Wieder Erkenntnisse aus der Laurentiuskirche
Beim Bau des neuen, genaueren Modells zur Laurentiuskirche stieß ich auf ein Problem. Wenn ich die Arkadenbögen und das darüberliegende Mauerwerk so konstruierte wie die Angaben im Grundrissplan waren, nämlich 74cm breit, passte der Anschluss des Mittelteils des Westbaus an das Langhaus nicht richtig. Das Langhaus wäre knapp 5cm zu breit. Zwar muss das nichts bedeuten, aber diese Kante erschien mir seltsam, denn auch die auf einer Fotografie von 1907 in der Westwand, ab ca. 7,5m einsetzte Eckverquaderung in Breite des Mittelschiffs passte nicht zu der Breite.
Nochmals ging ich speziell die Unterlagen zu den Arkaden durch. Der erste Punkt war das die Pfeiler, wohl in gotischer Zeit wie auf Grund der Farbreste vermutet wird, auf 74cm verschmalert wurden. Zuvor Betrug ihre Breite etwa 89cm, was identisch mit den Mauern des Langhauses ist. Die auf den Pfeilern aufsitzenden Arkadenbögen war jedoch wohl schon immer 74cm tief. Ihr Scheitelpunkt liegt bei einer Höhe von 5,99. Auf gleicher Höhe beginnt an der südlichen Westwand das kleine verzogene, rechteckige Fenster, das wiederum 70cm höher wieder endet. Auf gleicher Höhe finden sich nun in den Arkaden 4 Balkenlöcher mit Nord-Süd Ausrichtung – Die Deckenbalken der Seitlichen Räume der Vorhalle.
Exakt mit dem Ende der Balkenlöcher kommt es zu einem kleinen Rücksprung der Mauer. Der Verputz und das Mauerwerk darüber erscheint auf Fotografien (und natürlich auch in natura) unruhiger, rauer. Aus Gründen entfernet Otto Müller bei seiner Bauuntersuchung an dieser Stelle den Putz nicht. Er sah dazu keine Veranlassung, denn er hatte in der Westwand gesehen das es hier möglicherweise zu einer Erneuerung des Mauerwerks gekommen war. Das IDB, welches die Unterlagen 1991 neu bewertet hatte, vermutet nun das sich das Mauerwerk an dieser Stelle ursprünglich verbreiterte.
Oder anders gesagt: Oberhalb der Decke der Seitenräume nahm die Mauer wieder die Breite des Langhauses ein! Somit war der einheitliche Anschluss an das Langhaus wieder gegeben. Diese Verbreiterung liegt wiederum genau in der Verlängerung der Obergadenzone des Langhauses. Also dem Bereich in dem die Fenster im Kirchenschiff lagen.
Zu dem bemerkte ich, dass wenn ich die Langhausarkaden im gleichen Rhythmus verlängere, passen genau zwei Arkaden in die Vorhalle. Mit noch einer Arkade mehr landet dann der Pfeiler noch auf dem Mauerstück das vor der Kirche im Boden entdeckt wurde. Das tut er allerdings nur mit „Ach und Krach“ weshalb ich letzterem nicht allzu viel Bedeutung zumessen möchte.
Es sieht also so aus als ob man beim Einbau des Westbaus bei weitem nicht das ganze Gebäude nieder legte. Mindestens das Langhaus blieb bestehen. Man brach Teile der Mauer aus um die schmaleren Arkadenbögen einzuziehen, behielt aber die Breite des Langhauses in der Obergadenzone bei um einen glatten Anschluss zu erhalten. Aus den wahrscheinlich zwei ersten Langhausarkaden, wurde eine breitere geschaffen, wobei man aus statischen Gründen die Breite der Pfeiler nicht änderte. Wahrscheinlich blieb auch das noch ein Langhausfenster im Obergaden bestehen. Es wurde die Laibung entfernt und das ehemalige Fenster diente nun als Zugang zu den Dächern des Westbaus und konnte mit einer Leiter erreicht werden.
Ob das Langhaus auf dem der Westbau aufsaß identisch ist mit dem 3-schiffigen Kirchenbau ist, der nach 855 nach dem Frankfurter Vorbild entstand vermag ich zur Zeit nicht zu sagen. Ich hege die Vermutung das es noch einen Zwischenschritt gab, denn die erwähnte Mauer vor dem Kirchengebäude, scheint zwar älter als der Westbau, aber jünger als die Fundamente, so das IBD.
Aber auch der gotische Umbau erscheint in klarerem Licht. Der Westbau musst dabei erhöht werden, damit an der Ostseite das nun höhere und breitere Dach glatt anschließen konnte. Den Unterlagen nach gab es immer noch nach Nord und Süd gerichtete Giebel wie auch im romanischen Bau, nur eben höher. Hinweis ist dazu eine Vertrag vom 17.4.1749 mit dem Darmstädter Zimmermeister Clausecker, in dem es unter anderem heißt:
„Nachdem nachher nötig befunden worden, die steinernen Giebel und Dachwerk auf beyden Seiten des Thurms ebenfalls abtragen und ein anliegendes Dach, das mit dem Kirchendach gleichlaufet, dahin zu setzten.“
Damit entstand dann das Dach wie wir es heute kennen.
Zudem denke das ich eine Lösung für ein Problem gefunden habe das mich schon länger quälte. Hier schrieb ich über einen Mauerrücksprung im Querhaus und eigentlich hätte ich mir nur Gedanken über den Kommentar dazu machen müssen der irgendwann reinflatterte. Bei den grauen Steinen, die als Binder und Läufer als Eckverquaderung in den oberen Bereichen dienen, handelt es sich nicht um Steine des Umbaus des 18. Jahrhunderts. Dies hatte ich immer irgendwie so im Kopf. Sie stammen wohl vom gotischen Umbau. Wahrscheinlich waren sie mit roter Steinfarbe bemalt wie man das auch in der Gotik mit Steinen im Inneren gemacht hatte. Das sie im Westbau verwendung fanden ist durch die Erhöhung klar. Aber wenn man mal nicht zu kompliziert denkt hat das im Westbau auch seinen Sinn! Für die abgespeckte „Möchtegern“ Hallenkirche die man um 1450 baute mussten die Seitenschiffmauern erhöht werden.
Lichtenberg schrieb von 31 Fuß hohen Mauern am „Creuzbau“, gemeint ist das Querhaus, was etwa 8,93m beim Darmstädter Fuß sind. „Andere Mauern“ müssten erhöht werden, befindet Lichtenberg aber als nicht tragfähig für eine Erhöhung um 18 Fuß . Gemeint sind wahrscheinlich die ohnehin schon erhöhten Seitenschiffmauern.
Mauern kann man nicht einfach beliebig erhöhen, zumindest nicht freistehend. Sie benötigen eine Verzahnung mit dem umliegenden Mauerwerk. Da eine anständige Verzahnung im Westbau nicht möglich war, vielleicht nur an zwei Stellen an denen die romanische Eckverquaderung fehlt, musste eine dauerhafte Verzahnung mit dem Querhaus her. Also riss man den oberen , westlichen Teil ab, verzahnte mit dem Seitenschiff und mauerte (mit der neuen Eckverquaderung und einem karolingischen Kämpfer als Füllung) wieder auf. Dabei verschmalerte man die Mauerm nach Westen um Material zu sparen.
Ohnehin scheint der ganze gotische Umbau, nachdem man mit dem Westbau grob fertig war recht „kostengünstig“ abgewickelt worden zu sein. Schaut man sich die anderen noch erhaltenen Umbauten der Herren von Katzenelnbogen der Zeit an, davon gibt es einige und ich bin da noch nicht ganz durch, so wurde da mitunter ganz schön geklotzt! Allen voran beim Vorzeigeprojekt, der ehemaligen Stiftskirche in St. Goar, die wohl als dynastische Grablege dienen sollte. Ein Kirchenbau aus dem 11. Jahrhundert wurde hier in eine gotische Saalkirche mit westlicher Vorhalle unter einem Turm mit großem gotischen Bogen vom Langhaus getrennt, Emporen zwischen gotischen Bögen und einem gotischen Chor auf einer Krypta des 11. Jahrhunderts, umgebaut.
In Trebur wurde wohl nur das nötigste wurde gemacht. Mein Versuch jeweils 2 von 4 Langhausarkaden zu einem großen gotischen Bogen zusammenzufassen scheiterte an der zur Verfügung stehende Höhe bis zur Dach. Man hätte das Schiff neu aufbauen müssen um dies zu bewerkstelligen. Wenn es im Langhaus eine Veränderung gab wurden, dann wurden lediglich dir Rundbögen zu Spitzbögen ausgebrochen. Die Sparsamkeit rächte sich natürlich. Der Turm war bald schon instabil, im Chor bröckelte die Decke runter, im Langhaus war kein Licht weil wohl die Emporen vor den romanischen Seitenschifffensterchen lagen und durch den Obergaden kam ohnehin nichts mehr weil da ja nun das Dach war. Trebur war einfach zu unbedeutend geworden um hier Modifikationen wie in St. Goar, !
Ich denke/hoffe das sich noch ein paar Sachen in Erfahrung bringen werde und versuche das alles schon parallel anständig ausformuliert zu Papier zu bringen.
Auch Frau Danker wusste das der stählerne Glockenestuhl 1961 einen Stahlglockenstuhl ersetzt hat, Der alte Holzglockenstuhl von 1844 hat dem…
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Hallo Herr Wittmer, Hallo Thomas, das stimmt und wieder nicht. Tatsächlich ist das Wappen in die Wappenrolle mit dieser Beschreibung…
Ich bin vor ein paar Jahren nach Trebur gezogen und habe mir auch genau diese Frage gestellt. Die Einheimischen hattem…
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