Mainzer Mauerbauordnung
Ich hatte sie bereits mehrfach erwähnt, aber nie darüber geschrieben, die Mainzer Mauerbau Ordnung.
Mainz besaß seit dem 3./4. Jahrhundert eine Stadtmauer. Diese wurde mit den Normanneneinfällen ausgebessert und durch Hatto I zum Rhein hin erweitert.
Als die Mainzer Bürger gegen die den Bischof Arnold von Seelenhofen aufbegehrten und in 1060 töteten wurde die Mauer zu Strafe 1163 durch Friedrich den I. geschleift. Ab 1200 wird sie nach und nach wieder errichtet.
Nun ist für die Mauer aus der Zeit vor der Schleifung, genauer gesagt aus dem 10./11. Jahrhundert in einer fragmentierten Abschrift aus dem 15. Jahrhundert, die auf eine leere Seite des älteren Stadt-Lagerbuches gekritzelt wurde, ein extrem interessantes Dokument überliefert. Eben die Titel gebende Mainzer Mauerbauordnung.
In ihr sind 30 Orte in Umkreis von ca. 20km um Mainz verzeichnet, die in der Stadt keinen Marktzoll zahlen mussten und sich, wenn Gefahr im Verzug war, hinter die sicheren Mauern der Stadt retten durften. Im Gegenzug waren sie zum Unterhalt eines Teiles der Stadtmauer verpflichtet.
Dies war ein übliches Vorgehen, eine ähnliche Mauerbauordnung ist uns auch aus Worms überliefert.
Für die Orte die in der Liste angegeben sind, sind jeweils jeweils die Zinnen, gemeint ist hierbei ein Zinne inkl. einer Scharte, um die sich der Ort kümmern musst. Da Mauerbauordnung sich auf den Marktzoll bezieht, wird davon ausgegangen das die Anzahl der Abhängigkeit der auf die wirtschaftliche Stärke des Ortes bezieht.
Die Liste wird tatsächlich angeführt von Trebur als Pfalz und Fiskus mit 30 Zinnen, gefolgt von Ingelheim mit zugehörigen Orten mit 25 Zinnen, Oppenheim mit Dienheim 18 Zinnen usw.
Wie u.A. Gerold Bönnen in „Stadttopographie, Umladbeziehungen und Wehrferfassung : Anmerkungen zu mittelalterlichen Mauerbauorndungen“ erläutert, bestehen kaum Zweifel das diese Mauerbauordung ihren Ursprung in der Zeit vor 900 hat und Folge der Normannenabwehr ist.
Durch die Mauerbauordung lernen wir aber auch über Trebur. So ist erkennbar das der Fiskus Trebur, also die Pfalz und deren zugehörigen Höfe, im Umland von Mainz ein elementarer Wirtschaftsfaktor war. Aber wir sehen auch das Trebur wohl auf keinen Fall in der Art ausgebaut war, dass es sich wie eine Festung hätte verteidigen könne. Auch gab es keinerlei Fluchtburg in der Nähe , wie etwa in Pöhlde, die man bei Gefahr hätte aufsuchen können. Man war also gezwungen in der nahen Stadt Schutz zu suchen und sich dort zu Verschanzen in der Hoffnung gegen eine nahende Bedrohung stand zu halten, wie etwa bei den Belagerungen von Paris 845 und 885/886. Damit nun die umliegenden Orte Zuflucht erlangen konnten, mussten sie als Gegenleistung für die Instandhaltung eintreten.
Hi, ist schon länger her aber ich hab mich auch mal kurz damit beschäftigt. http://www.ffc1066.de/wp-content/uploads/2009/09/KG_Lager_V1.pdf Grüße der Uhl
Danke habs korrigiert. War wahrscheinlich der holozänische Revolutionskalender von Göbekli Tepe oder so ;-)
Leider doch nur ein Typo … Canossa war ja 11076 … Ich finde den Holozänkalender jedenfalls einer Überlegung wert. Grüße…
Ab heute mit Jahresangaben nach Holozän-Kalender? Ich finde das gut; überlege ebenfalls, den öfter zu verwenden. (Es wird das Jahr…
Großartig! Und deprimierend. Ich habe den Artikel von Google News vorgesetzt bekommen, und er war völlig in style. Vom letzten…