Das Konzept der körperlichen Unversehrtheit als Herrschaftslegitimation
Das Konzept der körperlichen Unversehrtheit als Herrschaftslegitimation bzw. als Voraussetzung für Herrschaft war mir bereits mehrfach untergekommen.
Etwa als eine der Begründungen für die Absetzung Karls III., als Friedrich II. von Schwaben die Voraussetzung für eine Königswahl fehlte weil er im Kampf ein Auge verloren hatte, wenn Adelige in der Karolingerzeit so geblendet werden das zumindest optisch nichts zurückbleibt.
Dies hatte ich bisher immer so hingenommen, ohne mir dabei Gedanken zu machen, warum dies so ist. Wo die Begründung für diese Voraussetzung kommt.
Nun bekam ich von einem Blogleser der ersten Stunde die Biographie “Theoderich der Große – Herrscher der Goten Herrscher der Römer” geschenkt und begann sogleich darin zu lesen.
Gleich auf den ersten Seiten geht Author Hans-Ulrich Wiemer auf den Einzug Theoderichs in Ravenna und die darauf folgende Tötung Odoakers ein.
Diese Tötung zeigt zum einen, dass Blutrache ein akzeptierter Grund und eine Rechtfertigung für eine Tötung war und das obwohl ein Friedensvertrag geschlossen war.
Theoderich soll Odoaker mit dem Schwert in die Schulter geschlagen haben, das bis zur Hüfte durch den Körper drang und begründete dies mit Rache, da Odoaker genauso bei Verwandten Theoderichs getan habe. Andererseits zeigt Theoderich mit der Tötung, die er persönlich durchführt, obwohl die Wachen die Odoaker bereits ergriffen hatten und die Möglichkeit gehabt hatten ihn zu töten, seinen direkten Herrschaftsanspruch und seine Legitimation.
Diese Legitimation beruht aber nicht auf Angst und Schrecken vor Theoderich als unberechenbaren Psychopathen, der einem jederzeit das Schwert in den Körper rammt.
Theoderich war, wenn auch arianisch, Christ und handelte auch entsprechend, was sich an seinem Verhalten zeigt als er im Jahr 500 wie ein römischer Herrscher in Rom einzieht und sich an alle Protokolle hält (Bis auf die Ausnahme das er seinen Kirchgang in Rom in einer arianischen Kirche, heute Sant´Agata dei Goti,https://de.wikipedia.org/wiki/Sant%E2%80%99Agata_dei_Goti begeht)
Theoderich ist aber auch Germane. Zwar wuchs er als Geisel am Hof in Konstantinopel auf, kehrte aber 471 zu den Goten zurück, wo er sich auch gleich auf einem Feldzug gegen die Sarmatan eine Namen machte. Und das ist in dem Konzept wichtig. Oder wie Wiemer schreibt:
Entscheidend war die Fähigkeit, dem Gegner durch physische Gewalt, die anderen (…) , zugefügt worden war, durch Gegengewalt zu ahnden.
und weiter
Feinde mit der eigenen Hand zu töten, galt ihm als Ausweis der Befähigung zu herrschen.
Solche Handlungen finden sich auch bei Burgunden und Franken, wie etwa Chlodwig eindrucksvoll zeigt als er seinem Gefolgsmann den Schädel spaltet.
Wie Wiemer weiter ausführt, steht dies im Gegensatz zu den römischen Kaisern, die nicht selbst töteten, sondern beteiligten.
Nun befehligten die karolingischen Franken eher wie die römischen Kaiser ihre Truppen, als dass sie an vorderster Front kämpften. Das Konzept aber, dass ein Herrscherr auch, zumindest potentiell, ein fähiger Krieger sein muss, bleibt bestehen.
Ein Herrscher, dem aber Gliedmaßen oder ein Auge fehlt, wird die Fähigkeit abgesprochen fähig zu sein, einen Kampf zu bestehen. Er kann kein Schild halten, nicht gehen oder hat das Geschehen nicht im Blick. Das aber alles ist nötig, um ein Herrscher zu sein, weshalb die körperliche Unversehrtheit unabdingbar war.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…