Vortrag Weinfurter in Mainz
Gestern Abend war ich in Mainz, bei dem Vortrag von Dr. Weinfurter im Landesmuseum. Der Vortrag fand in der „Steinhalle“, dem lapidarium des Museums statt. Um dort hin zugelangen musste man erst einmal vorbei an einem Sektstand, der gerade aufgebaut wurde, an einem Schild, das den Weg zum Herrn von Planing weist, und in die Steinhalle.
Die war auch schon prächtig gefüllt als ich ankam, der Termin um 19:00 Uhr war für mich als Arbeitenden doch recht knapp, und es wurden gerade neue Stuhlreihen zwischen den römischen Spolien aufgebaut.
Dr. Weinfurter stieg bei seinem Vortrag gleich am Finale ein: Am 1. November 1115 fand in der Mainzer Pfalz ein Hoftag statt, der jäh durch einen bisher nicht dagewesenen Vorgang unterbrochen wurde. Bewaffnete und gerüstete Mainzer Bürgen hatten es in die Vorhalle der Pfalz geschafft und sich in kleinen Kampfgruppen verteilt, so Weinfurter. Der König war in arger Bedrängnis und fürchtete um sein Leben und stellte Geiseln und entlässt den gefangen gehaltenen Bischof Adalbert von Mainz, der nur noch Haut und Knochen war.
Doch was hatte dazu geführt, stellt Weinfurter die Frage.
Mainz war im 11. Jahrhundert die Stadt nördlich der Alpen schlechthin und die Bürger identifizierten sich mit ihr. Mainz war auf einer Höhe mit Mainz. Am Weihnachtsfest 1053 in Worms wurde die Weihnachtsmesse vor dem Papst nach Mainzer Tradition gehalten. Der Papst ist empört, muß aber dem Mainzer Bischof nachgeben, da dieser darauf beharrt man befinde sich bei ihm und hier läuft alles nach Mainzer Manier. Entweder Mainzer Weihnachten oder gar kein Weihnachten.
Unter Gregor VII. ist Schluß mit solchen Extravaganzen, der Papst fordert unbedingten Gehorsam. Siegrid I. von Mainz war weder mit diesem Papst glücklich, fühlte er sich doch als Knecht noch mit dem König Heinrich IV. Zunächst stellt sich Siegfried an die Spitze der Aufständischen gegen den Papst. Der Papst erklärt ihn daraufhin für abgesetzt und belegt ihn mit dem BAnn, worauf Siegfried den Papst mit dem Bann belegt.
Der Papst forderte eine strenge Hirachisierung der Kirche und dennoch liegen die Beiden mit ihren Reformbestrebungen gar nicht so weit auseinander. Siegfried zieht den Bann zurück und wird zum Wortführer auf dem Fürstentag von Tribur und wird wieder in den Schoß der Kirche aufgenommen.
Weinfurter stellt die Frage ob Siegfried ein Wendehals war und beantwortet diese mit einem „Ja, aber…“ denn Siegfried handelte für die Kirche und für die Stellung von Mainz im Reich. Als er Gegenkönig Rudolf in Mainz krönte, hat er das Volk gegen sich.
So kommt es das Mainz in den 1080er Jahren unter Bischof Ruthard wieder ein Zentrum der Salier wird. Mainz blüht wieder auf. Am Dom baut Heinrich IV., St. Alban und St. Jakob werden Zentren der Hirsauer Reformbewegung und reich mit Gütern von Ruthard beschenkt. (Klingelts? Trebur und St.Alban?)
Mehr und Mehr nehem die Bischöfe den Schutz der Stadt in die eigene Hand und treten damit in Konkurenz zum König. Es entsteht die „Mainzer Freiheit“. Die Siegel der Bischöfe verändern sich, waren sie vorher noch mit den Bischofsinsignien dargestellt, sieht man nun den Bischof auf einem Thron sitzen.
Es kommt zum Zerwürfnis zwischen König und Bischof.
Am 25. Mai 1096 stehen die Kreuzfahrer vor der Stadt und wollen der Juden habhaft werden. Noch sind die Tore der Stadt verschlossen. Die Juden flüchten sich in den vermeintlichen Schutz des Bischofs. In seinem Hof, dem heutigen „Höfchen“ halten sie sich auf als die Tore geöffnet werden. Fast alle sterben. Heinrich IV. ist erbost, für ihn hat der Bischof versagt. Heinrich hatte den Juden Sonderrechte eingeräumt und sie hatten ihn finanziell beim Bau des Speyrer Doms unterstützt. Heinrich zieht Ruthard zur Rechenschaft und dieser muss Mainz verlassen. Fast 10 Jahre ist kein Bischof mehr in Mainz.
1005 befand sich Ruthard jedoch im Gefolge Heinrichs V. als dieser seinen Vater absetzten will. Die Mainzer setzten auf Heinrich IV und damit aufs falsche Pferd.
1009 stirbt Ruthard und Heinrich V. setzt seinen Vertrauten Adalbert ein.
1111 Plant der Papst und Heinrich V. einen radikalen Schnitt der den Investiturstreit beenden soll. Alle Bischöfe sollen ihren weltlichen Besitzungen entsagen, dann könnte der Papst sie einsetzten und sie hätten keinerlei Einfluss auf die weltliche Politik mehr. Säkularisierung!
Heinrich V. wird der Teufel in Menschengestalt für die Bischöfe und Adalbert beginnt mehr den jeh die Stadt und ihre Besitzungen auszubauen. Das Ansehen der Stadt steigt, sie wird immer reicher. Heinrich V. wirft Adalbert vor sich am Reich zu bereichern und nach der Krone zu streben. Er lässt in festsetzten und fördert nur noch Speyer und Worms. Mainz ist sich selbst überlassen. Und während die anderen Städte Sonderechte erhalten, wächst die Wut der stolzen Mainzer leer aus zu gehen.
Sie stürmen die Pfalz….
Als der Bischof wieder eingesetzt, schmiedet er lieber Ränke gegen den König, als das er sich um die Stadt kümmert, so dass ihn die Mainzer zeitweilig wieder aus der Stadt werfen. Doch dann kommt der Tag an dem auch Mainz das Freiheitsprivileg, das sie von auswärtigen Steuern befreite und Sonderrechte einräumte. Noch heute kann man dieses Recht in Mainz sehen. Die Mainzer gravierten es in die von Willigis gegossenen Bronzetüren des Marktportal des Mainzer Doms, wo es heute noch lesbar ist!
3 Antworten
[…] Rudolf von Rheinfelden war am 15. März 1077 in Forchheim zum (Gegen-)König gewählt worden, über Bamberg und Würzburg zog er nach Mainz um dort die Krönung von Siegfried I. vollziehen zu lassen, was am 26. März geschah. Siegfried hatte die Wandlung vom Heinrich IV. Unterstützer zum Gegner durchgemacht, was in seiner Gesamtheit nur im Kontext des Investiturstreits zu verstehen ist, aber hier den Rahmen sprengen würde. Im Gegensatz zu heute, wo die Mainzer klar hinter Bischof( und Dom)stehen, waren die Mainzer Königstreu hoch 10 und damit Gegner Rudolfs und des Bischofs. (vgl. diesen Weinfurter Vortrag). […]
[…] und sie hätten keinerlei Einfluss auf die weltliche Politik mehr. Quasi Säkularisierung!1 Doch der Vorschlag scheiter an den weltlichen und geistlichen Fürsten. Heinrich nimmt den Papst […]
[…] Vor kurzem wurde ich gebeten über den Gang nach Canossa zu schreiben. Mir ist das immer etwas Müssig Trebur nur auf den Fürstentag von 1076 zu reduzieren, weshalb ich immer einen Bogen drum gemacht habe. Zumal das Thema ja unendlich Weitschweifig ist, und viel hinein interpretiert wird. Nun tue ich es doch einmal, aber versuche das ganze ein bisschen verständlich zu machen und auch die Hintergründe zu Beleuchten. Ich mach das absichtlich flapsig und verkürzt ums nicht zu verkomplizieren. Im Grunde mach ich also den Knopp, versuch aber dabei nicht allzu viel auszulassen. Wer sich noch mal mit der Fried-Geschichte um Canossa als Vertrag auseinandersetzten möchte, dem kann ich hier die beiden Vorträge von Weinfurter anbieten, den ich mit geschrieben hatte. ( Vortrag in Trebur, Vortrag in Mainz) […]