände steil an.
Auf einem nach Südwesten leicht abfälligen Plateau befinden sich die Höfe. Noch gut kann man die Wälle erkennen, die ursprünglich eine mit Mörtel gemauerte Schalenmauer bildeten.
Die Anlage selbst bildete einen etwa rechteckigen Grundriss und war durch eine Binnenmauer zweigeteilt. Die niedriger liegende Vorburg besitzt eine Fläche von 1,25 ha, die Oberburg 0,75ha. Der Zugang zur Oberburg erfolgte durch ein Zangentor das im Süden an der Außenmauer lag. Der Hauptzugang zur Anlage ist gestört, da hier ein Forstweg angelegt wurde.
Neben der Mauer besaß die Anlage im Süden und Westen zum zusätzlichen Schutz eine Grabenanlage, denn hier gibt es keinen Hang.
Datiert wird die Anlage mittlerweile in die zweite Hälfte des 8.oder erste Hälfte des 9. Jahrhunderts. Dabei ist die gemörtelte Schalenmauer durchaus interessant, denn zwar bekam Paderborn nach seiner Zerstörung durch die Sachsen eine solche Mauer, üblich waren aber Holz-Erde-Befestigungen, also Wälle mit Palisaden.
Genauso interessant sind die Befunde innerhalb der Oberburg. Hier wurde eine Rundkirche mit genordeter, rechteckiger Apsis gefunden, die, wie Putzreste zeigen, offenbar reich ausgemalt war. Auch eine grüne Porphyrplatte wurde gefunden, die dem Altar zugeordnet wird und aus Lakonien (Griechenland) stammen soll. Hier wendet aber Rainer Atzbach in “Die Höfe bei Ebsdorfer Grund und das Ende der karolingischen Großburgen in Nordhessen” ein das es sich nicht zwingend um die eigentlich Altarmensa gehandelt haben muss. Es könnte auch ein Teil eines Tragealtars gewesen sein, für die bis in das Hochmittelalter ebenfalls gerne Porphyr verwendet wurde.
Die Form der Kirche wirft dabei Fragen auf. Rundkirchen dieses Typs dienten für gewöhnlich als Missionskirchen. So etwa tief im Gebiet der Sachsen, im Kroatischen und bis in die Ukraine.
Für das fränkisch sächsische Grenzgebiet aber wäre eine solche Kirche, in dieser Zeit, ungewöhnlich. Man verweist daher gerne auf Aachen als mögliches Vorbild und dem Versuch einer Vereinfachung des Aachener Oktogons.
Weiterhin wurden in der Oberbrug die Reste eines massiven Steinkellers in direkter Nachbarschaft zur Kirche gefunden. Er war zu unbekannten Zeitpunkt abgebrannt und hatte verziegeltes Lehmflechtwerk hinterlassen, weshalb der aufgehende Bau als Fachwerk zu rekonstruieren ist. Auch er stammt aus der Karolingerzeit.
Neben den baulichen Funden gab es ebenfalls Keramikfunde aus Badorfer Keramik, eine für die Karolingerzeit typische Keramik. Andere Funde konnten kaum beobachtet werde, das das Gelände lange Zeit bewirtschaftet worden war und zu dem der durch den Granit saure Boden der Feind organischen Materials ist.
Die Höfe wurden aber über die Karolingerzeit, vielleicht bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts noch genutzt.Wahrscheinlich diente die Anlage dabei zunächst zur Sicherung des Tals nach Norden, zum Schutz gegen die Sachsen, später als Fluchtburg gegen die Magyaren.
Das Ende der Höfe könnte im Zusammenhang mit Konflikten zwischen Saliern, namentlich Heinrich V. und dem Mainzer Erzbischof Adalbert liegen, bei dem um 1120 das Reichsgut der Region verloren ging.
Über die Höfe bei Dreihausen selbst gibt es keinerlei textliche Quellen. Lediglich ist bekannt das sich Heinrich III. 14. April 1054 und Heinrich IV. November 1057 und Herbst 1066 in Ebsdorf aufhielt. Heinrich III. kam von Mainz und reiste weiter nach Goslar. 1057 kam Heinrich IV. von Speyer und reiste über Eschwege ebenfalls nach Goslar. 1066 dann reiste er wohl von Würzburg über Ebsdorf, Eckartsberga wohl wieder nach Goslar.
Auf Grund dieser drei Aufenthalte stellt Ebsdorf gerne die Frage ob es sich bei der Anlage die Höfe um eine Pfalz handelte. Dem ist aber entgegen zu halten ,dass diese Anzahle der Besuche und die Besuche selbst nach den Definitionen von Zotz, Ehlers und anderen nicht ausreichen würden um Hier eine Pfalz zu definieren. Zudem wurden die Höfe wahrscheinlich genutzt bei den Aufenthalten, nicht aber erwähnt.
Man könnte sich auch vorstellen das die Salier hier einen Ministarialen positioniert hatten, den man einfach mit einem Besuch beglücken wollte. Warum auch immer…
Der Name “Höfe” rührt übrigens von einer Untersuchung von 1843, bei der die Anlage als einen großen und einen kleinen Hof aus dem Hochmittelalter gedeutet wurde. Diese Aufteilung in zwei Höfe findet sich im Namen “Die Höfe” wieder.
Verwendete Literatur: Rainer Atzbach in “Die Höfe bei Ebsdorfer Grund und das Ende der karolingischen Großburgen in Nordhessen”, Hessen im Frühmittelalter – „Ringwall Höfe bei Dreihausen“
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…