Die Münzenberger – Teil II – Aufstieg auf dem Münzenberg
Konrad II., Sohn Konrads I, der mit Luitgard von Bickenbach verheiratet ist, nennt sich in Urkunden als erster von Hagen und Arnsburg. Er stiftet 1150 ein zu Fulda gehöriges Benediktinerkloster. Als Baugrund wird das ehemalig Römerkastell unweit der Arnsburg gewählt, welches auch als Steinbruch dient. Als Ausgleich erhält er 1151 von Fulda einen, 4km südwestlich gelegenen, mit Minze bewachsenen Bergrücken. Hier beginnt er mit dem Bau einer neuen Burg, der Burg Münzenberg.
1156. scheint Konrad II. bereits verstorben zu sein, denn von nun an tritt sein Sohn Kuno I.auf den Plan und erscheint in den Urkunden. Er nennt sich nicht mehr von Hagen und Arnsburg, sondern Kuno von Münzenberg. Er hatte also seinen Sitz auf die neue Burg Münzenberg verlegt. Diese neue Burg gilt als Beispiel der Stein gewordenen Emanzipation der Ministerialen. Kuno verwendet ähnliche bauliche Stilmittel wie sie in der Pfalz Gelnhausen angewendet werden und steht diesen in nichts nach. Zudem waren auch der selbe “Palmettenmeister” wie in der Klosterkirche Ilbenstadt und der Pfalz Gelnhausen a, Werk1
Die Fuldaer Mönche die im ehemaligen Römerkastell nahe der Arnsburger Stammburg das Kloster Alteburg errichten bedienen sich ab diesem Zeitpunkt an den Steinen der ehemaligen Stammburg.
Eberhard Waro von Hagen, wahrscheinlich ebenfalls ein Sohn von Konrad II.2 beginnt zu jener Zeit mit der Sicherung des Gebietes im Nordosten. Nördlich der heutigen Stadt Lich errichtet er auf dem Hügel namens Breuerberg die Burg Warnsberg, wohl als Motte. Er verließ die Burg jedoch sehr bald darauf und zog nach Heusenstamm und ab 1160 war die Burg mit Burgmannen besetzt.
In erster Ehe ist Eberhard Waro mit Adelheid von Dornberg verheiratet, wohl um die dynastische Linie zu stärken. Diese scheint aber früh verstorben zu sein. Ab etwa 1165 heiratet er Jutta , deren Herkunft unbekannt ist und zieht nach Heusenstamm, wohl als Verwalter. Er hat Eigenbesitz im Mönchbruch zwischen Rüsselsheim und Mörfelden, den er 1189 den Erbacher Zisterziensern stiftet. 1211 erhält er Dorf und Burg Heusenstamm als Afterlehen von Gottfried I. von Hagenhausen-Eppstein und wird zum Begründer der Herren von Heusenstamm.
Doch zurück zur Hauptlinie. Ab 1161 tritt Kuno ertsmals in den Urkunden als Reichskämmerer Friedrich Barbarossas auf und hatte somit eines der wichtigsten Hofämter inne. Zudem gilt er als häufigster Zeuge in den Urkunden Heinrich VI., den er wohl fast dauerhaft begleitete.
Wesentliche Bauarbeiten, vorallem der Bauschmuck am Palas der Münzenburg scheinen 1162 beendet gewesen zu sein, denn der eingesetzte „Palmettenmeister“ und der zuvor in der Klosterkirche in Ilbenstadt tätige „Würfelkapitelmeister“ ziehen nun weiter nach Gelnhausen und verrichten hier ihre Arbeit bis 1172 zu verrichten. 3
1167 nimmt Kuno I am Italienzug Friedrich Barbarossas teil. Ministeriale wie Kuno wurden „in Italien zu brutalen Vollstreckern deutscher Grausamkeiten“, so Scheidmüller. 4
Mit dem Aussterben der Familie der Grafen von Nürings 1171, erhalten die Münzenberger eine einmalige Chance ihren Einfluss auszudehnen. Der Besitz, bzw. die Lehen der Grafen von Nührings werden an die Herren von Eppstein, den Grafen von Sponheim, den Herren von Bolanden neu vergeben. Für die Lehen in der fruchtbaren Wetterau hatte man jedoch andere Pläne Das Aussterben weiterer kleinerer dort ansässigen Grafengeschlechter kam den herrschenden Staufern entgegen. Das fruchtbare Land sollte als Krongut der Eigenversorgung dienen. Für diesen Zweck konnte man sich keine Lehnsmänner wählen die zu mächtig waren oder zu starke eigene Interessen vertraten. Ein kleinere, dem Königshaus treue Familie musste her, darunter die Herren von Münzenberg! Auf diese Weise gelangte sogar die Burg Königstein im Taunus in den Besitz der Münzenberger, die auch durch diese massiv ausgebaut wurde. Aber auch kleinere Anlagen wie die Burg Assenheim kamen in den Besitz Münzenbergs.
Um das Krongut Wetterau zu schützen errichteten die Staufer einige Burgen bzw. ließen diese neu errichten und befestigen. Darunter wohl auch Burg Kronberg, aber auch die Pfalz Gelnhausenim in dieser Zeit erbaut und auch Frankfurt im Süden und Wetzlar im Norden wurden ausgebaut.
1174 berichten sowohl der Abt Gerhard von Eberbach, als auch Abt Nikolaus von Siegburg nun über das Schicksal der Klostergründung Alteburg. Kuno I. hatte wohl zu einem Zeitpunkt die finanzielle Unterstützung für den Klosterbau missen lassen, so der Benediktiner Abt aus Siegburg. Kuno I. hatte dagegen ganz andere Pläne. Schon 1171 war bei Hofe in Kaiserslautern mit dem Zisterzienser Abt Pontius von Clairvaux zusammengetroffen und hatte um Entsendung von Zisterzienser Mönchen gebeten.5 Kuno I. scheint dem Reformgedanken der von Cluny ausging, nahe gestanden zu haben und ganz nebenbei, waren die Zisterzienser finanziell attraktiver, nahmen sie doch keinen Zehnt und wollten nur von Ihrer eigenen Hände Arbeit leben. So sieht Keunecke die Klostergründung, bzw. deren Veränderung durch Kuno I nicht als Ausdruck innerer Frömmigkeit. Vielmehr möchte es Kuno den Großen und Adeligen gleich tun, denn Kunos Zuwendungen und Stiftungen sind sind selten und in aller Regel mit Gegenleistungen verbunden.6
Allerdings gibt es auch die Überlegung Kuno sei möglicherweise in finanzielle Schräglage geraten , denn auch für die Münzenburg lassen sich Baustopps nachweisen. Sie wird unter den Münzenbergern nie beendet werden. Vielleicht lag es aber auch daran das die Befestigung der neu erworbenen Territorien einfach Priorität hatte oder dies ihm vom König auferlegt wurde. Zudem wurde Kuno durch Hofamt und Begleitung des Königs stark in Beschlag genommen. Fakt ist jedoch das das Projekt Kloster Alteburg gestorben war.
Die Benediktiner Mönche zogen ab nach Siegburg. Die Zisterzienser aus Eberbach kamen.
Der Bauplatz auf dem ehemaligen Römerlager wurde aufgegeben, stattdessen erhielten die Mönche die alte Stammburg, die Arnsburg, wo sie mit dem Bau begannen.. Um die angestrebte Abgeschiedenheit der Mönche zu unterstützen wurde die Ansiedlung unterhalb der Burg aufgelöst und die Bewohner wohl in die spätere Stadt Münzenberg umgesiedelt.
Auch beim geradezu sagenumwobenen Mainzer Hoftag an Pfingsten 1184 ist Kuno I anwesend, Giselbert von Mons schreibt zu diesem Anlass über Kuno, er sei ein reicher und kluger Mann, der über Burgen, Güter und viele Ritter in seiner Gefolgschaft gebot.7 Etwas anders äußert sich der Schreiber der Lautenburger Chronik über Kuno I. Er nennt ihn jemanden der für seine Grausamkeit bekannt ist (vir crudelitate famousus). 8 In Italien hatte Kuno wohl alles für seinen guten Ruf getan…
Friedrich Barbarossa beruft für das Frühjahr 1188 in Mainz einen Hoftag ein, den sein Sohn Heinrich VI leitet. Thematisch geht es um die Vorbereitung eines neuen Kreuzzugs ins heilige Land. Obwohl die Juden im Reich ausdrücklich im fränkischen Landfrieden von 1179 geschützt waren, bricht sich der religiöse Eifer der Kreuzzugswilligen bahn bevor Heinrich VI und Friedrich Barbarossa in Mainz eintreffen und es kommt zu Pogromen. Viele Juden fliehen aus Mainz und Kuno I. profitiert davon und bietet ihnen in Münzenberg eine zunächst sichere Bleibe. Jedoch stürzt am 2. März 1188 eine Christin in Münzenberg in einen Brunnen, woraufhin die Münzenberger Christen die Juden beschuldigen sie gestoßen zu haben. Die Juden müssen fliehen, Kuno nimmt sich jedoch ihrer an und schützt sie.9
Auch andere Juden siedelten sich in Münzenberg an. So zum Beispiel um 1195 der gelehrte David ben Kalonymos ben Meir ben Kalonymos, der aus Speyer kam und sich fortan David von Münzenberg nannte.
1193 erfahren wir das Kuno I in Frankfurt-Sachsenhausen das klösterliche Hospital Sankt Maria erbauen lies. Der Baugrund war wahrscheinlich ein Lehen des Königs. Auf Bitten Kunos schenkt der König diesem Hospital ein Allod am Frauenweg. Kurz vor seinem Tod wird Kuno das Hospital dem Deutschen Orden übertragen. Es wird die Basis der Deutschordenskommende in Frankfurt bis zur Säkularisation 1803.
Aus dem selben Jahr erzählt eine Urkunde das Kuno für 50 Pfund Silber weitere Güter in Assenheim vom Kloster Fulda erwirbt.

Im darauffolgenden Jahr 1194 erhält Kuno I. für seine treuen Dienste von Heinrich VI. die Hälfte der Frankfurter Münze. Kuno aber hatte aber bereits ab spätestens 1180 in der Wetterau eigene Münzen prägen lassen, jedoch wissen wir nicht das ihm jemals das Münzprägerecht verliehen worden sei. Möglicherweise erhielt er es aus dem Erbe der Nührings. Als Prägeort gilt Münzenberg oder aber auch Assenheim.
Oftmals zeigen die Münzen Kuno selbst mit Schwert und Minzstengel, dann wieder kopieren die Münzen die Pressungen des Kaisers. Sie zeigen statt den Kaiser mit Krone, Lilienzepter und Reichsapfel, Kuno ohne Krone, mit Minzstengel und einer Lilie. Dann wieder ersetzt er Friedrich Barbarossas Frau Beatrix auf der Münze mit sich selbst, so das er neben dem Kaiser abgebildet ist.
Im Thronstreit zwischen Philipp von Schwaben und dem Welfen Otto IV stellt sich Kuno I auf die Seite des Staufers und taucht wieder in dessen Urkunden auf. Auch wird er aktiv gegen die Gegner Philipps, so berichten die Chronisten von schweren Kämpfen zwischen Kuno und den Landgrafen von Thüringen.10 Kuno hatte verhindert, das sich die Heere des Thüringer Landgrafen und die der Welfen vereinigen konnten um gegen Philipp von Schwaben vorzugehen.
Wahrscheinlich 1207 stirbt Kuno I. von Münzenberg, denn ab 28. Mai 1207 taucht letztmalig, nach einiger Übergangszeit, als Zeuge Kuno von Münzenberg der Jüngere auf, also Kuno II., danach wird in den Urkunden wieder nur von Kuno gesprochen, was darauf hinweist das kein Grund mehr zur Unterscheidung zwischen einem jüngeren und älteren Münzenberger gegeben war. Kuno I. war wohl weit über 60 Jahre, eher über 70 Jahre, alt als er starb. Er weist nicht nur die längste Herrschaft im Hause Münzenberg auf, sondern auch die prägenste für die Münzenberger.
Kuno II. scheint zunächst von seinem Vater zu profitieren. Zwar taucht er nach September 1207 und der Ermordung Philipps im Juni 1208 nicht mehr in Königsurkunden auf, aber er scheint sich ab Mai 1209 bei Otto IV aufzuhalten, wird wieder als Zeuge erwähnt und ab September wird er ebenfalls als Reichskämmerer bezeichnet.
Ende August 1209 wird Kuno dem Papst als Teil einer Gesandtschaft angekündigt. Kuno II scheint aber diese Aufgabe nicht wahr zu nehmen. Zwar reist er mit Otto IV ab Ende Oktober durch Italien, zum Angekündigten Termin im September hält er sich aber noch in der Nähe von Bonn auf.
Bereits 1211 stirbt Kuno II von Münzenberg. Wir wissen nicht ob er verheiratet war, Kinder hatte er zumindest keine. Die Führung des Hauses fällt an seinen Bruder Ulrich I von Münzenberg.
Es werden noch folgende Teile folgen, die ich dann auch hier verliniken werde um ein einfaches weiterlesen zu ermöglichen.
- Die Münzenberger – Teil I – Die Münzenberger – Teil I – Vom Wildbann in die Wetterau
- Die Münzenberger – Teil III – Mit Ulrich zum Untergang
- Die Münzenberger – Teil IV – Das Lied von Minze und Feuer
Ergänzend werde ich noch einige Artikel über die Burgen der Münzenberger schreiben. Je nach dem streue ich diese ein, oder schiebe sie hinterher.
G.Binding, Deutsche Königspfalzen, S290 ↩
tatsächlich ist dies nicht gesichert. Keunecke spricht sich in „Die Münzenberger“ dagegen aus ihn als solchen zusehen, schließt aber eine irgendwie geartete Verwandtschaft nicht aus. Die Argumente Eberhard Waro als nicht als Sohn zu sehen wird in anderer Literatur als nicht Stichhaltig bezeichnet, von daher swird er inzwischen als Sohn gesehen ↩
G.Binding, Wanderung von Werkmeistern und Handwerkern im frühen und hohen Mittelalter, S12 ↩
B.Scheidmüller, Hof und Herrschaft im 12. Jahrhundert S16 ↩
K.Gruber, W.Küther, Minzinberg Burg Stadt Kirche S.63 ↩
H.O.Keunecke, Die Münzenberger Quellen und Studien zur Emancipation einer Reichsdiensmannenfamilie S17 ↩
„dives et sapiens castra sua, bona et militum homina multa habebat„, L.Vanderkindere, La chronique de Gislebert de Mons ↩
H.O.Keunecke, Die Münzenberger Quellen und Studien zur Emancipation einer Reichsdiensmannenfamilie S16 ↩
Aronius, Reg. Juden, S146, Nr. 323b ↩
BD 18, Chronica Regia Coloniensis S.167 ↩
3 Antworten
[…] Die Münzenberger – Teil II – Aufstieg auf dem Münzenberg […]
[…] Die Münzenberger – Teil II – Aufstieg auf dem Münzenberg […]
[…] Von Interesse wurde das Basaltplateau mit der Einrichtung des Reichsgutes der Wetterau durch die Staufer. Diese konnte erst mit dem Aussterben des Geschlechts der Grafen von Nürings 1171 erfolgen, die im Besitz großer Teile der Wetterau waren. Da die von Nürings eng mit den Mainzer Bischöfen standen, war ihr Gebiet bis zu ihrem Aussterben vor Zugriffen geschützt. Bei der Aufteilung der Lehen erhielten die Münzenberger einen großen Teil der Ländereien, während Friedrich I. Barbarossa bestimmte Schlüsselstellen für die Krone einbehielt.1 […]