Pfalz und Fiskus Trebur zwischen 1100 und 1150
Politische Entwicklung:
1105 erzwingt Heinrich V. die Herrschaft von seinem Vater Heinrich IV. unterstützt von einer Gruppe von Fürsten. Zunächst gibt er sich kompromissbereit, agiert im Zusammenspiel mit den Fürsten und zeigte gespächsbereitschaft mit der päpstliche Seite, übt aber dennoch die Investitur aus. Dies aber mit Zustimmung der Fürsten die gerne wichtige Posten mit Verwandten besetzt sehen. 1111 will Heinrich den Investiturstreit beenden und zieht nach Rom, wo er dem Papst einen unglaublichen Vorschalg macht: Alle Bischöfe sollen ihren weltlichen Besitzungen entsagen, dann könnte der Papst sie einsetzten und sie hätten keinerlei Einfluss auf die weltliche Politik mehr. Quasi Säkularisierung!1 Doch der Vorschlag scheiter an den weltlichen und geistlichen Fürsten. Heinrich nimmt den Papst gefangen und erpresst Investitur und Kaiserkrönung.
Nach 1111 schwindet die Zustimmung für Heinrich V. als Herrscher. Der Mainzer Bischof wendet sich gegen ihn aus territorialen Gründen, ebenso wie sein alter Weggefährte beim Sturz des Vaters, den er zum Herzog von Sachsen gemacht hatte: Lothar von Supplinburg.
Die Streitigkeiten gehen weiter bis zum Wormser Konkordat 1122, das das salische Reichskirchensystem beendet. 1125 stirbt Heinrich kinderlos.
Bei der folgenden Königswahl standen 2 Kanditaten zur Wahl: Lothar von Supplinburg und der Staufer Friedrich II. von Schwaben. Letzterer berief sich bei der Wahl auf seine Verwandtschaft mit den Saliern und damit ein Ererbtes Recht. Doch die Fürsten hatten das Thema Erbkönigtum abgeschlossen, fühlten sich übergangen und wählten Lothar III. Seine Herrschaft wird geprägt von Streitigkeiten mit den Staufern, allen voran Kornad, dem Bruder Friedrich II von Schaben, der 1127 zum Gegenkönig gewählt wird nachdem er von einer Pilgerfahrt zurückkehrt.1137 Starb Lothar als Kaiser.
Die Stunde der Staufer bricht an. Konrad III lässt sich in Koblenz zum König wählen, es sind nur seine Anhänger anwesend, denn die eigentlich legitimierte Wahl hätte in Mainz stattfinden sollen.
Seine Herrschaft wird geüprägt sein von Konflikten mit den Welfen, die sich ebenfalls Chancen auf den Thron ausgerechnet hatten.
Regionale Ereignisse:
In der Region entstehen Befestigungen. 1118 wird in Oppenheim durch den Mainzer Bischof ein „Praesidium“, wohl eine provisorische Befestigung die durch Friedrich von Schwaben für Heinrich V. erreichtet worden war, zerstört. Es ist der Grundstock für die spätere Reichsburg Landskron2.
In Bickenbach bestand bereits seit dem 11. Jahrhundert eine Turmhügelburg (Weilerhügel), wohl Stammsitz der Herren von Bickenbach3. 1130 Heiratet eine Schwester Heinrichs II. von Katzenelnbogen Konrad I. von Bickenbach. Ein weitere, fast unbekannte Burganlage einer Turmhügelburg befand sich dort wo heute die Autobahnraststätte Büttelborn liegt4, ihre Besitzer sind unbekannt.
Auch in Dornberg entsteht wahrscheinlich schon in dieser Zeit eine Turmhügelburg. Die Herren von Dornberg sind wahrscheinlich Verwandte der Hagen-Münzenberger.
Die Hagen-Münzenberger haben zu diesem Zeitpunkt noch keinen Besitz in Münzenberg, haben aber in das Haus Arnsburg eingeheiratet und nenne sich daher von Hagen-Arnsburg. Auf der Arnsburg in der Wetterau haben Eberhard von Hagen und seine Frau Gertrud von Arnsburg ihren Sitz.
Pfalz und Fiskus Trebur:
Die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts verläuft zunächst für Fiskus und Pfalz Trebur ruhig. Für 1119 berufen die Fürsten allerdings einen Fürstentag in Trebur ein und fordern Heinrich V. auf dort zu erscheinen, was dieser aber verweigert5 . Diese Aufforderung bedingt für Michael Gockel das die Pfalz Tribur noch mindestens bis zu diesem Zeitpunkt voll intakt und zur Gastung geignet war.
Erst ab 1145 taucht Trebur in den Urkunden wieder auf, während sich die Fiskalorte noch ein wenig Zeit lassen. Es handelt sich um eine Urkunde die direkt von Abt Werner I. von St.Alban stammt6, der diese im Jahr seines Todes ausfertigt und Güter aus seinem Privatvermögen in das Kloster einfließen lässt. Ob es tatsächlich ererbtes Vermögen aus Besitzungen seiner Vorfahren ist muss dahingestellt sein.
Leider konnte ich zur Herkunft Werners nichts herausfinden, sie scheint in keiner Liste verzeichnet. Der Name Werner ist zwar Leitname bei den Bolandenern taucht aber bei anderen Adelsfamilien, in deren Bereich die Orte fallen, nicht auf.7 In diesem Zusammenhang könnte auch eine Urkunde von 1141 interessant sein, in der Werner I. als Fürsprecher Judiths von Steinheim auftritt, Eine Aufgabe die oftmals von Verwandten übernommen wird, Werner könnte diese Funktion allerdings auch als Beichtvater wahrnehmen. Sicher ist nur das Ein Teil der Orte sich später im Besitz von Mainz (bischöflich) sowie Bolanden, Falkenstein und Münzenberg befindet, welche alle untereinander verwandt sind. In Verwandschaft könnte nicht ausgeschlossen sein, ist aber rein hypothetisch.
Siehe Vortrag Weinfurter in Mainz: http://www.tribur.de/blog/2011/05/13/vortrag-weinfurter-in-mainz/ ↩
Burgruine Oppenheim Edition Burgen Schlösser Altertümer Land Rheinland Pfalz S. 5 ↩
Rudolf Knappe „Burgen in Hessen“ S. 519 ↩
Hessische Findbücher, Jahrgang leider nicht greifbar… ↩
Infos dazu in diesem Post: http://www.tribur.de/blog/2012/10/30/1119-der-furstentag-der-nicht-stattfand/ ↩
Lese gerade zufällig im Antiquarius, dass Churfürst Emmerich Joseph gerne zu Pferde zum „Hofstattborn“ Ausflüge machte. Zählte er offenbar zu…
Kleine Idee zu den "fehlerhaften" Plänen und abweichenden Maßen: Mittlerweile ist es ja möglich Gebäude in 3D zu scannen und…
Bau I, also Kapelle mit Mädchengrab wird in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert, wobei das Grab ende des…
Gibt es Einschätzung wie aus welcher Zeit die Vorgängerkapelle stammt?
Hallo Markus das Bild war mir auch schon immer ein Rätsel. Momentan tendiere ich dazu es für ein Pallium zu…