Schwerter im Stuttgarter Psalter
Es gibt eine viele Spekulationen zu den in Handschriften abgebildeten Schwertern, so auch beim Stuttgarter Psalter. Da ich mich aber nicht nur auf bereits existierende Literatur berufen will, befasse ich mich auch noch einmal selbst mit diesen Schwertern und versuche Parallelen zu finden.
Meine Zählung hat eine Anzahl von 53 Schwertern im gesamten Psalter ergeben, bei denen der Knauf erkennbar ist. Dabei ist zu bemerken das es nicht immer die gleiche Darstellung des Knaufes ist. Insgesamt kann man drei unterschiedliche Knaufdarstellungen unterscheiden.
Mit 43 Stück ist bekannte Abbildung mit den drei Aufwölbungen die Häufigste. Sie findet sich im gesamten Psalter. Diese dreigliedrige Abbildung eines Knaufs zeichnet sich durch einen erhöhten Mittelteil und niedriegeren Seiten aus.
Die zweithäufigste, jedoch wesentlich weniger vorhandene ist die eines Dreiecks als Knauf. Oftmals ist dieser in seiner Darstellung jedoch stark verschliffen, so dass er fast rund erscheint. Möglicherweise müsste man an dieser Stelle noch zwischen dreieckig und rund differenzieren. Dieser Knauf kommt 6 mal vor. Er erscheint etwa ab der Mitte des Psalters bis kurz vor dem Ende ( fol. 71v, 80v, 95r, 98v, 113v, 122r )
Die kleinste Gruppe taucht im zweiten Viertel des Psalters 4 mal auf. ( 43r, 44v, 46v, 65v ) Es handelt sich dabei um eine Abart des Knaufs mit drei Aufwölbungen. Jedoch sind bei dieser Variante nochmals jeweils ein Strich zwischen den Bögen eingefügt.

Um welche Schwerttypen könnte es sich handeln?
Weski ordnet die Schwerter grob den Knauftypen Petersen K, O und S zu, bzw. Geibig 2 und 3, mit ebenfalls möglichen Typen 4,6,7,9,10 und 11 1
Es verwundert das Weski nicht Petersen Typ H/B eingeschlossen hat, denn folio 113v ist am ehesten Typ H oder B anzusprechen, was wiederum Geibig Typ 1 bzw. Typ 5 entspricht, denn aber Weski ebenfalls nicht nennt. Wobei durch die verschliffenen Formen in der Darstellung ebenfalls Petersen C, I, N, X, W und U in Frage käme.
Wir haben generell ein wenig die Möglichkeit, eine zeitliche Eingrenzung der Grifftypen vorzunehmen, wenn wir als Entstehungszeit des Psalters von 825-830 ausgehen. Die Datierung von Schwertgriffen ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Oftmals handelt es sich um Flussfunde ohne zugehörigen Fundkontext, die keine Datierung ermöglichen. Grabfunde sind im direkten fränkischen Raum durch die Beigabenlosigkeit nicht gegeben. Bleiben Grabfunde aus dem Ausland (nordisch, mährisch od. aus Kroatien), wobei wir aus diesen Funden lediglich ein Datierung ante quam erhalten. Also bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Schwert genutzt, jedoch entzieht sich die Nutzungsdauer unserer Kenntnis, wobei von eine recht langen Nutzungsdauer ausgegangen wird.
Da ich aber nun keine neue Datierung erstellen will und kann, bediene ich mich der Einteilung von Ian Pierce2 , wodurch sich die Zahl der Typen eingrenzen lässt. Somit fällt schon einmal aus Welskis Liste Typ O (Pierce/Geibig : ca. 900-950) und S (Pierce/Geibig ca. 925-1000/1010) heraus.
Wir suchen also zunächst eine reine Dreiecksform für den Zeitraum 825-830. Dem entsprechen nach Pierce Typ H (775-ca. 960) Petersen B ( 750-820 ) . Typ C (800 – 900 ). Auch Typ N käme gegebenenfalls noch in die Wahl. Nach Pierce tritt dieser ab etwa 825 auf, andere Literatur spricht von um 850.Da Pertersen Typ H einer der weit verbreitetsten Typen überhaupt ist, tendiere ich zu diesem.
Bleiben die Gruppe der Schwerter mit dreifacher Wölbung, mit und ohne Zwischenstrich. Für die uns betreffende Zeitstellung kommen hier zunächst die miteinander verwandten Typen Mannheim, Petersen 1, 2 und D in Frage, für die summarisch eine Laufzeit von vor 750 (Mannheim) bis 820 (Mannheim,Typ2) bzw. 850 (Typ1). Aus diesen Typen sollte sich Petersen D und E entwickelt haben. Möglicherweise auch K. und dessen Nachfolger O.
Geibig differenziert hier stärker, denn er lässt Typ 2 bis 800 laufen und Typ 3 bis 810. (Entsprechen Peterson 1+2) Mannheim, entspricht seinem Typ 4, setzt er dagegen zwischen 790 bis 850 an.
Allgemein gelten Mannheim und Petersen 1 + 2 als Übergangsmodelle aus der Völkerwanderungszeit heraus.
Letzter möglicher Kandidat ist der prominente Typ K. Geibigs Laufzeit liegt zwischen 790 und 890, was sich mit Pierce deckt. Das älteste bekannte Typ K mit Ulfberth Klinge stammt aus Kroatien. Das Grab, in dem es gefunden wurde, datiert auf um 800.

Schaut man sich die unterschiedlichen Darstellungsweisen des Schwertgriffes mit drei Bögen an so kann man feststellen, dass bei den den einfachen 43 Schwertern mit den drei Bögen der mittlere Bogen in aller Regel größer ist als bei den seitlichen Bögen. Er sticht prominent hervor. Die 4 Knäufe, die jedoch mit den Strichen in den Bögen dargestellt sind, weisen in der Höhe der Bögen kaum einen Unterschied auf.
Diese fast gleiche Höhe des Knaufs findet sich bei einigen Petersen K Schwertern, etwa Biskupija Crkvina Grab 6, Stolac Cairi, (alle Kroatien), Schwert aus der Sammlung Wallace aber auch mit nur leichter Erhöhung bei Balinderry, Kilmainham, Haithabu. (Nicht das ganz prunkvolle Bekannte…)
Goran Bilogrivic3 notiert das Milosevic in den Schwertern karolingischer Miniaturen, Schwerter vom Typ Mannheim oder Typ K sieht. Eine Theorie die auch Vinski (1981, 18-19) notiert und im Stuttgarter Psalter , als auch im Goldenen Psalter von St. Gallen Schwerter vom Typ K sieht. Vinski nimmt als Beispielsbild des Stuttgarter Psalters fol 49v, eines den einfachen dreigliedrigen Knäufen, das er aber vereinfacht als Abzeichnung darstellt. Aus dem goldenen Psalter nimmt er p141, ebenfalls als Abzeichnung. In dieser Abzeichnung Ist auf den zwei Schwertern deutliche “Knubbel” am Knauf zu erkennen. Auf dem Digitalisat des Psalters fehlen diese jedoch, die Knäufe sind halbrund, bzw. halbrund abgeflacht. Die Aussage Vinskis erscheint mir daher wertlos!
Nun sind die Knäufe vom Typ Petersen K in aller Regel in 5 oder 7 Aufwölbungen gegliedert. Die ungerade Zahl führt mitunter dazu, der die mittlere Aufwölbung prominenter hervorgehoben ist. Wie zuvor angedeutet, muss dies aber nicht der Fall sein. Ein Petersen K mit gerader Anzahl von Aufwölbungen ist nur aus einem Fund bekannt.
Vor Allem die 4 Knäufe mit Zwischenstrichen und gleicher Höhe stellen daher am wahrscheinlichsten Käufe vom Typ Petersen K dar. Stellt sich die Frage aber warum sie nicht mit 5 oder 7 “Knubbeln” gezeichnet wurde. Die Lösung dieser Frage erscheint mir relativ einfach. Der Psalter ist nicht sonderlich groß. mit 17,5 x 26,5 cm ist er kleiner als A4 (21 × 29,7 cm ). D.h. die Zeichnungen sind gar nicht so groß , wie man aus dem Digitalisat denken könnte. Die kleine Größe zwang die Zeichner, denen die Darstellung als solche wichtiger als die Details war, zu stärkeren Außenlinien, um die Bilder auch klar erkennbar zu machen. Diese dickeren Linien wiederum verhindern die genau Darstellung eines detaillierten Schwertgriffs. 7 Aufwölbungen wären wohl gar nicht mehr erkennbar.
Hinzu kommt das mögliche Unwissen der Kopisten/Illustratoren. Eine These die nicht nur ich früher schon einmal beschrieb. In der Abgeschiedenheit eines Klosters muss ein Schwert nicht unbedingt eine Alltagsgegenstand gewesen sein, was dazu führte das man vielleicht versuchte das nachzubilden, was einem in Erinnerung war. Hinzu kommt das mehrere Künstler am Werk waren, die dementsprechend auch andere Darstellungsformen wählen konnten.
Im übrigen versuchte ich noch herauszufinden ob sich die Darstellungen der Schwerter bestimmter Personengruppen, oder Eigenschaften der Personen zuordnen lies. Jedoch waren die die Darstellungen der Personen so unterschiedlich (mit und ohne Schuppenpanzer, mit und ohne Bart, mit aufgeschlagenen Hosenbeinen und normaler Hose, mit und ohne Helm, normale Tunika und geschürzte Tunika) wie sie nur sein konnten und bilden eher das gesamte Spektrum des Psalters ab.
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…