DmiiW Teil V – Eine Firnis für die Scheide?
Als ich die illuminierten Handschriften mit den Bildern der Scheiden postete, fiel mir bereits auf das auf der Längsachse ein, im Beispielbild hellerer, Streifen zu sehen ist.
Ich interpretiere ihn als Lichtreflex. Es stellt sich die Frage ob dieser Lichtreflex nur die Wölbung der Scheide andeuten soll, oder aber es sich auf den Hinweis auf ein mögliches Finish der Scheide handelt, das dieser einen gewissen Glanz verleiht und so auch den Lichtreflex erklärt.
Zwar verleiht das gewachste Leinen, vorallem wenn es ein wenig abgegriffen oder „speckig“ ist der Scheide auch einen gewissen matten Glanz. Jedoch wäre dieser wohl kaum so dargestellt worden.
In der folge machte ich mich auf der Suche nach einer Möglichkeit dies zu erzeugen. Momentan habe ich hier zwei Möglichkeiten gefunden, die ich zumindest in einem Fall getestet habe. Bei beiden Versionen handelt es sich im Firnis wie sie auch für Gemälde verwendet werden.
Eiweißfirnis ist leicht herzustellen. Eine Betrachtung vom Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Titel „Firnisse der Ölgemälde“ nennt ein Rezept: Eiweiß, ein Teelöffel Alkohol, ein bisschen Zucker, schaumig schlagen und auf das Gemälde auftupfen. Bläschen können mit dem Finger weg gedrückt werden. Der Zucker in dem Rezept dient nur dazu das Eiweiß leichter aufzuschlagen, der Alkohol um es etwas flüssiger zu machen, der aber schnell verdunstet.
Man kann das auch aus Eiweiß und Wasser herstellen. Ich habe beide Varianten, also Alkohol und Wasser (ohne Zucker!) ausprobiert und auf meine alte Scheide aufgetragen.
Die zweite Möglichkeit sehe ich in einer Wachsfirnis. Auch sie kann einfach hergestellt werden, ist jedoch etwas kostenintensiver als ein Ei. Man mischt 2 Teile Bienenwachs mit 3 Teilen Terpentinöl. Wer jetzt bei Terpentinöl an pure Chemie denkt liegt falsch. Tatsächlich dachte ich das zumindest. Terpentinöl ist ist das destillierte Ergebnis von Baumharzen und ihren enthaltenen ätherischen Ölen. Diese Mischung muss ca. 2 Tage verschlossen stehen bis sich eine Art Creme gebildet hat die dann aufgetragen werden kann und deren Überschuss nach einiger Zeit ausgebürstet werden sollte. Der Glanz einer Wachsfirnis ist eher Matt. Diese habe ich an Ermangelung von Terpentinöl nicht durchgeführt…
Vor allem die Eiweißfirnis ist zunächst reversible. Die Eiweißfirnis kann mit Wasser abgewaschen werden, weshalb das Rezept im Text für Ölgemälde empfohlen wird, die zwar schon ausgestellt werden sollen, aber noch nicht durchgetrocknet sind und erst noch ihre endgültige Firnis erhalten sollen. Es muss sich aber im Test zeigen wie sie sich im Leinen verhält. Allerdings härtet die Firnis unter Sonnenlicht (UV-Licht) aus und wird unlöslich.1
Die Eiweißfirnis war innerhalb einer halben Stunden abgetrocknet wobei keine Unterschied zwischen Alkohol- oder Wassermischung erkennbar war. Der Unterschied sollte wohl lediglich in Geschwindigkeit der Verdunstung des Lösungsmittel liegen. Ich habe sie etwas ungleichmäßig aufgetragen, dennoch erzeugt sie einen sehr angenehm seidigen Glanz. Ich habe die Prozedur mehrfach wiederholt, da das Leinen doch recht saugfähig war. Das Abbürsten mit einer recht groben Bürste konnte der Eiweißfirnis nichts anhaben.
Auch das mehrfache Abwischen mit einem nassen Lappen hatte nicht den Eindruck erweckt die Schicht großartig beschädigt zu haben, was mich ein wenig verwundert, da sie nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt war.
Ich überlege diese Variante tatsächlich zu nutzen. Möglicherweise wäre eine Firnis auf Harzbasis auch eine Lösung. Hier muss ich aber nach Quellen suchen ob dies gerechtfertigt wäre. Zumindest Theophilus Presbyter hat ja im eine solche „Fornis“ beschrieben die wohl für die Ikonenmalerei gedacht war.
Aber die Frage ist ob dies historisch korrekt wäre. Die Eiweißfinis als solches ist, aber die Anwendung auf einer Scheide kann nicht nachgewiesen werden. Zwar wurden immer wieder Kristallstrukturen an und zwischen den Schichten der Scheiden gefunden, die aber nicht weiter analysiert werden konnten. Die Materialien sind durch die Abbauprodukte des Eisens fossiliert und selbst wenn man sie als Proteine identifizieren würde, könnte ihre Herkunft genauso auf Hautleim zurückzuführen sein, da dieser ebenfalls aus Proteinen besteht die auskristallisieren.
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vgl RDK Labor https://www.rdklabor.de/wiki/Firnis ↩
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…