Die Münzenberger – Teil I – Vom Wildbann in die Wetterau
Einleitung
Das Geschlecht der Herren von Hagen-Münzenberg hat wie kein Zweites Süd- und Ober-Hessen ihren Stempel aufgedrückt. Selbst noch das Aussterben des Geschlechts prägte und formte Hessen bis zum ersten Viertel des 20. Jahrhunderts.
Noch heute sind ihre beeindruckenden Spuren durch Ihren Burgenbau erhalten.
Die Münzenberger stehen aber auch in Verbindung mit dem Fiskalbezirk der Pfalz Tribur. Ein Grund für mich einmal einen genaueren Blick auf ihr Erscheinen, Wirken und Spuren zu werfen, habe ich doch bisher was di Münzenberger angeht immer nur an der Oberfläche gekratzt..

Das Werden der Herren von Hagen-Münzenberg
“Nichts genaues weiß man nicht”, könnte man nun schreiben, denn die ursprüngliche Herkunft der Münzenberger liegt im Dunkel.
Es gibt Bestrebungen in einem, als nostro villico Wetti bezeichnetem, Wetti, der in einer Urkunde Ottos I. vom 14.2.9471 erwähnt wird, den Ahnherr der Münzenberger zu sehen. Dieser Wetti bekam seiner Zeit eine Hube samt Zubehör in Seckbach als Allod2 übergeben, welches ehemals Teil des Fiskus der Pfalz Frankfurt war.
Genau ergründen warum dieser Wetti nun ein Vorfahr der der Herren von Hagen Münzenberg war konnte ich nicht, da mir eine der angegebenen Quellen fehlt. Ich vermute aber das diese Konstruktion auf der Tatsache beruht das die Urkunde Wettis im Urkundenbuch der Herren von Hanau verwahrt wird. Und diese sind mit den Münzenbergern verwandt und Teil der Münzenberger Erben. So könnte die Urkunde als Teil des Erbes und damit Seckbach und letztendlich auch das gesamte Amt Bornheimerberg in Hanauer Besitz gekommen sein.
Wir wissen aber das Wetti das Amt des villicus, eines Meiers, bekleidete. Das bedeutet er verwaltete ein Gut für seinen Herren. In karolingischer Zeit waren es die Meier die die Nebenhöfe einer Pfalz verwalteten. Leider ist aus dieser Urkunde nicht in Erfahrung zu bringen woher nun Wetti stammt. Anzunehmen ist natürlich die nicht allzu weit entfernte Umgebung um Seckbach, wenn er nicht dieses selbst verwaltete. Letztendlich muss diese Frage jedoch offen bleiben.
Erstmals greifbar wird der Mannesstamm der späteren Münzenberger 1076 mit Eberhard von Hagen. Dieser wird in einem Bericht des Chronisten Lampert von Hersfeld erwähnt. Demnach konnten die sächsischen Geiseln Uto und Dedi aus Eberhards Burg, unweit von Mainz, fliehen. Dort waren sie auf Geheiß Heinrichs IV. inhaftiert.
Bei der “Burg unweit von Mainz” handelt es sich um die Burg Hayn, bzw. Dreieichenhain.
Nur zu gerne würde man aus Eberhards Burg die Pfalz Tribur konstruieren. Ich weiß nicht ob das mal jemand versucht hat, aber Tribur wurde zu keinem Zeitpunkt als castrum oder ähnliches betitelt. Von daher ist Tribur auszuschließen.
Als Einwand gegen Burg Hayn, wurde übrigens tatsächlich angeführt, das die Geiseln über Berge und durch Schluchten geflohen sein sollen. Da aber Lambert ein Gegner Heinrichs IV. war, ist in dieser Beschreibung lediglich eine (Über-)Dramatisierung der Flucht zu sehen.
Das nun aber gerade dieser Eberhard die Obhut der Geiseln des Königs Heinrich IV. inne hatte, zeigt seine Stellung innerhalb des salischen Reiches und seine Verbindung zum König, weshalb in ihm der erste Vogt des Wildbanns der Dreieich gesehen wird. Eben jenem Wildbann der zur Pfalz Tribur gehört. Die Annahme das es sich bei Eberhard am den ersten Vogt der des Wilbanns in der Dreieich handelt begründet sich durch die Beobachtungen M.Gockels3. Demnach fand etwa zu jener Zeit eine Teilung des Wildbanns statt. Der ehemals von Tribur verwaltete Wildbann wurde in drei Stücke aufgeteilt die nun von Tribur, Dieburg und Dreieich verwaltet wurden, wobei in Dreieich Eberhard als Vogt eingesetzt wurde. Aber uns ist aus späteren Quellen auch überliefert das die Münzenberger Vogteirechte in Tribur besaßen. Seit wann dies bestand ist allerdings nicht bekannt.
Aber Eberhard bleibt im Wildbann baulich nicht untätig und errichtet um 1080 im heutigen Dreieichenhain, auf der kleinsten von drei Inseln, eine Turmhügelburg mit geradezu monumentalen Ausmaßen.
Dieser Eberhard von Hagen war mit Gertrud von Arnsburg verheiratet.
Gertruds Vater war der in der Wetterau reich begüterten Reichsministeriale Kuno von Arnsburg, bereits ein treuer Gefolgsmann Heinrichs III , ihre Mutter Mathilde von Bilstein aus dem Geschlecht der Grafen von Bilstein , die in Thüringen und Hessen bedeutende Besitzungen hatten. Eine gute Partie könnte man sagen.
Zumal man bedenken muss das weder Eberhard von Hagen, noch sein Schwiegervater Kuno von Arnsburg Adelige waren. Bei beiden handelte es sich um Ministeriale – unfreie, in königlichem Dienst stehende Beamte.
Doch diese standen inzwischen ihren adeligen Kollegen in kaum etwas nach. Verfolgt man die Urkunden Heinrichs IV. und Heinrichs V. so taucht Eberhardt darin immer wieder als Zeuge auf. Er war also nicht nur häufiger Gast bei Hofe, sondern genoss auch entsprechendes Vertrauen des Königs.
Als Kuno von Arnsburg ohne männlichen Nachkommen stirbt, erbt das Paar die Burg Arnsburg, und wählt sie zu ihrem Hauptsitz. Die Enkel der Beiden werden den Ortsnamen der Arnsburg mit in Ihren Namen aufnehmen und sich “von Hagen und Arnsburg” nennen.
Aus dem Jahr 1093 erfahren wir sowohl das Eberhard von Hagen und Gertrud von Arnsburg einen Sohn Namens Konrad haben, denn er tritt als Zeuge einer Schenkung seiner Großmutter Mathilde auf, aber auch das Gertrud bereits verstorben ist, denn zu ihrem Seelenheil ist diese Urkunde ausgestellt.
Eberhard von Hagen und Gertrud von Arnsburg hatten, in dem sie ihren Sohn Konrad, wohl nach Gertruds Vater, nannten, den zukünftigen Münzenbergern einen neuen Leitnamen gegeben der sich in der Form Konrad oder Kuno durch den Stammbaum ziehen wird.
Ab hier werden jedoch die Verwandtschaftslinien, außerhalb der Hauptlinie verworren. Es ist nur schwer zuordenbar ob es sich zum Teil um gleiche Personen handelt, oder eine Person Sohn oder Bruder ist oder gar keine Beziehung zur Familie hatte. Ich werde mich daher an den Stammtafeln meiner Literatur45 entlang arbeiten.
Konrad I. von Hagen hatte, so scheint sicher, mindestens zwei Kinder. Zum einen seinen Stammhalter Konrad II., erstmals erwähnt 1128 oder 1138, weiterhin gab es einen Eberhard Albus (Rufus) von Hagen (1123)). In diesem wird der Vater von Eberhard von Dornberg gesehen.
Exkurs Dornberg: Ein weiter Hinweis auf die Verwandtschaft von Hagen-Münzenberg zu von Dornberg ist die Verwendung der gleichen Leitnamen Kuno/Konrad und Eberhard. Die Dornberger traten als Vögte der Würzburger Bischöfe auf, die von Heinrich II. Land in der Region erhalten hatten.
Was Dornberg als Ort angeht sind die Besitzverhältnisse verworren. Die Burg scheint Allod der Herren von Dornberg gewesen zu sein, da sie als “castro meo dorenburg“ (Meine Burg Dornburg), bezeichnet wird. Das dazugehörige Land war jedoch Lehen der Grafen von Henneberg. Mit dem Aussterben der Henneberger kommt es später in den Besitz der Grafen von Katzenelnbogen, obwohl der letzte Dornberger Konrad noch 2 Jahre vor seinem Tod 1257, seine Besitzungen an den Mainzer Kämmerer Arnold zum Turm vermacht, mit dem verwandschafltiche Beziehunge bestehen. Das Lehen wurde jedoch mit dem Tod von Konrad als erloschen angesehen und daher in Gänze neu an Dieter von Katzenelnbogen vergeben.
Das Wappen, das die Herren von Dornberg führten, scheint identisch mit den Wappen der Herren von Kuche und Herren Wallbrunn mit denen wohl verwandtschaftliche verbindungen unbekannter Art bestehen. (Bei so viel Verwandtschaft wird mir ganz schwindelig) Ende des Exkurses
Mitunter wird ein dritter Sohn theoretisiert, Eberhard II. von Hagen, der nicht namentlich erwähnt wird. Er wird gleichgesetzt mit dem 1148 auftretenden Eberhard I. von Erbach, Vogt über den Odenwald und Begründer des Hauses Erbach.
Der Versuch Eckehard von Hagen am Elm auf den das Haus Warberg zurückgeht, sowie Gunzelin I. von Hagen (am Elm) Graf von Schwerin (+1185) in das Familiengeflecht der Hagen-Arnsburger/Münzenberger zu basteln liegt wohl an ähnlichen Namen der Vorfahren, ist aber letztendlich Wunschdenken6 , bzw. Fehler die sich in Online-Genealogien eingeschlichen haben . Interessant ist lediglich das das Wappen der Grafen von Schwerin, bis auf die Helmzier (Flügel statt Pfauenfedern) identisch ist mit dem Wappen der Münzenberger. Dies kann aber purer Zufall sein, da die frühen Wappen grundsätzlich recht ähnlich sind.
Konrad II. wird jedoch die Stammlinie fortführen. Er wird sich als erster „von Hagen und Arnsburg“ nennen.
Es werden noch folgende Teile folgen, die ich dann auch hier verlinken werde um ein einfaches weiterlesen zu ermöglichen.
- Die Münzenberger – Teil II – Aufstieg auf dem Münzenberg
- Die Münzenberger – Teil III – Mit Ulrich zum Untergang
- Die Münzenberger – Teil IV – Das Lied von Minze und Feuer
Ergänzend werde ich noch einige Artikel über die Burgen der Münzenberger schreiben. Je nach dem streue ich diese ein, oder schiebe sie hinterher.
RI II,1 n. 147, in: Regesta Imperii Online, http://www.regesta-imperii.de/id/0947-02-14_1_0_2_1_1_307_147 ↩
Und deswegen hab ich den Kram mit Lehnswesen hier beschrieben ↩
Michael Gockel, karolingische Königshöfe am Mittelrhein ↩
K.Gruber, W.Küther Minzinberg Burg Stadt Kirche ↩
H.O. Keunecke Die Münzenberger ↩
Hier ein PDF von jemandem der sich damit befasst hat, bzw. dies konstruiert…. ↩
2 Antworten
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