Trebur und Lidar
Das Land Hessen hat schon vor geraumer Zeit Lidar Daten für das gesamte Bundesland erfasst. Bei Lidar handelt es sich um eine Technik, die analog zu Radar, Entfernungen zu Objekten misst. Während bei Radar Funkwellen zum Einsatz kommen, wird bei Lidar ganz allgemein Licht in unterschiedlichsten Formen genutzt. Dies kann zum Beispiel sichtbares Licht sein, Infrarot oder auch Laser. Laserentfernungsmessgeräte die es im Baumarkt gibt funktionieren auf auf diesem Prinzip. Gerade zur Erfassung von Bodenstrukturen oder in der Kombination mit Photogrammmetrie in der Architektur können hier unglaubliche Ergebnisse erzielt werden.
Da Hessen in Gänze erfasst wurde, liegen auch Daten für Trebur vor. Und Teil davon liegt wiederum mir vor. Sie haben jedoch einige wenige Probleme.
Das geringste aller Probleme sind die Streifen, die durch das streifenförmige Scannen des Geländes entstehen. diese sind schnell entfernt.
Die Karte selbst liegt als Höhenkarte in Graustufen vor. Je höher das Gelände ist, desto desto dunkler die Graustufe… oder auch nicht! Das Problem ist, es existiert eine Art „Null-Punkt“ oder „Null-Ebene“. Wird diese Ebene unterschritten, also das Gelände wird tiefer als die „Null-Ebene“ deren Farbe weiß ist, wird das Gelände auch wieder dunkler. Quasi ein Minus- Dunkel, im Gegensatz zu dem Hoch-Dunkel. Nun ist grau eben grau und nicht Minus oder Plus Grau.
Praktisches Beispiel: Der Schwarzbach und die Sandkaut ist dunkler dargestellt als die Anhöhe der Laurentiuskirche. Lade ich alles in eins meiner 3D Programme erscheint der Schwarzbach wie eine monumentale Mauer und die Senke des Hosterts wie ein breiter Berg und die Sandkaut sieht aus wie ein Burgberg im Burggraben. Bedeutet ich muss diese Gebiete invertieren und an den Rest in der Graustufe anpassen, damit alles relativ zueinander passt.
In dieses Schema fällt ein weiteres Problem. Das Vermessungsamt hat versucht die Gebäude zu entfernen. Ich gehe davon aus das dies automatisiert von statten geht. Wahrscheinlich wird dazu die Liegenschaftskarte verwendet, und versucht aus der unbebauten Grundfläche ein Mittelwert zu ermitteln der dann über die Gebäude gelegt wird. Das funktioniert in aller Regel recht gut, bei einigen Grundstücken aber, die stark bebaut sind, hebt er alles auf das Dachniveau an. Auch sind einige Bäume beim Scan durchgerutscht und stehen wie Zapfen in der Landschaft herum Auch dass muss ich irgendwie korrigieren.
Aber…
Bisher habe ich zwar schon einiges korrigiert, möchte aber aus Gründen hier auf die Rohdaten zurückgreifen. Denn tatsächlich habe ich bereits einige Entdeckungen gemacht.
Erste Erkenntnis gewann ich noch mittels meiner alten Software Bryce 3D, in dem ich prodezural generierte Höhenlinien auf das Gebiet um die Laurentiuskirche anwendete. Hier wurde ersichtlich das der Ostrand der Pfalz nicht etwa gerade in Nord-Süd-Richtung verläuft, wie von mir vermutet, sondern ein leicht abgeflachter Halbkreis ist. Die Nord-Süd-Richtung wird optisch lediglich durch die rechteckigen Gärten erzeugt.
Zur weiteren Bearbeitung habe ich die Graustufenkarte zur Deformierung eines Quadratischen Rasters aus 2048 x 2048 Schnittpunkten in der 3D Software Blender genutzt.
Bereits ohne weitere Hilfsmittel war nun der vorstaufische Graben erkennbar, der seinen Anfang am Ende der Tuchbleiche nimmt, entlang der Schmittgasse verläuft, die Hauptstraße überquert und dann durch die Grundstücke in Richtung der Astheimer Straße verläuft. (Rote Pfeile) Dieser Teile der Senke, die dieser Graben heute noch bildet, sind in alten Karten verzeichnet und wurden in natura auch bei der Ortsbegehung beobachtet.
Im nächste Zug sah ich mir nun die Topographie der ehemaligen Pfalz an. Hier waren nun bereits im Bereich der Grundstücksgrenzen in Richtung der Nauheimer Straße ein stärkeres Gefälle und und einige leichte Senken zu erkennen. Um hier mögliche Anomalien besser zu erkennen, vergrößerte ich den Maßstab in der Z-Achse, also in der Höhe.
Die Senken traten, wie erwartet nun deutlicher hervor. Zudem war nun im Westen des Geländes ein Bogen in der Topographie zu erkennen der sich in Richtung Groß Gerauer Straße verläuft und dort an dieser weiter verläuft. Möglicherweise stellt dies den westlichen Abschluss des Kernbereiches der Pfalz dar.
Die Im Bild markierten Anomalien decken sich nicht mit den Grundstücksgrenzen, sondern laufen leicht versetzt zu diesen. Eine Begründung hierfür könnte sein, dass die Bebauung der Nach-Pfalz-Zeit sich an einer möglichen Mauer orientierte, der die Kante vorgelagert war. Da sich runde Grundstücke in aller Regel aber schlecht machen, wurden die Grenzen begradigt, nur die Geländekante blieb nun unnütz auf den Grundstücken zurück.
Um sicher zu gehen, das es sich bei dieser Kante nicht nur ein Artefakt in der Kompression der Daten oder Ähnliches handelt, wendete ich auf das Graustufen Bild einen Weichzeichner an, um kleinere Unebenheiten auszugleichen. Das Ergebnis blieb allerdings identisch.
Den Verlauf der Senken und Kanten habe ich im nächsten Bild noch einmal in der Vogelperspektive marktiert. Hier wurde das weichgezeichnete Graustufenbild als Grundlage verwendet.
Ergänzend kann ich noch sagen, das ich kürzlich in meinem Archiv auf eine alte Aufnahme Treburs gestoßen bin, die eine Fotografie der Laurentiuskirche von der Oberen Pforte aufgenommen zeigt. (Blöder Weise finde ich sie gerade nicht, kann aber alternativ ein aus ähnlicher Perspektive gemachtes Bild von 1955 zur Zeit der Bauaufnahme durch Otto Müller entstandenes Bild verlinke, das leider im unteren Bereich abgeschnitten ist: Bild hier, ich aber dennoch verwenden werde ). Interessant an der Aufnahme ist die Treppe durch das Portal hinauf zur Laurentiuskirche. Irgendetwas sagt mit da stimmt was nicht. Und mir war auch sehr schnell klar was da nicht stimmte.
Es waren die Treppenstufen, die mich störten. Sie fehlten nähmlich, nicht alle aber die oberen Stufen aus Waschbetonplatten. Stattdessen gab es scheinbar ein leichtes Gefälle.
Die unteren heutigen zwei Stufen waren ebenfalls anders. Sie gingen über die Breite des Bogens von 1736 hinaus. Auch gab es nur eine Stufe.
Und wie man so schön an dem PKW sieht, der an der Mauer parkt, würde er über dem heutigen Bodenniveau schweben. Dies kann man auch auf einer Aufnahme erkennen, die im Dorferneuerungsplan Treburs von 1986 ohne Quellenangabe abgedruckt ist. Bei diesem Bild haben die Stufen jedoch bereits die heutige Form.
Das Niveau hinunter zur Groß-Gerauer-Straße bzw. zum Schwarzbach fiel ursprünglich wesentlich weiter rechts und wesentlich steiler ab. Erst bei der Dorfsanierung wurde das Straßenniveau abgesenkt. Dieses Bild zeigt sehr schön wie sich die Bodenhöhe alleine in den letzten 40 Jahren hier geändert hat!
Auch Frau Danker wusste das der stählerne Glockenestuhl 1961 einen Stahlglockenstuhl ersetzt hat, Der alte Holzglockenstuhl von 1844 hat dem…
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