Da ist noch ein Problem an der Laurentiuskirche
Eigentlich gibt es mit dem Kirchenbau noch so einige Probleme, diese sind aber eher in verschiedenen Variationen durchspielbar, wie zum Beispiel der Chor oder die Frage ob der ottonische Ursprungsbau bereits einen Turm besaß.
Mein Problem sind auf den ersten Moment ganz harmlos aus und ist auf dem Bild links zu sehen. Es ist der Mauerrücksprung der hier zu erkennen ist.
Er befindet sich am Querhaus in der Westwand und zwar nicht nur am südlichen Querhaus (im Bild) sondern auch in der Westwand des nördlichen Querhauses. Die Lietratur zur Laurentiuskirche, die ja ohnehin dünn ist, schweigt den Mauerrücksprung tot. Lediglich die sonst sehr (ähhh wie drück ichs aus?) Kiesow folgende Magisterarbeit von Ellen Ludwig erwähnt den Rücksprung, stellt aber keine Theorie dazu auf, sondern stellt lediglich die Frage ob hier der Bau möglicherweise erhöht wurde.
In der Bauuntersuchung von 1991 wird der Rücksprung nicht erwähnt und ist auch nicht in der isometrischen Ansicht der vorhandenen Bausubstanz eingezeichnet. Dies verwundert aber nicht , da die Bauuntersuchung lediglich eine Neuauswertung des bereits vorhanden Materials darstellt (Diefenbach 1934 und Otto Müller 1954) Da sich beide mehr dem Innenraum widmeten erschien dieses Bauteil nicht in den Unterlagen.
Die von Ellen Ludwig aufgeworfene Frage, ob das Mauerwerk möglicherweise nachträglich herhöht wurde erscheint mit unwahrscheinlich., denn wie auch auf dem Bild links zu erkennen ist, ist die Eckverquaderungen über und unter dem Rücksprung identisch. Auch die Ansicht des südlichen Mauerwerks zeigt keine Verhänderung des Mauerwerks, bis auf den Einbau der barocken Tür und des darüber liegenden Okkuli. Die Innenansicht hilft hier auch nicht weiter, denn der Putz wurde komplett nur an einer verhältnismäßig kleinen Stelle oberhalb einer Vertäfelung und unterhalb der Empore entfernt. Sie zeigt nur die Baunaht zwischen barocken Langhaus und älterem Querhaus.
Interessant ist dagegen die Aussenansicht von 1911/14, als der Putz entfernt worden war.
Ich habe versucht auf diesem Bild die Baunaht zwischen altem Teil (rechts) und barockem Bauteil(links) durch eine rote Linie sichtbar zu machen. Die gelbe Punkt-Linie zeigt den Mauerrücksprung. Hier finde ich die markierte rechteckige Ausbuchtung der Naht interessant. Doch dazu später mehr.
Ich stelle mir zunächst einmal die Frage, welchen Sinn die der Mauerrücksprung haben könnt, wenn er den so vorgesehen war.
In der Regel dient ein Mauerrücksprung als Auflagefläche. Dies kann man sehr schön an Burgruinen sehen. Wenn nur noch die Aussenmauern eines Palas stehen, sieht man Mauerrücksprünge an den Stellen wo sich die Böden/Decken befanden.
Waren hier als Balken aufgelegt? Dann müssten sich Balkenlöcher in der Wand finden. Auf dem Foto des Südquerhauses sind diese jedoch nicht zu sehen und hier kommt die Ausbuchtung der Baunaht ins Spiel. Von der Größe könnten hier Balken gesessen haben, wodurch das Mauerwerk vielleicht ausbrach und erneuert wurde. Leider besitze ich keine Bilder von der Nordseite ohne Putz um diese Theorie zu verifizieren.
Aber um ganz ehrlich zu sein macht das alles für mich so wirklich keinen Sinn! Stelle ich mir das Ganze als Teil des Seitenschiffs vor, als ob das Seitenschiff am Querhaus um 90° abknickt, hätte ich vom Querhaus selbst keinen Zugang in den Raum, sondern nur vom Seitenschiff selbst. Quasie wie eine Miniaturkapelle. Sehe ich das als Porticus die an die Kirche anschließt muss ich mich fragen, warum diese nicht mittig an das Querhaus anschließt.
Ich hab da mal was vorbereitet… Wenn jemanden eine Idee dazu kommt, nur raus damit!
Ich bin natürlich ein absoluter Laie was kirchliche Baugeschichte angeht, aber könnte es sich dabei vielleicht um eine Art von Außenkrypta handeln?
Eher nicht. Eine Außenkrypta würde sich in der Regel in der Zentralachse hinter dem Chor finden.
Glaubt Ellen Ludwig, dass die Traufhöhe des Querschiffs irgendwann so niedrig war? Oder was soll es heißen, dass „der Bau möglicherweise erhöht wurde“?
Davon gehe ich aus, dass sie von einer niedrigeren Traufhöhe schreibt. Sie schreibt leider auch nicht mehr als ich hier wiedergegeben habe.
Habe kurz darüber nachgedacht. Ich vermute Sie denkt dabei an die niedrigere Traufhöhe der Seitenschiffe der Einhardsbasilika in Michelstadt Steinbach die unterhalb der der des Langhauses liegt, die ja für Kiesow (unter dem sie übrigens die Arbeit schrieb) und anderen ein Vorbild vor Trebur war. Hier bei Wikipedia
Nach 8 Jahren habe ich ein weiteres Beispiel für einen solchen Mauerrücksprung gefunden 😉 Im Kloster Allerheiligen in Schaffhausen gibt es einen Rücksprung an der Ostseite des südlichen Querschiffs. Hier wird von einer Bauunterbrechung (1098) mit anschließender Planänderung ausgegangen. Allerdings ändert sich dort auch die Mauertechnik. Habe leider online kein Bild gefunden. Gut zu sehen in Schaffhauser Archäologie 4, 1999, S. 54