Eine Tunika nimmt Gestalt an…
Ein grundlegendes Problem beim Nähen ist, das ich nähen muss! Nicht das ich nicht Nähen könnte, aber oft werde ich mit der Zeit unachtsam und es soll alles schnell gehen. Als ich das letzte mal eine Tunika nähte nahm ich mir auch vor mir Zeit zu lassen und dann musste sie aber doch schnell fertig werden da ich sie für eine Mittelalter-Themen-Hochzeit benötigte…
Dieses Mal will ich mir wirklich Zeit nehmen, echt jetzt! Und deswegen will ich mir die einzelnen Teile noch mal in Ruhe anschauen, probieren und etwas Anständiges auf die Beine stellen.
Und nach dem jetzt auf dem Balkon 3m heiß gewaschene Wolle vor sich hin dampfen, muss ich mir ernsthaft Gedanken um den Schnitt machen.
Die Tunika soll sich Zeitlich zwischen 825 und 850 ansiedeln und den in illuminierten Handschriften dargestellten Tuniken ähneln.
Auf Abbildungen sieht man körperbetonte Tuniken, die Ärmel sind eng anliegen und werfen Falten richtung Handgelenk und unter den Armen, als wären sie trotz der Enge zumindest überlang. Ebenso erscheint die Körperpartie eng, manchmal hat es den Anschein als wenn die Träger sichtbar ihren Bauch präsentieren. Ein Gürtel ist nicht zu erkennen, stattdessen liegt die Tunika hier in Falten, besitzt also auch wieder Überlänge, wenn man so will. Der Saumbereich liegt über dem Knie und fällt weit, wenn er denn nicht geschlitzt ist.
Aber werfen wir mal einen Blick auf die wir denn aus dem Fundgut kennen. Mit voller Absicht beginne ich erst im 11./12. Jahrhundert. Kragelund-, Moselund- und Skjoldehamn-Tunika werden alle in diesen Zeitraum datiert, wobei die Skjoldehamn wahrscheinlich etwas früher ist ( 936-1023).
Wir finden uns hier in einer Zeit des Umbruchs in denen sich der Stil der Tuniken ändert. Während die Moselund Tunika noch dem älteren Stil folgt, sind die anderen Tunken bereits im neuen Stil geschneidert.
Die der neue Stil ist einfacher. Die Ärmel sind im rechten Winkel angebracht. Die Körperpartien aus geraden Bahnen geschnitten. Sie sind zweckmäßig ohne großen Schnickschnack.
Anders das Model aus Moselund. Der Ärmel ist in die Schulterpartie eingepasst um eng anzuliegen. Der Rücken ist breiter als die Vorderseite. Das dies nun ein älterer Stil ist wissen wir zum einen durch Abbildungen, zum anderen durch eine Vielzahl von fragmentierten Funden aus Haithabu.
Ein schönes Beispiel ist der Ärmel aus Haithabu, dem ich mich mit Stecknadeln und Stoffresten genähert habe ohne es aber perfekt für mich realisieren zu können.1 Der Ärmel ist von Hause aus schmal konstruiert. Er kommt aus einer schmalen Schulteröffnung und weitet sich dann am Oberarm bis zum Ellbogen und wird dann wieder schmaler. Dabei dürfte er wohl etwa im 45° Winkel aus dem Oberkörper ausgetreten sein, denn sonst wäre die Armkugel stärker ausgeprägt.
Der Bereich des Einsatzes weist ein einer Stelle ein markantes Loch auf. Ein Hinweis das hier der Ellbogen saß und das Textile entsprechend vorgeschädigt, abgerieben und abgenutzt war, so dass es sich hier schneller zersetzen konnte. Die Hauptnaht sitzt bei diesem Ärmel nicht auf der Unterseite, sondern auf der Rückseite. Dies ist im Übrigen auch bei der Moselund Tunika der Fall. Mit den Knicken, die das Schnittmuster aufweist, winkeln den Ärmel bereits leicht an, so dass er sich der natürlichen Armhaltung anpasst. Es handelt sich dabei im Übrigen um einen rechten Ärmel. An der Unterseite, am Handgelenk besitzt er eine Schlitzung.
Vielfach las ich davon das der Grund für diese Ärmel Stoffersparnis sei, was aber quatsch ist. Den Stoff spar ich nur weil der Ärmel so eng ist. Seine Form ist einzig daraus bedingt sich dem Träger anzubassen und vielleicht den Ellbogenbereich einfach zu flicken wenn er sich durch rubbelt.Die Ellbogenpartie war auch andersfarbig gestaltet, ab dies bereits eine Ausbessung war, oder beabischtigt lässt sich nicht sagen.
Ebenfalls aus Haithabu stammt der Fund einer Rückenpartie . Dieser Stoff war in der Mitte, etwa über der Wirbelsäule geschlitzt und es wurde ein V-förmige Keil eingesetzt, der den Rücken der Tunika nach oben weitete.Auf diese Weise war der Rücken breiter als die Vorderseite der Tunika und passte sich der Körperform an.2
Bei der Durchsicht von Inga Häggs Publikation entdeckte ich auch, dass viele der Fragmente in Hüfthöhe, oder Taille endeten. Dies lag daran das der Rockteil angesetzt war.
Die erhaltenen Rest enden aber auch an dieser Stelle, was wiederum ein Hinweis ist das die Rockschürzen separat angebracht waren und aus mehreren Trapezen oder Keilen geformt wurden.
Nun hatte ich, als ich mich damals mit den Tuniken auseinander setzte auch schon die Idee dazu.Diese kam mir aber aus zwei Gründen. Zunächst wollte ich den Stoff in seiner Webbreite so effizient wie irgend möglich nutzen. Der zweite Grund ist eher profaner natur: Ich hasse es spitze Geren irgendwo einzunähen. Krieg ich nie anständig gebacken an der Spitze! Da fand ich flache Trapeze eine schöne Lösung.
Das nun solche Ansätze wohl in Haithabu genutzt wurden und auch an Kaftanen aus Haithabu und anderswo nachweisbar sind gibt der Sache daher einen gewissen archäologischen Background.
Was bedeutet das nun für die karolingische Tunika und für mich?
Ich habe nun ein Schnittmuster mit einer taillierten Grundform gemacht mit etwa 10cm Überlänge, die Später über dem Gürtel hängen werden. Ob ich die Rückenpartie ein Stück größer mache und die Front entsprechend kleiner weiß ich noch nicht, aber eher nicht. Die Ärmel werden mit Armkugeln in den Oberkörper geführt. Abbildung, z.B. der zeitlich etwas zu späte Goldene Psalter von St. Gallen, zeigt oftmals eine Faltenbildung im Übergang von Ärmel zu Rumpf. Laut den ganzen Nähanleitungen zu Armkugeln die ich gelesen habe, liegt das daran das die Öffnung für den Ärmel recht klein ist. Andererseits kann das auch am Winkel liegen in der der Ärmel in den Oberkörper führt. Führt der Ärmel körpernah nach unten, gibts kaum Falten, dafür krieg ich den Arm nur hoch wenn ich wenn ich dabei beispielsweise das halbe Hemd aus der Hose ziehe. Kennt man vielleicht das Problem bei engen Hemden. Ist der Ärmel höher angesetzt hab ich das Problem nicht, dafür ist mehr Stoff unter dem Arm. Und wenn das jetzt alles eng sitzt gibt das Falten.
Ich werde versuchen den Arm auf der Rückseite und nicht unten zu nähen um ihn so ein wenig zu formen. Für die Form bedeutet dies, das er im Elbogen ein klein wenig breiter werden wird um den Unterarm nach vorne zu beugen.
Den Rockteil werde ich separat anfügen. Entweder aus 6, oder aber aus 4 Teilen. Auch hier bin ich mir noch nicht sicher.
[…] None of this is recorded in known historical sources, but is quite plausible for several reasons. First of all,…
[…] historian linked to the Tribur Palts, provided a positive answer to this question. He reconstructed the itinerary of Emperor…
Auch Frau Danker wusste das der stählerne Glockenestuhl 1961 einen Stahlglockenstuhl ersetzt hat, Der alte Holzglockenstuhl von 1844 hat dem…
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Hallo Herr Wittmer, Hallo Thomas, das stimmt und wieder nicht. Tatsächlich ist das Wappen in die Wappenrolle mit dieser Beschreibung…