Schlacht von Laisa: eher Scharmützel?
Was für Trebur der Gang nach Canossa ist für die Region nördlich von Marburg die Schlacht von Laisa und Battenberg, wobei Battenberg eher zwecks der Lokalisierung eingefügt wurde, denn der Ort entstand erst später.
Und wie auch in Trebur findet man einige Geschichten, deren Wahrheitsgehalt wohl nicht ganz so korrekt ist. Wie etwa auf der Internetseite 825jahredodenau.de, wo es heißt:
Zur Zeit der Sachsenkriege Karls des Großen im Jahre 778 war in dem Geländebogen Laisa-Battenberg-Dodenau das fränkische Heer aufmarschiert und drängte Widukinds Scharen der Linie Dodenau-Battenfeld zu, wo es ihnen eine vernichtende Niederlage beibrachte. Hunderte erlagen in dieser blutigen Schlacht den grimmigen Schwertstreichen oder fanden den Tot in den Fluten der Eder. Von ihren Gräbern, einer Au der Toten, leitet der Volksmund den Namen des Dorfes Dodenau her. (Wie sich zeigen wird nährt sich dieser Text aus einer lyrischen Quelle des späten 9. Jahrhundert, zumindest was das die Fluten der Eder angeht)
Quelle: https://www.825jahredodenau.de/geschichte.html
Da mein Freund Armin Weber M.A. (+) aus der Region kam, dort aufwuchs und starb und zudem promovierter Historiker war, hatte er sich mit der Schlacht ein wenig befasst. Bei einem meiner Besuche erklärte er mir seine Theorien. Ich machte mir danach einige Notizen dazu, die ich jetzt wieder fand. Also beschloss ich, das alles noch einmal anzusehen und ein bisschen verständlich zu machen und zu erweitern. Im Prinzip bestand die These in der Involvierung fränkischer Truppen von der Kesterburg auf dem Christenberg , eine Sache die nicht bestritten wird, und der Vermutung das es wohl gar kein großes Heer sondern eher ein kleineres Scharmützel war.
Bevor wir aber zur Schlacht selbst und den Quellen kommen, müssen wir erst einmal schauen, wie es überhaupt dazu kam.
Die Vorgeschichte
Wir schreiben das Jahr 778. Karl der Große hat seit einigen Jahren ein Hobby: Sachsen bekämpfen, aber auch anderen militärischen Betätigungen ist er nicht abgeneigt, wenn sich die Gelegenheit bietet und sie erfolgversprechend sind..
Solch eine Gelegenheit bietet sich auch 778. (Achtung, sehr verkürzt!!) Im Vorjahr hatten islamische Statthalter auf der iberischen Halbinsel Karl um Hilfe gebeten, da sie sich vom Emir von Cordoba losgesagt hatten, aber befürchteten, nicht alleine bestehen zu können. Karl sieht die Möglichkeit gekommen, auch Teile der iberischen Halbinsel unter Kontrolle zu bekommen, möglicherweise als Vasallenstaat.
Mit zwei Armeen gehts nach Spanien. Doch die Statthalter kneifen nun, auch weil Karl christliche Statthalter einsetzen will, und lassen ihn nicht in die Stadt.
Karl begibt sich auf den Rückweg und zerstört dabei u.a. das christliche Pamplona.
Als man auf dem Rückweg die Pyrenäen überquert, erlebt Karls Nachhut ihre „Schlacht am Teutoburger Wald“-Moment. Die Basken, denen Pamplona gehört hatte, übten bittere Rache. Dabei stirbt u.a. der Graf der Graf Hruotland von Cenomanien, Markgraf der bretonischen Mark. Aus ihm wird man später den Roland des Rolandslieds machen, der das Horn Olifant blasend, von Pfeilen durchbohrt, den Boromir macht. Aber genug der Witzchen.
Ist die Katze aus dem Haus…
Wie so oft bleibt es anderen nicht verborgen, wenn ein Herrscher gerade nicht in der Nähe oder aus irgendeinem Grund verhindert ist. Das findet in den Sachsenkriegen immer wieder so statt. So müssen auch diesesmal die Sachsen erfahren haben, dass Karl sich gerade in Spanien aufhält, oder zumindest nicht in der Nähe ist, denn sie beginnen einen Plünderungzug nach Franken, jedoch werden sie am Ende bei der Schlacht von Laisa gestellt.
Die Quellenlage
Die Quellenlage zur Schlacht bzw. dem Überfall der Sachsen auf Franken ist recht dünn. Einige der Quellen berichten aus zeitlicher Distanz zum Vorgang oder aber, wie die Annales Sangallenses (aus dem späten 10./ frühen 11. Jahrhundert) halten sich sehr knapp, wenn sie für das Jahr 778 schreiben:
König Karl in Spanien, und Sachsen in Franken
(Karolus rex in Ispaniam; et Saxones in Francia)
Zeitnah berichten die Annales Laureshamenses (ab 750 bis 818), die Fuldaer Annalen (ab 714, bis 901), die Annales Petaviani (ab 771 bis 800), die Annales Tiliani (ab 708 bis 807) und die Reichsannalen, auch bekannt als Annales regni Francorum oder fälschlich Annales Lurissenses et Einhardi ( geschrieben ab 787). Weibei die Berichte wohl alle auf die Lorscher- und die Reichsannalen zurückgreifenMit zeitlichen Abstand kommt etwa der Poeta Saxo (zw. 888 und 891) oder das (Cronicon Moissiacense 818-830), wobei das Cronicon keine weitere Information bietet und der Poet ist eher unbrauchbar, da er versucht die Geschehnisse in Lyrik zu verpacken und somit den Text unnötig aufbläht und dabei keine Informationen bietet.
Der Inhalt der Quellen
Die Quellen sind sich einig, dass die Sachsen die Abwesenheit Karls zum Raubzug nutzten. Die Annales Tiliani, die Fuldaer Annalen und die Reichsannalen nennen Widukind als Auftraggeber des Überfalls, wobei aber die Reichsannalen relativierend hinzufügen, es könnte auch einer seiner Verbündeten gewesen sein.
Den Weg, den die Sachsen zum Rhein nehmen, wird nicht beschrieben, lediglich die Annales Petaviani erwähnen eine Stadt südlich der Lippe, bei der es sich um Paderborn handeln sollte, das 778 zerstört wurde. Es ist jedoch der einzige Ort, den wir namentlich kennen, in dem die Sachsen gewütet haben sollen.
In der Zwischenzeit zogen die aufständigen Sachsen mit ihrem Heer den Rhein hinab und steckten Städte in Brand, vernichteten die Stadt die Franken unterhalb des Flusses Lippe errichtet hatten
(Was auch schon der gesamte Text der Annales Peteviani ist!)
Der geschichtliche Atlas von Hessen (An dem auch meine Inspiration Armin Werber MA mitarbeitete) bietet mit Karte 7b – Sachsen und Wendenfeldzüge der frühen Karolinger eine Karte von Willi Görich. Doch auch diese deutet den Weg nur an, wenn sie kurz vor Deutz startet.
Als Startpunkt der sächsischen Plünderungen wird in den Reichsannalen und den Annales Tiliani Deutz, gegenüber von Köln genannt. Andere Quellen nennen einfach “am Rhein”. Von dort aus ziehen sie am Rhein nach Süden, wahrscheinlich bis zur Lahnmündung bei Lahnstein, südlich von Koblenz, denn die Reichsannalen scheiben:
Und als sie plötzlich von der Rückkehr des Herrn Karls des Königs und seiner Armee hörten, die er ihnen entgegen sandte, kehrten sie, nachdem der Rhein von den Sachsen freigelassen worden waren, über die Lahn in die Teile Sachsens zurück.
Somit wäre auch der Rückweg der Sachsen angedeutet. Jedoch verwendet Görich auf seiner bereits erwähnten Karte für die verfolgenden Franken einen Weg quer durch den Lahngau,über den Westerwald an die Eder, um dann der Eder zu folgen. Ein sehr beschwerlicher Weg! Görich sieht hier einen vorgeschichtlichen Weg entlang der Wasserscheide, den er als “Völkerstraße der Frühzeit” bezeichnet. Allgemein ist dazu zu erwähnen das Görich Beispielsweise den Hellweg erst nach den Sachsenkriegen in Benutzung sieht.
Aber auch die Annales Tiliani beschreiben den Rückweg
(…) kehrten sie über die Lahn nach Sachsen zurück.
In History of Warfare Vol. 82 Charlemagne’s Early Campaigns präferiert Bernard S. Bachrach die Route entlang der Lahn, die auch den Sachsen gut bekannt ist, da sie diese wohl regelmäßig auskundschaften, allein um über mögliche fränkische Armeen vorgewarnd zu sein.1
Die Quellen ( Reichsannalen, Annales Tiliani ) sind sich einige dass Karl in Auxerre, schon auf dem Rückweg, vom Überfall der Sachsen hörte und ihnen verfolgende Truppen hinterher sandte. Die Quellen sprechen von einer Scara, in diesem Fall wohl tatsächlich als “schnelle Eingreiftruppe” zu verstehen.
Bedenkt man, dass es von Auxerre nach Koblenz über 450km sind (Über die Pfalz Thionville /Diedenfoen und Trier) waren entweder die Sachsen sehr gemächlich unterwegs oder die Franken sehr schnell, vielleicht auch beides.
Auch über die Schlacht selbst ist nicht viel zu lesen. Meist wird nur Laisa am Fluss Eder und ein Sieg der Franken genannt. Die Fuldaer Annalen schreiben dazu:
(…)denn der größte Teil von ihnen wurde von der Armee des Königs, die er gegen sie ausgesandt hatte, an einem Ort namens Liesi (Laisa) oberhalb des Flusses Adarna (Eder) getötet
Die Annales Tiliani berichten davon, dass die Franken die Sachsen eingeholt hätten. Differenzierter berichtet die ausführlichste Quelle, die Reichsannalen:
(…)und die Truppen der Franken erreichten sie nicht, aber ihre Schritte wurden beobachtet, Am Fluss, der Adarna (Eder) heißt, wurden sie umgangen/überholt , an einem Ort namens Lihesi (Laisa) . Dort begann die Schlacht und war sehr erfolgreich, und mit der Hilfe des Herrn gingen die Franken als Sieger hervor; und eine Menge Sachsen wurden dort getötet,
Dies würde bedeuten, dass die Sachsen nicht vom eigentlichen Heer bekämpft wurden. Da sie aber von einer weiteren Gruppe Franken beobachtet wurden, konnten diese ihnen den Weg abschneiden und bekämpfen.
Lediglich die Fuldaer Annalen berichten noch zusätzlich, wohl aus klarer Dramatisierung und mit massig Übertreibung:
Zu dieser Zeit flohen die Mönche des Klosters Fulda aus Angst vor den Sachsen fast tausend Meilen aus dem Kloster und nahmen die Gebeine des Märtyrers Bonifatius mit
Die Topographie des Ortes der Schlacht

Laisa und Battenberg liegen etwa 2km voneinander entfernt. Sie liegen am östlichen Rand des Rothaargebirges. Östlich davon verläuft von Marburg und der Lahn kommend die Wetschaft-Senke. Ein bis zu 10km breites Tal mit kleinen Hügeln. Zunächst von Süd Ost nach Nord-West und ab Laisa, bzw Battenberg, verursacht durch die aus dem Rothaargebirge kommende Eder, nach Nord Ost (Richtung Frankenberg).
Östlich der der Senke liegt der Burgwald mit dem Christenberg, auf dem die fränkische Kesterburg steht. Luftlinie ist die Kesterburg etwa 9km von Laisa entfernt, bietet aber bei entsprechendem Wetter eine sehr gute Sicht über das Tal in Richtung der Eder.
In der Wetschaft-Senke fließt zu Füßen des Burgwalds die Wetschaft, das Tal quert die Wollmar.
Auf der westlichen Seite der Wetschaft, erhöht und Hochwassersicher, verlief ein heute in weiten Teilen verfüllet Hohlweg. A.Weber ging davon aus das es sich hierbei um den möglicherweise ursprünglichen Weg handelt, der aus Süden in Richtung des Christenbergs und darüber hinaus verlief.
Zeitlicher Hergang
Leider sind die Regsten aus jener Zeit nicht ganz so detailliert. Wir wissen noch, dass Karl 777 in Paderborn einen Reichstag abhielt. Weihnachten verbrachte er, von Aachen kommend, in Douzy (Bei Sedan, nördlich der Linie Reims-Metz), Für den Januar ist ein Besuch in Herstal verzeichnet, der ihn aber wieder nach Norden führte. Die Regest Imperii notiert das es sich möglicherweise um einen Datierungsfehler handelt und der Besuch in Herstal im Dezember 778 zu zu sehen ist.
Zu Ostern, 19. April 778, ist Karl dann in Chasseneuil-du-Poitou, bei Poitiers, wo er auch seine schwangere Frau Hildegard zurück lässt.
Am 15. August 778 findet der Angriff auf die Nachhut in den Pyrenäen bei Roncesvalles. Der eigentlich Feldzug in Spanien fand also zwischen April und August statt.
Irgendwann zwischen Juni bis August bringt Hildegard Zwillinge zur Welt. Chlotar und Chlodwig. Chlothar starb bereits im folgenden Jahr, aus Chlodwig wird Ludwig der Fromme.
Im Oktober urkundet Karl der Große in Goddinga Villa, das jedoch nicht sicher zu identifizieren ist, Godinne bei Liege steht zur Diskussion2, feiert aber Weihnachten sicher in Herstal.
Bei kontinuierlichen 30km am Tag Reiseweg (ohne Pausen oder Aufenthalte) würde Karl von Roncesvalles nach Auxerre, über Chasseneuil-du-Poitou etwa 30 Tage brauchen. Sicherlich waren es aber mehr , so dass man davon ausgehen muss das Karl etwa Ende September , Anfang Oktober in Auxerre vom Überfall der Sachsen erfuhr. Was wiederum die Schlacht von Laisa etwa in den Bereich von Ende Oktober/Anfang November legen könnte. (Schnelle Truppenbewegung von etwa 60km am Tag) Was dazu passen könnte dass die plündernden Sachsen vor dem Wintereinbruch wieder in die Heimat zurück kehren wollten.
Quellenkritischer Gesamtkomplex Jahr 778
Einleitend habe ich kurz Karls Abwesenheit im Reich und die Schlacht von Roncesvalles erwähnt.
Nüchtern betrachtet war die Schlacht von Roncesvalles, ja der komplette Spanien-Feldzug, ein einziges Desaster. Eine christliche Stadt zerstört, keine Bündnisse geschlossen, und mehrere bedeutende Adelige tot. Das Jahr selbst gilt als erstes Kriesenjahr Karls3
Gerade die zeitlich nahen Chronisten sind um einen Ausgleich bemüht. Den Ereignissen des Spanien-Feldzuges werden die Geschehnisse rund um den Sachseneinfall direkt gegenübergestellt. Zudem betonen die frühen Quellen immer wieder das wahrscheinlich Widukind sein Finger im Spiel gehabt habe. Der Führungsfigur der Sachsen. Doch Widukind war selbst nicht beteiligt, bzw. nahm an diesem Zug nicht teil, wenn man den Quellen glaubt.
Generell wirft der Sachsenfeldzug aber einige Fragen auf: Wie kann es sein, dass ein vermeintlich großes sächsisches Heer an den Sicherungsanlagen wie der 772 eroberten Eresburg oder der Büraburg unbemerkt vorbei kommt, aber die Pfalz Paderborn zerstört, ohne aber echte strategischen Punkte auch nur anzukratzen? Warum erscheint die Zerstörung der Pfalz/ bzw. der Karlsburg nur in einer Quelle, den Annales Petaviani? Wieso können die Sachsen, scheinbar unbehelligt, 100km am Rhein nach Süden ziehen, vorbei an Städten wie Köln, Bonn, Andernach und Koblenz , die auch in fränkischer Zeit klar besiedelt waren und auch zum Teil Königshöfe besaßen, ohne das es zu irgendeiner Handlung kommt, die notiert wurde? Warum drangen die Sachsen überhaupt so tief auf fränkisches Gebiet vor, umgingen aber strategische Punkte, deren Eroberung ihre Position gestärkt hätte? Bisher hatten sie lediglich Angriffe im Randgebiet, wie 774 im ehemals sächsischen Fritzlar, oder eben auf Paderborn durchgeführt. Und selbst die Schlacht am Süntel 782 fand auf sächsischem Gebiet statt.
Auch der Poeta Saxo scheint 110 Jahre später seine Fragen gehabt zu haben, wenn er den Rheinzug erklärt und schreibt: “und es gab auch keine Möglichkeit die Männer zu töten”
Man hat das Gefühl, der Rheinzug habe, wenn überhaupt, nur bedingt mit dem Angriff auf Paderborn zu tun. So könnte man sich vorstellen, dass Sachsen zwar Paderborn angegriffen und zerstörten, sich aber dort eine kleinere Gruppe abspaltete, die Plündern wollte, während der Hauptteil des sächsischen Heeres zurückzog.
Hinzu kommt, dass die Quellen an keiner Stelle über die Größe oder die Menge an Sachsen berichten, die am Rhein entlang ziehen. Zwar sprechen die Annales Petaviani von einem “Heer”, aber es fehlt jedes Adjektiv oder Mengenangabe, sonst ist lediglich von “den Sachsen” die Rede.
Eine kleinere Gruppe marodierender Sachsen könnte daher durchaus im Hinterland des Rheins entlang gezogen sein, um wieder kleinere Siedlungen zu plündern und möglichst unbemerkt wieder verschwinden. Oder aber der Zug am Rhein hat zumindest in der dargestellten weise nicht stattgefunden und wurde eingefügt um dem sächsischischen Angriff Gravitas verleihen um den Sieg der Franken eindrucksvoller erscheinen zu lassen
Es wird angenommen, das die fränkischenAngreifer auf die Sachsen vom nahen Christenberg kamen, zumal diese von dort einen freien Blick auf den sächsischen Zug hatten und die Nähe vom Christenberg nach Laisa auffällig ist.
Ein möglicher hergang
Paderborns Zerstörung 778 wird nicht angezweifelt.4 Das soll auch an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Die Frage ist lediglich, woher kamen die Sachsen die am Rhein auftauchen?
Wir haben zwei Möglichkeiten: Ein Grüppchen spaltete sich ab von den Zerstörern Paderborns, oder sie standen in keiner Verbindung mit diesen und waren einfach eine Gruppe Glücksritter auf der Suche nach Beute.
Dieses Grüppchen kann durch aus auf der östlichen Rheinseite entlang gezogen sein und immer wieder kleine Orte in Hit-And-Run Taktik überfallen und geplündert haben. Vielleicht hatten sie im Hinterland ein immer wieder temporäre Lager angelegt, in denen Plündergut deponiert und weiter transportiert wurde .
Je mehr Beute die Sachsen machen, desto langsamer werden sie beim weiterziehen.
Ab einem gewissen Punkt erfährt Karl der der Große, wohl in Auxerre, vom Überfall der Sachsen. Wahrscheinlich erfährt er vom Überfall auf Paderborn und nicht unbedingt von marodierenden Sachsen, die es wohl häufiger gab. Er schickt also eine Eingreiftruppe, aber nicht nach den marodierenden Sachsen, sondern nach Paderborn, um die Basis zu sichern.
Unsere Sachsen haben mittlerweile genug Beute und kommen nun an die Lahn und treten den Rückweg an. Irgendwann kommen sie in die Nähe von Laisa.Was die Wegstrecke angeht, gibt zwei Möglichkeiten aus welcher Richtung sie kommen.
- Sie kommen von der Lahn aus Richtung Marburg (von Bachrach präferierte Route )5 , ziehen über den Weg in der Senke in Richtung Eder. Die fränkische Besatzer der Kesterburg sehen die Sachsen.
- Die Sachsen kommen über den Höhenweg und folgen dann der Eder ( von Görich favorisierte Route)6. Bei Holzhausen verlassen sie das Ufer der Eder und nehmen den kürzeren Weg ins weite Tal in Richtung Laisa, wo sie zwar Gefahr laufen, von der Kesterburg gesehen zu werden, aber schneller aus der Gefahrenzone folgender Franken zu sind. Tatsächlich werden sie gesehen.
Ziel der Sachsen war die Furt über die Eder zwische Laisa und Battenberg die nach Sachsen führt.7 (Übrigens zwei Tagesreisen zur Eresburg von hier)
Die Franken sahen also die Sachsen. Bis sie Einsatzbereit und im Tal sind (heutiger Weg 3km), vergehen wichtige Minuten. Statt ihnen einfach hinterher zu reiten, folgen sie der rechten Seite des Tals, folgen etwa der B236, die sie ins heutige Battenberg bringen würde, während die Sachsen langsam nach Osten in Richtung Laisa und der Furt ziehen. Als die Sachsen Laisa verlassen haben und bei Höhe Battenberg ankommen, haben sich die Franken vor sie gesetzt und ihnen den Weg zur Furt versperrt. Der Kampf beginnt.
B.S. Bachrach, Charlemagne’s Early Campaigns (768–777) S221-222 ↩
Rosamund MCKitterik vermutet Godinne bei Liege, R. McKitterick, A KING ON THE MOVE: THE PLACE OF AN ITINERANT COURT IN CHARLEMAGNE’S GOVERNMENT S 158 ↩
M.Becher Karl der Große S60 ↩
vgl etwa KHonselmann, Paderborn 777 Urbs Karoline S402 ↩
B.S. Bachrach, Charlemagne’s Early Campaigns (768–777) S222 ↩
W. Görich Rast-Orte an alter Straße? S491 ↩
B.S. Bachrach, Charlemagne’s Early Campaigns (768–777) S221 ↩
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in Kernfranken verbliebenen Franken nicht selbständig auf den Überfall reagieren? Immerhin waren die Sachsen ja bekannt dafür, immer wieder aufständisch zu werden und zu marodieren. Es wäre also dumm von Karl gewesen, hier keine Vorkehrungen (stellvertretender Herzog oder so) zu treffen. In den Marken wurde es ja auch so gemacht und die Markgrafen hatten größere Handlungsspielräume, um eben die Grenzen schützen zu können. Warum also nicht zum Schutz des zentralen Frankenlandes. Im Gegensatz zu den Ereignissen um Paris war das fränkische Königtum und die Organisation von Reich und Heer auf ihrem Höhepunkt.
Deshalb vermute ich, dass die Franken von lokalen Kräften bekämpft wurden. Vielleicht hat Karl dann noch eine Skara zur Verstärkung geschickt.
Noch eine Frage: bist Du sicher, dass Fritzlar sächsisch war? Bonifatius missionierte dort doch die Chatten/Hessen.