Schildbau Erfahrungen
Ich hatte vor einiger Zeit über den gewölbten Rundschild geschrieben und nun lasse ich den Worten Taten folgen.
Erster Schritt war die Erstellung eines Positivmodells, auf dem die Planken in Form gebogen werden sollten. Da ich, wie ich bereits schrieb, ein Sternförmiges Model, wie es meist genutzt wird ( siehe hier http://bouclard.blogspot.com/2010/02/en-cours-bouclier-lenticulaire.html ) nicht für zielführend hielt, bzw. das Ganze meiner Meinung nach zuviel Holz verbnraucht, erstellte ich die Form mit nur 3 Streben. Wenn hier die erste Lage montiert ist, sollte diese die zweite Lage stützen.
Als Holz für den Schild wählte ich Lindenholz, das in Brettern von 1000mm x 100mm x 3mm geliefert wurde. Da ich aber mit schmaleren Brettern arbeiten wollte, sägte ich diese in je drei Streifen von ca. 3,3cm. Leider hatte ich nur eine Stichsäge mit Anschlag zur Hand, was sich aber nicht als Problem erwies.
Von der Mitte ausgehend legte ich die Lagen im rechten Winkel zu den Stützen auf. Der Gedanke, dass ich die Leisten nicht weiter bearbeiten musste, erwies sich als Fehler. Zum Rand hin musste ich die Leisten schmälern damit sie auch flach auf der Stütze aufliegen und kein Stufen bilden. Am Anfang hatte ich meine Schwierigkeiten, was zu leichert Spaltenbildung führte, die aber im Nachgang ausgeglichen werden soll. Zum Bearbeiten überlegte ich ob ich mir einen Einhandhobel zulegen sollte, nahm aber dann mein altes Fahrtenmesser, das ich glücklicherweise erst vor kurzen einer sorgsamen Behandlung mit eine Schleifstein unterzogen hatte und das wie Butter durch das Holz ging und auch zum abziehen dünner Schichten geeignet ist.
Es zeigte sich auch das ich zu wenig Klemmen hatte. Ich hatte mich im Vorfeld dazu entschieden Leimklemmen gegenüber Schraubzwingen den Vorzug zu geben, da ich diese schneller anbringen und lösen kann, bei entsprechendem Druck.
Ich musste aber feststellen, dass ich zu wenig davon hatte, weshalb ich mir aus Restholz Viertelkreise sägte, die ich mit 3 Klemmen einen Viertel des Kreises abdecken konnte.
Obwohl das Holz relativ dünn, leicht und flexibel ist, hat es dennoch eine enorme Spannung. Ich entschied mich daher, das Holz doch mit Dampf zu behandeln, was improvisiert über einem Topf und Alufolie geschah. Dennoch hat das Holz immer noch gehörige Spannung. Das musste ich schmerzhaft erfahren, als ich den Viertelkreis umsetzen musste und dieser nur noch von einer Klemme gehalten wurde. Die Klemme rutschte ab und schoss wie von einem Katapult abgeschossen durch den Raum…
Als die erste Lage aufgebracht war, gab ich dem Holz Zeit, sich an die Form anzupassen, bevor ich mit der zweiten Lage begann.
Beim Anpassen der zweiten Lage stellte ich fest, dass ich Druck auf die Planken auch in deren Mitte und nicht nur am Rand brauchte. Dies bewerkstelligte ich mittels 2, gelegentlich auch 3 Kiefernholzleisten, die aufgelegt und am Rand befestigt wurden. Wo sie nicht genug Druck auf das Lindenholz ausübte oder ein Spalt entstand, wurde Keile mit einem Hämmerchen zwischen Leiste und Lindenholz getrieben. Zusätzlichen Druck übte ich mit einem 20kg Sack Streusalz, der noch im Keller stand, aus.
Mit der fertig verlegten zweiten von drei Lagen bemerkte ich, dass ich etwa 7 Leisten zu wenig haben würde. Blöderweise hatte ich den Laden mit dem Lindenholz schon leer gekauft. Also musste ich mir noch einige Leisten holen, die von Hause aus nur 2cm breit waren. Womit ich dann die Rohform des Schildes beenden konnte.
Anschließend wurde , aus Faulheit, mit einem Bandschleifer die Außenseite geschliffen, wobei der Rand sich ab 6cm bis hin zu 4-5mm verschmälert. Die Innenseite wird, wegen der Wölbung, per Hand mit Schleifpapier geschliffen.
Was würde ich bisher anders machen, bzw. gibt es Erkenntnisse?
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich vollstes Verständnis habe, wenn ein Schildrohling für einen gewölbten Schild richtig Asche kostest. Vor allem wenn er aus Lagen und nicht einfach gepresstem Sperrholz besteht. Alleine das Lindenholz hat mich knapp 100€ gekostet.
Ich habe überlegt ob es nicht einfacher gewesen wäre die 10cm Brettchen auf dieser Breite zu lassen. Ich bin mir aber nicht sicher ob diese dann die Torsion, also nicht nur das verbiegen, sondern auch verdrehen, so einfach mitgemacht hätten. Sicherlich wäre eine Breite von 5cm hier ein Kompromiss. Richtig über Dampf biegen wäre dabei sinnvoll. Wobei ich aber auch gemerkt hatte das einige Brettchen etwas aufgequollen waren und dann bei der Trocknung sich zusammen zogen was einige kleinere Spalten hinterließ.
Beim Bau kam mir der Gedanke, dass die drei Gruppen von Punkten auf den Schilden tatsächlich Nägel sein könnten. Wenn die karolingischen Schilde aus Holzlagen wie das meinige bestehen, könnten diese Gruppen von Nägel zu Stabilisierung der Planken aufeinander gedient haben, um dem Lösen einer Verleimung entgegen zu wirken. Dies würde für Heut- oder Knochenleim sprechen, der bei Feuchtigkeit und Wärme seine Klebekraft verliert.
Was passiert wenn eine Stabilisierung der Lagen fehlt, kann man bei dem Schild von Trondheim sehen. Dieser Schild (hier einige Bild auf Reddit https://www.reddit.com/r/Norse/comments/iie5fi/the_kiteoval_shield_from_trondheim/ ) bestand aus zwei Lagen von Brettern die im rechten Winkel verleimt waren. Der Leim verlor seine Klebekraft und die Teile des Schildes lagen nur noch aufeinander.
Zudem wirken die Nägel dem Entspannen der Wölbung entgegen, denn wenn die Holzlagen in ihre Ausgangsform zurück wollen, verschieben sich die Löcher der Nägel gegeneinander. Der durch geschobene Nagel/Niet wirkt dem entgegen und verhindert die Entspannung der Lagen.
Da fällt mir übrigens ein, wer Schmiedenägel, so das klassische Vierkantding sucht, muss kein teuer Geld aus geben! Die gibts 3cm lang im Hunderter Pack bei Dictum für 8 Euro! Hab da sogar noch welche irgendwo rumfliegen…
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…