Das kommende Heft zur Pfalz Tribur unter den Karolingern und Miszellen
Ich darf verkünden, dass das Heft zur Pfalz Tribur nun in einer ersten Rohfassung vorliegt. Ich hatte mich den letzten Monat, insofern ich zu Hause war, komplett rar gemacht, mich eingeschlossen und geschrieben. Das Heft besitzt daher mittlerweile 115 Seiten, 30 Abbildungen (und ein paar Bildchen mehr), darunter die kompletten zeichnerischen Itinerare der Besuchsjahre karolingischer Herrscher in Tribur.
Zur Zeit bin ich im ersten Korrekturlesen und ncoh bearbeiten der Jahre um Ludwig IV., aber von denen steht auch schon das Grundgerüst.
Inhaltlich wird das Heft zunächst Urkunden erklären, also Entstehung, Bedeutung, Fälschungen usw. Ich versuche auch hier wieder ein Gesamtpaket abzuliefern. Dann folgen die Regesten. Also die Sammlung wann welche Urkunden ausgestellt wurden, was sie beinhalten und natürlich welche Quellen es dazu gibt, also Regesta Imperiii, Monumenta Germaniae, Chronisten und sonstige Quellen. Also eher etwas, was sich mal nicht so runterlesen lässt, sondern eher eine sehr ausführliche Ressourcensammlung darstellt, die man bei einer Auseinandersetzung mit den Themen aber zwingend benötigt.
Danach folgt der Teil, der eher wieder allgemeiner ist. Ich werde jedes Jahr, in dem eine Besuch in der Pfalz Tribur stattfand, eingehen. Welche Reisewege nahm der König, warum reiste er von hier nach da und was war vielleicht vorher geschehen, damit nun genau in diesem Jahr ein Ereignis eintrat. Man könnte sagen ich erkläre anhand des fränkischen Reiches das karolingische Trebur, oder aber auch ich erkläre anhand des karolingischen Treburs das fränkische Reich… funktioniert beides. Reine Auslegungssache.
Nachdem aber die Texte zu den Jahresbesuchen, besonders bei Herrscherwechsel etwas groß wurden, hatte ich während ich schon schrieb noch mal umgestellt und zum Herrscherwechsel dann noch Kurzbiographien eingefügt, kombiniert mit einem kurzen Blick auf die Beziehung des Herrschers zu Trebur.Abschließen wird dann dieses Heft mit statistischen Auswertungen der Besuche und eine Reflektion oder einigen speziellen Betrachtungen.
Zur Zeit plane ich, dass das Heft im Herbst endgültig fertig ist, wobei ich da ein spezielles Datum anstrebe. Mal schauen, ob das funktionieren wird.
Miszellen
Nun zu den restlichen Sachen. Dadurch dass ich unglaublich viel gelesen habe, unter anderem auch altes an das ich längst nicht mehr gedacht habe, hier nun ein paar kurze Gedanken. Vielleicht werde ich die noch mal bei Gelegenheit ausarbeiten.
1.Siegelbilder
Da ich ich für die Kurzbiographien den Herrschern ein Bild geben wollte, aber nicht unbedingt das gefühlt 500ste mal irgendwelche Stiche oder Malereien des 19. Jahrhunderts aus der Gartenlaube oder Sanella Sammelbilder aufwärmen wollte, habe ich die Abbildungen von Siegeln gewählt.
Es war eher Zufall, dass ich dabei bemerkte, dass sich über die Jahrzehnte die Bilder verändern und als ich dazu dann nachlas, fand ich meine Beobachtung bestätigt. Karl der Große, Ludwig der Fromme siegeln ganz klassisch. Auf den Siegeln ist der Herrscher im Profil zu sehen, mit Lorbeerkranz auf dem Kopf und mit Scheibenfibel geschlossenem Mantel. Erstmalig kommt dann unter Ludwig dem Deutschen ein neues Bild auf, das immer populärer wird, bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Imperiale Portrait vollkommen verdrängt ist. Es ist nun der wehrhafte König zu sehen, mit Lanze zur Linken und Schild auf der Rechten. Diese Art des Portraits gabs auch schon früher, nur wurde sie nur für Kaiserliche Bullen verwendet, z.B. bei Karl dem Großen, nicht für “einfache” Urkunden. Ab dem Ende der Herrschaft Karls III. tauchen die verstärkt auf, als wolle man, nun wo die Nordmänner an die Haustür klopfen und die Magyaren an der Hintertür rütteln, auch auf Urkunden seine Wehrhaftigkeit betonen. Heinrich I. urkundet übrigens nur noch so und ab Otto I. ist dann die Lanze und der Reichsapfel zu sehen und im Anschluss verschwindet die Lanze, bzw. wird zum Langzepter.
2. Lorsch, Datierung und Fragen
Da Trebur eine Station auf dem Weg ist, wenn die Ostfränkischen Herrscher von Frankfurt nach Lorsch oder Lorsch nach Frankfurt wollen hab ich nochmal nach Lorsch geschaut, ohne mir irgendwas zu erhoffen. Da merkte ich dann, das ja seit 2016 eine neue Datierung zur Lorscher Torhalle vorhanden ist. Ich hatte zur Torhale mal hier geschrieben, mit rekordverdächtiger Anzahl an Kommentaren (https://www.tribur.de/blog/2011/04/29/zur-forschungsgeschichte-der-lorscher-torhalle/ ), wobei zum Sarg Ludwigs des Frommen Marianne Schalles-Fischer ganz frisch im Archäologischen Korrospondenzblatt publiziert hat Link: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/97401
Ich war ja immer Anhänger der These, dass Ludwig II. der Deutsche oder Ludwig III. die Torhalle erbaut hätten, aber die C14 sagt was anderes! Die Untersuchung einer Walnussschale und eines Holzkeils aus der Torhalle, die natürlich aus der karolingischen Substanz kommen, ergaben 890-900! Mit der Tendenz zu um 900!1 (Steht übrigens auch schon bei Wikipedia, wie ich gerade sehe). Aber das ist ja mal Bumm!! Warum habe ich davon nichts gehört? Wieder auf einem Ohr blind gewesen!
Nun ja, da ich ja für das Heft die Zeiten durchgekaut habe, viel mir da sofort Hatto I. von Mainz ein, der ab 891 Bischof von Mainz war, die Treburer Synode 895 leitet und 901 Abt von Lorsch wurde. Das Ganze zunächst unter Arnulf von Kärnten und dann als Vormund für Ludwig IV. und der ganz nebenbei noch den alten Mainzer Dom und St. Georg in Reichenau bastelte. Muss ich mir auch mal alles näher ansehen, auch die Urkunden für Lorsch. Aber sehr interessant!
3.Frankfurt und Trebur, Trebur und Frankfurt
Trebur und Frankfurt scheint ja einiges verbunden, aber auch getrennt zu haben. So hat Wolfgang Metz ein gemeinsames Ministerium für Frankfurt und Tribur, mit unter Umständen noch mehr Teilnehmern (wie Ingelheim..) vermutet, dem aber Gockel und Schalles-Fischer mehr oder minder heftig widersprochen haben. Gockel sah dann auch eher eine Art Aufgabenteilung. Private und kirchliche Feste in Frankfurt, große Versammlungen in Trebur. Auch das hat mir keine Ruhe gelassen. Nach dem ich mir eine Statistik zu den Besuchen erstellte, die aber im Grunde nur das zeigt was ich schon wusste, nämlich das wenn Frankfurt besucht wird, auch regelmäßig Trebur besucht wird, wobei Trebur etwas hinterher hinkt, aber ein größere Dunkelziffer zu vermuten ist.
Was aber dann wirklich interessant war, war der Größenvergleich!
Das Ur-Frankfurt liegt im Bereich Römerberg und Domhügel, im Süden Main, im Norden Braubach, mit einer Größe von etwa 325m Länge und 120m Breite. (wäre es ein Rechteck wären das 39.000m²). In Trebur sind es, nördlich des Schwarzbaches etwa 300m x 150m (45000m²). Ist zwar etwas größer, aber das macht den Bock nicht fett. Aber es gab ja noch eine Siedlung südlich des Schwarzbaches mit noch mal etwa 300m x 100m (habe etwas weniger gerechnet als man vermuten sollte) was noch mal 30000m² macht.
Damit hatte ich irgendwie gar nicht gerechnet. Trebur war im 9. Jahrhundert, zumindest im Bereich der Siedlungsfläche, um einiges größer als Frankfurt! Aber Picard kategorisiert Frankfurt zunächst als “ländliche Pfalz”2, wie sie eben auch Trebur war. Trebur und Frankfurt waren also Brüder im Geiste, wenn man so will.
Frankfurt hatte aber den Vorteil, direkt an einer Furt und an Handelsstraßen zu liegen. Zudem war Frankfurt von der zweiten bevorzugten Residenz der ostfränkischen Herrscher, Regensburg, fossa carolina hin oder, recht schnell und effektiv zu erreichen.
Trebur erfüllte einige dieser Faktoren nicht, was dann auch die spätere Entwicklung erklärt.
Aber egal. Es gilt ernsthaft herauszufinden, was beide in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts verbindet!
Quelle : Katarina Papajanni, Mit einem Eichenkeil und einer Walnussschale – Bauforschung an der sogenannten Tor- oder Königshalle im ehemaligen Kloster Lorsch als Grundlage für einen neuen Datierungsansatz ↩
Tobias Picard Königspfalzen im Rhein Main Gebiet in “..Ihrer Bürger Freiheit-Frankfurt am main im Mittelalter” S. 38 ↩
Hat mir sehr gefallen und ich habe mich immer auf den nächsten Teil gefreut. Der Text schuf wirklich eine intensive…
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…