Die Münzenberger – Teil IV – Das Lied von Minze und Feuer
Mit dem Tod des letzten Münzenbergers Ulrich II beginnt das Kapitel um das Erbe der Münzenberger. Zwar hatte Ulrich keinen männlich Nachkommen, aber immerhin sechs erbberechtigte Schwestern. Die Siebte war im Kloster.
Diese Sechs waren sämtlichst gut untergebracht:
Adelheid war mit Richard I. von Hanau verheiratet, Isengard mit Phillip I von Falkenstein, Mechthild mit Engelhard von Weinsberg, Irmengard mit dem Bruder von Engelhard, Konrad von Weinsberg, Hedwig mit Heinrich von Pappenheim und Agnes mit Konrad von Schöneberg.
Während nun die Lehen der Münzenberger, trotz der Wirren des Interregnums, neu vergeben wurden und sonstige Besitzungen fair geteilt wurden, waren das Problem der Erbschaft die Sahnestücke. Diese waren in der Hauptsache die Güter in Münzenberg, die die Burg, das Amt Münzenberg und die Stadt beinhalteten, sowie die Herrschaft Hagen, also Burg Hayn und die Grafschaft Assenheim. Hinzu kamen diverse Rechte, wie etwas das Vogteirecht in Trebur. Aber auch einige, nicht Erbberechtigte, versuchten ein paar Sahnestücke aus der Erbschaft zu erlangen. Die Grafen von Katzenelnbogen hatten bereits 1249 die ehemalige Pfalz Trebur als Pfand erhalten und versuchen nun die Grafschaft Haselberg, das Gericht zu Langen und anderen Besitz an sich zu bringen, was ihnen jedoch nicht gelingt. Lediglich das Lehen Dornberg, das mit dem Aussterben der dortigen Linie (die ja auch mal aus dem Haus Münzenberg stammte) kommt in ihren Besitz.
Diese Sahnestücke wurden nun zu gleichen Teilen durch sechs geteilt, was dazu führte das nun die Burgmannen von zunächst 6 Herren auf der Münzenburg residierten, denen die Münzenburg und natürlich auch die anderen Besitzungen zu je einem Sechstel gehört. Dieser Zustand hat aber nur von 1255 bis 56 bestand. Schon 1256 erwerben die Falkensteiner die Anteile der Weinsberger, die sich auch sonst eher im Neckarraum aufhielten. Auch sonst wussten sich die Falkensteiner zu helfen. Sie stellten sich im Interregnums auf Seite Richard von Cornwalls und ließen sich 1257 die Lehen der Münzenberger bestätigen und wurden dessen Reichskämmerer.1 Im Grunde versuchten sie den selben Weg zu gehen wie einst die Münzenberger.
Bis 1286 gelingt es den Falkensteinern die Anteile der Schönberger und der Pappenheimer an der Münzenberger Erbschaft zu erwerben. Sie besitzen nun 5/6, während das übrige 1/6 immer noch bei der Herrschaft Hanau liegt. Dieser scheinbar stabile Zustand war aber Grundlage diverser Streitigkeiten. Durch erwerben, vererben und belehnt werden kam es zu zum Teil verwirrenden Konstellationen.
Doch nicht nur im Bereich der Münzenberger Erbschaft machten sich die Falkensteiner unbeliebt. Ein Dauerkonfliktpartner waren die Grafen von Katzenelnbogen. Zum Beispiel auch in Trebur, wo die Falkensteiner aus dem Erbe ja die Vogteirechte besaßen, der Ort aber zu Katzenelnbogen gehörte.
Diese andauernden Konflikte haben es sogar in die Sagenwelt der Region gebracht, nämlich als die Falkensteiner die Burg Haßloch bei Rüsselsheim erbauten. ( Ich hatte bereits einmal hier darüber geschrieben )
1364 kam es zur sogenannten Falkensteiner Fehde. Im Vorfeld hatten die Hanauer den Ort Rodheim aus dem Münzenberger Erbe befestigt, was den Falkensteinern sauer aufstieß. In Dörfern, die zwar die im hanauischen Amt Bornheimerberg lagen, aber deren Dorfherrschaft ansonsten falkensteinisch war, stritt man ohnehin. Und um den Falkensteinern noch einmal so richtig was einzuschenken forderte Ulrich III von Hanau eine Schuld von 4000 Gulden von Philipp VI von Falkenstein zurück, die er 1363 schon eingeklagt hatte und nun die Erlaubnis bekam seinen Kuckuck auf den gesamten Besitz der Falkensteiner zu kleben .
Der Falkensteiner sah seine Besitzungen auf und um die Burg Münzenberg schon in hanauische Hand übergehen. So unter Druck gesetzt wurde Philipp „handgreiflich“ gegen seine Feinde und verstieß damit gegen den Landfrieden, was ihm wiederum den die Reichsacht/Reichsbann einbrachte. Ein neueres Wort dafür wäre Vogelfrei. Was sich so romantisch nach Robin Hood anhört war es aber nicht… Den Hanauer wiederum war der Bann der Falkensteiner nur Recht war, denn diese konnte somit nicht auf Unterstützungen hoffen, denn auch seine Unterstützer liefen somit Gefahr gebannt zu werden. So kam es dann auch das der Verwandte, der Trierer Erzbischof Kuno II von Falkenstein, nicht auf Falkensteiner, sondern auf Hanauer Seite kämpfte.
Der Konflikt erfasste nicht nur die Wetterau, sondern auch den Taunus und das Rhein-Main-Gebiet. Also alle Orte in denen es einst Besitzungen der Münzenberger gab. Und wie immer wenn es Krieg gibt, gab es auch hier Profiteure. Die Stadt Frankfurt, die auch gegen die Falkensteiner kämpfte, lies Wälder bei Münzenberg und in der Dreieich abholzen und das Holz nach Frankfurt schaffen.
Erst 1366 konnte ein Frieden erzielt werden. Dafür musste Philipp von Falkenstein die Burg Warnsberg bei Lich abgeben , die ohnehin zuvor bereits von Ulrich von Hanau erobert worden war, und der diese dann 1377 an Gerlach von Tohe verpfändet. Zudem gab es, seit dem Lich in falkensteinischem Besitz war, in Lich selbst eine neue Burg. Das heutige Licher Schloss. Auch verlor Philipp die Stadt Hofheim an die Mainzer, die diese im Konflikt erobert hatten. Am Ort Rodheim, dem Auslöser des Konflikt verliert Philipp die Hälfte seines Besitzes.
Der Konflikt hatte aber weitaus größere Folgen für die Falkensteiner. Finanziell in Schräglage geraten lässt Philipp von Falkenstein am Ende 20 Burg- und Lehnsmänner als Geiseln stellen und bricht 1373 einen neuen Konflikt mit den Herren von Reifenberg vom Zaun. Diese belagern ihn zuletzt auf Burg Königstein. Als diese erstürmt wird stürzt er bei der Flucht vom Pferd und stirb an den folgen des Sturzes acht Tage später in Gefangenschaft auf Burg Reifenberg. Die ebenfalls gefangen genommen Söhne müssen vom Trierer Erzbischof, der inzwischen Werner von Falkenstein heißt und ein Sohn Philipps ist, für 10500 Gulden freigekauft werden. Der Witwe bleibt am Ende nichts anderes übrig als die Burg Königstein für 7000 Gulden zu verpfänden. Ironischer Weise unter anderem an die Hanauer.
Zwar konnte konnte Philipp VII von Falkenstein 1397 als Landvogt der Wetterau noch den Aufstieg in den Grafenstand erreichen aber die Zeit der Falkensteiner war vorbei. 1418 stirbt das Haus Falkenstein im mänlichen Stamm aus, 1420 stirbt mit Anna von Falkenstein auf Burg Hayn das letzte Mitglied der Familie. Sie hatte dort ein Hospital gegründet das 1750 nach Offenbach verlegt wurde. Sie soll in der Burg Hayn als obligatorische Weiße Frau spuken, die ihr Hospital sucht…
Erbe den Falkensteinischen Anteils des Münzenberger Erbes sind die Herren von Eppstein und die Solms-Braunfelser, die sich aber auch schon wieder 1420 in die Linie Solms-Braunfels und Solms-Lich aufspalten. Einzige Konstante in der Erbschaft bleibt das Haus Hanau, dies sich nach einer Teilung ihrer Linie Grafen von Hanau-Münzenberg nennen. Als diese Linie ausstirbt übernimmt die Linie Hanau-Lichtenberg die sich nur noch Grafen von Hanau nennen.
Der letzte Zustand der Erbschaft ist 1736 erreicht als mit Johann Reinhard III von Hanau die Grafschaft Hanau austirbt. Erben sind die Landgrafen von Hessen-Kassel, die 18/48 der Erbschaft halten. Des weiteren Stollberg-Gedern mit 10/48, Solms-Braunfels mit 15/48 und Solms-Laubach mit 5/48.
Mit Napoleon und der Mediatisierung hatte sich 1803/1806 die Münzenberger Erbschaft erledigt. Der Großteil fiel an das neu gegründete Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Nur die Burg Münzenberg wurde noch bis in die 30er Jahre als gemeinschaftlicher Besitz verwaltet, was aber unerheblich war, denn mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 war die Burg Münzenberg nur noch eine Ruine. Aber auf diese Weise hielt sich zumindest der Steinraub in Grenzen, worüber man Architektur- und Kunstgeschlichtlich zumindest sehr froh sein kann…
Es werden noch folgende Teile folgen, die ich dann auch hier verlinken werde um ein einfaches weiterlesen zu ermöglichen.
- Die Münzenberger – Teil I – Die Münzenberger – Teil I – Vom Wildbann in die Wetterau
- Die Münzenberger – Teil II – Aufstieg auf dem Münzenberg
- Die Münzenberger – Teil III – Mit Ulrich zum Untergang
Ergänzend werde ich noch einige Artikel über die Burgen der Münzenberger schreiben. Je nach dem streue ich diese ein, oder schiebe sie hinterher.
RI V,1,2 n. 5301, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1257-05-22_3_0_5_1_2_2211_5301
(Abgerufen am 25.06.2020). ↩
Sorry, hat etwas gedauert... Ist aus einem Plan der sich bei Rudolf Kautsch, Der Dom zu Worms (1938), aber auch…
Hi, zur Baugeschichte des Doms: "Das Langhaus besitzt die Abmessungen des heutigen Domes und endet an einem Spannfundament am zweiten…
Man könnte hier auch noch den Bericht der Annales Nazariani zum Tassilo-Prozess in Ingelheim 788 anführen: "Und als das so…
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl