Quedlinburg, Rekonstruktion, Stift und Begräbnis Heinrich I
Zu Weihnachten erhielt ich das Buch „1100 Jahre Quedlinburg“, das gerade erschienen ist. Dieses ermöglicht mir nun ein wenig über die Pfalz Quedlinburg Heinrichs I zu schreiben. Witzigerweise hatte ich einige referenzierte Paper aus dem Buch schon zu Hause. Hatte aber den profanen Bau der auf dem Schlosshügel stand nicht mit dem Palas in Verbindung gebracht , bzw. hatte 1 und 1 nicht zusammen gezählt.
Bau I – Die Pfalz Heinrichs I.
Zu Lebzeiten Heinrich I. befand sich auf dem Schlossberg von Quedlinburg die Pfalz Heinrichs I. Diese Bauten werden als Bau I bezeichnet.
Die bekannten Gebäude, die sich 936 auf dem Schloßberg befanden, bestanden aus einer kleinen Kapelle von etwa 12x12m, die Petrus geweiht war, an der Stelle, an der sich heute die Krypta der Stiftskirche St. Servatii befindet. Daran anschließend ein Profanbau, der inzwischen als Palas angesprochen wird.
Die Kapelle war dreischiffig, dabei ist nicht klar ob es sich um ein klassisch höheres Mittelschiff mit niedrigeren Seitenschiffen handelt. Es könnten auch Emporen, ähnlich einer Doppelkapelle gewesen sein, denn im Westen hatte die Kapelle eine Empore. Diese wurde über den Palas erschlossen. Das wiederum weist gesichert auf dessen Zweigeschossigkeit hin.
Als Heinrich nun starb, wurde er in dieser Kapelle beigesetzt. Seine Frau stiftete daraufhin zu seinem Totengedenken einen Damenstift an dieser Stelle.
Es ist möglich, dass Heinrich dies ohnehin geplant hatte, aber diesen Plan nicht mehr in die Tat umsetzen konnte.
Zu Abb1. Die Pfalz Quedlinburg. (Bau I) im Westen (links) befindet sich der als palas angesprochene Profanbau. er liegt ein wenig höher, was sich später noch auf den Bau des Stifts auswirken wird. Auf der rechten Seite befindet sich die Pfalzkapelle mit Empore. Vor dem Altar wird Heinrich I. bestattet werden.
Bau IIa – Die erste Stiftskirche
Mit der Einrichtung des Damenstifts folgt nun auch 936 zügig der erste Umbau. Die Kapelle wird niedergelegt und bildet nun eine Apsis. Die Dreischiffigkeit verschwindet, aber die neue Apsis erhält zwei Nebenräume (nicht auf dem Bild). Dafür entsteht nun etwas wie ein Querhaus, ohne dabei ein echtes Querhaus zu sein. Dafür wird wohl der Palas entweder komplett abgerissen, oder aber in Teilen vollkommen umgebaut. Zumindest wird sein Grundriss aber weiter verwendet.
Das vermeintliche Querhaus trägt dabei Emporen, wohl für die Stiftsdamen. in dem entstandenen quadratischen Raum zwischen den Querhausemporen und der Apis findet sich ein Vierpassbecken, das als Taufstein angesprochen wird.
Der westliche Teil der neuen Stiftskirche wurde noch immer vom Rest des Palas gebildet und war wohl durch eine Bogenstellung abgetrennt. Gerhard Leopold geht davon aus das er zunächst nicht als Teil der Stiftskirche genutzt wurde. Er vermutet das man ihn zunächst stehen ließ um ihn später durch einen Westbau zu ersetzen. Dies trat aber nie ein. Diese Anlage wird als Bau IIa bezeichnet, während Bau I den Palas mit Kapelle bezeichnet.
Zu Abb2. Bau IIa Die neue Stiftskirche hat einen neuen Chor erhalten. Das Vierungsquadrat besitzt einen Turmartigen Aufbau um hier Obergadenfenster einzubauen. In den Armen der Seitenschiffartigen Annexen befinden sich die Emporen der Stifstdamen. Links schließen sich die Reste des ehmaligen Palas an. Möglicherweise wurde er noch von den Stiftsdamen genutzt. Vor dem Altar in der Apsis befindet sich die Grabgrube Heinrichs. Im Bild links oben ist eine Zeichnung des Stifts, das vom Rekognitionszeichen einer Urkunde stammt und wohl etwa diesen Zustand zeigt.
Bau IIb – Das erste Langhaus
Doch ein Westbau wird nicht errichtet. Stattdessen wurde noch unter Mathilde der Rest des Palas niedergelegt und ein einschiffiger Laienraum geschaffen, der etwa dem heutigen Mittelschiff entspricht. Dieser Raum liegt jedoch einige Stufen Höher als der ältere Teil, was an dem nach Westen ansteigenden Felsen geschuldet ist. Dieser Bau erhält die Bezeichnung Bau IIb
Zu Abb3. Die Kirche hat nun ein echtes Schiff erhalten. Stufen führen zu Vierung und Chor hinab, nicht wie sonst hinauf, was am Felsen liegt auf dem die Kirche steht. Auf diese Weise musste man nicht die Fläche des Schiffes aus dem Sandstein schlagen. Seitenschiffe können an die se Stiftkirche noch nicht angebaut gewesen sein, denn noch fällt der Schlossberg nach Süden Steil ab der Schlossberg Das Langhaus steht somit nachNorden und Süden direkt am Abgrund, der erst an den Querhäusern endet.
Am Übergang des neuen Langhauses stand mitten in der Kirche ein tonnengewölbter Raum (als Stufenraum bezeichnet, da man zwei Stufen nach unten gehen musste) von 4,7m Länge und 2,8m Breite. Seine Funktion ist unbekannt. Vielleicht diente er als Bühne und begehbarer Raum für Reliquien. Leopold überlegt ebenfalls ob nicht Mathilde geplant hatte den Sarg Heinrichs hier verlegen zu lassen, da durchaus ein oder zwei Särge hier Platz finden könnten. Doch scheinbar wird der Plan verworfen.
Man baut dagegen die noch heute erhaltene Confessio östlich des Königsgrabes, über der sich der Altar befand. Diese halbrunde Vertiefung im Boden der heutigen Krypta, war ursprünglich eine eigene kleine Krypta von ca. 180cm Höhe.
Eine Theorie bringt den Bau der Confessio mit dem Stufenraum in Verbindung. Während des Baus der Confessio hätte man den Sarg Heinrichs hierhin umlagern können.
Diese Phase wird als Bau IIb bezeichnet.
Zu Abb4. Der Chor hat die überdachte Confessio erhalten. An der Stelle des ursprünglichen Grabes entsandt der 4m tiefe Reliquienschacht, ebenso ein weieter westlich davon. Der Altar wanderte somit auf den Platz über der Confessio. Vor dem Querhaus befindet sich die Mulde die möglicherweise den Sarg Heinrichs aufnahm während des Umbaus. Dieser Zustand blieb bis zum Neubau Äbtissin Adelheids erhalten der 1021 geweiht wurde.
Bau III – der Neubau
Erst 968 stirbt auch Mathilde. Sie wird zur rechten Heinrichs beigesetzt. Ihre Enkelin, die ebenfalls den Namen Mathilde trägt, eine Tochter Otto I. übernimmt nun die Leitung des Damenstifts und wird erste Äbtissin. Ihr folgt Adelheid, eine Tochter Otto II. und Theophanus.
Unter Adelheid erfolgt ein Neubau der Kirche, die nun bereits den Grundriss der heutigen Kirche einnimmt, jedoch im Westen Rundtürme besitzt. Die Teile der Vierung und Chor werden mit einer Krypta überbaut, die Confessio zugeschüttet. Doch bereits 1070 wird die neue Kirche ein Raub der Flammen. Bei diesem Brand soll der Schlossberg komplett verwüstet worden sein. In der Folge entsteht, bis auf einige Umbauten, die heutige Kirche, die Adelheids Formen, bis auf die Türme , wieder aufgreift.
zu Abb 5. Der Neubau Adelheids nutz die Form der Vorgängerbauten und war wohl bereits der heutigen Kirche sehr ähnlich. Die Kirche hat nun auch Seitenschiffe bekommen. Um dies zu bewerkstelligen war es nötig gewesen den Boden im Süden anzuheben, wo sich auch der Aufweg auf den Schlossberg befand. Dies wurde zunächst mit Stützmauern erreicht. Da aber ein Verfüllung des so entstanden Freiraums mit Erde und Schutt zum Einen viel Material benötigt hätte und zum Anderen die Stützmauern massivem Druck ausgesetzt gewesen wären wurden Gewölberäume und Gänge eingezogen, wodurch die „Wegekapelle“ St. Nicolai in Vinculis entstand, die vom südlichen Querhaus über Treppen zugänglich ist.
Das Grab Heinrichs I.
Die Gräber von Mathilde und Heinrich wurden nach Mathildes Tod durch ihre Tochter Gerberga, die mit dem Westfränkischen König Ludwig IV verheiratet war, mit einem goldenen Pallium geschmückt.
Im 16. Jahrhundert wurden die Gräber mit inzwischen ungenutzten Altarplatten markiert.
1756 wurde durch Äbtissin Anna Amalia die Gräber geöffnet. Die Stelle an der Heinrich hätte liegen sollen war leer. Der Deckel von Mathildes Sarg war gebrochen, darin fand man neben Mathildes Knochen auch Beinknochen einer anderen Person und dünne schwarze Rippen. Man ging daher davon, das bei einer früheren Öffnung Heinrich zu Mathilde in den Sarg gelegt wurde.
1868 wurde der Fußboden der Krypta erneuert. Dabei stieß man auf die zugeschüttete Confessio. Fast 10 Jahre später wurde der Bereich der Gräber erneuert. Diese waren 120cm eingetieft. Das Fußende Mathildes Sarg bildete dabei die Wand einer von zwei Nischen die in die sich in der confessio befanden. Einen Sarg Heinrichs fand man nicht. Weiter westlich fand sich der Bleisarg von Äbtissin Mathilde.
Man untersuchte die Stelle an der sich Heinrichs Sarg hätte befinden sollen und es stellte sich heraus, dass der Boden nur aus einer nachträglichen Platte bestand. darunter war ein fast quadratischen Schacht von etwa 1,7m Seitenlänge und über vier Meter Tiefe, der an seiner Westseite eine Ausbuchtung besaß. ( das ist die Sache aus der Horror Stories entspringen) Auf dem Grund des Schachts fanden sich Reste von Stuckornamenten, vermoderte Holzstückchen und einige Knochen.
Der Schutt, der in diesem Schacht lag, soll von der abgebrochenen Confessio gestammt haben.
1936 fand man neben dem Mathildensarg, im Schutt des Umbaus von 1868/69 einen weiteren kleinen Bleisarg, bezeichnet als “Bleisarg eines Kindes”. Erst heißt es dazu die Knochen seien bei Öffnung zerfallen sein und einem unbekannten Kind Ottos I. gehören, dann wieder heißt es es seien die Heinrichsgebeine gewesen.
All diese Ergebnisse passten den Nazis bei ihren “Untersuchungen” nicht und sie erklärten einen Schädelrest “mit Stirnband” aus Grab 6, nördlich der Confessio als Heinrichs Schädel. Das “Stirnband” mutierte übrigens kurz darauf zum goldenen Reif…. Man packte alles in einen neuen Sarg und stellte den auf den inzwischen mit Balken abgedeckten Schacht.
In dieser Zeit wurde ein weiterer, 8m westlich gelegener Schacht entdeckt. Zudem fand man den schon erwähnten Stufenraum, sowie durch Reste eines Sarkophags westlich davon gestört. Diese Entdeckungen waren nicht gerade erbaulich für die Nazi-Ausgräber.
Die beiden Schächte, so eine Idee Belmanns, könnten zur Bestattung von Ganzkörpereliquien der heiligen Laurentia und Stephana gehört haben. Erstere ließ Otto I. 962, den zweiten Körper 965 überführen. Dann hätte aber noch die Witwe Mathilde selbst die Anlage der Schächte verantwortet und dabei auch ihren Mann umbetten lassen.
Heike Drechsler vermutet eher das letztendlich Mathilde und Heinrich gemeinsam in einem Sarg beigesetzt wurden, als die Confessio errichtet wurde. Somit wären alle textlichen Hinweise erfüllt: Mathilde und Heinrich liegen beieinander, ihre Tochter zu ihren Häupten, und Gebergas Tuch hätte den Sarg beider bedecken können. Sie gibt auch zu Bedenken das der Sargdeckel, vielleicht durch die Wiedereröffnung brach, als man das Paar im Tode wieder vereint und ergänzt das der gerundete Sargdeckel von zunächst einem griechischen Kreuz geschmückt wird über das dann die Inschrift mit dem Verweis zu Mathilde hinwegzieht. Will heißen vielleicht war der Deckel zunächst nur mit dem Kreuz geziert und diente als Deckel für Heinrichs Sarg. Mit dem Zusammenlegen wäre dann erst die Inschrift für Mathilde hinzugekommen.
Verwendete Literatur:
Adolf Zeller, Die Kirchenbauten Heinrichs I. und der Ottonen in Quedlinburg, Gernrode, Frose und Gandersheim
Klaus Voigtländer, Die Stiftskirche St. Servatii zu Quedlinburg
Heike Drechsler, Zur Grablege Heinrichs I. in Quedlinburg
Tobias Gärtner, Die Entwicklung Quedlinburgs vom 10. bis zum 13. Jahrhundert aus archäologischer Perspektive in 1100 Quedlinburg
[…] None of this is recorded in known historical sources, but is quite plausible for several reasons. First of all,…
[…] historian linked to the Tribur Palts, provided a positive answer to this question. He reconstructed the itinerary of Emperor…
Auch Frau Danker wusste das der stählerne Glockenestuhl 1961 einen Stahlglockenstuhl ersetzt hat, Der alte Holzglockenstuhl von 1844 hat dem…
[…] Trackback: Geschichte und so Zeugs » Ein ♥ für Blogs […]
Hallo Herr Wittmer, Hallo Thomas, das stimmt und wieder nicht. Tatsächlich ist das Wappen in die Wappenrolle mit dieser Beschreibung…