Ein paar Worte zur Assassin´s Creed Valhalla
Vor ewigen Zeiten hatte ich einmal begonnen einen Post über Geschichte und Wissensvermittlung in Computerspielen zu schreiben. Leider braucht ich damals zu lange und einige Spielemagazine und auch Wissenschaftliche Publikationen kamen mir zuvor, so dass ich mich entschied den Post in den Papierkorb zu verschieben. Aber Fazit war seiner Zeit für mich das Spiele wie Assassin´s Creed, Kingdome Come Deliverance oder auch unhistorische Settings wie Witcher es schaffen den Spieler unbewusst zumindest ein bisschen für Geschichte zu interessieren, trotz vieler manches Fehlers. (Sehr sehr verkürzt…)
Die Assassin´s Creed Reihe hatte dabei bei mir einen entscheidenden Anteil, brachte sie doch die mir eher entfremdet gebliebene Renaissance näher.
Doch nun wurde das neue Assassin´s Creed Valhalla mit einem Trailer und Screenshots präsentiert und dazu möchte ich dann doch ein paar Gedanken loswerden.
Die Reihe hatte hatte schon in mit den letzten Teilen auch viel (mehr) Fantasy eingebaut was dann auch zu einigen Memes führte und Kritiken der alten Fans der Serie. Mir war eigentlich klar das man diesen Weg, verbunden mit den RPG Elementen wohl nicht mehr verlassen würde.
Die erste Präsentation erfolgte durch eine live Übertragung in der nach und nach eine Zeichnung zum Spiel entstand. Das das Setting irgendwie etwas mit Wikingern zu tun haben sollte, war schon länger gemunkelt worden und Namen wie Ragnarök und eben Valhalla geisterten durch die Spieleszene. Eine genau zeitliche Einordnung des Ganzen gab es aber jedoch noch nicht. (Link zum Zeitraffer Video der Entstehung des Bildes, Achtung Link führt zu Facebook)
Im Laufe der mehrstündigen Übertragung entstand ein Bild auf dem zur Linken ein Drachenboot in eisiger Landschaft und zur Rechten kämpfende Gestalten vor einer Burg, von einander getrennt durch die Silouette einer Person. Da ich keine Zeit hatte mir das ganze am Stück an zu sehen (Es soll tatsächlich Leute geben , die im Moment kein Homeoffice haben), konnte ich nur immer nur kurze Momente erhaschen.
Jedoch entstand dort am rechten Bildrand eine Burg mit hohen Mauern, runden Türmen und etwas das wie ein Dojon aussah.
“Aha”, dachte ich und ging davon aus es könnte sich um ein Setting im 11. Jahrhundert handeln. Würde doch passen: 1066, Schlacht um Stamford Bridge mit Winkinger, Eroberung Englands durch die Normannen mit der Schlacht um Hastings, Angelsachsen, Schwüre und gebrochene Eide usw.
Das fertige Bild jedoch erzeugte Skepsis ob dieser Theorie, gepaart mit purem Entsetzen. Die Bild teilende Silhouette in der Bildmitte war mittlerweile zum Klischee-Wiki geworden: Pelzschultern, Armstulpen, riesige Axt, Zöpfchen im Bart und Haar. Die Burg zur Rechten brannte und war eingestürzt (gut, kann passieren) und eine der kämpfenden Personen zur Rechten trug etwas wie einen etwas seltsam geschnittenen Schuppenpanzer und einen Helm der mich an die Abbildungen der Vivians Bibel denken lies. 9. Jahrhundert?? Die Burgruine passte nicht , aber abwarten , am nächsten Tag sollte der erste Trailer erscheinen.
Während mir das Narrativ zu Beginn des Trailers durchaus gefällt, der Antagonist erzählt von mordenden und Blut dürstenden Nordmännern, während das Bild mitunter religiöse Menschen, und schwache Gegner verschonende Familienväter zeigt ist mir dann doch sehr viel unangenehm aufgestoßen..
Der Trailer spielt mit allen möglichen Klischees die auch aus der furchtbaren Vikings Serie bekannt sind und scheinbar direkt aus dieser übernommen wurden ( Disclaimer: ich habe noch nie eine Folge ganz gesehen da ich mich vorher unter Schmerzen in der Ecke zusammengerollt habe, habe es mir aber vorgenommen) : Undercut Frisuren, Tattoos auf ausrasierten Schädeln, Schulterumhänge mit Pelz, Lederarmstulpen, Mega-Riesen-Äxte, Gewichtheber-Ledergürtel-. Und dann war der der scheinbare Hauptantagonist…
Er soll Alfred den Großen darstellen. Da sitzt er vor einenem unterschriebenen (!) Dokument, welches weder das Format einer frühmittelalterlichen Urkunde, noch Monogramm besitzt sondern eben Unterschrift trägt, mit blauer Pelegrina über den Schultern, bestickt mit goldenen Strahlenkreuzen und trägt Samt (?) Handschuhe die bis über die Ellbogenbeuge reichen. Vom Tintenfass und den Goldkettchen an seiner Klamotte ganz zu schweigen. Einzig bei seinem Adlatus im Hintergrund hat mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Man kann bei der Szene (1:07) in der die Urkunde gesiegelt wird, den Saum seiner mit Kreismotiven im byzantinischen Stil verzierten Tunika sehen.
Der Trailer wechselt nun zum Beginn einer Schlachtenszene. Brandpfeile erhellen den Himmel (1:35), Köpfe fliege, Flügelllanzen schaffen es, trotz der Flügel, komplett durch einen Gegner hindurchzugleiten (2:07).
Leute, warum denn immer Brandpfeile? Hätte das nicht im Hellen stattfinden können, den Himmel verdunkelnde Pfeile? Und überhaupt, massige, organisierte Einheiten von Bogenschützen im angelsächsischen Heer?
Das Gros des angelsächsischen Heeres trägt dann klassischen Nasalhelm mit Mandelschild und sieht damit aus wie das personifizierte normannische Heer von 1066. Würde zu den Bogenschützen passen…
Auf Wikingerseite sind bei den Schwertern Petersen Typ Z (2:52), Typ K Schwerter, bzw. ähnlich Aussehende (Typ O?) vertreten, kombiniert mit Schulterpelzen und unglaublich viel Leder-Schnickschnack (Bei 3:03 schön zu sehen). Helme scheinen dagegen für die Assassin´s Creed Wikinger generell kein Ding zu sein.
Der Goliath-Gegener, als Final Gegner des Trailers, trägt dann aber wieder irgendetwas , das man am ehesten als Langes Schwert mit geschweifter Parierstange bezeichnen könnte und aus dem 13. Jahrhundert her gebeamt wurde und zum Schuppenpanzer der die Beine frei lässt, aber den Schritt schützt, (Da gibts eine Darstellung die mal einen Panzer oder Kettenhemd so darstellt, aber ich glaube sie ist recht solitär, leider finde ich sie im Moment nicht) trägt er einen Helm der ein bisschen aussieht als hätten Sutton Hoo Helm und ein römischer Legionärshelm mit Crista ein Kind (möglicherweise inspiriert durch den Helm aus dem Staffordshire Hoard , siehe hier)
Als Pedant wie mich, der gerne in den Krümeln pickt, gefundenes Fressen. Allerdings muss ich gestehen das mein Ambivalenz sich auch das zu erklären versucht: Zu ähnliche Schwerter, Rüstungen, Schilde und Co. hätten wohl beim unbedarften Betrachter zu Verwechslungen geführt. Wer ist der “Gute”, wer der “Böse”, man will die Figuren unterscheidbar machen. Das Vikings Publikum will bedient sein, “Böse” sollen “böser” ausehen. Der Der Protagonist soll erstmal erkennbar sein und nicht nach 10h Charakterdesign für ewig unter einem Helm verschwinden (Skyrim anyone?). Ist eben doch nur ein Spiel.
Was mich an den Assassin´s Creed spielen wirklich fasziniert ist aber dann aber letztendlich weniger die Kleidung der Figuren als die Architektur. Tatsächlich liebte ich es an Notre Dame oder dem Mailänder Dom herum zu klettern, den Temple de Paris zu erkunden, die Akropolis zu Athen zu erforschen und durch Ägyptische Tempel zu unsicher zu machen.
Auch Assassin´s Creed Valhalla ist in dieser Hinsicht gefundenes Fressen, wird doch eine der erkundbaren Städte Winchester sein, wo zu dieser Zeit noch das Old Minster stand, über das ich hier bereits einmal schrieb.
PS: Übrigens glaube ich Alfred der Große ist nicht der eigentliche Antagonist, sondern Grima Schlangenzunge hinter ihm 😉
PPS: Und hier hat Armindas das ganze auch auf Youtube noch mal dokumentiert, weshalb ich auch schon fast diesen Artikel dann doch nicht mehr gepostet hätte…
[…] None of this is recorded in known historical sources, but is quite plausible for several reasons. First of all,…
[…] historian linked to the Tribur Palts, provided a positive answer to this question. He reconstructed the itinerary of Emperor…
Auch Frau Danker wusste das der stählerne Glockenestuhl 1961 einen Stahlglockenstuhl ersetzt hat, Der alte Holzglockenstuhl von 1844 hat dem…
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Hallo Herr Wittmer, Hallo Thomas, das stimmt und wieder nicht. Tatsächlich ist das Wappen in die Wappenrolle mit dieser Beschreibung…