Neues vom Zullestein und seine Verbindung zum Astheimer Burgus
Das HCCH (Heidelberg Center for Cultural Heritage) der Universität Heidelberg hat einige neue Erkenntnisse zum Schiffsländeburgus Zullestein bei Biblis. Bevor ich jetzt mit der Ortsentwicklung Treburs weitermache muss ich die kurz vorziehen, weil es da ganz interessante Informationen gibt, die sich in Teilen auch für Astheim und Trebur auswirken könnten.
Im Grunde wollte man nur eine neue digitale Rekonstruktion des Zullestein erstellen und dabei Geodaten und geophysikalische Prospektionen kombinieren. Dabei gab es nun einige neue Erkenntnisse.
Zullestein und und Burgus Astheim entstanden zur selben Zeit unter Valentinian I. und folgen dem selben Bauplan. Daraus resultierend wurden beide gleich rekonstruiert: Von einem Hauptgebäude aus führen zwei Zangenmauern in Richtung des ehemaligen Uferbereichs, wo sie in kleinen Türmen Enden, welche im Wasser stehen und so einen kleinen Hafen bilden. Wie bei Astheim war es unklar ob der Zullestein an einem Seitenarm des Rheins oder am Hauptarm lag.
Die neuen Untersuchungen ergaben , dass der Zullestein an einem Seitenarm lag. Zu dem war nicht zum Wasser hin geöffnet, sondert die Zangenmauern waren durch eine weitere Mauer geschlossen! D.h. es gab eine rechteckige Maueranlage an deren landeinwärts gerichteten Seite das Hauptgebäude lag. Umgeben wurde die Anlage von einem Spitzgraben, der zum Altarm führte. An seiner, dem am Wasser gelegenen Mauer gab es dann eine kleine Anlegestelle für die römischen Schiffe.
Zudem muss die frühere Idee, die Römer hätten die Weschnitz umgeleitet, so dass sie nicht mehr in den Altneckar entwässerte, sondern mittels eines Dünendurchstichs in Richtung Burgus Zullestein floss, verworfen werden.
Die Sedimentuntersuchungen zeigten das der Eingriff wohl erst zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert erfolgte und damit im Zusammenhang mit dem Kloster Lorsch steht.
Für Astheim bedeutet dies zunächst, das auch dieser Burgus wohl an einem Altarm lag, Maurer war sich dessen noch nicht sicher, zudem sollte auch der Astheimer Burgus zum Rhein hin geschlossen gewesen sein. Die damalige (2003) Geoprospektion des Geländes reichte nicht soweit nach Westen.
Weiterhin bedeutet es , das die Weschnitz möglicherweise bis ins 9.Jahrhundert in den Altneckar entwässerte, dieser also noch mehr Wasser als heute führte. Im größeren Maßstab gedacht bedeutet dies auch das die Römer, die das Baumaterial für den Trierer Dom aus dem Odenwald holten, dies nicht über die „neue Weschnitz“ taten, diese existierte ja nicht, sondern über den Altneckar und wahrscheinlich den Landgraben , wenn dieser denn noch nicht schon wieder verlandet war, oder direkt an Trebur vorbei. Was wiederum bedeuten könnte das Trebur schon zu diesem Zeitpunkt eine kleine Zwischenstation für diesen Kraftakt bot.
Ich muss mich an dieser Stelle korrigieren. Wie bereits in den Kommentaren erwähnt, scheint lediglich die Rheinmündung der Weschnitz geändert worden zu sein, da er an einigen untersuchten Stellen klar verlandet war. Ich denke daher das das Kloster Lorsch wohl eine nue Anbindung an den Zullestein herstellte, da dieser sich ab 846 an das Kloster Lorsch ging.
Hier die zugehörigen Links:
https://www.uni-heidelberg.de/hcch/forschung/zullestein.html (Die Hauptinformation) und auf Projektseite https://www.uni-heidelberg.de/hcch/forschung/projekte.html gibt es noch ein Video der neuen Rekonstruktion
Hallo,
die Untersuchungen der römischen Brücken über den Restneckar bei Goddelau haben aber angeblich gezeigt, dass der Flusslauf dort im 4.Jh. schon stark verlandet und nicht mehr schiffbar war. Die ebenfalls römische Brücke bei Bickenbach ist in ihrer Spätphase in einen Damm umgewandelt worden. Die Verlandung muss also noch zur römischen Zeit erfolgt sein. Ich weiß nicht, inwieweit die Untersuchungen am Zullestein wirklich Rückschlüsse auf den weiteren Weschnitzverlauf zulassen. Vielleicht lag die „neue“ Mündung in den Rhein in der spätrömischen Zeit etwas entfernt von der mittelalterlichen?
Viele Grüße
Daniel Jünger
Danke für den Hinweis , da hatte ich dann was übersehen/ ganz vergessen ( z.B. Christiane Singer, Die Vegetation des nördlichen hessischen Rieds während der Eisenzeit, der römischen Kaiserzeit und dem Frühmittelalter S63) Ich hoffe tark das die Heidelberg zum Zullestein noch was nachreichen in Form eines Papers.
Vielen Dank aber noch für die beiden Links. Die Visualisierung gefällt mir gut. Und es erscheint mir auch logisch, dass flusseitig eine weitere Mauer den Hof des Burgus begrenzte. Die bisherige Rekonstruktion erschein mir immer glaubhaft, weil man sich die Funktionsabläufe da sehr gut vorstellen kann. Ich habe eine Anlegestelle und drumherum eine Befestigung… Wenn man aber an die deutlichen Unterschiede im Wasserstand des Rheins denkt, dann kann das ja gar nicht funktioniert haben. Der Kai kann nicht so konstruiert gewesen sein, dass er bei Hoch- und Niedrigwasser funktioniert hätte. Bei Niedrigwasser hätte ein Angreifer so einfach über die Wasserseite in den Hof spazieren können.
Gerade habe ich mit die Darstellung des Burgus in Ladenburg nochmal angesehen, der ja auch so funktioniert haben müsste. Dort ist aber im archäologischen Plan nur das Hauptgebäude und die zwei Winkelmauern dargestellt…