Metzner und Geinsheim – leider nicht nur methodisch Inkorrekt

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3 Antworten

  1. Jörg sagt:

    „Aus den vorigen Abschnitt nimmt er die Gans mit und kommt auf die Idee eines Gänse verehrenden Kultes“

    Autsch, Travia-Anhänger in Südhessen. Wo soll denn ein Gänsekult überhaupt herkommen? So was kenn ich nur aus dem Schwarzen Auge und dieser einen, vermutlich unhistorischen Anekdote aus dem – ich glaube – ersten Kreuzzug. Und das dann im Zusammenhang mit einem Donar-Heiligtum? Aus dem Donnergott wird eine Gans?

  2. Gerold sagt:

    Nur zwei Argumente: 1. Villa oder vicus bedeutet keineswegs „Heim“ sondern ist die allgemeine lateinische Bezeichnung für Ansiedlungen. Auch nicht -„heim“ Ortsnamen werden in lateinischen Urkunden so bezeichnet. Lediglich dort wo sie fränkische Namen latinisieren fällt dies zusammen. 2. In einet Urkundes des Klosters Eberbach wird Geinsheim nur in den einsilbigen „Gense“ Variante aufgeführt, während alle anderen entsprechenden Ortsnamen in der „-heim“ Form aufgelistet sind.

  3. Philipp Schwahn sagt:

    Sehr geehrter Herr Zwittmeier,

    zur Ortsnamen-Geschichte von Geinsheim hier ein paar Anmerkungen.
    Die Zuordnung der Namen Gemminesheim und Gemminisheim im Codex Laureshamensis Nrn. 194-197 aus den Jahren 767, 768 und 770 zu Geinsheim im Oberrheingau wird widersprochen von Franz Staab: Zur Methode der Identifizierung karolingerzeitlicher Ortsnamen in Lorscher und Fuldaer Überlieferung, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 30, 1980, S. 86-93, hier 67-71 und 90. Staab bezieht diese Nennungen trotz der Gauangabe „in pago rinensi“ auf Gimbsheim im Wormsgau. Er erklärt (S. 68-71) die unterschiedliche Gau-Zuordnung des Ortes durch eine Verlagerung des Rheinhauptlaufs, die er auf das Ende der 760er Jahre datiert. Gimbsheim, das vorher am rechten Ufer des Rheins gelegen habe, sei durch die damalige Veränderung des Rheinhauptbettes zu einem linksrheinischen Ort geworden. Neuere geologische Untersuchungen haben zwar gezeigt, daß die Eich-Gimbsheimer Altrheinschlinge schon in vorrömischer Zeit vom Hauptstrom abgetrennt wurde und dass das Terrain, auf dem sich der heutige Wohnplatz Gimbsheim befindet, seit antiker Zeit wohl niemals rechtsrheinisch gelegen hat (s. Isabel Kappesser: Römische Flussfunde aus dem Rhein zwischen Mannheim und Bingen, Bonn 2012, Kap.2.3 zur Rekonstruktion des antiken Flussverlaufs S.36-46, hier S.41-43), dennoch hat Staab mit seinem Gedanken, dass hier die Gauzuordnung vom Flussverlauf bestimmt wurde, wahrscheinlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Gemarkungen an Gewässern, konnten nämlich im Mittelalter, und zwar nicht nur bei Bächen, sondern auch bei Flüssen, Gebiete auf beiden Ufern umfassen, so daß es möglich war, daß eine Gemarkung von einer dem Gewässerlauf folgenden Gaugrenze durchschnitten werden konnte (vgl. Wilhelm Niemeyer, Der Pagus des frühen Mittelalters in Hessen, Marburg 1968, S.82, 84 f, 89, 90, 92, 200-202). Bei den am Rhein liegende Orten Hamm und Gernsheim ist durch neuzeitliche Quellen überliefert, dass diese Gemeinden durch Verlagerungen des Rheinbettes von Gemarkungsteilen abgeschnitten wurden, die auch danach noch zum Gebiet der jeweiligen Gemeinde gehörten (1200 Jahre Hamm am Rhein, Hamm 1982, S.74-82. Die dort auf S.74f erwähnte Urkunde von 1423 ist aber wohl eine Fälschung). Es ist daher im Fall von Gemminesheim im Oberrheingau in den obigen Schenkungen CL 194 – CL 197 anzunehmen, dass es dabei jeweils um Wiesengelände in der Rheinniederung oder auf einer Insel ging, das zwar zu Gimbsheim gehörte, aber jenseits eines großen Rheinarms lag und deswegen damals zum Oberrheingau gerechnet wurde. Der Zusammenhang mit Gimbsheim wird durch die Tradentennamen nahegelegt (Staab S. 69).
    Auch Klaus Andrießen: Siedlungsnamen in Hessen, Marburg 1990, S. 112 bringt noch Gemminisheim aus CL 197 a. 767 als Erstnennung von Geinsheim, findet aber – ähnlich wie Staab – die Entwicklung des Namens, bei der das Bestimmungswort „heim“ im hohen Mittelalter wegfällt, um dann ab 1418 wieder aufzutauchen, als „nicht nachvollziehbar“.
    Als älteste Nennungen von Geinsheim stammen laut Staab (S. 68) erst aus den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts und lauten Gense, Gensu bzw. Gensun (Mainzer Urkundenbuch, bearb. v. Manfred Stimming, Bd. 1, Darmstadt 1932, Nr. 457 und Nr. 498). Staab S. 68: „Wir haben hier also einen sogenannten unechten heim-Namen vor uns.“ Es gibt nämlich das Phänomen, dass bei Ortsnamen in späterer Zeit das Bestimmungswort (Suffix) wechselt, wegfällt oder hinzukommt, vgl. z.B. Elmar Neuß: Geschichtliche Entwicklung der Ortsnamen an exemplarischen Beispielen, in: Ernst Eichler u.a. (Hg.): Namenforschung – Name Studies – Les noms propres, Teilband 2, Berlin – New York 1996, S. 1392-1397, hier 1393-1395.

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