Ein Gesamtmodel des 11. Jahrhunderts
Nachdem ich das Lidar Modell Treburs ja beschrieben hatte, wollte ich mich diesem etwas widmen. Tatsächlich habe ich den gesamten Sonntag damit verbracht die Daten soweit aufzubereiten, dass ich ein 3D Modell der Landschaft habe, wie sie im 11. Jahrhundert ausgesehen haben könnte, erstellen kann. Das Model deckt ein Quadrat mit der Kantenlänge von 960m x 960m ab.
Bewusst habe ich mich dabei für das 11. Jahrhundert entschieden. Es ist topographisch, als auch baulich am ehesten fassbar. Dennoch wird es kein Modell das einen tatsächlichen Zustand abbilden wird.
Es ist lediglich ein „what-might-have-been“- oder „so-oder-ähnlich-könnte-es-gewesen-sein“-Bild.
Und obwohl das alles auf Lücke gebaut ist, möchte ich dennoch dabei meine Bauten soweit mir möglich historisch korrekt sein.
Ich habe mir dazu auf einer Karte einen Strukturplan zurecht gelegt um ein Konzept zu entwickeln.
Der Plan untergliedert Trebur in mehrere Bereiche:
einen älteren Siedlungsbereich an der Nauheimer Straße (braun). Er wird eher bäuerlich sein, mit einigen Höfen aus Holz, Lehm, Fachwerk.
Am Wasser wird ein Hafen /Wirtschaftsbereich mit Schiffslände liegen. Da dieser Bereich lange Zeit kaum bebaut war, werden hier einige hölzerne Scheunen zu Lagerzecken entstehen.
Um den alten Markplatz entsteht eine neue Marktbesiedelung (grün). Zum Teil mit kleineren steinernen Händlergebäuden, aber auch doppelstöckige Holzgebäude, mit oder ohne Fachwerkaufsätze könnten hier entstehen. Sie sollen recht eng stehen.
Für Trebur sind uns auch 4 turmartige Bauten überliefert. (Auf dem Plan mit X markiert)
Zunächst einmal ein mittelalterliches Sockelgeschoß an der Ecke Nauheimer Straße/ Obere Pforte. Dieses konnte ich bei seiner Renovierung selbst begehen ( Links hier und hier ). Der bis zu seinem Abriss in den 60er Jahren über zwei Stockwerke erhaltene Turm auf dem Raiffeisen Gelände (link hier und hier). Ein erhaltener Turm (wohl über zwei Geschoße) im hinteren Teil eines Fachwerkhauses südlich des alten Rathauses. Sowie ein Turm der sich zwischen Ende der Sackgasse der Groß Gerauer Straße und der Schmittgasse befunden haben soll.
Die letzten drei Gebäude besitzen eine Gemeinsamkeit. Sie liegen nicht direkt an einer Straße sondern sind zurückgesetzt. Im historischen Kontext ist dies durchaus nicht ungewöhnlich. Oftmals waren z.B. städtische Adelsitze von einer Hofmauer umgeben, wodurch diese von den Wegen und Straßen zurückgesetzt waren. Mitunter gab es sogar Gebäude die auch zusätzlich mit einem Graben befestigt waren, Vorläufer der späteren Stadtburgen.
Der Turm in der Nauheimerstraße liegt dagegen direkt an der Straße. Dies könnte verschiedene Gründe haben. Zum einen könnte er späteren Datums sein. (Gilt natürlich auch für die anderen Gebäude). Der Platzmangel, direkt an der Pfalz könnte einen Ausschlag gegeben haben, wenn man von Befestigungen wie einen Graben ausgeht. Auch eine vollkommen andere Funktion wäre denkbar, etwa Teil einer früheren Ortsbefestigung, wobei die Mauer des Turms dazu hätte stärker erscheinen sollte.
Jedoch auch das zum Markt hin gerichtete steinerne Gebäude könnte anders sein: Das Grundstück ist schmal, fast schlauchförmig und zieht sich bis zur Sackgasse hinunter. Geht man davon aus das es dort unten wirklich einen Hafen gabe, an dem Handelswaren anlandeten. Die gelöschte Ware hatte von hinten auf das Grundstück des Händlers gebracht werden. Der Turmbau könnte dann ähnlich der Norddeutschen Kemenate/ Steinwerk handeln. Ein ursprünglicher steinernerner Lagerbau, dessen Zweck sich später zum beheizten Wohnraum wandelte. Die beiden anderen westlichen Turmgrundstücke machen den Anschein als seien sie irgendwann einmal geteilt worden.
Als Quelle für die Turmbauten und andere Gebäude dienen mir unter anderem:
-Die Salier , Bände: Die Stadt um 1100, Landesausbau Band 1+2, sowie der Katalog.
-Domus solaratae – Untersuchungen zu Steinhaus und Stadtentstehung um 1100 in Cluny (Link)
und diverseste Paper
wobei spezielle Bauten folgende sind:
-Münsterplatz Zürich-Münsterplatz Zürich
-Der ottonische Turm auf dem Gelände des Klosters St. Johann Müstair
-Der Turm in der Rannischen Straße Nr. 3, Halle ( Link )
Allgemein werde ich baulich eher etwas kleiner bleiben und nicht so in die Höhe streben wie Halle. Ich möchte vielmehr einen Querschnitt bieten über die Gebäudetypen.
Siedlung Hostertgasse/Vogtei
Da ich die Siedlung bereits im Niedergang begriffen sehe, werde ich versuchen sie „einfach“ aussehen zu lassen. Zudem dient sie als reine Wirtschaftssiedlung.
Kleine Hütten aus Holz, mit Schilf oder Schindeln gedeckt. Die Kirche St. Alban wird als einschiffige steinerne Kirche mit Rechteckchor gestalten.
Da wir von der St. Albanskirche nicht viel mehr wissen, als das sie gab, sie aus Stein war und das sie von einem Friedhof umgeben war, musste ich eine Lösung finden wie das grobe Modell aussehen soll. Ich entschied mich letztendlich für die Bemaßung der Silvesterkapelle von Goldbach am Bodensee. Sie entstand wohl vor 850 und wurde später um einen Rechteckchor vergrößert und das Schiff um 1,46m erhöht.
Diese Angaben passen ganz gut zu meiner Vorstellung und könnten im Trebur Kontext mit der Erweiterung des Ortes begründet werden, die eine Vergrößerung der Dorfkirche notwendig machte. Örtlich werde ich sie klassischen am alten Mainzer Weg platzieren.
Einzig baue ich vielleicht ein profanes Steingebäude, oder zumindest eines mit steinernem Untergeschoß, da in der Flur Vogtei von dem kürzlich verstorbenen Eugen Schenkel ein steinerner Grundriss beobachtet wurde. Ich werde dies als Gebäude der Vögte darstellen. (liegt auf Grund des Namens nahe…) So zumindest die Idee.
Und die Modelle für den Turm des Raiffeisengeländes und St. Alban habe ich bereits fertig. Der Trum wurde nach der in Die Salier- Siedlungen und Landesausbau zur Salierzeit gefertigt und stellt Haus III des Münsterhofes Zürich da. Es stimmt mit seiner Abmessung etwa mit Trebur überein und ich nutzte den Turm schon in einem einem Poster zur Ausstellung die ich vor 10 Jahren kuratierte.
An dem Bild sieht man das ich die Modelle unterschiedlich aufbaue. Während ein Teil nur oberflächliche Platzhalter werden, werden einige Gebäude genauer und detailreicher ausgearbeitet, in der Hoffnung alle Gebäude irgendwann detailreicher zu gestalten.
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…
Großartig! Und deprimierend. Ich habe den Artikel von Google News vorgesetzt bekommen, und er war völlig in style. Vom letzten…