Der Name Tribur/Trebur
Erst vor einigen Tagen ist mir aufgefallen, das ich noch garnichts über den Namen Tribur/Trebur geschrieben habe, was ich nun nachholen werde.
Der Name Trebur/Tribur fällt aus der Reihe der sonst in Südhessen üblichen Ortsnamen, die gößtenteils auf -heim enden und damit in die Zeit der fränkischen Landname verortet werden. Dies regte und regt immernoch zu Spekulationen an.
Im 19. Jahrhundert wurde der Name Tribur in Verbindung mit dem römischen Kaiser Trajan gebracht, was nicht zuletzt auf eine Karte des 16. Jahrhunderts zurückzuführen ist, bei der ein „Monumenta Trajani“ rechtsrheinisch von Mainz eingezeichnet ist.
Heinz Ritter Schaumburg spekulierte 1975 einmal in Korrospondenzen mit dem Geschichtsverein Trebur über eine Verbindung des in der Dietrischsage erwähnten Festung/Castell Trelinborg mit Trebur…
Herr Heinrich Tischner vermutet eine Herkunft aus dem Keltischen (Link hier)
Die Antwort ist aber wahrscheinlich einfacher, denn es gibt mehr als ein dutzend Ortsnamen, die einen ähnlichen oder gleichen Aufbau haben. Ja es gibt sogar noch ein Tribur in Bayern!
So besteht der Name Tribur aus zwei Silben. Die Vorslibe Tri- , was noch jeder als Drei verstehen kann, sie kommt häufiger vor, etwa in Trifels. Gefolgt von der silbe -bur. Die Das Wort bur (lang gesprochenes U) bezeichnet nach dem Wörterbuch des Althochdeutschen ein Haus, Gemach, Gebäude oder den Bauern selbst.
Man geht daher davon aus das es sich um einen aus ehemals drei Siedlungsheinheiten, Höfen zusammengewachsenen Ort.
Interessant ist nun die Frage wo diese 3 Siedlungseinheitn lagen. Beim bayrischen Namensvetter Tribur, weiß man recht sicher wo diese Eiheiten lagen. In Trebur ist dies dagegen nicht so gut erforscht (wieso wundert mich das nicht?). Dr Azzola äusserte die Vermutung es handele sich dabei um Trebur selbst, den Höfen in Richtung Nauheim und dem Schönauerhof. Ich dagegen vertrete mehr eine andere These. Die drei Siedlungseinheiten sollten näher zusammengelegen haben. Da wäre zum einen die heute untergegangene Siedlung südlich (getrennt durch den Altneckarlauf) des Pfalzbezirkes, dann der Pfalzbezirk selbst, sowie, heute innerhalb des Dorfes, aber an dessen Westrand gelegene Bezirk um die Fischergasse. Während der gesamte Bereich innerhalb des Burggrabens als Angerdorf angelegt wurde, d.h. eine breite Hauptstraße von der im rechten Winckel Straßen abzweigen, findet bei der Fischergasse eine dezente Haufenbildung der Gebäude statt und es gibt eine Abweichung der Straßen vom Muster des Angerdorfs. Auch Historiker Armin Weber M.A. äusserte mir gegenüber die Vermutung das hier eine Siedlung von Fischern gelegen haben könnte, die mit dem Bau des Burggrabens zusammen mit dem Pfalzbezirk am Ostrand, dann eine Siedlung bildetete.
Ich hab großen Respekt vor Herrn Tischner, weil er sich mit seinen Seiten unvorstellbar viel Arbeit gemacht hat und dabei auch den Mut hatte, althergebrachten Blödsinn nicht einfach weiterzuspinnen (wie das, was Ortsnamen betrifft, leider selbst unser Stadtarchivar Dr. Engels macht). Allerdings läuft man bei so viel „unabhängingen Schlussfolgerung“ auch Gefahr, sich gelegentlich in Ideen zu verrennen, die kaum realistisch sein dürften. Und so vermutet Tischner viel zu viele Ortsnamen im Keltischen. Dass die Kelten zu irgendeiner Zeit solch eine Bedeutung in Südhessen gehabt hätten, kann ich aber nicht sehen, noch weniger, warum die Alemannen und Franken die keltischen Namen übernommen haben sollten, höchstens bei einigen Landschaftsbezeichnungen wäre das denkbar.
Mit Etymologien ist das immer so eine Sache… ohne eine halbwegs zeitliche Einordnung kann man alles finden, je nachdem, was man sucht. Nur zum Beispiel, laut dem Altdeutschen Wörterbuch von Oscar Schade kann „bur“ auch „Wind“ bedeuten. Tribur also als Ort der drei Winde? Schöner poetischer Name, aber wohl zu 99,99999999999% auszuschließen. aber wenn man solch eine gewagte Ableitung wollte, wären die Argumente dafür auch nicht wirklich schwächer. Ebenfalls laut Schade hat buren (laut Tischner taucht Tribur ja im 8. Jhd als Triburen auf) die Bedeutung „erheben“. Sollte man also nach drei erhobenen Plätzen bei Trebur suchen? Oder ist es einfach nur ein verstümmeltes „Burg“, wobei Burg dann schlicht als „befestigtes Gebäude“ zu verstehen wäre, Tribur also drei Befestigungen an einem Platz bedeutet.
Ich mache mir jetzt schon einige Zeit Gedanken über die Namensherleitungen südhessischer Orte und je mehr man sich darin „vergräbt“, desto klarer wird, dass jede Ableitung zu einem Großteil Wunschdenken und Willkür ist. Fast nie gibt es ausreichende Argumente um auf diese Weise die Bedeutung zu erschließen. Man müsste erst mal exakt wissen, wann ein Ort bzw. dessen Name entstanden ist, bevor man überhaupt irgendeinen seriösen Ansatz hat. Alles andere ist Willkür, je nach dem, was man denn gerne hätte, in welchem Zusammenhang der Ort entstanden ist. Ob man nun lieber einen römischen, einen keltischen oder einen germanischen Ursprung hätte.
Auch ich habe großen Respekt vor Herrn Tischner und die Mühe die er sich macht (die Seite ist echt der Mörderhammer!) und ich habe auch eine Zeit lang mit ihm gemailt (schon lange vordieser Seite) , weshalb ich zu dem Link auch keine Wertung abgegeben habe.
Man hat in Trebur einen keltischen Halsring gefunden , ich hatte ihn irgend wann mal hier, und es gab auch die typischen Spekuationen des 19. Jahrhunderts, die aus Trebur, zusammen mit dem Rosengarten in Worms und noch irgendeinem Ort, der mir gerade nicht einfällt, eine Art riesiges magisches Dreieck und aus Trebur ein keltisches Großheiligtum machen wollten.
Triburen taucht im 9.Jh. auf, aber auch Triburias, Tribure…, Wie du das auch richtig geschrieben hats kamen auch schon mal die drei Burgen ins spiel, aber genau da ist der Punkt. Burg kann auch nur befestigtes Haus bedeuten, es ist schließlich der selbe Wortstamm.
Interessant ist da auch E.E.Metzner *hüstel* (darf ja im Grunde nichts schlechtes schreiben über ihn, weil wegen Vortrag und so bla, bla)der dann schon mal als Germanist aus verschiedenen Textquellen , in xxx (hier bitte Trebur oder Königstädten einsetzten) den Sitz des Alamannenfürsten Makrian verortet und in xxx (hier bitte Trebur oder Königstädten einsetzten) den Hof seiner Tochter…
Klar ist nur das Trebur schon in alamannischer Zeit besiedelt war und auch nach deren Rheinübertritt besiedelt blieb (2 alamannische Körpergräber in der Nauheimerstraße mit goldenenen Gürtelbeschlägen im germanischen Tierstil II die wahrscheinlich aus dem Langobardischen stammen sollen ca.5Jh.)In der aufgegebnen siedlung gibts auch noch römisches Material, aber das könnte auch Tauschgut von Alamannen sein…
Wie du schon sagts, es ist alles recht Spekulativ. Die bedeutung Tribur= „Drei Siedlungseinheiten“ halte ich aber für die (zur Zeit) sinnvollste, gerade wegen der Vergleiche zu anderen Orten. Wie so oft könnte hier nur exzessives Graben helfen um auf die Ursprünge der südhessischen Orte zu stoßen.
In Abwandlung eines bekannten Sprichworts: ein keltischer Halsring allein macht noch keine keltische Siedlung ;-).
Was mich an den „drei Siedlungseinheiten“ stört, ist, warum man das ausgerechnet nur bei drei Einheiten getan haben soll. Da ist das Tribur in Bayern, Trebur in Hessen, evtl. Trifels, etc. Aber wo sind Orte, die auf zwei oder vier Siedlungseinheiten beruhen? Ein Bibur oder ein Tetribur gibt es meines Wissens nicht ;-). Um diese Überlegungen zu untermauern, müsste man also plausibel machen, wieso man solche „Dreierkonstellationen“ für sinnvoll hielt, Zweier- oder Viererkonstellationen aber offenbar nicht.
Trebur und Königstädten als Sitz von Makrian und seiner Tochter zu verorten, ist dagegen fast so schräg, wie den Drachentöter Siegfried auf Arminius zurückzuführen… wobei… auch das schafft das ZDF ja in voller Ernsthaftigkeit und ohne dabei in schallendes Gelächter auszubrechen als sogenannte „Dokumentation“ zu inszenieren 😉
Ich werd mal nachfragen, wenn ich bei meinem Fachmann bin. „Ahnliches“ fällt mir im Moment nur bei „Zweibrücken“ ein oder „Dreihausen“ (ist aber schon wieder drei!) Aber vielleicht liegt es daran das die Welt in wirklichkeit dreieckig ist und und wir alle dreieckig denken sollten, wobei ich auf das im Grundriss dreieckige Eingangsportal des Erfurter Doms verweise…. 😉 (Dreibeinige Herrscher Rules!)
Ich bin vor ein paar Jahren nach Trebur gezogen und habe mir auch genau diese Frage gestellt. Die Einheimischen hattem mir erklärt, das hat was mit den drei Flüssen Rhein, Main und Neckar zu tun, die früher relativ dicht um Trebur herumgingen und sich dort vereinigten. Das Neckarbet sieht man ja heute noch und der Lauf des alten Rheins kann man auch noch gut nachverfolgen. Nur beim Main tut man sich da schwer. Aber genau das bedeutet auch das Wappen. Ein kreis mit drei Wellenlinien, die von außen in den kreis fließen. Also ist Trebur eigentlich „Über den drei Flüssen“
Hallo Herr Wittmer, Hallo Thomas, das stimmt und wieder nicht. Tatsächlich ist das Wappen in die Wappenrolle mit dieser Beschreibung eingetragen. Problem ist nur das der Main sein Bett schon vor guten10000 Jahren sein Bett verlagert hat und die Altarme nur bei extremen Hochwasser Wasser führen würden. Meist auch nur dann wenn der Rhein vereist wäre und kein guter Abfluss gegeben wäre. Dann würde das Freibad baden gehen… Aber Spaß beiseite. Die Eintragung erfolgte aus Notlösung da man das Wappen nicht anders erklären konnte. Es gibt einige ähnliche Wappen, z.B. Kreis mit 3 Nägeln. Die ursprüngliche Herkunft des Wappens ist also immer noch nicht geklärt nur scheinen inzwischen der Dreistuhl als zeichen der Gerichtsbarkeit, aber auch der Zusammenfluss ausgeschieden. Das älteste Siegel Treburs zeigt auch den hl. Laurentius.