Feldzug gegen die Nordmänner 882
Meine Beschäftigung mit dem Bogen der Karolingerzeit, sowie der Schildbau, ließen mich dazu bringen mich einmal auf die Suche nach zeitgenössischen Schlachten zu machen. Ich hatte die Hoffnung ein bisschen was über Strategien, Verwendung von Bögen, Schilden oder sonst was herauszufinden. Leider bin ich da recht enttäuscht werden. Dennoch werde ich ich es hier verwenden, weil es recht interessant ist wie sich Quellen widersprechen, sich unterscheiden. Und einen zukünftigen König besser dastehen lassen als den Amtierenden…
Die schechten Zeichen
Der Winter 880 auf 881 verheißt nichts Gutes. Die Fuldaer Annalen berichten von anhaltender Kälte, viele Tiere sterben, weil die Weiden noch lange vereist sind.
Im Novermber 881 nimmt ein Heer von Normannen unter Führung von Godefried und Sigifrid den Königshof Haslon /Asloha an der Maas ein. Wo sie ein Winterlager einrichten und den Königshof zusätzlich befestigen.
Von dort aus plündern sie Maastricht, Lüttich, Tongern. Bei einem zweiten Aufall wird Köln und Bonn geplündert. Zülpich, Jülich und Reuß folgen. Weiterhin werden Aachen, Kloster Inden und die Klöster Stablo und Malmedy geplündert.
Am 6 Januar 882 plündern sie das Kloster Prüm und verwüsten drei Tage lang die Umgebung.
Regino von Prümm, der nach dem zweiten Normannensturm auf Prüm 892 Abt von Prüm ist und den Wiederaufbau leitet, notiert hierzu, dass sich spontan die Bauern zusammenrotten und gegen die Nordmänner ziehen. Regino notiert, dass Nordmänner die Bauern wie Vieh abschlachten und das Kloster in Brand setzen, das bis auf die Grundmauern niederbrennt, da niemand mehr da ist, der löschen könnte.
Die Fuldaer Annalen berichten wieder von schlechten Zeichen, als sich am 18. Januar ein Komet zeigt und dann auch tatsächlich am 20. Januar Ludwig III. in Frankfurt stirbt. Nachfolger wird Karl III.
Auch die Nordmänner erfahren vom Tod des Königs und nutzen die Gelegenheit um auch mit ihrem gesamten Heer am 5. April (Gründonnerstag) auch Trier zu erobern. Bis Ostern am bleiben sie vor Ort, um dann über die Mosel nach Metz zu ziehen.
Wahrscheinlich war es aber nur ein Teilheer das sich Richtung Metz aufmachte.
Bischof Wala von Metz, Erzbischof Berthold von Trier und Graf Adalhard II von Metz reagierten mit einem gemeinsamen Aufgebot. Am 11. April 882 kam es zur Schlacht von Remich. Zwar siegen die Nordmänner und auch Wala von Metz kommt ums Leben, doch die Nordmänner kehren um. Auslöser könnte gewesen sein, dass Karl III mittlerweile aus Italien zurückgekehrt war und für Mai einen Reichstag in Worms einberufen hatte und die Aushebung eine fränkischen Heeres kurz bevorstand.
Die Nordmänner kehren reich beladen nach Haslon /Asloha zurück. Weder Regino, noch die Fuldaer Annalen oder die Annales Vedastini berichten davon, dass Bingen und Mainz bei dem Rückzug geplündert wurden, wie gerne behauptet. Aber dennoch scheint sich nach den Fuldaer Annalen Mainz auf alles vorbereitet zu haben, denn die Stadtmauer wird fertig gestellt und mit einem Graben umgeben.
Karl III. auf Feldzug
Wie Regino berichtet, befindet sich Karl III mit einem Heer aus Langobarden, Baiern, Thüringen, Sachsen und Friesen, sowie allen Männern, denen er habhaft werden kann, im Anmarsch auf die verschanzten Nordmänner.
Nach den Fuldaer Annalen führt er seine Truppen über Westen nach Norden, während die Baiern unter Führung von Arnulf von Kärnten sich östlich des Rheins bis nach Andernach nach Norden bewegen um dort den Rhein zu überqueren und die Heere sich vereinigen.
Nun geht die Strategie los.
Arnulf und die Baiern, sowie Heimrich mit den Franken sollen die Vorhut bilden, die Nordmänner überraschen und außerhalb ihrer Festung angreifen. Doch der Plan geht nicht auf. Angeblich soll es Bestochene gegeben haben. Die Annales sehen den Schuldigen aus der Reihe der Franken, wie sie auch sonst pro Arnulf tendieren. Karl lässt jetzt das Heer geschlossen aufmarschieren und die Festung belagern, während an einem nahen Ort, wohl 6 Meilen entfernt, das Lager errichtet wird. 12 Tage dauert die Belagerung bis am Nachmittag des 21. Juli plötzlich die Natur eingreift.
Der Sturm bricht los
Es war wohl ein Tornado, der über Belagerte und Belagerer hinweg fegt. Der Himmel verdunkelt sich, Blitz und Donner bringen Hagelkörner, größer als eine Spanne der Hand. Die Pferde reißen sich los und ein Teil der Befestigungsmauer des Königshofs stürzt ein. Die eingestürzte Stelle soll so groß gewesen sein, dass eine Einheit der Reiterei hätte eindringen können, wenn nicht der Wall der Nordmänner davor gelegen hätte.
Danach bricht wohl in Folge der vielen Toten der Belagerung eine Seuche aus.
Man ist nun zu ersten Verhandlungen bereit. Man stellt gegenseitig Geiseln und einer der beiden Nordmannenführer, Sigifrid (allen andern Quellen zufolge ist es Godfried), macht sich auf den Weg ins Lager der Franken. Er schwört das Reich, so lange Karl lebt, nicht mehr anzugreifen und erhält Geschenke in Form von Gold und Silber von 2080 Pfund mit dem Pfund zu 20 Solidi. So beschreiben es die Fuldaer Annalen in ihrer Bairischen Fortsetzung, es gibt aber noch die Mainzer Variante, die nun folgt und die Situation anders darstellt.
Der schlechte Karl III
Die Mainzer Fortsetzung der Fuldaer Annalen ist es, die am negativsten berichtet und prägend für das schlechte Bild Karls III ist. Demnach wäre die Festung bereit für die Erstürmung, gemeint war hier wohl die Auswirkung von Sturm und Seuche, als der Berater Karls III Bischof Luitward, bestochen von den Nordmännern und eigenmächtig, aber gemeinsam mit Graf Wicbert, dem Kaiser den Normannenführer Godfried vorstellt der ihn wie einen Freund empfängt. Nach Austausch von Geiseln öffnen die Nordmänner die Tore und hängen einen Schild auf, wie es ein Zeichen des Friedens bei ihnen sei, so die Annalen. Die Franken sollen nun in die Festung geströmt sein, um diese in Augenschein zu nehmen, als der hinterlistige Plan aufgegangen sein soll: Die Nordmänner hängen den Schild wieder ab! ( Na sowas aber auch, harte Troja Vibes! ) Die Franken in der Festung werden getötet oder in Eisen gelegt. Doch Karl soll den Vorgang ignoriert haben und ließ Godfried taufen, als sei nichts geschehen und gab ihm das Lehen, das zuvor Rorick innehatte, sowie 2412 Pfund Silber und Gold. Zudem soll er jedem aus seinem Heer mit Todestrafe oder Blendung gedroht haben, wenn er denn einen Nordmann töten würde.
So oder so, Godfrid gab der Belagerung nach. Er verspricht sich Taufen zu lassen, wenn ihm Friesland und die Hand Giselas, der Tochter Lothars II gegeben wird, so Regino. Nachdem dem stattgegeben wird und die Nordmänner zusätzlich Gold und Silber erhalten ziehen sie ab.
Das Nachspiel
Und dann? Karl III. zieht ab, löst in Koblenz das Heer auf und reist über Mainz nach Trebur wo er sich ein paar Tage Auszeit gönnt und 887 auch abgesetzt wird, von seinem Nachfolger. Und das ist Arnulf von Kärnten der bei der Schlacht die bairischen Truppen führte.
Godefried wird eidbrüchig, 883 besetzt er die Pfalz Duisburg. 885 verbündet er sich mit seinem Schwager Hugo. Gisela, war in Sicherheit gebracht worden als sie als Botin für Goidefrid unterwegs war und Godefried wird 885 vom Babemberg Heinrich von Franken erschlagen, Hugo geblendet und nach Prüm ins Kloster geschickt.
Warum verfilmt das keiner?
Das frag ich mich bei manch einer Geschichte! Hab mir mal die Paris Belagerungen durchgelesen und dann tatsächlich mal Vikings gesehen… mir ist immer noch schlecht!
Ja, die Folge mit Paris gehört auch zu den schlimmsten dieser schlimmen Serie. Die Franken haben auch alle durchgängig Armbrüste, die noch gar nicht erfunden (oder verbreitet) waren – als ob das ihre Standartwaffe gewesen wäre. Schlimm ist auch die Darstellung Karls III als immermüder Vollidiot. Von den anachronistischen Klamotten und Gebäuden ganz zu schweigen.